Iago and Cassio

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
e-noon
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Sa 20. Nov 2010, 21:28 - Beitrag #1

Iago and Cassio

Mögliche Belege für die These, dass Iago an Cassio interessiert sein könnte und aus Eifersucht sowie unterdrückten sexuellen Wünschen handelt:

"- who stands so eminent in the degree of this fortuna as Cassio does? - a knave very voluble, no further conscionable [...] Besides, the knave is handsome, young, and hath all those requisites in him that folly and green minds look after. A pestilent complete knave, and the woman [Desdemona] hath found him already." (II.i.240-50)

"That Cassio loves her, I do well believe it. That she loves him, 'tis apt and of great credit (II.i.285f)

"In sleep I heard him say "sweet Desdemona,
Let us be wary, let us hide our loves",
and then, sir, would he grip and wring my hand,
cry "O, sweet creature!", then kiss me hard,
as if he plucked up kisses by the roots,
that grew upon my lips, lay his leg o'er my thigh,
and sigh, and kiss, and then cry "cursed fate,
that gave the to the Moor!""
(III.iii.420ff)

Nicht zwingend, aber doch glaubwürdiger als die Liebe zu Othello, finde ich ^^ Was meint ihr?

janw
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Sa 20. Nov 2010, 21:55 - Beitrag #2

Zuerst mal fällt mir die Pluralbildung von "love" auf, etwas antik oder? Oder sollte da ein wohlweislich versteckter Hinweis auf den handschuh vorliegen?

Ist das erste Zitat von Iago?
Die dort ausgedrückte Beschreibung Cassios ist nicht eben schmeichelhaft, er ist demnach ansehnlich, aber seine Eigenschaften entsprechen doch eher dem, wonach unerfahrene Geister streben. "A pestilent complete knave...", negativer geht es kaum.

e-noon
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Sa 20. Nov 2010, 22:09 - Beitrag #3

Natürlich, Iago hasst ja Cassio, weil der ihm trotz seiner Unerfahrenheit den Job weggeschnappt hat. Dass er ihn trotz dieses Hasses als körperlich ansehnlich bezeichnet, kann man so oder so deuten. Alle diese Aussagen tätigt im Übrigen Iago; und die Stelle, an der Cassio von Desdemona träumt und dabei Iago küsst, hat letzterer sich ausgedacht, um Othello eifersüchtig zu machen.

Ipsissimus
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So 21. Nov 2010, 16:28 - Beitrag #4

was mich an der Geschichte mit der Homosexualität stört, ist der Umstand, dass damit eine Metageschichte, die nicht mehr auf den Text rekurriert, als Grundlage der Interpretation dient. Man kann diesen und fast jeden Text hinsichtlich der Fragestellung unterdrückter Homosexualität analysieren, aber ich glaube, dass es historisch völlig verfehlt ist, anzunehmen, in diesem Text sei Homosexualität thematisiert. Wir können natürlich Freudsche Fehlleistungen vermuten, das sublime "sich an der Oberfläche ausdrücken" verdrängter Sachverhalte; wir müssen derartige Interpretationen aber immer jenseits des Textes fundieren, denn der Text gibt dafür nichts Substantielles her. Wenn wir also in diese Richtung interpretieren, verstehen wir vielleicht ein bisschen was von der Problematik homosexueller Menschen. Wir verstehen aber nichts vom Text.

e-noon
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So 21. Nov 2010, 17:14 - Beitrag #5

