Welches Buch lest ihr gerade? (II)

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
Guru Guru
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Di 8. Mai 2007, 07:09 - Beitrag #81

Ich habe "American Gods" und "Good Omens" (zusammen mit Terry Pratchett) gelesen, seine Comics kenne ich gar nicht.
Anansi Boys ist .... leichter (im Sinne von "nicht so düster") als American Gods, hat mir aber richtig gut gefallen, vielleicht bissel mainstreamiger ;)

Lykurg
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Do 10. Mai 2007, 23:52 - Beitrag #82

Leo Perutz: Der Marques de Bolibar (1919)

Eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe - und ich freue mich auch auf das nächste von Perutz. :cool: Dieses spielt zur Zeit der Napoleonischen Kriege in Spanien und beschreibt, wie und warum die Offiziere zweier Nassauer Regimenter selbst alles dafür tun, ihre Einheiten der völligen Vernichtung zuzuführen. Das Buch spielt insofern mit Determinismus, mit Verstellung und Mißverständnissen - sowie mit der Macht der Verdrängung und des Scheins. An einigen wenigen Stellen bemerkt man die Unzuverlässigkeit des Erzählers, auch das Vorwort bleibt ein Rätsel. Sehr schön! :)

Amy
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So 27. Mai 2007, 10:54 - Beitrag #83

Hans Ritz : "Die Geschichte vom Rotkäppchen - Ursprünge, Analysen, Parodien eines Märchens"

Bisher finde ich es sehr interessant, vor allem weil man nun Teile einer Fassung erfährt, die nicht entschäft worden ist, wie jene von den Gebrüdern Grimm ;)
Das Buch beschäftigt sich mit einigen Variationen über Rotkäppchen:
auf Kannibalisch, auf Bayrisch, auf Linguistisch, auf Mathematisch, auf Chemisch, im Nationalsozialismus, in der DDR, in der Scene, Rotkäppchen und die Psychoanalyse, Rotkäppchen und der lustige Wolf, Rotkäppchen und die bösen Interpreten, Rotkäppchen als Tugendbold, Rotkäppchen als Geliebte
und viele andere Rotkäppchen.

Wurde mit von dem Vater einer Freundin in die Hand gedruckt, weil anscheinend bekannt ist, dass ich mich für die Analyse von Märchen interessiere.

Maurice
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Mo 28. Mai 2007, 17:57 - Beitrag #84

Neben ein paar anderen Büchern für die Uni...

... lese ich gerade "Gründe der Liebe" von Harry Frankfurt. Ich bin zwar erst bei Seite 20, doch scheint es mir bisher ein gutes Beispiel zu sein, wie sich analytische Philosophie um lebensnahe Themen beschäftigen kann, ohne dabei alles vereinfacht darzustellen, sondern zu differenzieren. Er ist mir zwar bisher nicht präzise genug, aber ein paar Unterscheidungen finde ich bisher sehr interessant, von denen ich überlege, sie in meine Terminologie zu übernehmen.

Er gibt leider keine klare Gliederung vor, weshalb ich noch nicht weiß, wie das Buch insgesamt strukturiert ist. Jedenfalls geht es allgemein um die Frage "Wie sollen wir leben?", der er sich bisher so genähert hat, indem er verschiedene Arten des Wollens („was wir wünschen“, „worum wir uns sorgen“, „was uns wichtig ist“, „was wir lieben“) aufgezählt hat und ihre Unterschiede beschreibt. Er versucht zu zeigen, dass es für uns mehr Motive außer Egoismus und moralische Forderungen gibt, etwas bestimmtes zu tun und geht der Frage nach, was für Ideale sonst noch für Menschen wichtig sind.

Bisher gut zu lesen (auch wegen den relativ kurzen Kapiteln), wenn auch nach meinen Geschmack fast schon etwas zu assoziativ in der Argumentation.

e-noon
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Mo 28. Mai 2007, 20:13 - Beitrag #85

KEINS :D Seit über einem halben Jahr mal wieder kein einziges. Was das bedeutet? Das bedeutet, dass ich soeben die Ilias gelesen habe :D *Im Triumph aal*

Die Gesänge 20 - 24 waren definitiv die besten, am Anfang ist weniger Handlung und zudem war ich da noch weniger an den sprachlichen Stil des Werkes gewöhnt, sodass die Spannung von entscheidender Handlung zu entscheidender Handlung in der Kriegsbeschreibung etwas verloren ging.

