Was schreibt ihr?

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
e-noon
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Do 18. Nov 2010, 22:46 - Beitrag #21

Alles klar, ich werd's versuchen! :)

Seeker
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Do 18. Nov 2010, 22:48 - Beitrag #22

Super!
Ich kann mich dann ja mal revangieren und einen Vergleich einstellen - wobei Duc sicherlich die schönere Schrift hast.

Seeker
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Do 18. Nov 2010, 23:05 - Beitrag #23

Beispiel Schreibübung - Aufgabe Szenenübergang

Ha!
Habs doch schneller gefunden, als gedacht!

Hier also meine DINA4-Seite zum Thema Szenenübergang in dem man eben die Perspektive möglichst interessant wechseln sollte:

Aufgabe Szenenübergang:

Hunger trieb das kleine, pelzige Wesen in Georgs Garten. Es sprang von Ast zu Ast, kletterte kopfüber den Stamm hinab, hüpfte ins Gras und richtete sich auf, um die Lage zu prüfen. Ein wahrlich verlockender Duft wehte aus diesem seltsam glatten Baumstumpf herüber. Der Hunger trieb es weiter und mit einem großen Sprung landete es im Paradies. Plötzlich ein Geräusch. Ein anderer Geruch verdrängte den des Futters - es roch nach etwas Großem, Pelzigem. Es lugte über den Rand der Mülltonne und fuhr zusammen. Ein Bär! Panisch hüpfte es aus der Mülltonne und streifte den Deckel, der laut scheppernd zu Boden fiel.

George liebte Hörbücher. Jede freie Minute verbrachte er damit. Seit gestern musste er auf seinen uralten Walkman zurückgreifen, da seine Stereoanlage zur Reperatur war. Bischof Waleran aus Ken Follets "Die Säulen der Erde" sagte wieder eine seiner typischen Gemeinheiten, als George mit dem Müll beladen rückwärts durch seine Terassentür ging. Jeden Morgen den gleichen Mist, dachte er. Wo kommt all der Müll her? George sah die Tür zufallen. Er drehte sich nach rechts und sah seine Nachbarin Tilda im Morgenmantel auf ihrer Terrasse stehen. Sie sah schlecht aus und irgendwas schien ihr Angst zu machen. Er drehte sich weiter um und blickte direkt in die Augen eines Bären!

___

So, das wars.
Wer will kann seinen Senf dazu geben - man will ja schließlich lernen ...

Gruss,
Seeker

e-noon
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Fr 19. Nov 2010, 00:41 - Beitrag #24

Hi Seeker,

Danke für deine Geschichte! Ich werde erstmal auf Feinheiten eingehen und dann meinen Gesamteindruck schildern, ok?
Georgs Garten
Hier schreibst du Georg, im weiteren George; ich finde die deutsche Version des Namens hier passender, einmal wegen dem Namen des zweiten Charakters und dann auch, weil der englische Genitiv, "George's", sich etwas holprig aussprechen lässt ^^

auf seinen uralten Walkman zurückgreifen
Walkmans sind tatsächlich so alt, dass sie nur Kassetten abspielen und keine CDs ^^ wenn also Georg kein 1232353112314 Kassetten umfassends Hörbuch hat, dann vielleicht eher Diskman...? Aber sinnvoller wäre meines Erachtens, dass er die Dinger auf seinem Ipod hört, denn selbst wenn die Stereoanlage kaputt ist, gibt es ja immer noch den Computer. Aber vielleicht meinst du ja wirklich Kassetten ^^

sagte wieder eine seiner typischen Gemeinheiten
Gemeinheiten einfach nur zu "sagen" finde ich etwas zu schwach. "Bischof X knurrte wieder einen seiner Untergebenen an" fände ich nicht schlecht, mit dem Knurren hättest du dann schon eine Vorausdeutung auf den Bären ^^