Das gibt genau meine Meinung wieder. Es gibt Interpretationen aus dem Text, und es gibt Interpretationen, die in den Text gelegt werden können, wobei der Text die Interpretation mehr bereichert als anders herum. Ähnliches drängt sich mir auf, wenn an anderer Stelle ganz selbstverständlich von Othello's Ödipuskomplex gesprochen wird, weil er seinem Schwiegervater nichts von der Hochzeit erzählen wollte. Man kann das so lesen, wie man auch Harry Potter als Geschichte eines Schwulen, der sich verstecken muss, lesen kann; damit liest man aber das Allgemeine (jemand muss einen Teil seines Wesens verstecken) als das Besondere (Junge muss seine Sexualität verstecken), beraubt somit den Text in dem Moment der Reichhaltigkeit und Allgemeingültigkeit der Darstellung.
Man kann darauf hinweisen, dass Sexualität und Magie in bestimmten Szenen von Harry Potter austauschbar sind und somit das Verständnis für Schwierigkeiten homosexueller Teenager erhöhen können; alles, was darüber hinausgeht und als "bessere" oder "richtige" Interpretation deklariert wird, empfinde ich als Anmaßung.
Ebenso Iago: Unbewusste sexuelle Anziehung und Eifersucht können in bestimmten Szenen aussehen und wirken wie Neid und grundlose Bösartigkeit; aber aus letzterem zwangsläufig ersteres abzuleiten, wäre verfehlt.

janw
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So 21. Nov 2010, 21:27 - Beitrag #6

Hm ja, was andere schreiben...
Ich stecke ja nun nicht in der Materie drin, aber von "Othellos Ödipuskomplex" zu lesen macht mir in der Formulierung doch Probleme.
Ich glaube, es wird zu viel aus heutiger Sicht, Denke und Befindlichkeit geschrieben, wo historisch-kritisches Vorgehen gefragt wäre, was kann jenes unbekannte "Shakespeare" damals gedacht haben, welche Muster standen zur Verfügung?
Der Ödipuskomplex ist ein stehender Begriff, der IMHO erst für nach Freud entstandene Werke verwendet werden darf, wenn man sauber arbeiten will, wie überhaupt der ganze Bereich psychologischer Erklärungsmuster, so hat man um 1600 einfach nicht gedacht.
Unterdrückte homosexuelle Triebregungen, das mag angehen, aber es muss, wie Ipsi sagt, am Text - oder zumindest am Autoren, oder an der Vorgeschichte des Stoffes - belegt werden. Shakespeare selbst schwul und sich hier über seine Unterdrückung auflehnend? Wenn wir nur mehr über den wahren Menschen hinter dem Namen wüssten!
Gibt der Stoff, geben frühere Verarbeitungen einen Hinweis? Auch darauf ließe sich bauen.
So aber bleibt es nur eine These, die zum Verständnis des Stoffes nichts weiteres bringt.

Bei Harry Potter sieht es anders aus, nicht nur stehen all die Motive zur Verfügung, sie sind wahrscheinlich sogar planmäßig eingewoben, zielgruppengerechtes Textdesign.
Denn es ist ein Werk de novo, um nicht die Retorte zu bemühen, während der Othello-Stoff aus einer Novelle von Geraldo Cinthio stammt.

Ipsissimus
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Mo 22. Nov 2010, 11:52 - Beitrag #7

mit den Bearbeitungen ist es so eine Sache; zumindest für unser Staatstheater vor Ort kann ich behaupten, ist der Regisseur schwul, gibt es entsprechende Anklänge, andernfalls nicht (das bezieht sich nicht allein auf den Othello, sondern summarisch über viele verschiedene Stücke). In den mir bekannten Filmversionen (Hopkins, Branagh) wird latente Homosexualität gar nicht thematisiert (wobei ich die Branagh-Fassung vor ewiger Zeit nur einmal gesehen habe, die Erinnerung daran ist nicht mehr sonderlich genau). Im übrigen stimme ich deinen Darlegungen, Jan, zu Ödipuskomplex, psychologisierenden Deutungen, Autoren und Vorgeschichte natürlich zu; nur speziell die Bearbeitungen weisen im Normalfall eben doch eher auf die Absichten der Regisseure als auf die der Autoren hin, sind also wenig aussagekräftig im Rahmen einer Werkanalyse.