Aber ich bin froh, dass ich es gelesen habe :) Nebenbei bemerkt ist Athene schon ziemlich gemein, das kann man nicht anders sagen nach der Sache mit Hektor.

Als nächstes werde ich "Melmoth the wanderer" lesen, das mir empfohlen wurde... Außerdem einige Fantasybücher...

Lykurg
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Di 29. Mai 2007, 01:56 - Beitrag #86

Leo Perutz: Die dritte Kugel (1915)

Rahmen- und Binnenhandlung dieses phantastischen Romans sind auf eine raffinierte Weise verwoben: Beide erzählen die Geschichte eines Fluches, der die Ziele dreier Gewehrkugeln vorausbestimmt, wobei durch die Ermordung des Erzählers der Binnenhandlung seine Geschichte unvollständig bleibt und sich gewissermaßen, aber mit unsicherem Ausgang, in der Rahmenhandlung fortsetzt. Falls es Perutz wie im Marques de Bolibar darum ging, das geistige Verschmelzen einer Person mit einer anderen zu zeigen, ist sein Ansatz dafür hier noch skurriler als in jener späteren Erzählung, da der Protagonist sein Gedächnis verloren hat (was der übrigens sehr ergreifend schildert) und durch den Tod des Binnenerzählers die Möglichkeit verliert, es zurückzugewinnen.

Die Binnengeschichte selbst, die den größten Teil des Buches ausmacht, beschreibt die Erlebnisse einer kleinen Truppe deutscher Söldner, die sich in Mexiko gegen Cortez zu behaupten versucht - wobei alle Figuren von Montezuma bis zum leibhaftigen Teufel äußerst facettenreich und ambivalent geschildert sind. Lesenswert.

e-noon
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Mo 11. Jun 2007, 01:43 - Beitrag #87

"Kaiser zwischen Genie und Wahn", Theodor Kissel. Ein sehr interessantes Buch über Nero, Caligula und Elagabal, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich den Grundtenor (sie sind nicht wahnsinnig im geisteskranken Sinne gewesen) teile, ist aber wohl nur Definitionssache. Einige Quellen werde ich genauer prüfen, denn die Zitate zumindest lassen sich zwar so deuten, wie er sie deutet, aber wenn man nicht mit einer bestimmten Meinung herangeht, dürften sie eher in die andere Richtung weisen... auf jeden Fall abgesehen vom fachlich informativen auch gute Unterhaltung :)

Da-Fe
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Mo 11. Jun 2007, 11:23 - Beitrag #88

Hab im Krankenhaus "Lautlos" von Frank Schätzing (sehr zu empfehlen, wenn auch etwas schlechter als "Der Schwarm) und "Das Mädchen" von Stephen King (ganz gut lesbar) vernichtet.

Jetzt beginne ich mit "Das elegante Universum", einem Buch über die Superstring-Theorie, mal gucken, wie das so wird (kann man nach 50 eher einleitenden Seiten nicht so genau sagen ^^).

abv
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Di 12. Jun 2007, 20:58 - Beitrag #89

mh momentan, sartres gesammelte werke (Der Ekel, Die Kindheit eines chefs usw.)
und "Einführung in die Logik", eines dieser bücher der reihe "Einführung Philosophie", maurice wahrscheinlich bekannt^^.

ähm maurice oder auch die anderen, welche bücher zur philosophie und was sie sonst noch alles "umfasst"^^(evtl. auch terminologie), sind denn noch ganz gut für einen "dilettanten" (vielleicht ja auch irgendwann einen autodidakten^^)?

