Genrekonventionen - Schreibweisen im Chat

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.

Konventionen im Chat

Ich schreibe im Chat eher kurz, aber formal korrekt.
1
8%
Ich verzichte im Chat auf Groß- und Kleinschreibung.
3
25%
Ich verzichte im Chat auf Punkte am Satzende.
3
25%
Ich passe mich im Chat teils der mündlichen Sprache an (dialektale Einschläge, Umgangssprache...).
5
42%
 
Abstimmungen insgesamt : 12

e-noon
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Do 5. Mai 2011, 13:07 - Beitrag #1

Genrekonventionen - Schreibweisen im Chat

Provokativ stelle ich das Thema mal ins Literaturforum. ^^

Es ist relativ offensichtlich, dass jedes Genre seine eigenen Konventionen mitbringt - ebenso wie nicht-literarische Textformen wie Geschäftsbriefe, aber auch internetbasierte Texte wie Away-messages, PNs, Nachrichten im Chat. Wo das literarische aufhört und anfängt, soll jetzt nicht Thema sein, ich möchte nur anmerken, dass vom Briefroman zum literarischen Brief und zur literarischen E-mail/PN ein fließender Übergang besteht, der letztlich auch vor SMS und Chatnachrichten nicht Halt macht; dass die Kürze dabei kein Ausschlusskriterium für Literarizität sein kann, beweisen beispielsweise Haikus (die sich ja auch in internetbasierter Kommunikation finden lassen).

Meine Frage ist, welche Konventionen ihr bewusst oder unbewusst für Chatnachrichten, SMS, Instantmessaging oder ähnliches voraussetzt. Im Zuge meines Essays stolperte ich über folgenden Satz:
IMs that attended to conventions such as punctuation and capitalization were breaches of online etiquette; short entries, abbreviations, lack of punctuation, minor spelling errors, and typographic errors all connoted spontaneity and speed of response. (Jacobs 2008: 207)


Dem kann ich im Großen und Ganzen zustimmen. Ich setze im Chat und vor/hinter Smileys meist keine Punkte, aus Prinzip, nicht etwa, weil ich es vergesse; es erscheint mir falsch, entspricht nicht meinem Verständnis der Genrekonvention. Häufig erscheint mir ein Punkt hinter einer Chatnachricht als unfreundlich oder zumindest abschließend; dies liegt sicher daran, dass ein Chat für mich mehr ein mündliches als ein schriftliches Medium ist, zumindest aber eine Mischform, bei der Schreibformen auf angenommene mündliche Kommunikation übertragen werden. Ein Punkt signalisiert für mich eine kurz angebundene, aus Höflichkeit gegebene Antwort, stimmlich einen Abfall der Tonhöhe, der das erwünschte Ende des Gesprächs signalisiert. Ein klares "Ja" oder "Nein" ist mir in einem Chat, anders als in einem Forenbeitrag oder Essay, meist zu hart, weil ich dem beim Sprechen vermutlich auch eine Erklärung beifügen würde oder zumindest durch Mimik, Gestik und Tonfall Zusatzinformationen geben kann, auf die ich im Chat nicht verzichten möchte, weil es mir unfreundlich vorkäme. Natürlich kann man abstrahieren und sich dem Gesprächspartner anpassen, das ist nicht das Problem. Ich bin nur neugierig, zu erfahren, wie allgemein die Sicht auf solche Konventionen ist :) Eine kleine Umfrage ist deshalb dabei, aber die Antworten dürfen gerne umfassender sein ;)

blobbfish
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Do 5. Mai 2011, 17:41 - Beitrag #2

Die Antwortmöglichkeiten sind unzureichend, das hättest du wissen müssen. Streng genommen sind Smileys keine Satzzeichen, stehen aber im Kontext zum zugehörigen Satz oder Absatz und sind somit Teil der erweiterten Grammatik, die du übrigens der Literaturform Chat zuschreibst, insofern ist es für mich völlig natürlich den Smiley in den Satz zu integrieren und entsprechend hinter ihm einen Punkt zu setzen. Dies kann aber auch die Form annehmen, dass ein Smiley einen Einwortsatz bildet.

