Verfasst: Fr 30. Nov 2018, 12:15
"Kompartiment" ist natürlich auch ein deutsches Wort, aber "kompartimentiertes Gehirn" bezieht sich eher auf die anatomischen Aspekte. "Segmentiertes Bewusstsein" vielleicht.
Was las ich gerade?
Ulla Berkéwicz
Über die Schrift hinaus
Suhrkamp Verlag, Mai 2018, 116 Seiten
Zwei deutlich voneinander abgegrenzte Teile stehen sich textlich gegenüber. Im ersten werden in Art einer "mystischen Gesamtschau" Bezüge zwischen talmudischer und rabbinischer Theologie einerseits und Riemann/Perelmanscher Mathematik gestiftet, Bezüge, die zeigen sollen, wie beide Disziplinen Grenzen von klassischem Raum- und Zeitempfinden überschreiten und letztlich sprengen. Die theologischen Teile halte ich für ziemlich zuverlässig, die mathematischen sind eher atemberaubend, oder sagen wir assoziativ argumentierend^^ (oder hat schon mal irgendwann jemand versucht, Riccifluss und Seelensatz in einen theologischen Kontext zu zwingen?).
Im zweiten Teil wird anhand der Schilderung ziemlich unrealistischer Ereignisse auf einem Karnevalsdienstag-Ball in Wien mit gehobener Kundschaft durchexerziert, was die proklamierte Suspendierung unserer Sinne auf vierdimensionale Raum- und Zeitvorstellungen für Konsequenzen hat.
Es ist, bei einer Autorin wie der Berkéwicz auch nicht anders zu erwarten, kein wissenschaftlicher Text, "mystische Zusammenschau" eigentlich inkommensurabler Sachverhalte trifft es besser. Trotzdem sehr vergnüglich gemacht, vor allem wenn man sich das Hörbuch zu Gemüte führt, das von Berkéwicz selbst gesprochen wird. Man merkt ihrer Stimme die geschulte Schauspielerin an, es ist ein Vergnügen, ihr zuzuhören, wie sie Nuancen aus dem Text kitzelt, die bei reiner Lektüre so wahrscheinlich an der Aufmerksamkeit vorbei gerauscht wären.
Eher was für Bildungsbeflissene, jedenfalls nicht aus mathematischem Interesse heraus lesen, das wäre ein Missverständnis.
Was las ich gerade?
Ulla Berkéwicz
Über die Schrift hinaus
Suhrkamp Verlag, Mai 2018, 116 Seiten
Zwei deutlich voneinander abgegrenzte Teile stehen sich textlich gegenüber. Im ersten werden in Art einer "mystischen Gesamtschau" Bezüge zwischen talmudischer und rabbinischer Theologie einerseits und Riemann/Perelmanscher Mathematik gestiftet, Bezüge, die zeigen sollen, wie beide Disziplinen Grenzen von klassischem Raum- und Zeitempfinden überschreiten und letztlich sprengen. Die theologischen Teile halte ich für ziemlich zuverlässig, die mathematischen sind eher atemberaubend, oder sagen wir assoziativ argumentierend^^ (oder hat schon mal irgendwann jemand versucht, Riccifluss und Seelensatz in einen theologischen Kontext zu zwingen?).
Im zweiten Teil wird anhand der Schilderung ziemlich unrealistischer Ereignisse auf einem Karnevalsdienstag-Ball in Wien mit gehobener Kundschaft durchexerziert, was die proklamierte Suspendierung unserer Sinne auf vierdimensionale Raum- und Zeitvorstellungen für Konsequenzen hat.
Es ist, bei einer Autorin wie der Berkéwicz auch nicht anders zu erwarten, kein wissenschaftlicher Text, "mystische Zusammenschau" eigentlich inkommensurabler Sachverhalte trifft es besser. Trotzdem sehr vergnüglich gemacht, vor allem wenn man sich das Hörbuch zu Gemüte führt, das von Berkéwicz selbst gesprochen wird. Man merkt ihrer Stimme die geschulte Schauspielerin an, es ist ein Vergnügen, ihr zuzuhören, wie sie Nuancen aus dem Text kitzelt, die bei reiner Lektüre so wahrscheinlich an der Aufmerksamkeit vorbei gerauscht wären.
Eher was für Bildungsbeflissene, jedenfalls nicht aus mathematischem Interesse heraus lesen, das wäre ein Missverständnis.