...dauert leider noch etwas bis ich studieren könnte^^

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Mi 13. Jun 2007, 11:55 - Beitrag #90

zwischendurch

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke

Ein im Prag des frühen 16. Jh. spielender Roman zwischen Historie, Mythos und Magie, in dem neben Kaiser Rudolf II. auch Rabbi Loew und wieder ein Abgesandter des Teufels auftreten... Reizvoll wegen seines Aufbaus - die ersten Kapitel können wie eigenständige und sehr komische Novellen gelesen werden, erst ungefähr im fünften Kapitel tun sich die ersten Verbindungen auf. Auch dieses Buch endet in einem Rätsel.

außerdem schon länger


Ingeborg Bachmann: Das Buch Franza

(postum ursprünglich veröffentlicht unter dem Titel "Der Fall Franza") - ein Fragment gebliebener Bestandteil von Bachmanns Todesarten-Zyklus, in dessen Bänden jeweils die Auslöschung einer Frau durch die männlich dominierte Gesellschaft beispielhaft dargestellt wird. Für Bachmann ist die Gesellschaft "der größte Mordschauplatz" und die allgegenwärtige Gewalt gegenüber Frauen eine Umlenkung der schlagartig "verschwundenen" Täter der Nazizeit. Nur folgerichtig versteht sich die Protagonistin Franza in vielfacher Hinsicht als Opfer ihres Mannes, der (in ihren Augen?) faschistoide Züge trägt, und versucht, durch einen emigrierten vermeintlichen NS-Arzt zu sterben. Aber es kommt anders.

Eines der vielen Probleme des Romanes, auch bedingt durch den fragmentarischen Charakter, ist, daß man einen großen Teil der Handlung nur aus der Sicht Franzas geschildert bekommt und sowohl an der Zuverlässigkeit ihres Erzählens als auch an ihrem Geisteszustand begründete Zweifel entwickelt - so erlebt sie den intensiven Wunsch, ihren auf Wunsch ihres Mannes abgetriebenen Fötus zu verspeisen (den sie ihm zuvor noch im Einmachglas auf den Schreibtisch stellen wollte). Es wird sehr eindrucksvoll dargesellt, wie Franza an ihrem Mann, aber auch an ihrer Wahrnehmung der Wirklichkeit zerbricht - und zugleich unmöglich, beides klar voneinander zu trennen.

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Fr 15. Jun 2007, 11:22 - Beitrag #91

Ein wirklich interessanter Thread mit vielen tollen Vorschlägen

Ich möchte auch zwei kleine Lese-Ideen beisteuern. Es sind keine erzählten (erfundenen?) Geschichten sondern eher Episodenwerke, eigentlich tagebuchähnliche Aufzeichnungen über ganz außergewöhnliche Erlebnisse, die man nun für wahr oder Fiktion halten mag - wirklich berauschend ist aber nur der erste Ansatz!

Robert A. Monroe:
"Der Mann mit den zwei Leben"
Berichte von ganz privaten aber wie Forschungsreisen betriebenen außerkörperlichen Erfahrungen in 3 völlig unterschiedlichen Erlebnisbereichen, erlebt in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, wobei Monroe versuchte, so rational und sachlich wie ihm möglich an die Sache heranzugehen, auch wenn man seine Sichtweise bzw. Beschreibung natürlich dennoch anzweifeln kann, wie alles, was die Alltagserfahrung übersteigt und nicht im Laborversuch reproduziert werden kann.


Carlos Castaneda
"Reise nach Ixtlan. Die Lehre des Don Juan." und "Der Ring der Kraft. Don Juan in den Städten." - Das sind 2 Bücher aber eigentlich nur ein Teil des Gesamtwerks von Castaneda. Diese beiden Bücher, die ich vor 35 Jahren das erste mal verschlungen hatte und die mich seither nicht mehr los gelassen haben, stellen - wenn man auch hier die Entscheidung trifft, diese nicht als reine Fiktion zu betrachten - unsere scheinbar gesichert kohärente Weltsicht in Frage und öffnen Türen zu einem noch viel weiteren und geheimnisvolleren Weltverständnis und den damit verbundenen "verschütteten" oder blockierten Möglichkeiten des Menschen - realen Möglichkeiten, wie ich glaube.
Auch diese Erlebnisse haben sich in den 60er Jahren ereignet. War halt viel los, damals ... :crazy:

