Kindle oder lieber echtes Buch?

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Traitor
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Fr 23. Aug 2013, 20:30 - Beitrag #21

@Jan: Tonnen/mg können nicht hinkommen, da wäre man unterhalb des Massenanteils der entsprechenden Elemente an der Erdkruste insgesamt. Es sei denn, du zählst auch die nicht direkt verarbeiteten Abraummengen mit. Aber die genaue Größenordnung (ja, ich bin Astronom, für mich sind Größenordnungen "genaue" ;)) wird auch erst relevant, wenn man den Vergleich wirklich quantitativ machen wil, und da kommen Studien eben wie üblich zu einem "es kommt auf die Nutzung an".

E-Reader sollten typischerweise länger halten als Handys, da sie geringere Akkuanforderungen und Wärmeentwicklung haben, und weniger empfindliche Anzeigen. Das mit der "programmierten Haltbarkeit" wird übrigens in den Medien gerne übertrieben, die tatsächliche Lebensdauer auch moderner Handys hängt sehr vom Nutzungsverhalten und von Glück oder Pech von Einzelgerät zu Einzelgerät ab.

@Ipsissimus: Bibliotheksbücher haben aber auch deutlich höhere Belastungen auszuhalten als typischerweise in Privatbesitz. Da dürfte die Abnutzung oft ernsthaft mit chemischen Zerfallserscheinungen konkurrieren.

@Padreic: War es nicht irgendwann mal "Seemannsliteratur"? ;)

@Lykurg: Mein Gegenentwurf zu schwachsinnigen Lizenzsystemen und dadurch weiter erzwungenen klassischen Bibliotheken wäre natürlich nicht "keine Bibliotheken, jeder kauft sich alles selbst" - das käme einer weiteren wirtschaftlich-sozialen Einschränkung des Bücherkonsums überhaupt gleich, sehr unwünschenswert. Die Alternative wären rein über das Internet abgewickelte "Leih"geschäfte, also Einmallizenzen, zu niedrigen Gebühren oder im Abo; entweder direkt vom Anbieter oder via Online-Bibliothek. Das bringt natürlich Probleme mit DRM usw. mit sich, aber auch keine wesentlich anderen als bei den beschränkten E-Leihen der derzeitigen Systeme.

Zeitungen waren ja eh nie zur dauerhaften Lagerung geeignet, bestehen da nicht auch die meisten Archive aus Mikrofilmen? Brüchiges Papier, hm, ist mir noch nie untergekommen. Muss wohl mal in einer Bibliothek die entlegeneren Regalbretter durchgehen und alles testbetatschen. ;)

janw
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Fr 23. Aug 2013, 22:15 - Beitrag #22

Traitor, ich hab den Abraum mit einbezogen, weil der Abtrag von Deckgebirgen Teil des Abbauvorganges ist und mit zu den Belastungen zu rechnen ist.
Sicher mag das in dem einen oder anderen Falle geringer ausfallen, vielleicht z.B. im händischen Bergbau, wo jeder einzelnen Ader einzeln nachgegangen wird - im Unterschied z.B. zu Chuquicamata und anderen Tagebauen.
Beim Coltan-Bergbau in Kongo bleibt vom Regenwald nichts übrig, und die Gorillas landen auf dem bushmeat-Markt.

Bibliotheken auf Bestellbasis mögen für wissenschaftliche Zwecke funktionieren, für den Markt der öffentlichen Bibliotheken kommt das nicht in Betracht, weil hier ein ganz wichtiger Aspekt das Heranführen von Interessierten an Literatur und die Beratung für besondere Interessen ist.
Das erfordert quakifiziwertes Personal vor Ort und einen attraktiven Buchbestand, der zum Stöbern, Schmökern und Ausleihen einlädt, die Fernleihe oder ähnliches ist eine Ergänzung für besondere Interessen.