Jeden Morgen den gleichen Mist, dachte er. Wo kommt all der Müll her?
Komische Frage, wenn es sein Müll ist, müsste er ja wissen, ob das alles Bananenschalen sind oder doch eher Hüllen von Fertigpizzen. Ich würde ihn etwas anderes denken lassen, vielleicht den Bezug zum Eichhörnchen (? ist es ein Eichhörnchen?) herstellen durch den Geruch?
"Puh, wie das riecht", dachte er. Einer seiner Mitbewohner/Brüder musste wieder die angefangene (was auch immer Eichhörnchen gerne essen und was eher mieft) weggeworfen haben.

es roch nach etwas Großem, Pelzigem
Pelz kann ich mir vorstellen, aber wie kann etwas "groß" riechen? Wenn, dann vielleicht eher schwer oder massig, eher aber doch bedrohlich? Vielleicht fällt auch ein Schatten auf das kleine Tier?

Aber nun zum Gesamteindruck: Deine kurze Geschichte hat mich echt überrascht! Erst dachte ich "gut, ja, das Eichhörnchen sieht alles aus seiner Sicht, Mülltonne = Baum und Bär=Mensch"...
Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, steht da ja ein echter Bär! Das ist klasse! Genau solche Pointen würde ich auch gerne erschaffen ^^ Nicht mit Eichhörnchen oder Tieren, weil ich Tiere in Geschichten, die ich schreibe, eher nicht thematisiere, aber die Art, wie du es gemacht hast, fand ich echt gut :pro:

009
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Fr 19. Nov 2010, 04:14 - Beitrag #25

Zitat von e-noon: Es gibt kein Video dazu und das wird es auch die nächsten fünf Jahre mindestens nicht geben ^^


Hmmh, und als reine Audio-Verison?

Seeker
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Fr 19. Nov 2010, 19:39 - Beitrag #26

Hy e-noon!

Danke für die ausführlichen Anmerkungen! :)

Ich geb Dir in fast allen Dingen Recht! Ich hab mir die Stellen nochmal durchgelesen und es würde der Geschichte nur gut tun, wenn die Anregungen umgesetzt werden würden. (Mach ich vielleicht auch, wenn ich die Zeit dazu finde - im Moment bin ich da etwas mit Beschlag belegt ...).

Hier also kurze Anmerkungen meinerseits zu Deinen Anmerkungen ... wollte ich nur mal anmerken ... lol

Zitat von e-noon: Walkmans sind tatsächlich so alt, dass sie nur Kassetten abspielen und keine CDs ^^ wenn also Georg kein 1232353112314 Kassetten umfassends Hörbuch hat, dann vielleicht eher Diskman...? Aber sinnvoller wäre meines Erachtens, dass er die Dinger auf seinem Ipod hört, denn selbst wenn die Stereoanlage kaputt ist, gibt es ja immer noch den Computer. Aber vielleicht meinst du ja wirklich Kassetten


Jo, ich meinte Kassetten. Die Geschichte hat annähernd fast 8 Jahre auf dem Buckel und damals hab ich echt an ein Hörbuch mit Kassetten gedacht. (Zu der Zeit hörten wir Harry Potter auf Kassette auf dem Weg zur Arbeit im Auto, was mich darauf brachte ... und Ratte brachte eines Tages diese Hörspiel von "Die Säulen der Erde" mit nach Hause. Und Bischof Waleran ist echt ein ... was mich zur nächsten Sache leitet:

Zitat von e-noon: Gemeinheiten einfach nur zu "sagen" finde ich etwas zu schwach. "Bischof X knurrte wieder einen seiner Untergebenen an" fände ich nicht schlecht, mit dem Knurren hättest du dann schon eine Vorausdeutung auf den Bären


Hey, soweit hatte ich nicht gedacht, jedenfalls nicht daß ich wüsste - also das mit dem Knurren. Zum Thema Bischof muss ich Dir Recht geben. Ich las irgendwo mal den treffenden Satz "Show, don´t tell!", in Bezug auf Prosa. Wäre hier sicherlich von Vorteil gewesen.

Zitat von e-noon: Komische Frage, wenn es sein Müll ist, müsste er ja wissen, ob das alles Bananenschalen sind oder doch eher Hüllen von Fertigpizzen. Ich würde ihn etwas anderes denken lassen, vielleicht den Bezug zum Eichhörnchen (? ist es ein Eichhörnchen?) herstellen durch den Geruch?