Harry Potter ist aus meiner Sicht in einem Ausmaß Werk der Postmoderne, dass es fast unmöglich ist, auf implizite Bedeutungen rückzuschließen. Der implied author ist ja sowieso immer eine kritische Geschichte, und bei im wesentlichen paraphrasierenden bzw. kollagierenden Autoren wie der Rowling ist es fast unmöglich, auf Aussageabsichten zu schließen, die über die Textgestalt hinaus gehen.

Traitor
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Do 25. Nov 2010, 20:24 - Beitrag #8

Othello kenne ich bisher nicht, steht aufgrund des mäßig spannend klingenden Inhaltes eher weiter unten auf meiner Shakespeare-Liste. Lohnt sich eine Beförderung, insbesondere an den diversen Henrys vorbei?

Jan, ganz so kategorisch würde ich moderne Erklärungsmuster für alte Werke nicht ausschließen. Autoren als Schaffende waren oft den Psychologen oder sonstigen Analytikern als Beschreibenden deutlich voraus. Insbesondere der Begriff des Ödipuskomplexes bezieht sich ja recht offensichtlich auf ein vorfreudsches Werk. ;) Und gerade Shakespeare ist da sicher ein Kandidat, der zahlreiche narrative Strukturen, Figurenkonstellationen und vielleicht auch soziale Aspekte zu Papier brachte, bevor diese benannt und kategorisiert wurden.

Ipsissimus, falls du dich mit den Aufführungen auf Jans "frühere Verarbeitungen" beziehst, so glaube ich, dass er damit vorshakespearsche Varianten des Othello-Stoffes meinte.

e-noon
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Do 25. Nov 2010, 21:50 - Beitrag #9

Traitor, Ich habe die Henrys nicht gelesen, würde aber ganz stark dafür plädieren. Die Handlung ist hier nicht das Entscheidende, wobei auch die einiges hergibt; entscheidend ist das "wie". Ich fand Othello noch deutlich interessanter als Lear oder Macbeth, mit denen zusammen er oft in die Kategorie der drei meisterlichsten Tragödien eingeordnet wird.

@Verarbeitungen: Vielleicht war's aber auch der Übergang von Harry Potter/Filmversion -> Theaterversion von Othello.

Heute wurde verstärkt von Freudscher Theorie gesprochen, Lear war an der Reihe. Solange man nichts als Tatsache deklariert und seine Thesen schön am Text belegt, ist mir alles recht ^^

Traitor
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Do 25. Nov 2010, 22:28 - Beitrag #10

Hamlet zählt für dich nicht zur höchsten Tragödienklasse? Als "drei große" hätte ich am ehesten Hamlet, Macbeth und Romeo & Juliet klassifiziert, als traditionelle Einteilung kenne ich am ehesten Hamlet, Macbeth und Lear. Othello lief für mich bisher unter "miscellaneous italian plays" mit Merchant of Venice, Two Gentlemen of Verona etc. Auch wenn man über die Drei sicher streiten kann, gebe ich aber gerne zu, dass das vermutlich ungerechtfertigt ist bzw. auf einer ungebildeten Verwechslung basiert.

e-noon
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Do 25. Nov 2010, 22:35 - Beitrag #11

Ich gab das nur wieder, mein persönlicher Geschmack ist das nicht ^^ Die drei wurden heute in der Vorlesung in einem Atemzug genannt, wobei ich vermutlich nicht gut zugehört habe und die drei vielleicht eher einem näher bestimmten Kreis zugeordnet worden, vielleicht vertue ich mich auch gerade komplett und es war wirklich Hamlet als drittes, das macht zumindest in meinen Augen spontan mehr Sinn.

Fandest du Merchant of Venice nicht genial? Allein die Verfilmung fand ich überwältigend!