Lykurg
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Sa 24. Aug 2013, 01:12 - Beitrag #23

Zitat von Traitor:Zeitungen waren ja eh nie zur dauerhaften Lagerung geeignet, bestehen da nicht auch die meisten Archive aus Mikrofilmen?
Kann ich so nicht bestätigen]Brüchiges Papier, hm, ist mir noch nie untergekommen. Muss wohl mal in einer Bibliothek die entlegeneren Regalbretter durchgehen und alles testbetatschen.[/QUOTE]Hab vorhin so einen Kandidaten aus meinem Regal gezogen, gedruckt 1959; kaum gelesen, daher nur massiv vergilbt, noch keine ausfallenden Seiten - aber den üblichen, wenn auch barbarischen Eckenknicktest (ein Eselsohr zweimal hin und her knicken: bricht es ab?) würde es wohl nicht überstehen. In meiner Notensammlung sind ein paar Erbstücke, um die es schlimmer steht.

Traitor
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Sa 24. Aug 2013, 11:08 - Beitrag #24

@Jan: Ja, es gibt viele mögliche Rechnungen...

Beratungsbibliotheken mögen eine Generationsfrage sein. Schon als ich noch jung war und Bibliotheken noch benutzt habe (für Belletristik), habe ich nie Beratungen genutzt - außer, wenn ich ein bestimmtes Buch suchte und nicht finden konnte, was sich bei der Onlinevariante erledigen würde. Und auch für weniger zielstrebige und vorgebildete Angehörige meiner Generation würde ich, sofern sie überhaupt an Bücher kommen wollen, eher erwarten, dass sie die sich im Internet raussuchen wollen, anstatt zu "so einer verpeilten alten Bib-Tusse, ey" zu gehen und sich beraten zu lassen...

@Lykurg: Gut, mein "eh"-Gedankenhorizont reichte nicht bis zu so alten Zeitungen zurück. Wann war ungefähr die Papierumstellung? (Oder stünde das schon in deinem letzten Link, wenn ich ihn gelesen hätte? ;)) Stimmt, unbrauchbare Photos auf Mikrofilmen, bzw. auf deren Digitalisaten, sind mir schon reichlich untergekommen.

Armer Esel...

Ipsissimus
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Sa 24. Aug 2013, 12:21 - Beitrag #25

Die Alternative wären rein über das Internet abgewickelte "Leih"geschäfte, also Einmallizenzen
Das richtet sich aber gegen den Wunsch nach Privatbesitz.

Traitor
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Sa 24. Aug 2013, 12:37 - Beitrag #26

Auch nicht mehr als bisherige Leihbibliotheken. Die sind doch vom Konzept her die Alternative dazu, alles besitzen zu können oder zu müssen.

Für mich persönlich wäre das auch die natürlichste Trennung zwischen E- und P-Lektüre: zwischen Büchern, die ich nur einmal lesen will, und solchen, die ich besitzen will.

Ipsissimus
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Sa 24. Aug 2013, 12:40 - Beitrag #27

Ach so, da habe ich dich missverstanden. Als Alternative zu Leihbibliotheken okay, als Alternative zum Bucherwerb fraglich

Amy
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Sa 24. Aug 2013, 13:38 - Beitrag #28

Zitat von Lykurg:Ich habe seit etwa drei Wochen ein e-book und lese seitdem wieder viel mehr, vor allem unterwegs auf kurzen Strecken, wenn ich meine üblichen Wälzer nicht mitgenommen hätte, aber eben auch andere Texte und finde den Genuß am Lesen neu.

Das kann ich so unterschreiben. Ich habe seit Weihnachten einen Kindle und habe dadurch wieder neue Lust am Lesen bekommen. Hauptsächlich, weil ich zu Hause nie zum Lesen komme und das stets auf Zugfahrten verlege. Da hat ein schlanker Kindle deutlich mehr Platz in meiner kleinen Tasche, als ein dicker Wälzer. Ich würde deswegen zwar nie auf richtige Bücher verzichten, aber vor allem bei dicken Büchern schaue ich erst einmal, ob es sie auch für den Kindle gibt, weil ich weiß, dass ich sie da um einiges schneller beenden werde, als in der gedruckten Version.