Als kleine Historie vielleicht: Im Matrixchat habe ich die von mir o.g. Sitte auch eingeführt, woraufhin sich auch einige anschlossen, u.A. Traitor und Padreic, wobei letzterer dieses auch heute noch in der Matrix recht konsequent macht. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob er das in der Matrix nicht auch schon vorher machte.

Grundsätzlich ist mein Schreibstil nicht sehr verschieden in Bezug auf Chat oder E-Mail. Dass für mich ein Punkt im Chat dazugehört liegt auch daran, dass ich pro Nachricht auch gerne mal mehrere Sätze schreibe.

Für SMS, hmm, versuche ich auch obiges umzusetzen, mangels beschränkter Tastatur nicht umbedingt konsequent umgesetzt. Ich schreibe sowieso so gut wie nie SMS. Sie stehen auch in keinem Verhältnis von Länge und Preis, man kann vielleicht kurze Nachrichten senden, die keine Antwort haben müssen, etwa: 'Ich komme 10 Minuten später.' oder auch 'Das Teegeschirr ist noch heile.'

Was dein Zitat angeht: Es stimmt und es stimmt nicht. Im Zuge der Nachrichtenbeschleunigung werden überaus viele Abkürzungen verwandt, das darf machen wer will und in einigen Anwendungen auch durchaus sinnvoll (etwa Online-Spiele mit Echtzeitelementen). Das eigentlich faszinierende ist aber, dass man sogar derart faul ist, dass man nicht anfängt, Steno zu lernen und dieses zu nutzen. Das spiegelt sich sicherlich in der Nutzergruppe wieder.

e-noon
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Do 5. Mai 2011, 17:55 - Beitrag #3

Die Antwortmöglichkeiten waren ausreichend, mich von meinem Essay abzulenken, mehr wollte ich nicht. Natürlich gilt bei dieser Umfrage, wie auch bei anderen, dass man die Antwortmöglichkeiten ankreuzt, die am ehesten oder am häufigsten zutreffen, und idealerweise die Antwort verbal ausführt, letzteres hast du ja löblicherweise getan.

Smiley-punkte sind ja nur Teilmenge von Punkten. Gerade im Chat gibt es ja die Möglichkeit, den Satz, wie auch im Gespräch, einfach durch Übermittlung des Satzes als Einheit erscheinen zu lassen. Das Ende ist dann logischerweise durch das Ende der Übermittlung, wie beim Sprechen durch eine Sprechpause, gekennzeichnet. Wenn man mehrere Sätze hintereinanderschreibt, die man gleichzeitig anstatt nacheinander absenden will, kann man dennoch Absätze machen, um das jeweilige Satzende deutlich zu machen, ich gebe aber zu, dass ein Punkt da angenehmer sein kann.

Dies kann aber auch die Form annehmen, dass ein Smiley einen Einwortsatz bildet.

Würdest du hinter einen Einwortsatz in Form eines Smileys im chat einen Punkt setzen?

Bei sms nutze ich meist eine viel 'korrektere' Sprache, je nach Empfänger. Auf Italienisch scheinen mir Abkürzungen in sms viel verbreiteter und praktischer, die Sprache hat einfach so elend lange Wörter.

"Dove 6? mm. cmq volevo dire ke tvb."
"Dove sei? Mi manchi. Comunque volevo dire che ti voglio bene."

Dass sms selten sind und je nach Empfänger nicht mit einer Antwort zu rechnen ist, kann man ja leicht einplanen ^^ Ich schreibe auch nicht so häufig, dass sich Abkürzungen lohnen würden, sie sind auch meist nicht erwünscht, da unpoetisch.

