Beispiele gesucht!........

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
henryN
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Mo 8. Sep 2008, 17:12 - Beitrag #1

Beispiele gesucht!........

Vom 'Ich' zum 'Wir' - eine Energiebilanz

Vom Ich zum Wir in 10 Minuten

Adolf H. sitzt wie jeden Morgen auf dem Weg zu seiner Arbeitstelle in einem S-Bahn Zug der Berliner Ringbahn. Es ist 7.30 Uhr. Jemand hätte auch die Uhr nach seinem dortigen Erscheinen stellen können, denn er ist ein pünktlicher Mensch. Den richtigen Zeitpunkt zu verpassen ist ihm verhasst, er wäre sonst die gesamte Zeit zwischen Aufstehen, geplant um 6.55 und Arbeitsbeginn, geplant um 8.05, damit beschäftigt den verlorenen Minuten hinterherzurasen, in einer Geschwindigkeit, auf die er selbst leider keinen Einfluss hat. Er hat sich an Fahrpläne und Menschen gewöhnt und sie ermöglichen ihm für eine kleine Weile nichts zu tun, als hin und wieder auf die Uhr zu schauen. Südkreuz, 7.15, Westkreuz, 7.25....

Er war sich nicht sicher, ob die Menschen, die mit ihm in diesem Zug saßen, die gleichen hätten sein können, wie gestern oder vorgestern. Er hatte es vergessen, vieleicht auch vergessen müssen, nur hin und wieder erschien ihm ein Gesicht eben so wie eines, dass er schon einmal gesehen haben könnte.

7.30 Uhr zwischen Westend und Jungfernheide
"Wir müssen ihnen leider mitteilen, das sich die Fahrt aufgrund eines technischen Defektes um einige Minuten verzögern wird! Wir hoffen, dass wir die Fahrt in Kürze fortsetzen können!"

Für einige Sekunden ist die Stille der Reisenden auch nach innen gerichtet. Dort wo Stationen abgezählt werden, die Sekunden zwischen sich öffnenden und schliessenden Türen, Tage zwischen Montagen und Wochenenden, bis zu ganzen Lebensjahren die sich zwischen Ereignissen aufgereiht haben.

"Wissen se noch wie det vor zwei Jahren jewesen is? Da is uns aber wieder wat passiert! Na, hoffentlich komm wir heute noch ma an. Aber det war ja ooch schon ma viel schlümmer!"

Für einige Sekunden hatte Adolf H. überlegt ob es ihm unangenehm gewesen ist von einem fremden Menschen angesprochen zu werden. Dieser Mensch hatte das Wort 'Wir' benutzt und es hatte ihm doch mehr geschmeichelt dieses 'Wir' zu hören, weil es mit ihm erstens nichts zu tun hatte und zweitens eine Chance bot nicht allein zu sein, ohne überhaupt einen einzigen Gedanken darauf verwenden zu müssen.


537 Menschen hatten in Gesichter geschaut und darin ein gleiches Schicksal erkannt.

Bilanz:

ausgelöst durch eine Mobilitätsstörung der Berliner S-Bahn wurden um 7.35 Uhr Ortszeit, für die Dauer von 6 Minuten und 49 Sekunden 567 Menschen zeitlich und räumlich synchronisiert.
Dabei kamen keine Personen zu Schaden.

Energieaufwand:

Ein technischer Defekt in der Schaltzentrale. Fünf Minuten hektisches Treiben bis zur Behebung des Schadens.
Ein ausgetauschtes Schaltelement.

Traitor
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Mo 8. Sep 2008, 23:41 - Beitrag #2

:confused:
Entschuldige, aber was ist dieser Thread? Interpretiere ich es richtig als Präsentation einer Kurzgeschichte / eines Prosastückes, auf das du gerne Kommentare hättest?
PS: Und in welcher Beziehung steht der Thementitel dazu, im Text befindet sich ja ein weiterer Titel?

henryN
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Di 9. Sep 2008, 13:48 - Beitrag #3

sorry, vielleicht hätte ich es anders formulieren sollen.....
Nein keine Kommentare oder Bewertungen zu dieser Geschichte....
Es ist eher ein Experiment, dass mir am letzten WE in die Sinne kam.
Quasi eine Energiebilanz transzendendierender Prozesse aufzustellen.
Im Extremfall z.B. ein Krieg und eine S-Bahn Störung......
Dazu gehören politische Prozesse ebenso wie kleine Ereignisse in denen die Besonderheit des Gruppengefühls, dass jedoch aus der normalen zeitlichen Disposition herausgelöst ist, quasi als Überraschungsmoment.
Meine Hoffnung ist, dass daraus vielleicht etwas entsteht wie: vom Ich zum Wir - mit möglichst geringem Energieaufwand und mit einem Recht auf Faulheit, d.h. ohne die Fähigkeit der Eigenidentität und Selbsturteilskraft zu verlieren.......
Thema könnte auch sein: das gefühlte Wir und das existente Wir, oder das prozessierte Wir und das überraschende Wir........
Ich könnte mir vorstellen, dass daraus ein wirklich schönes Buch entstehen könnte, obwohl ich auch froh wäre, wenn ich es selbst nicht unbedingt schreiben müsste.......


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