Eigene Gedichte

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
Da-Fe
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Mo 22. Aug 2005, 20:31 - Beitrag #221

Geliebte des Regens [in Anlehnung an den gleichnamigen Nagaroth Titel]

Rastlos rasende Tropfen fallen
In unaufhaltsamem Todessturz
Suchend nach der Geliebten des Regens
Sie ist schöner als das Licht – Die Königin der Nacht
Himmelstränen liebkosen ihr Gesicht
Benetzen ihre schneeweiße Haut
Einswerdenen mit dem Regen
Zerfließen ihre blutroten Lippen
Sternesaugen glänzen, glitzern funkelnd
Erhellen gar dunkelste Finsternis
Schwarze Strähnen durchziehen ihr Antlitz
Wie wütende Blitze den Nachthimmel
Erhaben lächelnd schließt sie die Augen
Lässt sich forttragen vom Wind…

Lykurg
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Fr 2. Sep 2005, 21:55 - Beitrag #222

@Da-Fe: Was für Stimmungsumschwünge! *staun*

@Anaeyon ("Mondlicht"): finster und schaurig-schön; und gut genug, um es mal "in Form zu bringen" (wenigstens das Metrum) - finde ich. Es würde dadurch vielleicht auch an Schärfe gewinnen - imo ist Mondnacht nicht nur dämmrig, sondern wirft auch sehr scharf abgegrenzte Schatten :)

Die Schule ist doch eine ewigsprudelnde Quelle der Poesie ;) - oder wenigstens die Langeweile in gewissen Stunden Auslöser und Gelegenheit zur Produktion gereimter Texte... bei mir war das hier - wie unschwer zu erkennen - das Ergebnis eines Einfalls in Mathe...


Abendstimmung

Tangenten schwimmen durch die Dämmerung.
Es wird kühler,
Überkopf dümpelt eine Plastikflasche -
WC-Ente kieloben.

Mandelbrotstücke werden verschlungen.
Ein leichter Wind.
Die Einkaufstüte stolpert zum Teich -
offene Falle.

Addition von Ente und Plastiktüte.
Ein kurzes Schnattern.
Versinken wird die Ente, und bald
umkippen der See.

Anaeyon
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Sa 3. Sep 2005, 00:18 - Beitrag #223

Ja,
"in Form (zu) bringen"
müsste ich meine Gedichte wirklich, wie z.B auch dieses hier Bild

Totenlied

Seht den Mensch
wie er strebt und wünscht
unsterblich zu sein,
nie zu vergehen.

Ewiges Bestehen

Seht den Mensch
wie er weilt und hebt
den Kelch des Lebens,
schenkt ein.

Mehr Wein?

Seht den Mensch
wie er den Tag verbringt
was soll er bei Regen tun,
zur Kirche gehen.

Das Leben sehen?

Seht den Mensch
wie er sich beugt und altert
wo ist seine Lebensfreude nun,
lebte er stehts nach seinem Sinn?

Nimmt er den Kampf noch länger hin?

Seht den Menschen
gebrochen und müde
er lebt sich noch einmal
um dann Abschied zu nehmen

Sich die Last zu nehmen

Seht den Toten
wie er ruht und friedlich
ohne Pein im Grabe liegt,
wo sind seine Sorgen hin?

ungehört im Wind verklungen,
der letzte Klang des Totenliedes.



@Abendstimmung.
Zwischen all dem Mathe habe ich zwar eine Vermutung, aber nicht im geringsten eine Ahnung, was du damit ausdrücken willst? Kannst du es erklären, oder muss man es für sich selbst interpretieren? (gute Option, wenn man so wie ich, sich nicht immer Gedanken über jedes Wort macht ^^;)

Lykurg
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Sa 3. Sep 2005, 10:58 - Beitrag #224

