Hape Kerkeling: Bin dann mal weg

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
sony
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So 27. Jul 2008, 20:50 - Beitrag #1

Hape Kerkeling: Bin dann mal weg

Hallo,

habe kürzlich in einer Zeitschrift gelesen, dass dieses Buch seit Wochen o. seit Jahren? auf der Bestsellerliste steht. Mich interessiert's nun, ob es unter euch auch einige hat, die dieses Buch schon gelesen haben. Ich würde mich allenfalls von eurer Meinung beeinflussen lassen und dieses Buch kaufen oder sein lassen. Also rann an an die Tasten. :D

MfGsony

janw
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So 27. Jul 2008, 22:13 - Beitrag #2

Ich habe es...und es so quergelesen.
Kürzlich hörte ich eine Rezension dazu von Dennis Scheck vom Deutschlandfunk, die es ziemlich trifft:
Ein Wandertagebuch vom Jakobsweg, zusammengehalten durch nichts als die sympathische Persönlichkeit des Erzählers. Leider bleiben Dönekens selbst dann, wenn sie von einem begnadeten Komiker, Showmaster, Entertainer, Tänzer, Sänger und Schauspieler stammen, wie andere seiner Körperausscheidungen übrigens auch, einfach nur Dönekens.

Außerdem gibnt es dank der anhaltenden Beliebtheit des Buches von Scheck auch noch dieses:
Das Reisebuch von Deutschlands prominentestem Tippelbruder amüsiert bestenfalls geistige Kurzstreckenläufer.

und dieses:
Was das komplette ausfüllen derartiger Vakua angeht empfehle ich es, statt mit Gott es einfach mal mit weihnachtlichen Plätzchen zu versuchen, damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht ..."

Will sagen: Wenn man sich für den Jakobsweg interessiert und mal vorfühlen will, womit man sich da auseinander setzen muss, dann ist das Buch als eine von mehreren Quellen ganz aussagekräftig, allerdings auch darüber, was heute aus der Pilgertradition geworden ist und wie gerade jemand aus dem Medienbereich tickt. He misses the point...^^ über weite Strecken lamentiert er über die Unbequemlichkeiten auf dem Weg und bleibt letztlich in den Mustern stecken, mit denen er den Weg angetreten hat, da ist wenig Distanzierung von der verhypten modernen Welt zu lesen.
Es ist immer Hape Kerkeling, der nett, aber belanglos dahin blödelnde "Schwiegermutterliebling"(?)...

Ipsissimus
Dämmerung
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So 27. Jul 2008, 22:49 - Beitrag #3

eine ernsthaftere Alternative wäre von Paulo Coelho "Auf dem Jakobsweg: Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela", auch wenn es nicht exakt das ist, was der Titel verspricht^^

Lykurg
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So 27. Jul 2008, 22:49 - Beitrag #4

Ich finde Hape Kerkeling gelegentlich sehr amüsant, aber sein Buch würde ich mir nicht antun. Über den Jakobsweg sind in den letzten Jahren nun wirklich eine Masse Tagebücher und Beschreibungen geschrieben worden, die eher geeignet wären... Nach deinen Beiträgen zu urteilen, sony, interessierst du dich eher für den Weg als für die Person des Autors - die steht dem Inhalt hier aber mächtig im Wege.

Ich würde dir vielleicht eher zu Hans Aebli: "Santiago, Santiago" raten: nicht schlecht geschrieben, vor allem aber sachkundig und bescheiden. Dem geistigen Inhalt der Pilgerfahrt steht Aebli ursprünglich fern, was er offen darstellt - allmählich findet er aber einen Sinn darin.

sony
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So 27. Jul 2008, 23:31 - Beitrag #5

@Lykurg
nein, es geht mir nicht darum den Jakobsweg besser kennenzulernen, sondern mich interessiert's warum das Buch so erfolgreich ist. So nach dem Motto weil's ein Herr Kerkeling geschrieben hat ist es erfolgreich, oder weil es ein lustiges und dessertmässiges Buch ist auf das man gerne bei jeder Gelegenheit zurückgreifen möchte. Hat dieses Buch auch niveau? Lernt man etwas wie ein "Mann von Welt" die Welt betrachtet? So nach den Beiträgen wird es ein Blödelbuch sein, dass Hape Kerkeling geschrieben hat.