Padreic
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Mo 14. Okt 2013, 00:06 - Beitrag #29

Ich hab mir vor einer Woche auch einen Kindle zugelegt, genauer den neuen Kindle Paperwhite, also die Version mit Touchscreen und Hintergrundbeleuchtung. Bin bisher recht zufrieden. Hab auch schon den "Härtetest" gemacht mit 200 Seiten an einem Tag lesen und es liest sich nicht schlechter als ein herkömmliches Buch.

Die Preisdifferenzen im amerikanischen Markt unterscheiden sich recht stark. Klassiker kann man in der Regel umsonst kriegen. Bei einigen Büchern hab ich auch einen Unterschied von 25$ zu 10$ gesehen, normalerweise ist der Unterschied aber geringer. Als Amazon-Prime-Kunde kann man auch ein Buch im Monat kostenlos ausleihen (was vermutlich heißt, dass man es so lange behalten kann, wie man Amazon-Prime-Kunde ist -- muss ich noch genauer rausfinden). Die Auswahl ist zwar beschränkt, aber einige gute Sache (wie z. B. die Sachen von Clarke) finden sich schon.

@Traitor:
Mein Problem mit e-Books ist, gutes Geld für Ware mit nur schwer schätzbarer Haltbarkeit auszugeben.
Mein Problem mit herkömmlichen Büchern ist, gutes Geld für Ware mit nur schwerer Transportierbarkeit auszugeben. Transatlantische Umzüge vertragen sich nur schwer mit größeren Mengen Büchern.

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Mo 28. Okt 2013, 23:13 - Beitrag #30

Ich habe mir jetzt erstmals Kalessins Sony-Reader ausgeliehen und darauf Kafkas "Schloß" gelesen, in einer epub-Version von Project Gutenberg. Bei dort oder auf anderen Geräte-unabhängigen Plattformen zusammengesuchten Klassikern scheint es ziemlich schwierig zu sein, gute Editionen zu finden. Ist das im Amazon-Sortiment anders?
Vom Gerät her fiel mir auf, dass der (hintergrundunbeleuchtete) (Standard-)Kontrast bei Tageslicht sehr angenehm ist, abends bei nicht allzu starkem Kunstlicht aber zu wünschen übrig lässt, dann eher wie bei ganz billigem Recyclingpapier wirkt. Lässt sich zwar manuell beschränkt nachregeln, eine automatische Anpassung wäre sehr komfortsteigernd, wenn auch sicher einen merklichen Teil des Akkuvorteils fressend.
Dann überraschte mich noch, dass mir zum Halten die zweite Seite eines aufgeklappten Buches fehlte - für einen eigenen Reader würde ich mir wohl eine aufklappbare Hartschalenhülle zulegen.

Als Amazon-Prime-Kunde kann man auch ein Buch im Monat kostenlos ausleihen (was vermutlich heißt, dass man es so lange behalten kann, wie man Amazon-Prime-Kunde ist -- muss ich noch genauer rausfinden).
Wäre ein seltsames Verständnis von "ausleihen"...

Mein Problem mit herkömmlichen Büchern ist, gutes Geld für Ware mit nur schwerer Transportierbarkeit auszugeben. Transatlantische Umzüge vertragen sich nur schwer mit größeren Mengen Büchern.
Valides Argument. Mein Einwand richtet sich ja auch nicht gegen e-Books an sich, sondern nur gegen die derzeitigen, mit großen Unsicherheiten behafteten Implementationen. Wenn sich da ein Standard herauskristallisieren sollte, kippt die Balance eindeutig. Solange hängt es von den persönlichen Gewichtungen ab, welche Form man für mittelfristig haltbarer hält.

Feuerkopf
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Mo 30. Dez 2013, 00:19 - Beitrag #31

Team Sony PRS-T2. Wollte mich nicht vom bösen a abhängig machen und bin auch zu blöd, um andere Formate auf einem Kindle zu lesen.
Seit ich das Schätzchen habe, fresse ich Bücher. Außerdem habe ich mit Freude festgestellt, dass meine Heimatbibliothek einige tausend Bücher online zur Entleihe auf den Reader anbietet. Es gibt sogar Bibliothekszusammenschlüsse, die insgesamt Bücher im 5-stelligen Bereich anbieten. Gigantisch!