Lykurg
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Do 5. Mai 2011, 18:09 - Beitrag #4

Volle Zustimmung zu den genannten Punkten, mit Ausnahme des Satzzeichens vor Smileys, da denke ich anders - für mich ist das Emoticon im Wesentlichen ein stellvertretender Signalträger für außersprachliche Anteile einer Kommunikationssituation, die im Mündlichen durch Tonfall, Mimik etc. übertragen werden müßten (Ironie, Staunen, Schreck, necken, seufzen, lachen, Begeisterung, Scham, Trauer und diverse Interaktionsformen). Diese treten zum vorhergehenden Satz zwar hinzu, dadurch verliert er aber nicht seine Vollwertigkeit, und da für mich die geschriebene Sprache in einem Forenbeitrag Satzzeichen verlangt, werden die durch Smileys nicht obsolet.

Im Chat halte ich das anders, lege weit weniger Wert auf Rechtschreibung, insbesondere Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung - und wenn Punkte ohnehin entfallen, dann natürlich auch vor dem Smiley. Das schwankt aber je nach Schreibgeschwindigkeit und je nach Stil des Gesprächspartners; wenn ich mehrere Sätze auf einmal schreibe, dann grundsätzlich auch mit Punkten.
SMS sind auch bei mir deutlich formalisierter als Chat, abgesehen allerdings von meist konsequenter Kleinschreibung, weil das mit meinem Handy sonst eher mühsam ist; ich schreibe aber auch nicht allzuviele (antworte aber meist!^^)

Die Aussage der Eingangs zitierten Fachschrift finde ich aber zu stark, eine Verletzung der Etikette sehe ich in korrekter Schreibweise nicht, es ist nicht erforderlich, aber je nach kommunikativem Umfeld offensichtlich nicht unbedingt falsch. Übrigens habe ich den Eindruck, daß Facebook in der Hinsicht wieder einen gewissen ordnenden Einfluß hat; auch wenn dort viele wie im Chat schreiben, ist der generelle Umgang mit Orthographie und Interpunktion dort meines Erachtens doch sorgfältiger, vielleicht im Wissen darum, daß es auf eine größere Zahl von Menschen wirkt und bleibt.

Ersteres hat blobbfish übrigens noch nicht getan, meine ausführliche Antwort lag nur, nachdem ich die Umfrage beantwortet hatte, sträflicherweise ein paar Stunden herum, bis ich sie abschickte.^^

e-noon
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Do 5. Mai 2011, 19:20 - Beitrag #5

Das dachte ich mir, ich sah dich ja schreiben. Außerdem hätten mich die Antworten doch überrascht, wenn es blobbfishs gewesen wären, daher schrieb ich auch "letzteres".

Ich würde nicht sagen, dass Facebook ordnend wirkt, genausowenig, wie die Matrix ordnend wird; man passt sich eben dem Medium an, wobei deine Überlegung zur Dauer sicherlich eine Rolle spielt. Dennoch würde ich da der Tastatur den größeren Einfluss zuschreiben; comunque geht fast schneller als cmq, das man sich erst zusammensuchen muss, während bei der sms jeder gesparte Buchstabe tatsächlich Zeit spart, die man dann für Essays verwenden kann. Im italienisch geprägten Teil von Facebook habe ich auch Zeichen von sehr starker Beeinflussung durch sms-Sprache gefunden, ein internationaler, repräsentativer Vergleich wäre spannend, aber um das in mein Essay einfließen zu lassen (oder selbiges noch vor der Deadline fertigzustellen) ist es jetzt schon ein bisschen zu spät. Wobei, es könnte noch klappen, es regnet.

janw
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Do 5. Mai 2011, 20:22 - Beitrag #6

Zitat von e-noon:Es ist relativ offensichtlich, dass jedes Genre seine eigenen Konventionen mitbringt

Oder sind nicht Konventionen das, was Genre erst zu Genre macht?

Ich chatte seit einger Zeit nicht (mehr?), habe aber auch nach smileys eher keine Satzzeichen gesetzt. Weil irgendwie auch im richtigen Leben eine Aussage durch den Gefühlsausdruck abgeschlossen wird.