@janw, danke für deinen Beitrag!

janw
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Mo 28. Jul 2008, 01:45 - Beitrag #6

Ich muss dazu sagen, daß ich das Buch geschenkt bekommen habe, als ernsthaften Beitrag zur Pilgerliteratur hätte ich es mit einem Seufzen im Laden liegen gelassen^^
Sony, das ist für mich mittlerweile auch die Hauptfrage bei dem Buch, warum stand es bald zwei Jahre auf der Bestsellerliste, und was bedeutet das?
Ich denke, es liegt am Autor, der einfach hinreichend bekannt und massenkompatibel ist, daß dieses Buch als ernsthaft verstanden und gekauft wird von den vielen, die sich irgendwie für das Thema interessieren, aber die tiefere Auseinandersetzung fürchten, die mit der Lektüre wirklich ernsthafter Bücher verbunden wäre, und von vielen, die neben Comedy auch mal ein "richtiges" Buch kaufen wollen. Sie bekommen ja auch einiges zu lesen zum Thema, besonders über die Strapazen, ein bisschen so, wie wenn sie eine entsprechende Serie auf einem Privatsender sehen würden - "ist ja toll, was die da durchstehen, aber ich schau mir das doch lieber von der Stube aus an" - z.B. wie er sich über die traditionsreiche Herberge in Roncesvalles mokiert, die ihm ausführlich geschildert zu primitiv und unhygienisch erscheint, weshalb er in ein Hotel geht. Dabei wird diese Unterkunft in anderen Berichten als zwar einfach, aber durchaus annehmbar und geradezu urig oder kultig beschrieben...
Sein Stil ist ja auch bekannt-lässig, vielleicht sollte man besser sagen, er humort so dahin anstelle des blödeln...letztlich ist das Buch für mich ein Symptom für die Situation heute, wo auch noch die letzten Bastionen der Kultur von den Medienmenschen eingenommen sind (und der Staat sich freiweillig in die zugreifenden Hände des shareholder-value-orientierten Kapitals begeben hat).

Ich würde sagen, geh mal an einem verregneten Nachmittag in den Buchladen und lass Dir mal einen Band öffnen und such Dir eine ruhige Ecke...

Milena
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Mo 28. Jul 2008, 18:11 - Beitrag #7

...für mich zählt Hape Kerkeling zu den grössten comediens überhaupt...
er hat schon so ein mimenhaftes gesicht, dass ich bereits lachen muss, ohne dass er was getan hätte......

aber, ich würde kein buch von ihm lesen wollen,
denn für mich ist er ein schauspieler und kein autor....alles darüber hinaus finde ich nur vermarktung und marketing......

janw
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Di 29. Jul 2008, 01:20 - Beitrag #8

Milena, wenn denn angesichts solcher echter Begabungen wie Heinz Erhardt oder Loriot "Comedian" und "groß" überhaupt noch zusammen gefügt werden dürfen, empfinde ich den Kerkeling auch noch als einen der besseren, aber so ganz will ich ihm das schreiben nicht verwehren.

Ich denke, wenn er ein komisches Buch über wirklich komische Dinge schreiben könnte, und wenn er ein ernsthaftes Buch über eine nicht ganz unernste Angelegenheit schreiben könnte, dann sollte er das tun, aber nicht über eine nicht ganz unernste Angelegenheit abwitzeln...
Da hätte er wenigstens Heinz Schlämmer als Autornamen angeben können^^

Lykurg
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Sa 2. Aug 2008, 09:57 - Beitrag #9

Janw, damit habe ich keine Probleme (würde ebenfalls Kerkeling als einen der größten Comedians bezeichnen wollen), da ich für Loriot, Heinz Erhardt oder etwa Karl Valentin nach einer anderen, ihrer Zeit gemäßeren Bezeichnung suche - Komiker oder Humorist vermutlich.

Horst Schlämmer auf dem Jakobsweg :rofl:


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