Ich sehe gerade an dieser Stelle einen 'realistischen' Bericht bei Kempowski, wo Panem Schaulust bedient (vielleicht tatsächlich problematisiert, wie von dir passend angemerkt; aber wie dir bei K fehlt mir bei Panem die Reflektion über dieses Metaphänomen). Das mag auch dadurch vermittelt sein, daß Kempowski unheimlich viele dieser Flüchtlingsschicksale aus erster Hand kannte, weil er zehntausende von Tagebüchern, Briefen, Memoiren etc. aus der Zeit gesammelt hat; dieses Ausblendungsphänomen könnte insofern einem hundertfach beobachteten Muster entsprechen.
Und freut mich, daß auch der Zitronenkuchen deinen Geschmack getroffen hat. Ich hatte ihn erst recht kurz vorher kennengelernt, aber irgendwie schien er mir damals in mehrerer Hinsicht zu passen, auch wenn ich schwerlich rekonstruieren könnte, wieso.
@Feuerkopf: Ja, mit einem eBook-Reader habe ich in letzter Zeit auch immer wieder geliebäugelt. Und dieser Inhalt wäre unbedingt ein Grund mehr dafür... Zu den Frauen gebe ich dir völlig recht, die Hexen par excellence, aber auch Susan und diverse seltener auftretende Figuren sind wirklich sehr bemerkenswert. Allein schon Nanny Ogg und Granny Weatherwax...

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Sam Savage: Firmin. Ein Rattenleben (2006)
Das Buch schildert als chronologische Ich-Erzählung die Lebensgeschichte einer Ratte, die im Keller eines Antiquariats geboren wird und zum Sterben dorthin zurückkehrt, in jungen Jahren dort aber Lesen lernt und dadurch zum Fremdling zwischen Ratten und Menschen wird. Firmin sinnt darüber nach, wie er sich Menschen verständlich machen könnte (etwa durch Gebärdensprache) und nistet sich später bei einem Schriftsteller ein, der ein Buch mit einer Ratte als Hauptfigur geschrieben hat, Firmins Lesen aber für eine Art Zirkusnummer hält.
Zu Anfang ein recht überzeugendes Buch, postmodern verspielt mit Einsprengseln aus Literatur, die Firmin im einen oder anderen Sinne verschlingt; später verliert es zunehmend an Tiefe und schleppt sich (wie sein Charakter) dem Ende entgegen. Mäßig.