1 Billion Dollar

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
lutzie
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Mo 8. Aug 2005, 23:05 - Beitrag #1

1 Billion Dollar

Ich lese gerade den Roman "1 Billion Dollar" von Andreas Eschenbach zu Ende. Wie ich finde ist dies ein sehr intelligent gemachter, spannender und gut recherchierter Roman, nebenbei ein Lehrbuch darüber wie Geld funktioniert und was es in den Volkswirtschaften anrichtet in Zeiten der Globalisierung. Faszinierend und schonungslos offen legend was sich hinter diesem Satz verbirgt:

"Lassen sie ihr Geld für sich arbeiten"

Gerade in dem bei uns laufenden Wahlkampf fallen einem viele parallelen ein. Betroffen machende Hintergründe und nachdenkenswerte Ansätze tun sich auf. Absolut zu empfehlen nicht nur Urlaubs-Romanleser, sondern auch und gerade vielleicht für Volkswirtschaftsstudenten.

Wer kennt den Roman? Was haltet ihr von der Idee, die Einkommenssteuer abzuschaffen und dafür eine Rohstoffsteuer einzuführen oder einen Menschheitssprecher zu wählen, der den Politikern auf die Finger klopft?

Sind wir das Volk?

janw
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Di 9. Aug 2005, 00:13 - Beitrag #2

Das Buch kenne ich nicht. Eigentlich gehören Buchbesprechungen ins Literaturforum, aber bei einem politischen Buch kann es anders laufen.

Die Einkommenssteuer abzuschaffen, wäre in meinen Augen weniger günstig, denn wer ein Einkommen erzielt, egal woher, der soll auch einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten.
Im Zusammenhang mit der Diskussion über eine Rohstoffsteuer würde eher schon Sinn machen, die Mehrwertsteuer auf menschliche Arbeit zu senken. Es gibt bestimmte Industrien, die zwangsläufig viel Energie brauchen und Rohstoffe. Dieses noch stärker zu besteuern, würde diese Industrien zwangsläufig verdrängen und damit die dortigen Arbeitskräfte. Wohl aber könnte man die dort erbrachte menschliche Arbeit verbilligen, indem man eben die Mehrwertsteuer für die menschliche Arbeitsleistung senkt.

Ein Menschheitssprecher, wer soll den wählen? Was würde er anderes sein als ein Politiker?
Nein, ein Volk bekommt die Politiker, die es verdient, meinte mal jemand, und ganz schief lag er damit nicht.
Vor allem verhindern aber diese Politiker mit ihrem schlechten Vorbild, daß die Leute in die Politik gehen, die wirklich Gutes mit ihrem Land tun möchten. Das ist für mich eines der Probleme.

Traitor
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Di 9. Aug 2005, 00:41 - Beitrag #3

Ich habe den Thread dann doch in den Literaturbereich verschoben, dann kann man hier primär über das Buch an sich diskutieren. Entwickelt sich eine ausgewachsene Ökonomiediskussion, kann die dann ihr eigenes Thema bekommen.

Ich habe das Buch iirc vor ca. einem Jahr gelesen, eventuell finde ich auch noch meinen Kommentar aus dem "Welches Buch lest ihr gerade"-Thread und hänge ihn nachher an.
Das Buch war sehr nett zu lesen, wie immer bei Eschbach. Die Grundidee ist genial und man merkt, dass er sich sehr viele Gedanken gemacht hat, welche Konsequenzen sich daraus so alles ergeben können. Insgesamt bleibt das Buch aber in meinen Augen oft etwas seicht bzw. naiv, die ökonomischen Ideen sind meist nicht ganz zu Ende gedacht (das zu erwarten, wäre für einen Unterhaltungsroman aber auch ungerecht) und einige Stellen der Handlung sind doch arg konstruiert und/oder baukastig.
Ein lesenswertes Buch war es aber allemal.

lutzie
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Di 9. Aug 2005, 09:51 - Beitrag #4

@ janw

Die Einkommenssteuer IST eine Mehrwertsteuer auf menschliche Arbeit. Es geht bei dieser Idee dabei um den Vorschlag, die menschliche Arbeit zu entlasten und den Ressourcenverbrauch zu verteuern. Massstab für eine gerechte Bewertung der Rohstoffe selber, die beispielsweise aus der Erde geholt werden und die in jeder Unternehmensbilanz mit dem Wert 0,00 angesetzt sind, - wäre demnach die Kosten für die künstliche Herstellung dieser Rohstoffe. Beim Erdöl wäre es die KWh Solareneergie, bei Kupfer, die Kosten, die anfallen, wenn man Kupfer und andere Metallen aus dem Meerwasser mittels Elektrolyse o.ä. gewinnt.

Ein Menschheitsvertreter, der direkt gewählt wird, wäre imo kein Politiker, sondern ein Vorbild und seine Macht wäre sein Wort.

mir ist selbstverständlich klar, dass es nur ein Roman ist. Aber immerhin werden da konstruktive Ansätze vorgestellt, andenen es gerade jetzt in unserer Gesellschaft so mangelt.

janw
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Di 9. Aug 2005, 10:57 - Beitrag #5

Einkommenssteuer wird aber auch auf Kapitaleinkünfte, Mieten und Pachten erhoben, und sie machr Arbeit nur für den Arbeitenden selbst teuer, indem dieser einen Teil seines Lohnes nicht behalten darf.
Allerdings ist dies ein Solidarbeitrag, ohne den es keine Schulen gäbe, keine nur halbe Krankenhäuser, Straßen usw.

Aber sicher ist es gut, mal revolutionäre Ansätze zu lesen :)

Die Maschine
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Do 11. Aug 2005, 21:36 - Beitrag #6

Zitat von lutzie:Sind wir das Volk?


Nunja, "das Buch an sich" handelt ja über Geld, bzw. das Kapital.
Und da kommt man natürlich sehr schnell wieder dadrauf was Marx und Engels gesagt haben... mit dem Proletariat und so weiter (ich denke ich brauch das an dieser Stelle nicht weiter auszuführen)

Juristisch gesehen sind wir ganz klar "das Volk" von der Definition jetzt gesehen.

Allerdings realistisch betrachtet sind wir doch nur Sklaven von Geld und Bürokratie.... also im Sinne des Allgemeinen betrachtet, sind wir eine niedrigere Lebensform, die niedriger ist, als wir "das Volk" in der Definition verstehen.


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