PS: Achso, falls das noch von Interesse ist, meine Lieblinge sind bisher Romeo & Juliet, Othello und Lear, wobei es recht unfair ist, Stücke, die man bereits analysiert und bearbeitet hat, mit Stücken, die man nur gelesen hat, zu vergleichen ^^

janw
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Do 25. Nov 2010, 22:50 - Beitrag #12

Was die Verarbeitungen betrifft, meinte ich ursprünglich vorshakespearesche, auf die er seine Sicht möglicherweise gegründet haben könnte. Eine Erweiterung zu überhaupt aus heutiger Sicht älteren Verarbeitungen, die quasi als Meinungssstrom eine Sichtweise stabilisieren könnten, käme dem Zweck ebenfalls entgegen. Hinsichtlich der neueren Verarbeitungen d'accord zu Ipsi, sie stellen im Wesentlichen regisseur- und zeitgeistspezifische...darf man es Spielereien nennen?^^

Traitor
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Do 25. Nov 2010, 22:59 - Beitrag #13

Merchant of Venice kenne ich auch noch nicht, weder gelesen, noch aufgeführt noch als Film. An Shakespeare-Verfilmungen kenne ich sowieso (außer "frei nachs", deren einziger Bezug ist, dass der Drehbuchschreiber mal den Originaltitel gehört hat) nur zwei MacBeths, beide fragwürdig.

Mit "misc italian plays" wollte ich gerade ausdrücken, dass diese mir aus Sekundär- bis Quartär-Quellen bisher als eher peripher relevant erschienen, Römer und Briten liegen mir da näher.

Lieblinge? MacBeth mit großem Abstand, dann Julius Caesar, dann Hamlet oder R&J.

Dass Analyse Stücke in deiner Meinung hebt, spricht dafür, dass sie an der Uni sehr viel besser funktioniert als an Schulen, wo ja üblicherweise der gegenteilige Effekt eintritt.

e-noon
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Do 25. Nov 2010, 23:16 - Beitrag #14

Ich empfehle diese Verfilmung für den Merchant of Venice: http://www.imdb.com/title/tt0379889/


Dass Analyse Stücke in deiner Meinung hebt, spricht dafür, dass sie an der Uni sehr viel besser funktioniert als an Schulen, wo ja üblicherweise der gegenteilige Effekt eintritt.
Das möchte ich doch sehr behaupten. Es ist natürlich hilfreich, dass die Beteiligten das Stück gelesen haben und in Tutorien mit angesehenen Dozenten und maximal 8 Beteiligten besprechen ^^
Analyse erfolgt aber auch automatisch bei Bearbeitung zwecks Hausarbeit- oder Essayerstellung.

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Fr 26. Nov 2010, 01:43 - Beitrag #15

@Textverderbnis in der Schule/Textbesserung in der Universität:
Die Erfahrung kann ich trotz deutlich schlechterer Lehrverhältnisse voll bestätigen. Ich habe eigentlich selten das Gefühl gehabt, Texte, die ich an der Uni intensiv bearbeitet habe, nachher schlechter gefunden zu haben als vorher* - darin tatsächlich eine Umkehr der verbreiteten (und auch in meinem Fall teilweise zutreffenden) Schulerfahrung.

* (vielleicht abgesehen von einem NS-Erfolgsroman, und das trotz niedriger Erwartung)


@Shakespeare: Ja, Hamlet würde ich auch unter den großen Drei erwarten, wie auch immer man die setzt; Othello steht aber noch auf meiner Liste, und das recht weit oben, zuerst ist allerdings semifreiwillig (aber nicht weniger gern) der Kaufmann dran.

Ipsissimus
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Fr 26. Nov 2010, 10:50 - Beitrag #16

mir haben es bei Schäeiksbier vor allem die lustigen Dramen angetan, also Sachen wie "A Midsummer Night’s Dream", "Much Ado about Nothing", "As You Like It", "The Merry Wives of Windsor" oder "Twelfth Night or What You Will". Das liegt daran, dass ich viele wenn nicht alle Plots seiner Werke als ziemlich ... na ja ...^^ ... sagen wir mal als zu trivial im Verhältnis zu ihrer dramatischen Verarbeitung empfinde. Bei den lustigen Werken treffen sich aber die Leichtigkeit der Verarbeitung und die Seichtigkeit des Inhalts^^ Ich pointiere, natürlich^^ aber ganz grundsätzlich bin ich schon der Ansicht, dass seine Dramen weniger von ihren Plots leben als vielmehr von seiner Sprachgewalt und seinem schriftstellerischen Vermögen, sich in seine Charaktere hineinzuversetzen und sie plausibel zu machen. Damals mögen Intrigenspiele à la Hamlet oder Othello als dernier cri intriganter Handlungsabläufe gegolten haben, aber, na ja^^

