Franz Kafka

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
Milena
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So 14. Sep 2008, 22:41 - Beitrag #21

....ich glaube, es entstammt aus dem langjährigen briefwechsel mit Milena....
genau konnte ich die stelle aber nicht finden.....^^

aber so schrieb Milena (kafkas freundin) mitunter:

...er war scheu, ängstlich, sanft und gut, doch die bücher, die er schrieb, sind grausam und schmerzhaft.
er sah die welt voll unsichtbarer dämonen, die den schutzlosen menschen zerreissen und vernichten.
er war zu hellsichtig, zu weise, um leben zu können, zu schwach, um zu kämpfen, schwach, wie es edle, schöne menschen sind, die sich nicht darauf verstehen, den kampf mit ihrer angst vor unverständnis, ungüte, intellektueller lüge aufzunehmen, da sie im voraus um ihre hilflosigkeit wissen und im unterliegen den sieger beschämen.


ein anderer brief ( weiss net von wem..^^):

Milena lebt ihr leben und wird kein anderes leben können. Milenas leben ist zwar traurig, aber so gesund und ruhig wie im sanatorium ist es noch immerhin.
Milena bittet sie nur darum, dass sie das endlich einsehn, sonst bittet sie um gar nihcts, insbesondere um keine einrichtung.
sie bittet sie nur darum, dass sie sich ihr gegenüber nicht krampfhaft abschliessen, sondern ihrem herzen folgen und so mit ihr sprechen wie ein mensch mit einem gleichwertigen menschen.
werden sie das einmal tun, dann werden sie Milenas leben viel von seiner traurigkeit genommen haben und sie wird ihnen nicht mehr leid tun müssen.

Ipsissimus
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Di 16. Sep 2008, 11:40 - Beitrag #22

wahrscheinlich war Franz "einfach nur" eines der Gewissen seiner Zeit. Einerseits waren die Neuerungen kapitalistischer Industriegesellschaften schon längst allgegenwärtig, andererseits hat kaum eine Institution außer der kommunistischen Partei darauf verzichtet, das Weichen der alten verklärten Werte komplett ohne jede Rührseligkeit zu betrachten. "Irgendwo" wußte gebildetes mensch natürlich, dass es Dinge wie die Strafkolonie gab, aber schlimm war das, offiziell, nie. Vieles war offiziell nie schlimm, staatskonformes mensch konnte beruhigt schlafen, und so stand Franz, zwischen den Polen kommunistische Partei und bürgerliche Behaglichkeit, irgendwo in der Mitte der Kraftwirkungen, mit allen geahnten, aber weder ausgesprochenen noch je vollends verdrängten Ängsten seiner Zeit in seiner Seele. Kein Wunder, dass er ein paranoides Genie wurde.

janw
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Di 16. Sep 2008, 21:02 - Beitrag #23

Ipsi, d'accord, nur woher nimmst Du 1919 die KP? War vielleicht die Donaumonarchie in ihren letzten Zügen ähnlich bedrückend wie die Regime, die sich später abwechselten?

Milena
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Mi 17. Sep 2008, 14:14 - Beitrag #24

Kein Wunder, dass er ein paranoides Genie wurde.


...wunder hin oder her....
für mich ist/war er ein sehr tiefgründiger, feinfühliger, hochsensibler mensch....

Ipsissimus
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Mi 17. Sep 2008, 14:40 - Beitrag #25

das wollte ich damit keineswegs in Frage stellen, Schatz, eher sogar betonen. Als "Gewissen seiner Zeit" trug er vieles in sich aus, für das andere zu stumpfsinnig waren

Jan, ich hätte besser nicht "Kommunistische Partei" geschrieben sondern "Kommunisten". Gleichwohl war die SPD ab 1912 sehr stark marxistisch ausgerichtet und Abspaltungsbewegungen hin zu einer expliziten Kommunistischen Partei gab es auch schon vor dem Ende von WK 1.

Milena
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Mi 17. Sep 2008, 14:53 - Beitrag #26

...d´accord mein schatz,
dann war es eher das weglassen deiner so gern benützten smileys, das mich dazu veranlasste, deinen beitrag mal wieder als kontrovers zu meiner ansicht zu betrachten.....

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