Man sollte den Herrn der Ringe eben nicht nur als Actionstory lesen, sondern auch auf die Feinheiten und die Welt achten. Auch dann hat der erste Band zwar noch seine Längen, aber ihn als schlecht zu bezeichnen, heißt, seine Stärken zu verkennen...
Dank Ferien hat es sowohl zur Pest als auch zu Lilith gereicht, und noch mehr. Also:
Albert Camus - die Pest: Ein Geniestreich. Camus schafft das, was den meisten Autoren "höherer Literatur" misslingt: Er bringt seine Botschaft und Aussage im Buch unter, ohne dass die Charaktere leiden - diese sind glaubwürdig und trotz aller Absurdität liebenswert wie kaum anderswo.
George MacDonald - Lilith: Man muss wohl schon ein Faible für "mythopoeische" Fantasy haben, um mit diesem Buch warmzuwerden, da es doch eine Menge ziemlich seltsamer Elemente enthält und gegen Ende stark philosophierend wird. Aber der Sprachgebrauch ist sehr stark, und die Handlung trotz aller Allegorie schön zu verfolgen. Ich verstehe, warum Tolkien, Lewis und Co MacDonald als irh Vorbild ansahen.
Robert Louis Stevenson - The Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde: Dafür, dass es nur 80 Seiten hat, ein schönes Beispiel viktorianischer Erzählkunst. Die Story kann einem natürlich wenig bieten, da man sie längst in zig modernen Nachdichtungen kennt - aber das Original eines solchen Klassikers ist doch immer wieder faszinierend zu lesen.
Interessant ist am Rande zu bemerken, wie sehr sich der Stil von Stevenson und dem frühen Wells gleichen - entweder herrschte damals in England eine ziemliche Monokultur, oder letzterer hat sich stark von ersterem beeinflussen lassen.
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