@anaeyon: Nein, allzuviele Gedanken hatte ich mir nicht gemacht, eben nur eine etwas finstere Stimmung - Umweltkatastrophe halt - und die Wiederverwendung von mathematischen Begriffen für außermathematische Dinge - wenn du so willst, eine doppelte Verfremdung.
Ich finde das "Totenlied" - neben dem mit den zwei Stimmen - das gelungenste, das ich bisher von dir gelesen habe... Allerdings sei so lieb: "Seht den Menschen", und der letzte Zweizeiler stört mich. Natürlich wolltest du vom Schema abweichen, um das Ende zu markieren, aber - unpoetisch gesprochen: die Informationen sind redundant (Klang verklungen; daß das ein Totenlied ist, weiß der Leser schon) - Verkürzung auf einen Vers möglich? Übrigens: Gerade schön finde ich den Nicht-Reim "Abschied zu nehmen - sich die Last zu nehmen" - das hat für mich etwa den Effekt einer leeren Quinte in der Musik - ein hohler, unheimlicher Klang.

und noch was von mir, aus derselben tändelnd-reimlosen Stimmung entstanden, und - wie unschwer zu erkennen - fast ein Jahr alt:


Novemberanfang

Gestern noch
stand der Kirschbaum in farbiger Pracht.
Heute nacht
kam der Herbstwind und tanzte mit ihm.

Stück für Stück
legte der Baum sein Kleid ab, als wär
ihm zu warm -
der Ärmste, wie wird’s ihn nun frieren!

C.G.B. Spender
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Sa 22. Okt 2005, 01:04 - Beitrag #225

Luises Lippenbekenntnis

[align=left]Küsse Mund schließen Bewegung Hoffnung schöpfen
Am Schopfe packende Bewegungen Lippen öffnen

Packeis Wahrheit Kälte Geburt frierende Hände beten
Die Gefühl Rausch Gebenden nehmen Leben erdbeben

Lügenzungen Amputation weinend den Blutfluß sehnen
Heilige Apostel Gottzweifel Garten Edens lautes Gähnen

Brennendes Wasser feuerkalte Kraft
Karge Hand Wüste Leiden schaft

Scherenkäfer Luise Cypher lackstark schreiend
Dunkelheitskopulierend Nacktschwarz seiend

Weisses Tuch Liebe Wind weht herein
Sein Bewegung öffnet Schöpfungsschrein

Morgen kommt Gestern fiel Zeit unbekannt
Lippenschatz bettet wachend Leinenband

Morgen fiel Gestern kam Zeit unbenannt
Bittende Lippen Flammenlecken Samt

Morgen fiel Gestern kam Zeit unerkannt
Leiden Schaft Der Gedanke der Hand


Dieses Gedicht widme ich allen Lesben dieser Welt und allen Sinnlichen von Sinnen geratenen. [/align]

Lykurg
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Sa 22. Okt 2005, 01:41 - Beitrag #226

Das gefällt mir sehr gut, Spender, da ist ja 'das ganze Leben' enthalten ;)
Aber: Ich erwartete im drittletzten Vers des Reimes wegen "Sand" :P

C.G.B. Spender
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Sa 22. Okt 2005, 10:26 - Beitrag #227

Sand ist recht schön, hätte ich jetzt aber an der Stelle zu romantisch gefunden. ;) Außerdem ist die Assoziation zwischen dem Wind und dem Leinenband viel besser, fand ich. Der Wind bringt die Samen, Wind ist auch Sturm und Leidenschaft, und das Tuch, das Band umwickelt, umschmeichelt, oder fesselt, kann auch Menstruation bedeuten.

Sand ist so schön, ich müßte eine FSK12-Version probieren... ;)

janw
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Sa 22. Okt 2005, 11:00 - Beitrag #228

Sand...wir hatten mal einen Aschenbecher mit 4 kleinen Füßchen und dem Aufdruck "Damned sand, gets into everything!" :P

C.G.B. Spender
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Sa 22. Okt 2005, 12:22 - Beitrag #229

Damned Sand

@jan: :D Jaja....

