Welches Buch lest ihr gerade? (II)

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
Lykurg
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Do 31. Jan 2008, 00:19 - Beitrag #141

Das Vorwort zu Buggle hab ich grade gelesen; jetzt hat erst einmal Fachliches Priorität, aber anschließend...

janw, nach Buggles Denkweise wäre damit vermutlich der Text als nicht an die Gegenwart gerichtet (/nicht überzeitlich) auch nicht für die Gegenwart (/überzeitlich) brauchbar und gültig. - Wesentlicher ist für ihn aber offenbar, daß 'der' darin geschilderte Gott selbst modernen ethischen Maßstäben nicht genügt. Zeitgebundenheit jeglicher Art, daß also Gott für ein Nomadenvolk taugt, nicht aber für den Stadtmenschen, ist für ein ewiges Numen eine zumindest überraschende Feststellung.^^

janw
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Do 31. Jan 2008, 01:28 - Beitrag #142

Zeitgebundenheit jeglicher Art, daß also Gott für ein Nomadenvolk taugt, nicht aber für den Stadtmenschen, ist für ein ewiges Numen eine zumindest überraschende Feststellung.^^

Warum soll ein ewiges Numen nicht in gewisser Weise auf die Bedingtheiten seiner Subjekte eingehen, sich vielleicht gerade durch dieses eingehen als "gütig" erweisen?
Natürlich wäre dann die Frage, wie Gott heute auf "uns" eingehen würde. Vielleicht als stiller Beobachter? "Diese Menschen wissen alles, was sie wissen müssen, um mit ihren Problemen fertig zu werden. Werden sie dies Wissen dafür nutzen? *Gespannt darüber walte*"

Ipsissimus
Dämmerung
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Sa 2. Feb 2008, 13:15 - Beitrag #143

janw, das Problem heute sind nicht mehr die Lebensumstände und Vorstellungen der Nomaden von damals. Es gibt heute für den Bereich des Christentums im wesentlichen zwei große theoretische Ausrichtungen, zum einen den christlichen Fundamentalismus à la Bible Belt und zum anderen einen sehr frei gefassten "christlichen Humanismus", zu dem sich mehr oder weniger alle großen Theologen seit der Aufklärung durchgerungen haben, sofern sie nicht durch kirchliche Bindungen daran gehindert wurden. Die Glaubenspraxis pendelt sich dann irgendwo dazwischen ein, wobei wir seit langem ein massives Erstarken des fundamentalistischen Extrems konstatieren müssen.

der Fundamentalismus ist nicht Buggles Problem, er sieht in diesen Leuten wohl das, was sie sind - Leute, die an dieser Stelle ihres Geisteslebens einfach auf dem Stand vor 2000 Jahren festgefroren sind, zu ihrem eigenen Schaden, was ihn zwar als Psychologe, aber nicht als Religionskritiker interessiert.

Dagegen analysiert er als einen Schwerpunkt seines Buches die Veröffentlichungen namhafter deutscher Theologen, die allesamt völlig unverdächtig sind, nicht in der Gegenwart angekommen zu sein, und weist den Küngs, Drewermanns, Ahrends, Ditfurths und wie sie alle heißen, ganz klipp und klar nach, dass ihre Werke von intellektueller Unredlichkeit durchdrungen sind. Diese zeigt sich darin, dass sie einerseits eine klipp und klare Einsicht in die für den Humanismus unrettbar inhumane Grundlage des christlichen Glaubens beweisen, andererseits durch bloße rhetorische Winkelzüge von fragwürdiger Logik versuchen, das Bild des "lieben Gottes" trotzdem auch für den Erwachsenen noch zu retten.

the hui
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Mo 4. Feb 2008, 15:17 - Beitrag #144

der lange dunkle 5 Uhr tee der seele von douglas adams. Sehr geiles Buch muss ich sagen auf jedenfall weiter zu empfehlen, auch den Leuten die den Anhalter schon gern gelesen haben.

Ipsissimus
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Do 7. Feb 2008, 15:52 - Beitrag #145

Tsunetomo Yamamoto
Hagakure. Der Weg des Samurai

München (Piper), 2003, 2. Auflage, 2 Bände in einem Band

Das Hagakure ist einer der großen Klassiker der Weltliteratur, drückt sich in ihm doch der Geist und die Seele einer ganzen Kultur aus, der Kultur des bushido, wie sie in Japan über Jahrhunderte herrschte. Seine zentrale Aussage steht bereits in den ersten Zeilen: "bushido, der Weg des Kriegers, liegt im Sterben. Wird man mit zwei Alternativen konfrontiert, Leben und Tod, so soll man ohne Zögern den Tod wählen."