"Faszinierend"
jo elegolo

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Fr 15. Jun 2007, 23:05 - Beitrag #92

"Antigone" von Sophokles. Habe eben eine alte Ausgabe davon bei Maurice gefunden... ^^
Bestellt habe ich mir heute die Metamorphosen von Ovid, die Aeneis von Vergil, die Odyssee von Homer und ein Buch über griechische Sagen ^^ Das folgt dann nach Eintreffen, somit frühestens am Montag.

Maurice
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Mi 27. Jun 2007, 18:05 - Beitrag #93

Horrible!

Ich habe mir auf Anraten eines Mitstudenten "Wir brauchen keinen Gott - Warum man jetzt Atheist sein muß" von Michel Onfray bestellt, weil er es sehr gelobt hatte und ich gerne mal wieder ein religionskritisches Buch lesen wollte. Ich bin jetzt mit fast der Hälfte des Buchs durch und langweile mich mehr als bei dem Buch welches ich vorher gelesen habe, in dem ein Kardinal einseitig von den tollen Effekten der "wahren Religionen" schwärmte.

Onfray schwafelt planlos herum, ohne seine Thesen angemessen zu begründen. Er wirft mit Begriffen um sich, ohne sie näher zu erklären. Er verweist auf irgendwelche Autoren und Textstellen, die den meisten Lesern mindestens teilweise unbekannt sein müssen, ohne näher auszuführen, um was es bei diesen geht. Auch hält er es nicht für nötig, aus den entsprechenden Quellen zu zitieren. Ein roter Faden ist nicht erkennbar, da es in jedem Kapitel eigentlich immer wieder um dasselbe geht. Dass so ein Buch ein Bestseller sein soll, ist wieder mal erschreckend, angesichts so eines Dilettantismus'. In Orfrays polemischem, um keinerlei Objektivität und Seriösität bemühten Machwerk herrscht ein foucaultscher Verfolgungswahn (der arme Atheist Onfray wird überall von religiösen Machthabern unterdrückt), konstruktivistische Schlamperei (er verwechselt mit Vorliebe Dinge und Vorstellungen über Dinge, Realität und Fiktion), freudsche Rückständigkeit (jaja der Todestrieb) und naiver Vernunftsoptimismus (wenn wir nur noch vernünftig, also ohne Mystik und Religion, sondern rein wissenschaftlich denken, wird alles gut) vor.

Dieser Schund wird niemanden zum Atheisten machen und daher die Wirkung, die der Autor wohl mit dem Buch erreichen wollte, völlig verfehlen.

Lykurg
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Mi 27. Jun 2007, 23:51 - Beitrag #94

Noch zwei Perutze: "Der Judas des Leonardo" und "Der schwedische Reiter". Beide Romane handeln in gewisser Weise von der Annahme einer fremden Identität, wenn auch mit sehr unterschiedlichem Hintergrund: Ersterer ist u.a. die Geschichte eines Kaufmanns, der seine Geliebte um 17 Dukaten verrät, indem er sie auf hinterhältige Weise zum Werkzeug seines Schuldeneintreibens macht - was ihn bestens dafür qualifiziert, von Leonardo da Vinci als Vorlage für den Judas des Letzten Abendmahls genommen zu werden. Wunderschön doppelsinnig die Abschlußbemerkung der ehemaligen Geliebten, die ihn Jahre später auf der Straße wiedersieht: "Wie hätte ich ihn denn lieben können, wenn ich gewußt hätte, daß er das Gesicht des Judas hat!" -
Die liebende Ehefrau des Schwedischen Reiters wird dagegen gewissermaßen doppelt betrogen, da ihr Mann ihrem Verlobten die Identität raubt, um später in geisterhafter Weise zu verschwinden. Beide Bücher machen mit ihren raffinierten Nebenhandlungen und Figurenzeichnungen wieder Lust auf mehr - so viel Perutz ist aber gar nicht mehr übrig...

