Welches Buch lest Ihr gerade?

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
Padreic
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Mo 21. Mär 2005, 01:27 - Beitrag #1181

Bin irgendwie dieses Wochenende erstaunlich viel zum Lesen gekommen, weshalb ich es geschafft hab, zwei Bücher dabei zu lesen...

Das erste ist 'Der Vorleser'. Ich war positiv überrascht. Es geht um einen Jungen, der mit einer sehr viel älteren Frau eine Beziehung hat, die sich später als ehemalige Nazi-Verbrecherin herausstellt. Man kann vieles, auch nicht explizit gesagtes auf die Nazi-Vergangenheit und ihre Bewältigung hindeuten (dies geschieht aber nicht aufdringlich, höchstens von einigen wenigen Moment abgesehen). Aber auch ohne diese Sichtweise ist der Roman wirklich interessant. Besonders durch den Hauptcharakter, der wirklich nicht besonders ist und ebenso dargestellt wird.
Der ganze Stil ist im wesentlichen berichtartig, was mir auch sehr gut gefallen hat.

Das zweite ist "Das Versprechen" von Friedrich Dürrenmatt, ein "Requiem auf einen Kriminalroman", wie es der Autor unterititelt. Und das ist es wohl auch. Die Geschichte erzählt ein ehemaliger Kommandant der Polizei einem Krimi-Autor, gibt ihm sie zur weiteren Verwendung, in eine knappe Rahmenhandlung eingefasst. Es geht um einen Kindsserienmörder, der vermeintlich gefasst wird, geständig wird, sich erhängt und wo doch ein Polizist nicht an seine Schuld glaubt, den Dienst quittiert und sich selbst daran macht. Der Täter wird allerdings später durch bloßen Zufall gefunden. Ein Hohn auf die kriminalistische Methode.

Padreic

Tille_65
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Di 22. Mär 2005, 12:20 - Beitrag #1182

Im Moment les ich Meteor von Dan Brown. Nachdem ich Illuminati und Sakrileg regelrecht verschlungen hab wollt ich wissen ob das dritte Buch von Brown auch so gut ist wie es von allen Kritikern gelobt wird.

e-noon
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Di 22. Mär 2005, 15:35 - Beitrag #1183

"Der Vorleser" fand ich auch toll. Die Parrallelklasse hatte ihn als Lektüre, und in einer Freistunde habe ich mir das Buch dann von jemand geliehen und gelesen. Ich konnte mich erstaunlich gut in die Hauptperson einfühlen, das interessanteste an dem Buch waren seine emotionalen Zustände, die imo sehr leicht nachfühlbar und detailliert beschrieben wurden. Ich habe allerdings nicht allzuviele Fakten behalten, ich habe den Inhalt wohl mehr intuitiv als cognitiv aufgenommen.

Amy
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Di 22. Mär 2005, 21:52 - Beitrag #1184

Da ich momentan Praktikum in der Bücherei mache, habe ich eine riesen Auswahl, wenn mal nichts los ist, ich hab aber zu einem ganz einfachen Buch gegriffen: "Alice im Wunderland" :) Das wollte ich schon immer mal lesen.

Außerhalb der Arbeit lese ich "Nichts bereuen", obwohl ich den Autor jetzt nicht weiß, weil ich das Buch irgendwo vergessen habe. Es geht darum jedenfalls um den 19-jährigen Daniel, der (denke ich mal) sein Tagebuch schreibt. Hab noch nicht viel gelesen, aber das, was ich beim durchblättern erblickt habe, gefiel mir :D

aleanjre
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Di 22. Mär 2005, 23:59 - Beitrag #1185

"Die Stadt der träumenden Bücher", von Moers. Ist mein erstes Buch von ihm, und mir gefällt sein weitschweifiger, adjektivbesessener Stil. Eines der wenigen Bücher, dass durch den "Ich-Erzähler" an Brillanz gewinnt.
Es geht um die Abenteuer des Hildegunst, einem jungen Lindwurm, der die Spur eines absolut perfekten Manuskriptes verfolgt. Eine Ode sowohl an das geschriebene Wort wie auch an den Literaturbetrieb als solches. Lektoren, Autoren, Leser, Kritiker, Antiquare... alle bekommen ihr Fett weg. Dazu ein Feuerwerk der phantastischen Schöpfung. Doch, macht Spaß!