Heutige Menschen, westlich sozialisierte allzumal, werden diese in kurzen Geschichten und Aphorismen gehaltenen 320 Seiten zu nachhaltigem Kopfschütteln veranlassen; zu fern sind seine Voraussetzungen. Die in dem Buch angepriesene absolute Unterwerfung des Lebenssinnes eines Menschen unter die Maßgabe seines Fürsten erscheint uns doch allzu sehr als Kadavergehorsam und "faschistisch", als dass sie ernsthaft erwogen würde. Um so verwunderlicher wird es dann dem/der ein oder anderen doch vorkommen, wie viel praktische Lebensweisheit in dem Buch dann trotzdem wieder zum Vorschein kommt.

Es ist umstritten, ob Tsunetomo wirklich Samurai war; bekannt ist er über das Hagakure hinaus nur als Höfling und Zenmönch. Einige Interpreten des Hagakure meinten, dessen faschistische Elemente seien diesem Umstand zu verdanken, da es für Höflinge einfach überlebenswirklich gewesen sei, ihre Dienstherren zu hofieren. Mit dem Leben und dem Geist von Samurais habe dies nichts zu tun.

Ich habe mir dazu noch kein abschließendes Urteil gebildet, weiß aber, daß andere Schreiber, z.B. Musashi, zu anderen Darstellungen wünschenswerter geistiger Haltung eines Samurais gelangten als Tsunetomo. Klar ist nur, dass der im Hagakure beschriebene Geist den Shimpū Tokkōtai im zweiten Weltkrieg tatsächlich abverlangt wurde.

Das Buch ist zentrales Element in dem Film "Ghost Dog" von Jim Jarmusch, über Ghost Dog, einen New Yorker Auftragskiller (genial verkörpert von Forest Whitaker), der darin die philosophische Absicherung seines Tuns sucht und Frieden findet, was ihm schließlich den Tod durch seinen Paten einbringt, den er freiwillig annimmt, obwohl er sich dem hätte entziehen können.

Traitor
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Do 7. Feb 2008, 17:23 - Beitrag #146

Derzeit nur stapelweise Spektren der Wissenschaft, Physik-Journale und sowas, was sich angesammelt hat, sowie Astronomie-Büche und -Skripte.

Maglor
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Fr 14. Mär 2008, 18:22 - Beitrag #147

Ich habe mich mal wieder mit Reclam-Heftchen versorgt.
Kafkas "Verwandlung" und Schnitzler "Traumnovelle" habe ich nun schon konsumiert, weiter geht's mit Goethes "Die Leiden des jungen Werther"
Die kleinen gelben Büchlein bleiben doch die besten: Günstig, aber nicht billig ;)

Traitor
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Fr 14. Mär 2008, 18:59 - Beitrag #148

Zuletzt C. S. Lewis' "The last battle", würdiger Abschluss der Narnia-Reihe. Als nächstes wohl Gaiman oder Sartre.

Padreic
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Fr 14. Mär 2008, 19:35 - Beitrag #149

Hab heute auch ein kleines gelbes Büchlein zu Ende gelesen - "Bob Dylan" von Heinrich Detering. Eine Zeitleiste wäre vielleicht nicht schlecht gewesen und ich hätte mir vielleicht auch gewünscht, dass etwas mehr auf Bob Dylans Einflüsse eingegangen wird, weil doch viele der genannten Musiker mir wenig sagen, aber das war vielleicht bei dem geringen Umfang einfach nicht drin. Ansonsten ist diese Werkübersicht und Biographie (diese auch immer vom Werk her gedacht) interessant und gut geschrieben. Habe sie in drei Tagen durchgelesen.

Ansonsten hab ich neulich was von Pearl S. Buck gelesen, "Die gute Erde", und was von Sartre, "Die Fliegen"; letzteres durchaus interessant.

Lykurg
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Sa 15. Mär 2008, 22:10 - Beitrag #150

Zuletzt:

Jakob Arjouni: Idioten. Fünf Märchen (2003)

Ein Zyklus von einander relativ unabhängigen, hinreißenden Kurzgeschichten aus dem Alltag von Personen zwischen Normalität und Extrem (gezeichnet mit einer beißend spitzen Feder, Humor und Menschenkenntnis), denen in einer passenden Situation eine Fee einen Wunsch gewährt. Einen kleinen Wunsch nur - Gesundheit, Lebenszeit, Geld und Liebe sind ausgeschlossen, und der Spielraum der Fee ist begrenzt, meist hat die Erfüllung des Wunsches einen gewaltigen Haken... Ein sehr unterhaltsames Buch, in dem kaum etwas ist, wie es zunächst scheint.

