@Ipsi:
eine hübsche Ergänzung zu dem "Kinderbuchautor" Erich Kästner, der in Wirklichkeit kein einziges Buch für Kinder geschrieben hat
Kannst du die Aussage erläutern? Ich habe zwar einige Bücher von ihm gelesen (sowohl "Kinderbücher" als auch den Fabian) und auch so manches Gedicht, aber mit einer genaueren Auseinandersetzung mit dem Hintergrund seines literarischen Schaffens bin ich leider noch nicht gekommmen...
Und Kästner ist vielleicht der einzige Autor, der Gedichte schrieb, die man politisch nennen kann, und sie doch zu Lyrik werden ließ, die mich anspricht, interessiert und zum Nachdenken bewegt, obwohl ich im Allgemeinen dem Politischen in der Literatur zumindest kritisch gegenüber stehe.
Bei der Gelegenheit will ich auch ein Gedicht hier hineinschreiben, auf das ich in einem Buch gestoßen bin, das sich eigentlich um Mathematik dreht, aber eine sehr obskure Themenauswahl beinhaltet
. Es ist von Hugo von Hoffmansthal (das Gedicht, nicht das Buch):
Über Vergänglichkeit
Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen:
Wie kann das sein, dass diese nahen Tage
Fort sind, für immer fort, und ganz vergangen?
Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt,
Und viel zu grauenvoll, als dass man klage:
Dass alles gleitet und vorüberrint.
Und dass mein eignes Ich, durch nichts gehemmt,
Herüberglitt aus einem kleinen Kind
Mir wie ein Hund unheimlich stumm und fremd.
Dann: dass ich auch vor hundert Jahren war
Und meine Ahnen, die im Totenhemd,
Mit mir verwandt sind wie mein eignes Haar.
So eins mit mir als wie mein eignes Haar.
Vergänglichkeit ist ein wundervolles Topos für die Lyrik, wie schon bei Gryphius, so auch hier bei Hoffmansthal, wenn auch aus völlig anderem Blickwinkel, einem, der mir sehr gefällt: der des nicht-Fassen-Könnens (wie auch bei dem Gedicht von Benn, das ich weiter oben zitiert habe, wenn dort auch über ein anderes Thema).