Skuld
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Mi 23. Mär 2005, 00:00 - Beitrag #1186

Den 4. von den 6 Bänden der Dunkelelfen Saga von R.A. Salvatore. Ein super Buch, auch für nicht-Forgotten-Realms-Fans zu empfehlen ;)

Drizzt Do'Urden wurde in einer Welt der Schatten geboren - doch sein Weg führt unaufhaltsam ans Licht: Keiner ist wie er! "Eine phantastisch aussehende Gestalt trat aus einem der zahllosen Seitengänge. Sie war ein Zweifüßler und schwarzhäutig, mit einem geschnäbelten Vogelkopf und dem Rumpf eines Menschen, feder- und schwingenlos. Und eine weitere Kreatur trat hinter ihr hervor und noch eine hinter den beiden..."
Das mitreißende Epos von Krieg und Frieden, Freundschaft und Verrat, Liebe und Magie - vom Bestsellerautor der "Vergessenen Welten".

Milena
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Mi 23. Mär 2005, 17:47 - Beitrag #1187

zur Zeit stecke ich meine Nase in das Sprecherzieherische Übungsbuch , lerne die Leiden des jungen Werther auswendig, darüber hinaus bearbeite ich nochmals die Rolle der Lucy von Tote ohne Begräbnis von Jean-Paul Sartre,
ansonsten wie immer Dostojewskij.

Shockk
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Fr 25. Mär 2005, 15:31 - Beitrag #1188

Endlich mal den Lord of the Rings. Herrliches Englisch. "I come from yonder" and many many more.

Traitor
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Sa 26. Mär 2005, 23:23 - Beitrag #1189

@Shockk: Wahrlich, gut tuet er!

@Padreic: Ich zitiere mich erstmal von letztem Jahr:
Bernhard Schlink "Der Vorleser" für Deutsch. Ein Buch von nach 1950, Sensation!
Aber trotz des neuen Datums scheint es nicht allzu schlecht zu sein. Der erste Teil gibt einen guten Atmosphäreeindruck der fünfziger/sechziger Jahre, die Liebesgeschichte ist mir aber zu durchkonstruiert. Der zweite Teil über den KZ-Prozess beginnt ziemlich schwerfällig, verspricht aber recht interessant zu werden, wenn er noch in Fahrt kommen sollte.

Den Vorleser habe ich jetzt beendet... der etwas zu durchkonstruierte Eindruck bleibt bis ans Ende, die Reflektionen des Erzählers wirken etwas aufgesetzt. Aber lesenswert ist es auf jeden Fall, gibt einige nette bzw. unnette Denkanstöße und zeigt eine interessante historische Wahrnehmung.

Was den Hauptcharakter angeht, so erschien er mir etwas zu funktionalisiert - ich fand sein Handeln nicht sonderlich nachvollziehbar, fand ihn recht leicht als Vehikel der vom Autor angestrebten Effekte erkennbar.

So, Post-Urlaubs-Update.

Von bereits erwähnten Chronicles of Narnia habe ich bisher nur zwei Bände gelesen, das In-Welt-chronologisch erste "The Magician's Nephew" und das In-Welt-chronologisch zweite, real-chronologisch aber erste "The, Lion, the Witch and the Wardrobe". Bisheriger Eindruck: die Bücher sind sehr schön geschrieben, mit einigem stilistischen Feingefühl und soviel Enigmatik, wie man sich nur wünschen kann. Allerdings merkt man ihnen die Kinderbuchigkeit doch relativ stark an, sie sind nicht so vielsagend wie McDonalds Lilith. Jedoch verzeiht man ihnen das gerne.

Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker Sehr altmodisch geschrieben, und lange Zeit wirkt es nur wie ein gewöhnlicher, sogar ziemlich unspektakulärer Kriminalroman. Am Ende wird es aber tatsächlich bemerkenswerte Literatur, Bärlach erscheint geradezu wie ein Rachegott.

Terry Pratchett: Monstrous Regiment Gut und spannend zu lesen wie alle Pratchetts, mit der zuletzt üblichen Mischung aus Lachern und ernsteren Gedanken. Allerdings werden seine Bücher mir derzeit langsam etwas zu unscheibenweltig, dazu wird's einen eigenen Thread geben.

William Shakespeare: Romeo and Juliet Was soll man sagen? Shakespeare! An die Größe von MacBeth reicht es in meinen Augen nicht ganz heran, aber man kann es auch definitiv nur innerhalb dieses Maßstabes messen.

Isaac Asimov: Die Rettung des Imperiums (Eine? Sein Werk ist reichlich verwirrend) Vorgeschichte zur berühmten Foundation-Trilogie. Asimov entmystifiziert überzeugend den in jener fast übermenschlich erscheinenden Seldon, der hier zum von Neugier, Ereignissen und fremden Einflüssen getriebener Wissenschaftler und Abenteurer erscheint. Die Ansätze zur Verbindung von Roboter- und Foundation-Universum sind genial. Erzählerisch leidet das Buch leider an einer lethalen Überdosis Deus Ex Machina, aber es hat mich endgültig überzeugt, Asimovs Welt komplett kennenlernen zu wollen.

Erst ca. zu einem Drittel gelesen ist Robert A. Heinlein: Stranger in a strange Land. Eigentlich hatte ich nach dem schwachen Lazarus Long beschlossen, so bald keinen Heinlein mehr zu lesen, aber ich wollte ihm doch noch einmal eine Chance geben, und dieses Buch soll ja angeblich auch über SF-Grenzen hinweg anerkannt sein. Es ist auch schonmal deutlich belangvoller als LL - es geht um einen allein unter Marsianern aufgewachsenen Menschen (einziger Überlebender einer gescheiterten Expedition), der eben in der Funktion, die der Titel beschreibt, auf die Erde gebracht wird, und die Reaktion der Gesellschaft auf ihn. Es scheinen durchaus auch die in LL extremen Schwächen von Heinlein auf (Lange, belanglose Dialoge; manch recht krude Zukunftssicht; Überbetonung der Bedeutung der Sexualität für's menschliche Leben bei ziemlich schwachem Frauenbild), aber bisher lassen sie sich ertragen.

aleanjre
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Fr 8. Apr 2005, 00:36 - Beitrag #1190

Habe mich gerade in "Der Brief für den König" von Tonke Dragt festgelesen. Ein Klassiker aus dem Jahre 1962. Eigentlich ein belangloses Fantasybuch, ein Jugendbuch, sehr zielstrebig und schnörkellos geschrieben. Und doch: es hat was. Der Held ist sympathisch, handelt seinem jugendlichem Alter gemäß sehr glaubwürdig. Er muss einen Brief, dessen Inhalt er nicht kennt, in ein fremdes Land bringen. Wegen diesem Brief wird er verfolgt, gefangen genommen, verwundet. Mörder und Spione jagen ihn. Dieser Spannungsbogen - Mensch, was ist das bloß für eine Botschaft! - reicht vollkommen aus, um eine Seite nach der anderen zu wenden. Bin mal wirklich gespannt, was dabei herauskommt. :P

@Traitor: wo bleibt er, der Pratchett - Thread? Oder hab ich ihn nur nicht gesehen? ;)

Traitor
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Sa 9. Apr 2005, 17:08 - Beitrag #1191