Für mich ist es keine Frage des entweder - oder, sondern ganz klar sowohl - als auch.

Traitor,
ich hab zwar gerade geguckt, aber bietet Gutenberg tatsächlich auch epub-Versionen der Werke an?

Lykurg
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Mo 30. Dez 2013, 01:59 - Beitrag #32

Feuerkopf, willkommen zurück! :)

Das deutsche Projekt Gutenberg (bei SpOn) hat keine epubs, sondern nur das internationale Project Gutenberg. Das macht einen riesigen Unterschied, was die Qualität der Texte angeht - im SpOn sind sie korrekturgelesen, im internationalen oft unkorrigierte OCR und entsprechend fehlerbehaftet.
Es gibt aber hier einen Generator, der Projekt-Gutenberg-Texte in epubs konvertieren kann; kann ein bißchen dauern, ist aber sehr zu empfehlen.

Und ja, die Schätze der Bibliotheks-ebooks fange ich gerade erst an zu entdecken, bisher bin ich noch völlig eingedeckt mit Klassikern.

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Sa 4. Jan 2014, 13:47 - Beitrag #33

Zitat von Lykurg:Das deutsche Projekt Gutenberg (bei SpOn) hat keine epubs, sondern nur das internationale Project Gutenberg. Das macht einen riesigen Unterschied, was die Qualität der Texte angeht - im SpOn sind sie korrekturgelesen, im internationalen oft unkorrigierte OCR und entsprechend fehlerbehaftet.
Es gibt aber hier einen Generator, der Projekt-Gutenberg-Texte in epubs konvertieren kann; kann ein bißchen dauern, ist aber sehr zu empfehlen.


Vielen Dank für den Tip, das werde ich mir mal ansehen! Ich hatte vom Project Gutenberg schon epubs, aber die sehen aus, wie das, was Calibre fabriziert, wenn man ihm pdfs (glaube ich, war es) gibt und um epubs bittet - völlig kaputtformatiert und unlesbar. Ich bin gar nicht so weit gekommen, irgendwelche OCR-Fehler zu finden. (Was mich gerade dran erinnert, dass ich doch da mal bei Distributed Proofreaders war, was ist da eigentlich draus geworden..?)

Traitor
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Sa 4. Jan 2014, 13:57 - Beitrag #34

Mit automatisch generierten epubs hatte ich auch nur schlechte Erfahrungen. Hast du von der Seite tatsächlich schon welche erfolgreich und zufrieden gelesen, Lykurg?

Feuerkopf, funktionieren diese "Leihen" mit dem Sony? Sind die nicht üblicherweise auf proprietäre Kindle- oder Kobo-Formate ausgelegt, oder es hängt inkompatibler DRM-Unfug dran?

Lykurg
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So 5. Jan 2014, 17:45 - Beitrag #35

Erfolgreich ja, Traitor; Zufriedenheit ist eine Frage des Anspruchs. In meinem "Mann ohne Eigenschaften" zum Beispiel ist schätzungsweise auf jeder fünften Seite ein kleiner Fehler (z.B. mehrfach "Hege" statt "liege"; "vergehen" statt "vergeben", aber auch einmal "un£" statt "und"). Fehler der 3. Sorte hätten einer Rechtschreibkorrektur auffallen müssen, die der 1. sind syntaktisch ausschließbar; gemein ist die 2. Kategorie, man kann nicht völlig ausschließen, daß man als Leser sowas auch mal übersieht. Ich bin aber, verglichen mit dem Buchstabensalat vieler en:Gutenberg-Texte, recht zufrieden und akzeptiere das angesichts der Vorteile gegenüber dem gedruckten Buch. Der Musil ist auch ein relativ herausstechender Fall, ich glaube nicht, daß den viele korrekturlesen wollten.

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