Die in dem Zitat dargestellte Nettiquette, nach der u.a. eine fehlerhafte Schreibweise mit Spontanität und schneller Antwort konnotiert sei, wird für mich in dem Moment fragwürdig - sie wird dann auch mit mangelhafter Sorgfalt und Überlegung konnotiert.

Traitor
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Do 5. Mai 2011, 22:04 - Beitrag #7

Erstes faszinierendes Forschungsergebnis dieser Untersuchung hier ist, dass Lykurg Punkte vor Smileys setzt oder nicht, der Rest dagegen hinter Smileys.

Abgestimmt habe ich für "kurz aber formell" und "Anpassung an Umgangssprache", was meines Erachtens kein Widerspruch ist, da formale Korrektheit für mich eher aus Groß- und Rechtschreibung und Grammatik inkl. Zeichensetzung besteht, Umgangssprachlichkeit dagegen eher auf Vokabular und Stilebene wirkt, die Korrektheit aber ersteinmal nicht beeinflusst (beinflussen sollte).

Groß- und Rechtschreibung beachte ich dabei in allen Medien möglichst genau, wobei die Fehlerrate natürlich trotzdem mit der Rapidität und Informalität steigt, also in etwa Chat > IM > SMS > Foren > E-Mail > Brief > Veröffentlichung.

Für Interpunktion gilt prinzipiell selbiges, aber mit größerer Fehlertoleranz bei Chats und IMs, unbewusst vermutlich wegen des hier bereits angesprochenen "der Zeilenumbruch dient als Satztrenner"-Phänomens, bewusst eher wegen Anpassung an die Gesprächspartner, somit auch sehr stark je nach Tagesform und Gesprächssituation schwankend.

Smileys versuche ich üblicherweise in Sätze einzubauen, als seien sie gar nicht da, oder alternativ als Pseudo-Wörter, also so, wie blobbfish es auch beschreibt. Am Satzende können sie aber bei Flüchtigkeit durchaus auch mal ein Satzzeichen fressen, und manchmal sogar halbabsichtlich, wenn die Smiley-Schlusszeichen-Kombination zu hässlich wirkt oder Syntax-Probleme verursacht.

Zitat von Jacobs:IMs that attended to conventions such as punctuation and capitalization were breaches of online etiquette] Das halte ich für vollkommen falsch, eine negative Reaktion auf ordentliche Sprache ist mir im Internet noch nie untergekommen. Höchstens auf gestelzte und lange Sätze, aber nicht auf formelle Korrektheit.

Zitat von e-noon:Wenn man mehrere Sätze hintereinanderschreibt, die man gleichzeitig anstatt nacheinander absenden will, kann man dennoch Absätze machen, um das jeweilige Satzende deutlich zu machen, ich gebe aber zu, dass ein Punkt da angenehmer sein kann.
Von was für Chats redest du? Bei IMs kann man üblicherweise mehrzeilige Nachrichten schicken (MSN konnte das iirc nicht, bei ICQ das Protokoll sicher, der Original-Client im Zweifel nicht, bei Skype sicher beides), im IRC, wofür "Chat" normalerweise steht, aber nicht, und in den meisten klassischen Webchats auch nicht. Facebook soll ja inzwischen auch einen Chat haben, meinst du den?

e-noon
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Do 5. Mai 2011, 22:48 - Beitrag #8

Verzeihung, ich meinte IM, wenn ich von "Chat" sprach ^^ Genauer gesagt Skype und ICQ, Miranda ist das mieseste, was mir je untergekommen ist, piept und blinkt nicht, alles muss man selber machen, es ist winzig klein und man findet nichts (möglicherweise, weil nichts da ist).


Abgestimmt habe ich für "kurz aber formell" und "Anpassung an Umgangssprache", was meines Erachtens kein Widerspruch ist, da formale Korrektheit für mich eher aus Groß- und Rechtschreibung und Grammatik inkl. Zeichensetzung besteht, Umgangssprachlichkeit dagegen eher auf Vokabular und Stilebene wirkt, die Korrektheit aber ersteinmal nicht beeinflusst (beinflussen sollte).