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Fr 26. Nov 2010, 11:50 - Beitrag #17

dass seine Dramen weniger von ihren Plots leben als vielmehr von seiner Sprachgewalt und seinem schriftstellerischen Vermögen, sich in seine Charaktere hineinzuversetzen und sie plausibel zu machen.

Mal sehen, ob sich dazu Gegenstimmen finden :D Da Shakespeare die meisten seiner Plots ohnehin geklaut hat, wäre anders gar nicht zu erklären, warum er berühmt wurde und nicht Arthur Brooke oder Giraldo Cinthio.

Da ich dachte, dass es um Tragödien ging, habe ich Twelfth Night nicht in meine Lieblinge aufgenommen, ansonsten wäre es eventuell dabei, wie auch The Taming of the Shrew, allein schon, weil es als Vorlage für "zehn Dinge, die ich an dir hasse" diente :P (steinigt mich)

janw
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Fr 26. Nov 2010, 15:48 - Beitrag #18

Zitat von Ipsissimus:mir haben es bei Schäeiksbier vor allem die lustigen Dramen angetan, also Sachen wie "A Midsummer Night’s Dream", "Much Ado about Nothing", "As You Like It", "The Merry Wives of Windsor" oder "Twelfth Night or What You Will". Das liegt daran, dass ich viele wenn nicht alle Plots seiner Werke als ziemlich ... na ja ...^^ ... sagen wir mal als zu trivial im Verhältnis zu ihrer dramatischen Verarbeitung empfinde. Bei den lustigen Werken treffen sich aber die Leichtigkeit der Verarbeitung und die Seichtigkeit des Inhalts^^ Ich pointiere, natürlich^^ aber ganz grundsätzlich bin ich schon der Ansicht, dass seine Dramen weniger von ihren Plots leben als vielmehr von seiner Sprachgewalt und seinem schriftstellerischen Vermögen, sich in seine Charaktere hineinzuversetzen und sie plausibel zu machen. Damals mögen Intrigenspiele à la Hamlet oder Othello als dernier cri intriganter Handlungsabläufe gegolten haben, aber, na ja^^

Das beschreibt im Grunde mein Empfinden, nur würde ich zu seinen dramatischen Stücken einwenden, daß Macht eben eine vergleichweise triviale Angelegenheit ist, großes Brimborium mit nichts dahinter^^
Nimm den Mächtigen die Macht, und was bleibt?^^

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So 4. Dez 2011, 19:03 - Beitrag #19

Why, there's no remedy. 'Tis the curse of service,(35)
Preferment goes by letter and affection,
And not by old gradation, where each second
Stood heir to the first. Now, sir, be judge yourself
Whether I in any just term am affined
To love the Moor.
(40)

ROD:
I would not follow him then.

IAGO:
O, sir, content you.
I follow him to serve my turn upon him:


Jetzt habe ich doch eine Stelle gefunden, die als sexuelle Anspielung sehr interessant wäre. Roderigo sagt im Prinzip "wenn du ihn nicht liebst, folge ihm nicht." Iago antwortet: Ich folge ihm aber.

Dies tut er natürlich nur "to serve my turn upon him"; die sexuelle Konnotation von "turn" ist noch heute in "to turn on" erhalten.

Ipsissimus
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Mo 5. Dez 2011, 12:47 - Beitrag #20

und würdest du das als vorsätzliche Anspielung auffassen? Oder eher im Sinn einer freudschen Fehlleistung?

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