Anna Seghers: Transit
Wer "Casablanca" gesehen hat, weiß, wie wichtig für Fluchtwillige die Zusammenstellung von Aufenthalts-, Abreise- und sonstigen Genehmigungen, Visum und Transitvisa war, unter welchen Schwierigkeiten man sie sich beschaffte und was für ein Gefühlsgemisch zwischen Aufbruchsstimmung und Hoffnung, Hysterie, Resignation, Kampfeswillen etc. sich unter den Betroffenen entwickelte. "Transit" fängt einen Teil dieser Stimmungen ein und läßt vor diesem Hintergrund eine unglückliche Dreiecksbeziehung ablaufen. Auch hierbei kommt eine angenommene Identität ins Spiel, die eines toten Schriftstellers, der aber stellenweise übers Grab hinaus mitzumischen scheint, was im Sinne eines "Wiedergänger"-Motivs auch einen festne Bestandteil in Seghers' Repertoire bildet. Aber auch trotz einiger weiterer inzwischen mir wohlvertrauter Elemente finde ich das Buch doch erfrischend anders und meinen bisherigen Liebling unter ihren Erzählungen.

Traitor
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Do 28. Jun 2007, 19:36 - Beitrag #95

Seit dem Ouroboros (ich hoffe, ich kann mich mal zu einem ausführlichen Besprechungsthread durchreißen):

Ephraim Kishon - Zu Auskünften stets bereit Eine Kurzgeschichtensammlung, die Einzelstücke jeweils mit Bezug zu einem bestimmten Land. Nach all dem Guten, was ich von Kishon gehört hatte, enttäuschte mich diese erste Begegnung sehr - eigentlich nur langatmige 1-Pointen-Witze, die vermutlich als Cartoons besser funktioniert hätten. Aber möglicherweise auch einfach eine untypisch schwache Auswahl, die nicht zufällig im Ramschangebot war. Er kriegt nochmal eine Chance, irgendwann.

Terry Pratchett - Sourcery Nach Equal Rites ein weiterer Band, bei dem schonmal der Titel im Original weit genialer ist (vgl.: Der Zauberhut). Auch ansonsten wieder nett zu lesen.

Jorge Luis Borges - Das Aleph Begann erstmal enttäuschend, da ich "Der Unsterbliche" schon aus einer anderen Sammlung (Bibliothek von Babel) kannte und überblätterte. Der Rest ist mir aber neu und wieder genauso faszinierend. Neben allgemeiner Kreativität und toller Sprache schafft Borges zwei Dinge: den Wert klassischer Bildung aufzuzeigen und die Sehnsucht nach mehr davon zu wecken, sowie wie kein anderer mir bekannter Autor, vergangene Epochen glaubwürdig darzustellen und klarzumachen, dass dies nicht nur Episoden in der Geschichte waren, sondern Menschen mit ihren eigenen geistigen Horizonten enthielten.

e-noon
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Fr 29. Jun 2007, 22:02 - Beitrag #96

@Traitor: "Das Aleph" klingt gut, stellst du den amazon-direktlink hier rein?
Von Ephraim Kishon habe ich sehr viele Bücher und finde ihn auch sehr gut, wobei das natürlich auch Schwankungen unterlegt und ich ein, zwei Bücher gar nicht erst angefangen habe, weil mir der nötige Hintergrund fehlte.
Ich kann dir gern welche schicken, wenn du mal Zeit und Lust dazu hast :) (dazu muss ich sie allerdings in meinem Elternhaus abholen, also nicht zu kurzfristig Bescheid sagen, wenn du sie lesen möchtest ;) ).

Ich habe gerade die Odyssee gelesen - nachdem ich für die Ilias ein halbes Jahr gebraucht habe, habe ich dieses in einer Woche gelesen ^^ allerdings war diesmal auch keine Abi-phase dazwischen, und ich hatte Ferien.