Ja, Zustimmung :)

Das halte ich für vollkommen falsch, eine negative Reaktion auf ordentliche Sprache ist mir im Internet noch nie untergekommen. Höchstens auf gestelzte und lange Sätze, aber nicht auf formelle Korrektheit.
Wie gesagt, meine Reaktion darauf ist die, dass Punkte im IM eigentlich nicht unbedingt dazugehören. Punkte fallen mir auf, punktlose Sätze nicht; in jedem anderen Medium ist es umgekehrt.

Traitor
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Do 5. Mai 2011, 22:55 - Beitrag #9

Wenn deine Seele noch nicht völlig verloren sein sollte, kann ich dir gerne ausführlich erklären, wie Miranda das tut, was du von ihm willst. Piepen und blinken kann es standardmäßig, zumindest blinken sollte sogar von Anfang an aktiviert sein. Groß und bunt kannst du es auch mit wenig Aufwand kriegen, z.B. so oder so...

Zurück zum Thema: Punkte fallen dir auf, ok, aber: negativ, positiv oder einfach wertneutral als ungewöhnlich?

e-noon
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Fr 6. Mai 2011, 00:03 - Beitrag #10

Ich schätze, meine Seele ist völlig verloren. Insbesondere, seit icq nicht mehr abstürzt, erfüllt es meine Bedürfnisse hinreichend.

Der Punkt: Eher ganz leicht negativ, nicht im Sinne von falsch, sondern im Sinne von ablehnend, schließend. Ein Freund, mit dem ich noch zur Schulzeit chattete, schreibt auch immer Punkte im IM. Ich dachte erst, er chattet nicht gerne mit mir und mag mich nicht, aber da wir immer noch befreundet sind (und er weiterhin punkte schreibt), kann das wohl nicht der Grund sein.

blobbfish
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Fr 6. Mai 2011, 13:19 - Beitrag #11

Zitat von Traitor:Erstes faszinierendes Forschungsergebnis dieser Untersuchung hier ist, dass Lykurg Punkte vor Smileys setzt oder nicht, der Rest dagegen hinter Smileys.


Das macht, wenn ich mich richtig entsinne Maglor aber auch, der aber, soweit ich im Bilde bin auch den Punkt weglässt. Sinnvoll erscheint mir das Verhalten durchaus, je nach Smiley natürlich. Unsere Lieblinge :crazy: und :knife: haben ja eine ganz andere Funktion als die Standardgrinseköpfe :), ] Smiley-punkte sind ja nur Teilmenge von Punkten. Gerade im Chat gibt es ja die Möglichkeit, den Satz, wie auch im Gespräch, einfach durch Übermittlung des Satzes als Einheit erscheinen zu lassen. Das Ende ist dann logischerweise durch das Ende der Übermittlung, wie beim Sprechen durch eine Sprechpause, gekennzeichnet. [/quote]

Das ließe sich aber auch auf andere Schriftformen adaptieren, etwa Foren oder Romane. An das Ende eines Beitrags oder Absatzes kann man den Punkt weglassen. Ich bin eben den umgekehrten Weg gegangen, indem ich den Satz im Chat/IM als gewöhnlichen Satz betrachte und entsprechend umsetzte.

Zitat von janw:Oder sind nicht Konventionen das, was Genre erst zu Genre macht?


Guter Punkt. Hier steht auch irgendwie die Eier-Huhn-Frage. Auf der einen Seite haben wir den Gebrauch, speziell beim Chat mit Abkürzungswahn z.B. hat der Gebrauch die Konvention erzeugt, inwiefern hier die Konvention auf den Gebrauch übergreift wie etwa bei Literatur bei Büchern wäre durchaus zu überprüfen. Entsprechend müsste man dann auch fragen, ob es sich bei dem Chat wirklich um eine Konvention handelt. Ich denke nicht, denn ich sehe kein richtiges Regelsystem, das den Gebrauch regelt.

Lykurg
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Fr 6. Mai 2011, 14:44 - Beitrag #12

@blobbfish: ...oder davor. Auch Maglorisierung ist nur echt außerhalb des Satzes, durch den Punkt abgetrennt.