[color=Orange] Damned Sand, it gets into everything
Tuaregs black Sea wind dance Minions,
"Desert Drunkards bullying the dunes" we sing,
and gaze at the eyelids of stars in millions

[/color][color=Orange] The sand, Mr. Sting, [/color][color=Orange]Tea in the Sahara,
Ashtrayfaces of grey matter doom
thunder Hands strangle Lake O'hara
forgotten lands the hope we groom

[/color] Cybercruelty Lesson Forgiveness less
technocratic revelation in my head mess
Go on Sand, live on the edge of a knife

Suzannes beauty will never be my wife[color=Orange]

[/color]

Lykurg
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Sa 22. Okt 2005, 19:14 - Beitrag #230

Spender, danke für die Erläuterung, die Menstruations-Assoziation hatte ich nicht. Aber du hast mich mißverstanden: drittletzter Vers, also Sand statt "Samt" - wie gesagt, vor allem wegen des Reims. Aber auch zu den Flammen paßt er gar nicht so schlecht... Lippen - auf jeden Fall Sand auf der Haut...

janw
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So 23. Okt 2005, 01:03 - Beitrag #231

So spake the Yoda out from his place
Who high up in the bookshelve dwells:

Watches and women have one thing in common,
being that you don´t own them
you merely look after them
for the time the´ve been given
to you.

And so they stand,
a small frog and a painter,
casting shadows on the water
while Suzanne is gently rowing
her boat along the stream

along the strand,
one to swim and one to stand
as her song is lightly to be heard
from just around the bend

A man´s eye hits another.
No allowance for each other
one might think
But as for friends´and beautys´sake
´tis a man´s to greet the other.

So greeted be, my fellow, Hail!

Anaeyon
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So 23. Okt 2005, 02:13 - Beitrag #232

Jan, das ist mal ein sehr schön leserliches Englisch, ein nettes Gedicht noch dazu Bild (mehr..)

janw
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So 23. Okt 2005, 11:03 - Beitrag #233

Danke :)
Verstehen wird es hier wohl nur einer^^

Pass the cup of golden wonder
Orange Pekoe up to the rim
Add to it some milk and Cream Cake
Pass it over to the queen

For its our´s to be crazy
Unbelievers who don´t swim
May you learn to the walk the water
and blindly travel she with you.

Feuerkopf
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So 23. Okt 2005, 11:12 - Beitrag #234

Hier schreiben richtige Talente. Meine Hochachtung!

Lykurg
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So 23. Okt 2005, 13:00 - Beitrag #235

Zitat von janw:Verstehen wird es hier wohl nur einer^^
Schade... immerhin kommen auch mir Uneingeweihtem hierbei hübsche Assoziationen. Das Teegedicht gefällt mir besser als Yodas Spruch. (nebenbei: 'spoke'?)
Ich bastel grade an einem Liedchen, - mal sehen, wann es fertig wird - damit ihr auch was zum beckmessern habt ;)

janw
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So 23. Okt 2005, 13:58 - Beitrag #236

Lykurg, nur die ersten 2 und nächsten 5 Zeilen sind von Yoda. Jaja, hat schon Gründe, daß er im Regal sein Dasein fristet^^

Lass mal Deine Assoziationen lesen :)

altengl. spake wurde durch Lautverschiebung zu spoke

C.G.B. Spender
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So 23. Okt 2005, 14:50 - Beitrag #237

Zitat von Lykurg:Spender, danke für die Erläuterung, die Menstruations-Assoziation hatte ich nicht. Aber du hast mich mißverstanden: drittletzter Vers, also Sand statt "Samt" - wie gesagt, vor allem wegen des Reims. Aber auch zu den Flammen paßt er gar nicht so schlecht... Lippen - auf jeden Fall Sand auf der Haut...
Ach so, jetzt weiß ich was du meinst...

Ich überrasche gerne. Wenn mir das mit unerwarteten Worten gelingt, dann freut mich das. An Sand hatte ich während der 6 Stunden, in denen ich das geschrieben habe, auch mal gedacht.


Talent, Hmm... Das ist relativ. Es wird noch relativer, wenn man einen richtig guten Dichter trifft... Manche Leute haben es einfach drauf.

Feuerkopf
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So 23. Okt 2005, 18:10 - Beitrag #238

Zitat von C.G.B. Spender: Talent, Hmm... Das ist relativ. Es wird noch relativer, wenn man einen richtig guten Dichter trifft... Manche Leute haben es einfach drauf.