Ansonsten im Moment Bücher wie:

Johann Adolph Scheibe: Abhandlung vom Ursprunge und Alter der Musik, insonderheit der Vokalmusik. [...] Mit einer historischen und critischen Vorrede versehen, worinn vom Inhalte dieser Abhandlung, und von einigen andern musikalischen Sachen gehandelt wird. (1754)

oder:

Johann Mattheson: Das Beschützte Orchestre, oder desselben Zweyte Eröffnung/ Worinn Nicht nur einem würcklichen galant-homme, der eben kein Profeßions=Verwandter/ sondern auch manchem Musico selbst die alleraufrichtigste und deutlichste Vorstellung musicalischer Wissenschaften/ wie sich dieselbe vom Schulstaub tüchtig gesäubert/ eigentlich und wahrhaft verhalten/ ertheilet; aller wiedrigen Auslegung und gedungenen Aufbürdung aber völliger und truckener Bescheid gegeben; so dann endlich des lange verbannet gewesenen Ut Mi Sol Re Fa La Todte (nicht tota) Musica Unter ansehnlicher Begleitung der zwölf Griechischen Modorum, als ehrbahrer Verwandten und Trauer=Leute/ zu Grabe gebracht und mit einem Monument, zum ewigen Andencken/ beehret wird von Mattheson. (1717)

Maurice
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Mo 31. Mär 2008, 19:50 - Beitrag #151

Ich habe gestern von Jürgen Höller "Alles ist möglich" angefangen und fast shcon zur Hälfte durch - ist aber auch nicht allzu lang. Der Autor versucht den Leser zu mehr positiven Denken und mehr Motiviation zu helfen. Bisher klappt das bei mir prima. Es stehen zwar auch Sachen drin, die ich für Blödsinn halte, aber manche Sprüche haben sehr große Wirkung bei mir erzielt, z.B. (in eigenen Worten): "Jeder Mißerfolg ist ein Wegweiser auf deinem Weg zum Erfolg!"
Den Spruch habe ich jetzt fiktiv über meinem Bett hängen. ^^

The_Secret
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Di 1. Apr 2008, 15:32 - Beitrag #152

Karen Marie Moning - Bloodfever (Gott ich will den nächsten Teil haben *lechz*)

Traitor
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Di 1. Apr 2008, 18:41 - Beitrag #153

Es ward erst Gaiman, dann Sartre:

Neil Gaiman - Fragile Things Zweite Kurzgeschichtensammlung nach "Smokes and Mirrors". Wieder einige richtig gute Ideen dabei, aber leider auch viele Geschichten, die nach langer und sehr gut erzählter Einführung doch arg unvermittelt enden. Insgesamt nicht so überzeugend wie der Vorgänger, aber durchaus lesenswert.

Jean-Paul Sartre - Geschlossene Gesellschaft In dem kleinen Umfang deutlich besser durchkomponiert als die anderen mir bekannten Sartre-Stücke. Wenn man die Grundidee kennt, kommt dann zwar nicht mehr soviel neues, aber einige schön böse Stellen durchaus noch. Gespielt vermutlich aber deutlich interessanter.

Maglor
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Di 1. Apr 2008, 22:34 - Beitrag #154

Vor dem Werther habe ich mir noch nach mal den "Schimmelreiter" von Theodor Storm reingezogen. Eine schöne Geschichte, schon fast Fantasy!

Und nun habe ich den Werther fertig, fehlt nur noch das Nachwort.
Goethe ist ein wahres Genie. Kein Roman hat mich je so stark berührt. Ein wahres Erlebnis ist und die Gattung des Briefromans macht ihn so verdammt realistisch. Ich bin einfach hin und weg, wenn ich nur auch ein Lottchen hätte für das ich mich erschiessen könnte. :love2:
Oh, nein der Werther-Effekt! :crazy:

Maurice
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Mi 2. Apr 2008, 09:45 - Beitrag #155

Wo du das Buch gerade erwähnst: Gut dass mir mein Motiviationsbuch in die Hände gefallen ist (bzw. ich habe es ja bewusst in diese genommen) und nicht den Werther... sonst würde ich diesen Post vielleicht schon nicht mehr schreiben, bei meiner Stimmung in den letzten Wochen. ^^*

Padreic
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Do 3. Apr 2008, 18:01 - Beitrag #156

Moby Dick. Der Herr Ismael könnte sich vielleicht manchmal ein wenig weniger abschweifen, aber sonst gefällt es mir recht gut bisher.