Von ICQ ist schon wegen ungeeigneter Smileys abzuraten.

Den beschreibenden Begriff des Mediums finde ich übrigens besser geeignet als 'Genre', weil ich bei letzterem eine inhaltliche Vorkategorisierung erwarten würde. Die entsprechenden Konventionen müssen nicht explizit formuliert sein, sie können unterschiedlich gehandhabt werden und stetigem Wandel unterliegen, trotzdem gibt es sie; Netiquette ist ein wesentlicher Teil davon. Ganz stark ist dabei aber eben der Faktor der Anpassung an den Schreibstil des Anderen, auch das konventionalisiert.

Ipsissimus
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Sa 7. Mai 2011, 21:21 - Beitrag #13

als Satzende immer ^^ jedenfalls, wenn ich es freundlich meine. Das wirkt freundlicher^^ Rechtschreibfehler verbessern so weit es geht, Orthographiefehler ignorieren, wenn sie nicht zu sinnentstellend sind. Viele Text-Emoticons und gelegentlich Leetspeak

009
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Mo 16. Mai 2011, 08:49 - Beitrag #14

SMS nutze ich so selten es irgendwie geht; nur von manchen kriege ich welche, die sinnvoll-produktiv sind, während andere gar nichts taugen (wegen stets etwas schwankender Zustellungsdauer und Versuchen, kurzfristig etwas abzusprechen).
Wenn ich denn schonmal simse, dann durchaus mit Groß-/Kleinschreibung, aber mit eingesparten Leerzeichen wo es nur geht, da 16ß Zeichen als Begrenzung gerade für mich schon sehr begrenzend sind.

Beim chatten (wofür Jabber via Miranda und Skype via Skype^^ herhalten müssen) ignoriere ich Groß-/Kleinschreibung. Bei rasch hin und her wechselnden Gespräch benötige (wie habe) Gesprächspartner, die beim lesen meiner Texte eine doch schon erstaunliche automatische Sofort-Tippfehlerkorrektur haben müssen, um teils auch nur eine Chance zu haben, erahnen zu können, was ich schrieb und damit sagen wollte...

Bei PNs hier, bei Facebook wie auch bei eMails tue ich mich fast mit der Frage, ob/welche Anrede ich verwende und wie welche von den anderen eingesetzten Anredungen auf mich wirken, schwerer. Ich versuche immer eine Anrede und auch eine spezielle Schlußformel zu setzen; bei Kommunikation die wirklich Gespröch ist (oder ich sie zumindest dafür halte) finde ich anrede- wie grußlose Wortansammlungen unterhalb der Schwelle, bei der man auch nur von einem satzartigen gebilde ausgehen kann, schon sehr problematisch.

Traitor
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Di 17. Mai 2011, 23:07 - Beitrag #15

@e-noon: Die Assoziation von Punkten mit ablehnender Haltung erscheint mir äußerst obskur. Gibt es dafür irgendwelche prägenden Erlebnisse, beispielsweise einen weiteren Kontakt, bei dem das tatsächlich so zu interpretieren war? Denn diese Beibedeutung gibt es doch in keinem klassischen Medium, woher soll sie dann plötzlich in IMs kommen?

Zitat von blobbfish:Auf der einen Seite haben wir den Gebrauch, speziell beim Chat mit Abkürzungswahn z.B. hat der Gebrauch die Konvention erzeugt, inwiefern hier die Konvention auf den Gebrauch übergreift wie etwa bei Literatur bei Büchern wäre durchaus zu überprüfen.
Die Überprüfung müsste man sich sparen können. Die meisten Jungchatter eignen sich doch sehr schnell mehr Abkürzungen als nötig an, weil diese cool/amüsant/dazugehörig wirken.