Jetzt lese ich Seneca: Apokolokyntosis ("Verkürbissung", wie auch immer man das deuten mag), eine Verarsche von Claudius und damit verbunden ein hoffnungsvolles Lob auf Nero, und Ovid: Fasti, ein Buch über die Feste im römischen Jahr und die Bedeutung der Monate und so. Danach, wenns gut läuft in dieser Reihenfolge: Harry Potter VII, J.K. Rowling; Metamorphosen, Ovid; Melmoth, the wanderer, Maturin; Aeneis, Vergil; Gilgamesch-Epos, keine Ahnung; und danach ein paar Fantasybücher.

Lykurg
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Sa 30. Jun 2007, 02:57 - Beitrag #97

Die Apokolokyntosis (der Titel parodiert wie der Inhalt die Vergöttlichung, "Apotheosis") war tatsächlich ziemlich fies - und es spricht für sich und gegen die Glaubwürdigkeit/Luzidität des Buches, wie begeistert Seneca über Nero schrieb, der ihn später in den Selbstmord treiben sollte... Das absolute Gegenstück dazu und ein Buch, das ich sehr schätze, ist Ranke-Graves: "Ich, Claudius, Kaiser und Gott" - natürlich keine Quelle, dafür aber auch keine so ermüdende Schmähschrift.

Ganz vergessen hatte ich übrigens in den letzten Wochen
Seghers: Das siebte Kreuz (endlich mal eine verortbare Handlung! hätte sie ruhig häufiger machen sollen);
Schiller: Die Jungfrau von Orleans (wzg tut ihr Vater...?);
Schiller: Die Braut von Messina (eher enttäuschend, der beabsichtigte Antikenausflug ist dem Text mE nicht bekommen);
Kleist: Familie Schroffenstein (einfach nur Kleist! wenn auch noch nicht so böse wie die späteren, aber die Sprache ist toll)
und Kleist: Penthesilea (an der ich noch knabbere)

e-noon
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Sa 30. Jun 2007, 17:35 - Beitrag #98

Ich fands nicht ermüdend, ich fands lustig :D

Ich weiß jetzt nicht genau, was Luzidität heißt-... ^^* Aber gegen die Glaubwürdigkeit sprechen auch noch andere Schriften Senecas, seine Trostschrift für Polybios (?), die er in der Verbannung geschrieben hat, schleimt auch total rum, damals noch an Claudius... und seine offizielle Grabrede für diesen ist auch übertrieben schmeichlerisch. Ich denke, es gehörte damals zum guten Ton, den (amtierenden) Kaiser anzuschleimen. Vor allem, wenn man was von ihm wollte, wie die Rückkehr aus der Verbannung oder die Einstimmung auf eine gute Regierungszeit (Ovid an Augustus iirc, Seneca an Claudius, Seneca an Nero). Die Begeisterung für Nero mag am Anfang durchaus da gewesen sein, wenn auch nicht in dieser übertrieben schmeichlerichen Unterwürfigkeit, nehm ich mal an. Trotzdem fand ich das Buch gut ^^

edit: Apokolokyntosis ist zwar vermutlich Analog zur Apotheosis, dennoch gibt es verschiedene Deutungsmöglichkeiten; entweder lässt die Satire die Verwandlung des Claudius in einen Kürbis (oder Hohlkopf) als Handlung vermuten, oder, in der anderen möglichen Wortbedeutung, die Befreiung von einem gewissen Kürbis (Hohlkopf) namens Claudius. Vielleicht auch einfach beides ^^ künstlerische Freiheit halt.

Amy
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Mi 4. Jul 2007, 21:29 - Beitrag #99

Paulo Coelho - Elf Minuten


Leider bin ich bisher noch nicht wirklich weit, da mir die Zeit fehlt oder immer etwas dazwischen kommt.
Jedoch muss ich mich bald dazu aufraffen, denn es ist nur geliehen ;)
Bisher ein gutes Buch, gefällt mir.

Aydee
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Fr 6. Jul 2007, 11:51 - Beitrag #100

Der Tod ist mein Beruf
(Robert Merle)

- beschreibt den Weg eines gehorsamen Sohnes zum gehorsamen Soldaten
- interessant was einen Menschen zum Mörder werden lässt....

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