Genrekonventionen - Schreibweisen im Chat

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.

Konventionen im Chat

Ich schreibe im Chat eher kurz, aber formal korrekt.
1
8%
Ich verzichte im Chat auf Groß- und Kleinschreibung.
3
25%
Ich verzichte im Chat auf Punkte am Satzende.
3
25%
Ich passe mich im Chat teils der mündlichen Sprache an (dialektale Einschläge, Umgangssprache...).
5
42%
 
Abstimmungen insgesamt : 12

Lykurg
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Fr 20. Mai 2011, 10:43 - Beitrag #21

...wohingegen die drei Punkte bei mir keine Sprechpausen, sondern verkürzte Satzanfänge bzw. Satzenden andeuten, Anschlüsse an zuvor gesagtes oder das Auslaufen eines Satzgebildes, dessen Ende sich erübrigt hat.
Drei Punkte können auch ein schwaches Ironiezeichen sein, das ^^ ist dann schon ein stärkeres, wobei ich dessen Verwendung von hier übernommen habe und entsprechend recht genau in Ipsissimus' und e-noons Sinn verstehe.

Ich hoffe, daß der Eindruck des Nichtkommunizierenwollens bei Verwendung des Punkts im Chat sich angesichts von massiver Bekundung des Gegenteils in letzter Zeit leicht nivelliert hat oder die Wahrnehmung zumindest personengebunden schaltbar ist...

009
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Fr 20. Mai 2011, 11:13 - Beitrag #22

Als Metagedanken werfe ich da nun mal ein, das vielleicht ausgehend von eigenen Gewohnheiten und dem eigenen Verständnis bestimmter Schreibweisen eher nur noch recht fremde "interpretiert" werden, bei einem mehr/näher/persönlich/gar real [nein, meint jetzt nicht, das es ein Treffen in dem Warenhaus gab] bekannten und somit leichter vertrauten Personen die individuellen Schreibweisen eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Lykurg
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Fr 20. Mai 2011, 11:31 - Beitrag #23

Neinnein, real wird selbstverständlich als königlich interpretiert, wer würde denn über Einkäufe reden? Bild

Zweifellos sollte persönliche Bekanntschaft dabei helfen, Missverständnisse zu bereinigen bzw. deren Entstehung zu verhindern. Konventionalisierung von Zeichen dient eben diesem Zweck, wenn andere Möglichkeiten fehlen.

Traitor
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Fr 20. Mai 2011, 21:22 - Beitrag #24

@009 (zu SMS): Dann bin ich ja beruhigt.

@Ipsi: Ok, dass eines davon "Interpunktion" sein sollte, hatte ich mir sogar schon so halb gedacht.
Wenn deine "^^" immer rein freundlich lächelnd sind, dann hast du doch noch eine größere buddhistisch-gelassene Distanz zu den Dingen, als ich dir bisher zugeschrieben hätte. ;) Zumindest stehen sie oft, wo ich vom Inhalt her eher fatalistische, hämische oder sardonische Ironie erwarte, also etwas, das von fröhlichem Lächeln weit entfernt ist. Und von anderen kenne ich sie zu oft als Zeichen für lautes Lachen, weit von still-gedämpft entfernt. :), ;) und :D sind einfach zu vielfältig, um in eins gepresst zu werden... (Genaugenommen bräuchte schon ";)" mehrere Unterabstufungen.) Aber zum Glück kannst du dich ja gut ausdrücken, sodass meistens auch der Text allein reicht. ;) Und zum Thema passt der Exkurs eh nicht mehr, ein Smileythema hatten wir ja auch schonmal.

@e-noon: Die imaginierte mündliche Kommunikation dürfte entscheidend sein, für dich scheint ein IM-Gespräch ein textlicher Ersatz für ein gesprochenes Gespräch zu sein, für mich ist es eher ein kurzgefasster Schriftwechsel. Andererseits legt doch gerade der Mündlichkeits-Vergleich nahe, dass nach dem per Enter (mit oder ohne Punkt) abgeschlossenen Satz jederzeit auch noch ein weiterer nachkommen kann, wie es in IMs ja auch oft passiert. Die Satzendestimmhöhe ergibt sich also eigentlich erst aus dem weiteren Verlauf, auch ein bepunkteter Satz ist implizit nur eine Überleitung zum nächsten oder alternativ eine Einladung, in eine zu lange werdende Schreibpause hineinzuantworten.