Damit meinte ich eigentlich ausgeräumten Müll, also Müll, der vor der Tonne liegt. Kommt aus dem Text nicht klar rüber, stimmt.
Und ja, es ist ein Eichhörnchen! :)

Und ja, "groß" kann man nicht riechen. :(

Zitat von e-noon:Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, steht da ja ein echter Bär! Das ist klasse! Genau solche Pointen würde ich auch gerne erschaffen ^^ Nicht mit Eichhörnchen oder Tieren, weil ich Tiere in Geschichten, die ich schreibe, eher nicht thematisiere, aber die Art, wie du es gemacht hast, fand ich echt gut :pro:


Danke! Freut mich!

Freu mich auf weitere Beiträge!

Gruß,
Seeker

Amy
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Fr 9. Mär 2012, 23:22 - Beitrag #27

Ich habe mir mal wieder ein Projekt vorgenommen und hoffe, dass ich das beende. Obwohl ich da wirklich sehr kritisch mit mir umgehe und es lasse, in meinem Blogs von kommenden Romanen zu posaunen, weil die Wahrscheinlichkeit sowieso viel zu groß ist, dass es nichts wird, dass ich es nicht zu Ende bringe und mir nach einiger Zeit die Lust vergeht. Manchmal fühle ich mich, als hätte ich eine Art Schriftsteller-ADHS ;) Ich bin einfach viel zu sprunghaft. Das mag nicht nur an mangelnder Disziplin liegen, sondern einfach daran, dass ich immer auf der Suche nach der Idee bin. Merke ich nach 10-20 Word-Seiten, dass meine Gedanken schon wieder abschweifen, ist das für mich ein Indiz, dass es wohl offensichtlich doch nicht die Idee war, die ich suchte, sonst würde sie mich auf die Art fesseln, wie ich es mir später für den Leser wünsche.

Im Moment habe ich daher alle Arten von "Romanprojekten" auf Eis gelegt; sollte doch wieder die Lust für eine der Ideen aufkeimen, widme ich mich ihr im Stillen. Stattdessen habe ich mein Traumtagebuch hervorgezogen und werde demnächst ein paar vergangene Träume, vermischt mit mehr Fantasie und einem roten Faden, zu einem Ganzen formen. Das alles baue ich in Fragmenten auf, die unterschiedlich lang sind - da ist auch für mich die Motivation weitaus größer, wenn ich weiß, ich kann schreiben, so viel ich in diesem Moment möchte und Muse habe und muss nicht dreißig Seiten vollbekommen, um ein Kapitel zu füllen und ein nächstes beginnen zu können. Ich versuche mir selbst somit alle Arten von Zwängen und starren Mustern zu nehmen, die mich hindern könnten - ich halte mich daher auch nicht groß an irgendwelche Regeln, sondern schreibe, wie es mir in den Sinn kommt. Durch den Traumhintergrund hat das alles einen sehr surrealistischen Touch, der mir sehr zusagt, weil ich mich wirklich mal austoben kann, ohne groß auf irgendetwas achten zu müssen.

Dass diese Art, um weiterhin beim Schreiben am Ball zu bleiben, für mich ganz passend sein könnte, merke ich daran, wenn ich mich abends hinsetze, ein paar Sätze als Ideen stichpunktartig niederschreiben möchte, aber erst nach 3 Word-Seiten Fließtext wieder aufstehe und die Zeit vergessen habe.
Großes plane ich damit nicht, das plane ich eigentlich nie wirklich mit meinen Geschichten. Durch die Traum-Sache habe ich es - da sie wohl auch der Hauptauslöser waren - als Experiment in ein Forum für Träumer gepackt und soll daher zu deren Unterhaltung dienen und für mich eine Schreibübung und eine Verbesserung der Traumerinnerung sein. Bisher sind es erst zwei Fragmente (fünf Word-Seiten Fließtext), aber die erhaltene Resonanz war einstimmig positiv, was mich natürlich erst recht motiviert und vor allem glücklich macht :) Vor allem, da die Geschichte bereits jetzt Muse für einen anderen User ist, der mein Geschriebenes illustrieren wird.
Deswegen hoffe ich, dass ich mich daran mal festbeiße - und sei es nur zur literarischen Traum- und Lebensbewältigung ;) - und nicht in ein paar Monaten schon wieder von etwas anderem erzähle.

