Maglor, Felix Dahns "Ein Kampf um Rom", in dem das Gedicht vorkommt, stammt schon von 1876... Mit einiger Vorsicht noch genießbar, finde ich.
Windsbraut, mir auch deshalb lieb, weil "... im Mondschein begegnen" und "schneckenhorndünne Finger" für meine Familie ständige Zitate sind^^
Jetzt mal wieder eines der Sorte, für das "schön" nicht so recht paßt... Hier ist übrigens auch der Gedicht-Status reichlich fraglich - aber die wiederkehrenden Motive gehen mE auch über einen 'komponierten' Prosatext bei weitem hinaus.
Ernst S. Steffen Das Vorleben
Mein Vater war Oberfeldwebel
und starb in Stalingrad,
von wo er als mein Onkel zurückkehrte.
Er war ein guter Onkel.
Nach neunzehnhundertfünfundvierzig
nahm er jedoch
eine schwarze Hautfarbe an.
Das irritierte mich.
Ich war so jung damals.
Der staatlich geprüfte Jugendpsychiater
erzählte mir eine Geschichte,
in der ein Mann namens Oedipus vorkam,
und ich sei kein schlechter Junge,
sagte er;
der Krieg sei schuld,
so und so,
auch an der Null-acht,
mit der ich so sehr ins Schwarze getroffen hatte
zwischen den weißen Augen.
Er brachte mich dann selbst
in das Erziehungsheim,
weil sein Freund recht behalten hatte.
Im Heim erhielt ich eine Tante,
die sich meiner Komplexe annahm
und schließlich meiner Libido.
Ich war so hübsch damals.
Als sie ein Kind bekam,
begann ich den Vorgang zu verstehen
und erhielt wieder einen Onkel.
Irgend jemand sagte mir dann,
Flucht sei ein Ausweg.
Unterwegs lernte ich Motorrad fahren,
weil ich Blasen an den Füßen hatte.
Dann brachte man mich vor einen Onkel,
der von Schuld sprach
und mich seiner Gnade versicherte.
Im Jugendgefängnis lernte ich,
was er damit gemeint hatte.
Ich lernte viel im Gefängnis.
Besonders mochte ich Goethe leiden.
Er schrieb eine Farbenlehre.