Es ist immer noch ein Schritt von der Idee zum Mut, etwas Selbstgeschriebenes der Meute zum Fraß vorzuwerfen. ;)

Natürlich sollte man sich an guten Autoren orientieren, aber die Gefahr besteht, sich einschüchtern zu lassen von Wortgewalt oder Erfolg. Dann schreibt man irgendwann nur noch für die Schublade oder schlimmstenfalls gar nicht mehr.

C.G.B. Spender
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Mo 24. Okt 2005, 13:26 - Beitrag #239

Derealisation

Jan's Gedichte verstehe ich schon, zumindest zum Teil. Nur ob Jan es auch versteht? ;)

Nun, Feuerkopf, kommt auf die "Meute" an. :D

Ich schreibe, weil es mir Spaß macht und was andere denken, kümmert mich nur am Rande, zumal sowieso jeder anders denkt. Würde man auf jeden hören, dann könnte man garnichts Richtiges mehr schreiben. Vor allem bei so etwas persönlichem wie Lyrik ist das relativ sinnlos.

Persönlich, was heißt das?

Die Spiegelung der Welt durch den eigenen Erfahrungsfilter bleibt eine Spiegelung der Welt und das Ich nicht mehr als eine nette Illusion.
So gesehen ist alles Persönliche unpersönlich
Die Welt eine Personenwelt der Unpersonen
Mit Fremdgedanken in Derealisationen
Nur Wenige realisieren Derealisationen
Leben die Dosis Anti-Ich im Ich
Sind an Orten des Nicht-Seins
Um zu sein, was sie nicht sind
Um dort zu sein, wo ich nicht ist
Das ich, das sie nicht sind
Bunt und schwarzweiß, die zugleich Einheit
In dehnenden drehenden Formen von Eckigkeit
Der Berg der zum Nicht-Propheten läuft
lebende überquellende Herzmägen ersäuft
In lustvollem Sterben von statischer Lebendigkeit
Verbotene Assoziationen, Wahrheit surreal
Schreitende Beine an einem Rumpfmensch, unreal
Sterbende Gedanken auf einer Reise ins Ich, verbal

In einem Wald der Fallenden,
frisst der Nebel seine Opfer
Still

Im Absurditäten 46er Kabinett,
legt man Kleider der Toten an
adrett

Sigourney Weaver fragt nach
„Bist du ein Gott?“ – „Nein!“
„Dann stirb!“

Nena im Coffeeshop,
zieht mich magisch an
wie nur eine reine Rose es kann

Frau stirbt nicht, lebt nicht
Wählt nicht, zieht nicht
Nackt macht an

Ich bin nicht hier,
an dieser Stelle des Nicht-Seins
Traumwahn

Unwirklicher Duft nach Zigarren
Umweht die sinnlos Verwesten
Tötet den Leiche
Im Spiegel

Wie nur eine schwarze Rose
es kann

Maglor
Karteizombie
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Mi 26. Okt 2005, 15:45 - Beitrag #240

Mal was älteres von mir. Es entstand wohl aks die Matrix offline war. Naja, was solls, hier ist es:

Leviathan

Es schwimmt in schwarzer Milch so tief,
was lang schon in den Tiefen schlief.
Es windet sich durch dunkles Meer,
mit nacktem Fleisch ganz zäh und schwer.
Mal taucht es auf, mal taucht es unter,
schiebt Böses rauf, zieht Böses runter.

So dreht es sich noch stets im Kreise,
seit Altern auf die gleiche Weise.
Mal scheint es fort, mal scheint es hier,
mal bringt es Neid mal Haß mal Gier.
Und ob’s vergeht oder ob’s bleibe,
es war die Brut von diesem Leibe.

Und was erwächst aus dunklen Quellen,
das endet in des Meeres Wellen.
Nie war Schlang gespalten, Meer geteilt,
noch immer es als eins verweilt.
Ein Meer - Ein Reich - Ein Wurm!
Und ewig weht zum Land der Sturm.

MfG Maglor :crazy:

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