Möglich ist es, ja, da will ich mein sprunghaftes Verhalten gar nicht schönreden und unter den Tisch kehren, aber ich hoffe es nicht.

e-noon
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Fr 9. Mär 2012, 23:55 - Beitrag #28

Das klingt super, Amy :)

Es ist übrigens ein Märchen, dass Romane allein mit göttlicher Inspiration und in einem tranceartigen Rauschzustand niedergeschrieben werden ;) Einige Ideen, einige Szenen entstehen so, aber der Rest ist harte Arbeit für jeden Schriftsteller.

George Tenner:
Frage: Schreiben Sie nur zu bestimmten Tageszeiten oder immer, wenn Sie gerade Zeit haben?

Antwort: Disziplin ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg, denn: Verlasse dich nie auf Glück – Glück kommt nur durch harte Arbeit! Ich habe jetzt 10 Jahre lang 60-70 Wochenstunden gearbeitet. Aus gesundheitlichen Gründen werde ich es aber auf die Hälfte einkürzen. Jedenfalls ist das meine Planung.

*

Frage: Haben Sie ein bestimmtes Ritual beim Buchschreiben? Balzac beispielsweise konnte ohne Kaffee nicht anfangen.

Antwort: 5.00 Uhr aufstehen, duschen, frühstücken – und reichlich Kaffee, 1 Stunde Mittagspause, Weiterarbeit bis 18.00 Uhr.


Gerd Ruebenstrunk (wai):
„Ein Buch zu schreiben ist harte Arbeit“

„Ein Buch zu schreiben ist harte Arbeit“. Das hat der Schriftsteller Gerd Ruebenstrunk bei der Autorenlesung in der Realschule den Sechstklässlern erklärt.



Genie ist zu 10% Inspiration und zu 90% harte Arbeit; alles unter "genial" besteht also zu über 90% aus harter Arbeit. ;)

Amy
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Sa 10. Mär 2012, 00:12 - Beitrag #29

Ja, für die Art Arbeit bin ich nicht geschaffen :D
Ich habe auch einen Schreiberling im Bekanntenkreis, der sich dann wirklich von der Umwelt abschottet und isoliert und nur schreibt. Oder jeden Morgen (ebenfalls, wie im Beispiel) um fünf Uhr aufsteht und bis neun schreibt, jeden Tag. Das geht bei mir nicht.
Ich kann nur schreiben, wenn ich gerade die Lust dazu verspüre und die Muse sich hat blicken lassen. Wenn es in den Fingern juckt, wenn die Ideen auf Papier wollen und ich mit den Wörtern spielen will.

Es gibt ja auch immer diese "NaNoWriMo"-Sache, um die ich auch einen Bogen mache. Da nehmen sich User ein Ziel vor Augen (einen Monat lang so und so viele Wörter pro Tag oder eine Geschichte in einem Monat vollenden) und versuchen das dann in der Gemeinschaft umzusetzen. Da würde sich bei mir die Muse querstellen und alles, was ich schreiben würde, würde mir nicht mehr zusagen, weil ich alleine schon damit rumkämpfe, dass ich nur schreibe, um diese verfluchte Wörter-Geschichte für den Tag zu füllen und nicht, weil ich es möchte. Das ich wahrscheinlich eines meiner größten Probleme: ich schreibe nur, wenn ich Lust dazu habe. Das bedeutet vor allem eines: Unregelmäßigkeit. Und Ungewissheit. Manchmal bekomme ich in einem Monat nur eine Seite voll, manchmal in einer Woche mehr als dreißig.

Vielleicht ändert sich das irgendwann mal. Ansonsten bleibe ich Foren-Unterhalterin, die von Zeit zu Zeit schreibt ;) Solange ich schreibe. Ohne ginge es dann doch nicht.

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