Verschlimmbesserung eines Hochzeitsgedichts - Hilfe!

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Lykurg
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Di 29. Mai 2007, 10:48 - Beitrag #1

Verschlimmbesserung eines Hochzeitsgedichts - Hilfe!

Literatur? Jedenfalls sind es Gedichte, und daß ich anders schreiben würde, ist sicherlich nur historisch und geschlechterrollenspezifisch begründet. Die Autorin, Louise Otto-Peters, war eine frühe Ikone der Frauenbewegung, die diese Gedichte in ihre Werkausgabe "Gedichte aus vier Jahrzehnten" aber merkwürdigerweise nicht aufgenommen hat. ;)

Jedenfalls brauche ich den Text als Unterlegung einer darüber komponierten Kantate (eines sehr unbekannten Komponisten, der ideal zum Text paßt), die ich im Rahmen einer Hochzeit aufführen möchte, sehe aber an einigen Stellen zwangsläufigen Änderungsbedarf. Mal ehrlich, wie würde das auf euch wirken, wenn das von Chor, Solisten und Klavier vorgetragen würde, und wo seht ihr dringenden Änderungs- bzw. Streichungsbedarf? Habt ihr Verbesserungsvorschläge?

Ich habe bisher ganz behutsam eingreifend nur das "Schützen" (in No. 1, Strophe 2) durch "Hüter" ersetzt, weil man den Sinn sonst nur beim dritten Lesen versteht. Ich sehe noch ein paar Stellen mehr, an denen ich noch überlege, will euch aber erstmal nicht weiter beeinflussen.

No 1. Brautlied. [Chor]

Heil dem Tag, Heil dieser Stunde,
die ein beglücktes Paar vereint,
es tönt das Ja aus Herz und Munde,
und Wonnethränen sind geweint.
Der Liebe Macht, die Euch verbündet,
sei immer nun durch Euch verkündet,

Heil hinfort, Heil Eurem Leben,
das nun als Eines Euch vereint.
Vom Himmel Engel niederschweben,
die reiner Liebe Schützen* sind,
der Liebe Engel, gottgesendet,
immerdar Euch Segen spendet.


No 2.
[Solo]

So naht euch Hand in Hand den Altarstufen,
der Liebe Schwüre vor dem Herrn zu weihen,
daß seine Hand in Gnaden euch berufen,
Euch zu der Zahl der Glücklichen zu reihen,
der Glücklichen, die sich in Liebe finden
und für ein Leben sich verbinden.

Heiligen Liebeshort hütet ihr treu,
hier am geweihten Ort, schwöret es nur,
Flamme der Liebe, löscht sie nie.
Niemals zerstiebe, niemals sie flieg:
Liebe ist Talisman, Liebe ist Schicksalsstern,
Heil, wer im Herzen gewann ew'ger Liebe Kern.


No 3. Traugesang.
[Chor]

Gesegnet sei die Stunde, gesegnet sei die Zeit,
da zu dem schönsten Lande ein liebend Paar geweiht.
Es tönen Jubelchöre, dazwischen sanftes Flehen,
o Herr, o Herr erhöre, gieb Glück und Wohlergehn.

Gieb du, o Himmel, Segen den Treuen fort und fort,
auf allen Lebenswegen sei du ihr Schirm und Hort.
Laß deine Macht behüten das Haus, das sie erbaun,
laß deiner Gnade Blüthen am heim'schen Heerd sie schaun.

Vom Himmel tönts zurücke wie Engelsmelodie:
Vertraut in Leid und Glücke auf Gott! Er läßt Euch nie.
Er hat sich offenbaret in Eurer Herzen Liebe,
in Treuen er bewahret, die selbst sich treu geblieben.


No 4.
[Solo]

Wo Lieb die Herzen fest verbunden,
da weilt in zarten Seelenharmonien,
die sich harmonisch durch das Leben zieh'n,
ein ew'ges Glück in flücht'gen Erdenstunden,

Es ist ein altes altes Lied,
und klingt doch immer wieder
aus seligem Gemüth,
der Liebe Lied, das Lied der Lieder.

Es ist ein Sonnenschein,
der oft schon aufgegangen,
und leuchtet warm hinein
ins Herz hinein mit hellem Prangen.

Bewahret Lied und Glanz
vor jeglichen Entschwinden,
dann wird der Myrthenkranz
Euch ewig frisch und grün umwinden.


No 5. Hochzeitslied. [Chor]

Wenn sich zwei Herzen finden
im jubelnden Entflammen,
zwei Flammen sich enzünden
und in einander brennen,
und wenn dieselbe Sonne
aus beider Augen strahlt,
und morgenrothe Wonne
auf zarte Wangen malt:
Das ist das Glück der Liebe.

Wenn sich zwei Herzen schwören
am heiligen Altare
sich ewig zu gehören,
dann Segen diesem Paare;
und wenn nach langen Zeiten
sie blicken froh zurück,
der Liebe Seligkeiten
noch im gebrochnen Blick:
Das ist die Macht der Liebe.

Yanāpaw
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Di 29. Mai 2007, 13:29 - Beitrag #2

Allgemein überhaupt nicht mein Fall, aber die gebrochnen Blicke (vorletzte zeile) würde ich ändern, der Rest ist zwar teilweise unschön oder holprig, aber ganz passabel. Und falls die Hochzeit von historisch unversierten Emanzen besucht wid empfehle ich Heerd durch Bette zu ersetzen ^^

Windsbraut
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Di 29. Mai 2007, 14:46 - Beitrag #3

Tja, wenn du mich fragst: Ich würde gar nix dran ändern.
Und wie es auf mich wirken würde: Rührend.