Ah, wieder mal ist jemand auf Tonke Dragt gestoßen, die einige Jahre lang eine meiner Lieblingsautorinnen war. Den Brief habe ich auch gelesen, und den Vorgänger oder Nachfolger (bin mir spontan nicht sicher) "Der wilde Wald" oder so ähnlich. Die Erinnerungen daran sind inzwischen nicht mehr sehr genau, aber gut gefallen haben sie mir damals allemal.
Noch besser in Erinnerung habe ich ihre SF-Bücher: "Turmhoch und Meilenweit" und "Tigeraugen". Habe ich mich hier mal irgendwo mit Seeker drüber unterhalten. "Die Türme des Februars" war auch gut. "Meere von Zeit" oder so nicht mehr ganz so, aber vielleicht war ich da auch gerade im schon-zu-alt-noch-zu-jung-Alter für derartige Bücher.

Pratchett, stimmt!

Melianawe
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Sa 9. Apr 2005, 17:38 - Beitrag #1192

Tonke Dragt... Herrlich! Ja, auch ich habe "Den Brief..." und "Den wilden Wald" gelesen... Und das auf jeden Fall nicht nur einmal. Die Thematik, die darin behandelt wird, (Ich erinnere mich besser an den Wald, bemerke ich gerade... da war ich wohl schon älter ^^) ist zeitweised sogar recht dramatisch... Und sehr gut beschrieben. Deshalb macht das lesen wohl auch immer wieder Spaß. *g*

Ich habe mich derzeit gerade von meiner letzten Lektüre losgesagt, "Was ihr wollt" von Shakespeare. Ein echter Klassiker... Der mich allerdings mehr als einmal wirklich zum Lachen bringen konnte (Teilweise leider auch wegen der alten Sprache. Ich zitiere nur: "Wenn ihr das tut, fliegt euer Degen über das Haus..." -- Wie durfte ich mir das nun vorstellen? Hach... :rolleyes: )
Auf jeden Fall, das Stück ist eine zwar kurze, aber äusserst amüsante Komödie! Zu empfehlen!

Jetzt... Hmmm... Ich vermute, dass ich nun mal "Anubis" von Hohlbein zuende lese. Das Buch gefiel mir bisher wirklich gut (Aber ich vermute, überwiegend deshalb, weil mich ägyptische Mythen interessieren.. .Die Formulierungen sind leider zeitweise etwas gezogen. Ich werd genaueres zu dem Buch sagen, wenn ich es durch habe... *G* )

Lethe-Elbin
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Mo 11. Apr 2005, 23:48 - Beitrag #1193

Hildegard Burri-Bayer
"Die Sternescheibe"
Interessant geschrieben.

Martha Grimes
"Das Mädchen ohne Namen"
Manchmal ein wenig langartmig und man wird ein einfach in die Situation geworfen mit der man nichts anfangen kann, zeitweise ist gestern und heute nicht zu unterscheiden.

Da-Fe
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Di 12. Apr 2005, 07:23 - Beitrag #1194

Zur zeit lese ich den Thriller Ice Ship von Douglas Preston und noch einem Ko-Autor. Sehr serh gut geschrieben! Und vor allem ganz viele seriöse Infos über Wissenschaft und Technik... Letztendlich jedoch auch ein ähnliches Buch wie Meteor, wobei ich es fast spannender find!

@ Tille 65: Ist Sakrileg nicht das 3. Buch von Dan Brown? Ich hab bis jetzt nur Illuminati und Meteor gelesen, da war Sarkrileg aber noch gar nicht draußen ?!?

keles
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So 17. Apr 2005, 02:27 - Beitrag #1195

Ich lese gerade „Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane.
Ich bin, erst bei Kapitel fünf und finde das Buch, Seher Lustig. :rolleyes:
Mal sehen, wie es weiter geht.

e-noon
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So 17. Apr 2005, 11:03 - Beitrag #1196