@Ipsi: Auf mich wirken die "^^" immer noch irritierend, da sie im Gegensatz zu vielfältigeren Smileys nicht Kontext hinzufügen, sondern im Gegenteil des schriftlichen Kontextes bedürfen, um verständlich zu sein, denn die Bedeutung scheint alle eigentlich disjunkten Aspekte von Freude, Lachen und Ironie umfassen zu können.
Was ist für dich der Unterschied zwischen Rechtschreibung und Orthographie? :confused:

@009: Bei Leerzeicheneinsparung dann wenigstens CamelCase? Ohne klingt das ziemlich unlesbar...

Ipsissimus
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Mi 18. Mai 2011, 00:02 - Beitrag #16

ich sollte nichts schreiben, wenn ich müde bin^^ Ich meinte natürlich Interpunktionsfehler ignorieren^^ sorry

die ^^ sind immer freundlich gemeint, entsprechend eines Lächelns, das ja auch mehrdeutig sein kann, im Rahmen gesprochener Sprache. Wobei Zynismus für mich nicht Unfreundlichkeit impliziert.

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Mi 18. Mai 2011, 01:58 - Beitrag #17

Zitat von Traitor:@009: Bei Leerzeicheneinsparung dann wenigstens CamelCase? Ohne klingt das ziemlich unlesbar...
Eingespart werden von mit Leerzeichen nach Punkten und Kommata sowie um Gedankenstriche usw. Insofern rührt bei meinen seltenen SMS Unlesbarkeit eher von meiner untypisch-typischen Art des Umgangs mit meiner Muttersprache als der zu extremen Leerzeicheneinsparung her.

e-noon
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Do 19. Mai 2011, 22:22 - Beitrag #18

Zitat von Traitor:@e-noon: Die Assoziation von Punkten mit ablehnender Haltung erscheint mir äußerst obskur. Gibt es dafür irgendwelche prägenden Erlebnisse, beispielsweise einen weiteren Kontakt, bei dem das tatsächlich so zu interpretieren war?

Nein :D
Denn diese Beibedeutung gibt es doch in keinem klassischen Medium, woher soll sie dann plötzlich in IMs kommen?
Das weiß ich nicht. Gewöhnung einerseits, Imagination der mündlichen Kommunikation andererseits, nehme ich an. Wenn jemand einen Punkt setzt, stelle ich mir vor, dass die Stimme kurz und abrupt runtergeht - und so klingt es, wenn man eine Frage beantwortet, um seine Ruhe zu haben. Ich sage nicht, dass das logisch ist, es ist nur ein Eindruck, der aber sehr konstant ist.

@Ipsi: Auf mich wirken die "^^" immer noch irritierend, da sie im Gegensatz zu vielfältigeren Smileys nicht Kontext hinzufügen, sondern im Gegenteil des schriftlichen Kontextes bedürfen, um verständlich zu sein, denn die Bedeutung scheint alle eigentlich disjunkten Aspekte von Freude, Lachen und Ironie umfassen zu können.

Ja, und gerade darum ist es doch sehr passend. Für mich fangen die "^^" eine mögliche scharfe Umgrenzung des Satzes ab und verleihen ihm eine leicht ambivalente Note, sodass der Leser entscheiden kann, ob er eher auf den ironischen oder den ernsten Teil eingehen will, wenn beides ausgedrückt werden soll. Es nimmt dem Ernst seinen Ernst und der Ironie die Schärfe. Ich würde es nicht als Ausdruck reiner Freude benutzen, dazu, wenn, dann ^_^; der ^^ drückt für mich eher mehr ein Schmunzeln aus, eine in irgendeiner Form gedämpfte oder selbstbezügliche/ironische Reaktion.

Ipsissimus
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Do 19. Mai 2011, 23:48 - Beitrag #19

genau so^^ ein Lächeln eben^^

009
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Fr 20. Mai 2011, 08:51 - Beitrag #20

Also, wenn ich, egal in welchem Medium, mal schreibe.... dann meine ich, besonders, wenn es wiederholt innerhalb eine satzähnlichen Gebildes vorkommt eher... na was wohl - das ich betont lange Sprechpausen machen, die Aufmerksamkeit erhöhen und Spannung erzeugen sollen.

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