Wenn sich ein Paar entschließt, kirchlich zu heiraten, dann geh' ich erstmal gutgläubig davon aus, dass das nicht nur des weißen Kleides wegen geschieht. ;) Insofern müsste man schonmal keine Bedenken wegen all der Engel und der ganzen Segen haben.

Ich würde nichtmal die Schützen ändern. Und die Stelle mit dem gebroch'nen Blick gefällt mir eigentlich besonders gut.

Ich würde es gern mal mit der Musik zusammen hören.

Hast du dir die Mühe gemacht, es zu vertonen und für einen Chor zu setzen? Das wäre ja ein immenser Freundschaftsdienst und ein besonders nettes Hochzeitsgeschenk!

Feuerkopf
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Di 29. Mai 2007, 22:56 - Beitrag #4

Lykurg,
bist du sicher, dass es wirklich im Original "Schützen" heißt und nicht "Schützer"?
Du hast aber recht, "Hüter" trifft den Sinn auch ganz gut."

Ich bin ja inzwischen vorsichtig mit Chorwerken, die neigen dazu, recht lang zu sein. ;)
Welcher zeitliche Rahmen wäre denn hier erforderlich?
Ist es als Programmpunkt der Trauzeremonie in der Kirche gedacht?

Gut ist, den Gästen den Text in die Hand zu drücken.

Wie würde ich es finden? Käme auf die Musik an, auf die Ausführung - ich bin zwar nur Laie, habe aber ein sehr empfindliches Gehör in Sachen Qualität - und auf die Dauer.
Grundsätzlich würde es mich zu Tränen rühren.

Lykurg
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Mi 30. Mai 2007, 00:34 - Beitrag #5

Danke für eure Rückmeldungen! :)

Yanni, natürlich hatte ich auch darüber nachgedacht, "noch im gebrochnen Blick" durch "im inniglichen Blick" o.ä. zu ersetzen, damit wird der Text allerdings ein ganzes Stück seichter, und er ist ja auch ernstgemeint. Die Inhalte (Gottvertrauen etc.) werden vom Brautpaar, so wie ich es kenne, ebenfalls nicht auf die leichte Schulter genommen.

Windsbraut, so eine Ermutigung! :)
Hast du dir die Mühe gemacht, es zu vertonen und für einen Chor zu setzen?
Nein und ja (nur den technischen Notensatz, auch so schon viel Arbeit) - meine ausführliche Antwort dürfte angekommen sein?

Feuerkopf, da bin ich mir schon ziemlich sicher - zwar ist seine Handschrift (natürlich deutsche Kurrentschrift) eine gewisse Herausforderung, aber Stellen wie diese hoffe ich mir eigentlich genau genug angesehen zu haben. (Der Unterschied zwischen r und n ist in Kurrentschrift auch größer als in lateinischer Schreibschrift.) Hmmm... inzwischen ist das Original wieder im Klimatresor - wenn euch oder mir noch was auffällt, lasse ich es nochmal kommen. :) Übrigens war mir "Schützer" als geringere Änderung auch eingefallen; ich finde "Hüter" vom Wort her schöner, bin aber auch da noch nicht ganz entschlossen. (Theoretisch denkbar wäre auch ein Abschreibfehler des Komponisten von der möglicherweise handschriftlichen Vorlage der Dichterin.)

Die Idee, es den Gästen in die Hand zu drücken, war mir (trotz einiger Erfahrung mit verschieden guten Konzertprogrammheften^^) noch nicht gekommen, weil ich bisher den Text nicht zu sehr betonen wollte, eher ein "es reicht, wenn die Gäste wissen, worum es geht" anstrebte - tatsächlich habe ich mich inzwischen aber mehr an ihn gewöhnt, und abgesehen von ein paar *au nein!*-Stellen finde ich ihn eigentlich inzwischen ganz präsentabel.

Der Traugottesdienst ist vom durch zehntausend Hochzeiten vorgeplagten Brautpaar (Kirchenmusiker und Sängerin) genauestens festgelegt. Ein kurzes Überraschungsstück für den Empfang liegt schon bereit; diese Kantate soll beim Fest aufgeführt werden. Sie dauert eine Viertelstunde, was natürlich schon einige Beanspruchung bedeutet - andererseits dürften wenige aus dem Freundeskreis gar nichts mit Musik zu tun haben. ;)

Feuerkopf
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Mi 30. Mai 2007, 08:54 - Beitrag #6

Die Idee mit "Text in der Hand" ist nicht von mir, sondern basiert auf eigener Erfahrung mit dem kompletten "Messias". Ich fand es angenehm, einen informierenden Blick drauf werfen zu können, so wie es auch Leute gibt, die ganze Partituren mit in die Oper schleppen.;)

Bei den von dir genannten Konstellationen wird diese Kantate (?) ein großer Erfolg werden, jede Wette!

Windsbraut
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Mi 30. Mai 2007, 10:12 - Beitrag #7

Vor fachkundigem Publikum zu singen, ist schön. Da weiß man wenigstens, vor wessen Füße die Perlen rollen. ;)


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