Sätze bewusst ambivalenter zu machen, sollte man sich im Internet meist besser sparen... ;) Es stimmt aber, dass sie einen Satz weniger explizit zum Scherz entwerten als ein ";)", für mich aber eigentlich nur deshalb, weil ich sie mangels klarem Bedeutungsgehalt und einfacher Einfügung ins Schriftbild meist einfach überlese.

@Lykurg: "verkürzt" nur im Sinne von Wortauslassungen oder auch im Sinne imaginierter Sprechgeschwindigkeit? Denn auch am Satzanfang erzeugen Dreierpunkte bei mir ein Gefühl der Langsamkeit, des sich mit dem Anfangen etwas Zeit Lassens.

009
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Sa 21. Mai 2011, 02:54 - Beitrag #25

Nach einer darauf focussierteren Selbstanalyse muß ich gestehen, die drei ... [mein Geits brabbelt mir da immer ein "Fragezeichen" hin^^] gewiss für längere Sprechpausen zu nutzen. Aber da ich - meist - eher viel zu sagen habe bzw. das zumindest gern tu^^ , folgt doch meist irgendwann wieder etwas und bei hinreichend kurzer Dauer von "irgendwann" haben danna uch bei mir die drei Punkte etwas verbindendes.
Man könnte sie für Sätze als das sehen, was Nieten für Stahlträger sind: eine mögliche Verbindung, zu der Alternativen existieren, sie aber dennoch bestehen bleiben.

Lykurg
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Sa 21. Mai 2011, 07:22 - Beitrag #26

Traitor, in meinem vorletzten Beitrag hatte ich die eröffnenden Punkte als Anschluß an zuvor gesagtes verwendet. Dabei geht es eigentlich nicht um eine Pause, sondern eine direkte Fortführung. Im Chat würden allerdings genau die entfallen, da führe ich Sätze mit einem einfachen "und" o.ä. weiter. Und tue das besonders häufig, wenn ich zuvor einen Punkt gesetzt habe, wie mir gerade wieder auffiel (hier natürlich inszeniert).

009s Beschreibung einer Verbindung finde ich auch für die schließenden Dreierpunkte passend, eine gewisse Stauung kann an einer solchen Stelle tatsächlich gemeint sein. Das ist allerdings nicht völlig festgelegt (@Traitor 'verkürzt') - in gesprochener Sprache würde ich nach einem abbrechenden Satz unter Umständen auch eher schnell neu ansetzen und fortfahren. Ein vielfältiges Zeichen also, das ich auch entsprechend gern benutze...

Traitor
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Sa 21. Mai 2011, 21:51 - Beitrag #27

Dass Beitragseröffnungspunkte als Anschlussherstellung gedacht sind, finde ich durchaus einsichtig. Unterbewusst, was für den Leserhythmus bestimmend ist, wirken sie für mich dennoch als Pausenzeichen, da das die verbreitere Bedeutung ist, auf die ich konditioniert bin. Also in etwa auf einer Ebene mit e-noons privater IM-Endpunkt-Interpretation.

e-noon
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So 29. Mai 2011, 20:55 - Beitrag #28

Lustigerweise scheint das ganze mit Überschriften gekoppelt. Nachdem ich mir nun auf besonderen Wunsch hin angewöhnt habe, im IM einen Punkt zu setzen, kommt mir eine Überschrift, beispielsweise ein Buchtitel, ohne Punkt unvollständig vor.

Lykurg
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So 29. Mai 2011, 21:02 - Beitrag #29

Sehr schön, historisierende Schreibweise :) - im 19. Jh. wäre das bei Überschriften den Leuten auch unvollständig vorgekommen, ebenso wie im 18. jede Zahlennennung ohne Punkt, da findet man kaum 2. oder 3. Leute, die das nicht tun. Das ist einfach Geschmackssache; inwieweit die Phänomene aber gekoppelt sind, finde ich spannend. Für mich gilt säuberliches Trennen der Gewohnheiten (wenn auch zugegebenermaßen gerade in einem Programm, das gleichermaßen das Mailschreiben und das Chatten erlaubt und beides sehr ähnlich behandelt, die Schreibgewohnheiten ineinanderfließen können).

Traitor
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So 29. Mai 2011, 22:13 - Beitrag #30

Überschriften aus vollständigen Sätzen ohne Punkt finde ich auch meist irritierend, unvollständige mit Punkt aber definitiv falsch.

Ist für die übermäßige Zahlenpunktierung ein Grund überliefert?

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