Habe gerade "Artemis Fowl" Band eins bis drei von Eoin Colfer gelesen und obwohl es (nach dem Cover und den Protagonisten) wohl eigentlich ein Kinderbuch sein soll, finde ich es super spannend und habe die drei Bücher in zweieinhalb Tagen verschlungen.
Es geht um einen genialen zwölfjährigen, dessen Familie seit Generationen durch illegale Geschäfte reich wird. Nun sucht er nach dem Schatz der Elfen, von dem er im Internet erfahren hat. Tatsächlich findet er den Zugang zur unterirdischen Welt der Elfen, Kobolde, Feen und nimmt den Captain der Elfenelite gefangen (die unserer Technologie um ca. 50 Jahre voraus ist).
In den beiden weiteren Bänden versucht er einmal, seinen Vater zu finden und, wenn er noch lebt, aus den Händen der russischen Mafija zu befreien, zum anderen Jon Spiro, einen der führenden Hersteller für technologische Neuentwicklungen, zu erpressen, was dieser allerdings nicht so leicht mit sich machen lässt.
Beschützt wird Artemis von "Butler", sein Leibwächter, dessen Familie seit Generationen dazu ausersehen ist, die Sprösslinge der Fowls zu beschützen.
Das Buch ist wirklich gut und vor allem spannend und fesselnd, nicht mal die Schule konnte mich davon abhalten, weiterzulesen (außer in Mathe, bei unserer Mathelehrerin wäre das wirklich tödlich gewesen).
Nur zu empfehlen!

Außerdem habe ich endlich das 1200seitige "Anna Karenina" von Tolstoj zu Ende gelesen, ebenfalls ein sehr interessantes Buch, wenn auch an einigen Stellen etwas verwirrend. Hätte sich die Erzählung nur auf die Geschichte der Titelheldin beschränkt, wäre es wohl eindeutig eine Tragödie, da jedoch verschiedene, autonome Handlungsstränge beinahe gleichberechtigt nebeneinander laufen, finde ich, es lässt sich nicht so leicht klassifizieren.
Die Hauptperson, Anna Karenina, ist mit ihrer Ehe unzufrieden und verliebt sich in Wronski, mit dem sie schließlich, nachdem ihr Ehemann von ihrer Affäre erfährt, durchbrennt. Dabei muss sie ihren Sohn zurücklassen, und zusätzlich verweigert sie sich zunächst als Buße selbst die Scheidung, während sie später auf ihre Bitte hin von ihrem Mann eine Absage erhält. Dies stürzt sie in eine tiefe Krise, und das Zusammenleben mit ihrem Geliebten als Ausgestoßene aus der Gesellschaft wird immer unerträglicher, da ihr Selbstbewusstsein leidet, sie es kaum noch ertragen kann, wenn er für kurze Zeit nicht anwesend ist, er es jedoch nicht ertragen kann, beständig und ohne Unterbrechung an sie gekettet zu sein.
Beide machen sich gegenseitig das Leben schwer, obwohl sie sich lieben, und Anna stürzt immer tiefer in den Abgrund ihrer Einsamkeit und Selbstzweifel, während Wronski nicht weiß, was er tun soll, und angesichts ihrer anklagenden Haltung selbst ärgerlich und aggressiv reagiert.

Dieser Teil der Geschichte bis zu ihrem Ende, das nicht gleichbedeutend ist mit dem Ende des Buches, ist demnach sehr bedrückend und düster geschildert.

