Nichtleser-Spontanassoziationen:
Daß die Wolken schon seit drei Wochen von Westen nach Osten ziehen.
Klingt soweit eher langweilig, könnte aber in seiner ungewöhnlichen Stabilität zur exotischen Verortung dienen.
Man kann keinen Kirchthurm herunterspringen, ohne den Hals zu brechen.
Bungee-Seile waren halt noch nicht erfunden; besonders kleine Türme hätte es aber wohl doch irgendwo geben sollen.
Keine Schwiele schändet meine Hände
Nichtarbeitende Bevölkerung.
Die Substanz ist das 'an sich', das bin ich.
Klingt antiplatonisch, eventuell auch seelenungläubig.
Was bedeutet der Knopf im Schnupftuch?
Knoten wäre klassischer, Knopf klingt nach sinnlos experimentierfreudiger Näherin.
Meine Herren, Sie entschuldigen, daß ich Sie nicht begleite, ich habe gerade die Passion zu sitzen, aber meine Gnade ist so groß, daß ich sie ja mit den Beinen doch nicht ausmessen kann.
Erscheint mir ohne christliches Hintergrundwissen sehr hermetisch, warum und wie sitzt man eine Passion? Die transitive Nutzung "etwas sitzen" ist schonmal ungewöhnlich, am ehesten würde ich es als durchsitzen einer Passionsmesse interpretieren, aber die Bedeutung kann auch beliebig obskur sein.. Und streckt man die Beine im Sitzen zur Messung aus, oder steht man dafür aus?
Mensch, du bist nichts als ein schlechtes Wortspiel. Du hast weder Vater noch Mutter, sondern die fünf Vokale haben dich miteinander erzeugt.
Ohne Kontext auch eher hermetisch.
Die Nachtigall der Poesie schlägt den ganzen Tag über unserm Haupt, aber das Feinste geht zum Teufel, bis wir ihr die Federn ausreißen und in die Tinte oder die Farbe tauchen.
Etwas elliptischer erster Satz, vermutlich ist "...mit den Flügeln" gemeint. Ob das Feinste die Nachtigall selbst, etwas anderes oder ein Abstraktum ist, scheint für die Verbindung des ersten und letzten Satzteiles auf den ersten Blick irgendwie egal zu sein, eigentlich bräuchte es den Mittelteil gar nicht. Nach etwas mehr Aufbrechung der Metapher vermute ich aber, dass ohne Mittelteil nur "Inspiration bleibt in der Schwebe, aber wenn man dann schreibt, ist sie hinüber" übrig bleibt, mit aber "Inspiration bleibt in der Schwebe, die besten Ideen kommen noch beim Nachdenken abhanden, und wenn man dann schreibt, bleibt nur Mäßiges über". Der Gegensatz der klassisch nachtassoziierten Nachtigall mit dem "ganzen Tag" ist auch noch auffällig.
Ich habe das Ideal eines Frauenzimmers in mir und muß es suchen. Sie ist unendlich schön und unendlich geistlos.
"Ich" ist vermutlich männlich. Satz 1 könnte man so fehlinterpretieren, dass er eine Geschlechtsumwandlung anstrebt. Satz 2 macht dann eher draus, dass er das Ideal im Kopf hat, aber in der Außenwelt als zweite/dritte Person sucht. Und ein aus heutiger Sicht eher fragwürdiges Ideal.
Komm, wir wollen Ameisen zergliedern, Staubfäden zählen; ich werde es doch noch zu irgend einer fürstlichen Liebhaberei bringen.
In einem guten Fürstenhaushalt gibt es doch wohl keinen Staub. Ansonsten schöne Beispiele für sinnlose Hobbies bei zuviel Freizeit und zu wenig technischem Fortschritt.
So träume dich selig und laß mich dein seliger Traum sein.
Klingt sehr von sich selbst überzeugt.
Alles Fleisch verdirbt vom Stehen. Auch der Hofprediger ist ganz abgestanden, seit er heut Morgen aufgestanden.
Nettes Wortspiel mit "abgestanden", aber der Wahrheitsgehalt der angeblichen Weisheit im ersten Satz erscheint ähnlich fragwürdig wie beim urdschen "Käse schmeckt am besten kalt".