Traitor
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Do 3. Apr 2008, 18:48 - Beitrag #157

Terry Pratchett - Only you can save mankind - Jugendbuch, aus Pratchett-Vervollständigungsgründen zusammen mit den anderen Teilen dieser (tatsächlich dreibändigen) Trilogie angeschafft. Nette Grundidee, Shoot-em-ups aus Perspektive der Opfer-Aliens, aber Computerspiel-und-Realität-vermischen-sich-Bücher gibt es letztlich doch sehr viele. Pratchett-Humor in niedrigerer Dosierung als sonst, aber genug, um es nett zu lesen zu machen.

Maglor
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Do 3. Apr 2008, 21:15 - Beitrag #158

Moby Dick ist sicher eine gute Wahl. Ich erinnere mich noch gut an dieses stellenweise kryptische und irgendwie auch mythische Buch.
Padreic, wenn du fertig bist, können wir ja ein Thema eröffnen oder reanimieren! ;)

Padreic
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So 6. Apr 2008, 13:41 - Beitrag #159

Könnten wir machen. Vorläufig nehme ich auf jeden Fall auch die angedeutete Kritik von vor drei Tagen zurück...das Buch beginnt mich, glaube ich, langsam zu packen...

Lykurg
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Fr 18. Apr 2008, 20:12 - Beitrag #160

oje, schon einen Monat her... Nachträge - in dieser Reihenfolge:

Michail Bulgakow: Aufzeichnungen eines Toten (1936/37)

Ähnlich wie 'Meister und Margarita', aber weitgehend ohne surreale Elemente, dafür mindestens so überspitzte Personendarstellungen. Das Buch reflektiert eigene Erfahrungen des Autors, genauer seinen Versuch, in der Moskauer Theaterwelt Fuß zu fassen, und die grotesk-unübersehbaren Hindernisse, auf die er dabei stößt (etwa altgediente Diven, denen man aufgrund ihrer Macht unmöglich abschlagen kann, im Stück das junge Mädchen zu spielen; ein Intendant, dessen Auffassung vom Stück der des Autors diametral entgegensteht - und das Stück lieber absetzen als nach dem Willen des Autors spielen lassen will). - Daß der Roman Fragment blieb, ist letztlich ein Glück: Da sich die geschilderten Probleme für Bulgakow lösten, hatte er zuviel zu tun, um den (im Vorwort erwähnten) Selbstmord seines so selbstähnlichen Protagonisten abschließend zu motivieren.


Max Kretzer: Meister Timpe (1887)

Naturalistischer Roman im Berliner Handwerkermilieu der Gründerjahre: Meister Timpe, ein ehrbarer Drechslermeister, will, daß sein Sohn 'mehr' erreicht und ein Kaufmann wird, vernachlässigt aber dessen moralische Erziehung - was sich für ihn selbst bitter rächt. Grandios ist die Schlußszene, die den Triumph des Fortschritts in Form der fertiggestellten Stadtbahn feiert, die den gleichzeitigen Untergang der Tradition und Rechtschaffenheit vor der Allgemeinheit verbirgt.


Dietrich Bonhoeffer: Widerstand und Ergebung
(1943-45)

Nachgelassene Schriften, Briefe und Gedichte aus der Haft, postum (in Auswahl und gekürzt) herausgegeben von einem langjährigen Mitarbeiter Bonhoeffers. - Starke und abgründige Texte darunter. Hätte ich mehr Zeit, würde mich die vergleichende Biographie Bonhoeffer-Camus interessieren, die ich gerade in der Hand hatte...


Wilhelm Raabe: Pfisters Mühle
(1883/84)

Nach realen Vorbildern seiner Zeit gestalteter Roman mit dem erstaunlichen Thema Umweltverschmutzung: Ein Mühlbach wird durch die chemischen Abwässer einer nahen Zuckerfabrik vergiftet, was letztlich zur Aufgabe der Mühle führt, obwohl ein Gericht dem Müller Recht gibt; erzählt aus der rückblickenden Sicht des Erben. - Rahmen- und Binnenhandlung sind dicht ineinander verschränkt und wechseln sehr unvermittelt; teilweise mit witzigem Effekt. Ohnehin könnte ich mich an Raabes feinen Humor gewöhnen... Der Roman bezieht interessanterweise (mE) nicht Stellung zwischen Nostalgie und Fortschrittsglauben; beide Positionen bleiben nebeneinander bestehen.


Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund
(1957)

Überschaubarer Roman um Flucht und Verantwortung, Liebe und Vernunft, Infragestellung moralischer, religiöser und ideologischer Prinzipien zur Rettung des Individuums - im Mittelpunkt eine Skulptur von Barlach, die als Sinnbild kritischen Bewußtseins zu einem Banner der Humanität wird, unter dessen Schutz die stark entgegengesetzten Figuren zusammenfinden können. Alle Wege laufen wieder auseinander, und doch hat es eine Berührung gegeben, deren Wirkung anhalten könnte.

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