Ein anderer Strang dreht sich um Ljewin und Kitty, die zunächst in Wronski verliebt war und Ljewins Heiratsantrag abweist, beträchtliche Zeit später jedoch ihren Irrtum und ihre Liebe zu Ljewin erkennt und seinen zweiten Heiratsantrag annimmt. Ihre Ehe ist von gegenseitiger Liebe geprägt, und dank Kittys Einfühlungsvermögen und ihrer natürlichen Sicherheit im Umgang mit Menschen wird das gemeinsame Leben für beide gleichsam die Erfüllung ihrer Träume. Ljewins Leben ist geprägt von seiner Suche nach einem Sinn, da er nicht an die überlieferten Traditionen seiner Umgebung anknüpfen kann, die ihren Sinn in Gott gefunden haben. Hier wird meiner Meinung nach der Glaube Tolstojs deutlich, obwohl ich nicht weiß, ob er tatsächlich Christ war, jedenfalls legt die plötzliche Erkenntnis, die Ljewin am Ende des Buches erfährt, nahe, dass Tolstoj hier seine persönliche Erfahrung auf seinem Weg zum Glauben einspielen lässt.

Anfänglich erschien mir das Buch wie ein gewöhnlicher Roman und ich war etwas enttäuscht, aber das besondere und bisher einzigartige an "Anna Karenina" ist, wie ich finde, die detaillierte Darstellung der Gedanken, Empfindungen und Motivationen, die das Handeln der Charaktere beeinflussen. Durch ständigen Wechsel dieser Gedanken und der Handlungen, die daraus erfolgen, erscheint jede der Hauptfiguren als überaus plastische Nachempfindung eines realen Menschen.
Die zum Teil sehr plötzlichen und dennoch grundlegenden Veränderungen, denen die Figuren unterliegen, fand ich an einigen Stellen zwar sogar erschreckend, aber als eines der wesentlichsten Merkmale tragen sie dennoch sehr viel zu der hohen Qualität des Buches bei.

Wer also ein paar Monate Zeit hat, dem kann ich dieses Buch ebenfalls wärmstens empfehlen! :)

Anaeyon
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So 17. Apr 2005, 11:05 - Beitrag #1197

Huch, von Artemis Fowl gibts 3 Teile? Ja, die waren idT. nich schlecht für Kinderbücher ^^.

Ich les gerade mal wieder als Lückenfüller Harry Potter 4. Wollte eigentlich was von Hohlbein anfangen, aber ich kann mich nicht entscheiden. Wolfsherz, Midgard, das mit den Elfen...

e-noon
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So 17. Apr 2005, 11:11 - Beitrag #1198

Welche hast du gelesen? ich fand alle Bände gut, aber den ersten am besten, da am überraschendsten, dass es nicht so ein Kinderbuchverschnitt war :)

Von Hohlbein habe ich auch mal irgendwas gelesen, was war das nochmal?
Hat der mal irgendwas mit Drachen geschrieben?
Oder etwas von einer Welt, in die man sich hineinträumt, wenn man dort einen Doppelgänger hat...?
Alzheimer ist echt nichts für schreibfaule ^^*

Anaeyon
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So 17. Apr 2005, 11:27 - Beitrag #1199

Zu Artemis: Ich weis es garnicht mehr, ist so lange her das ich es gelesen habe. Einmal gings darum, das sie zum Ende hin ein Haus von Artemis belagert haben. Und ich bin mir nicht sicher ob es im gleichen Buch war, in dem ne kleine Elfe nen Troll gejagt hat.
Mehr weis ich nichtmehr ^^.

Hohlbein. Hab von den von dir angesprochenen noch nichts gehört. Mit dem Doppelgänger meintest du aber nich das Buch, in dem 3 Deutsche auf der Road 66 rumheizen, oder? ^^...

Da-Fe
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So 17. Apr 2005, 11:27 - Beitrag #1200

Hmmm ich muss grad mehr oder weniger freiwillig Homo faber von Max Frisch lesen... Das Buch ist komisch! Wie kommt man darauf über mehrere Seiten zu beschreiben, wie man sich beim Essen in einem Spiegel mit Goldrahmen betrachtet und toll findet??? Der macht mir Angst... aber irgendwie gefällt mir das Buch auch. Es ist einfach nur seltsam und vllt sollte man es echt einfach mal gelesen haben (so aus allgemeinbildungsgründen ^^)

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