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Literaturnobelpreis 2016

BeitragVerfasst: Do 13. Okt 2016, 15:28
von Ipsissimus
geht an Bob Dylan

kann man rechtfertigen, obwohl mir Leonard Cohen dafür besser gefallen hätte

BeitragVerfasst: Do 13. Okt 2016, 22:58
von Maglor
Ich bin gespannt, wie sich die Sache mit dem Literaturnobelpreis weiter entwickelt. Wenn Songwriter auch Lyriker sind, dann sind Drehbuchautoren dorch auch Dramatiker. Wenn Musik Literatur ist, muss das auch für den Film gelten.

Bei Bob Dylan handelt es sich zur Abwechslung mal wieder um einen wirklich bekannten Kopf. (Gerade Preisträger, die nicht aus dem englischen oder deutschen Sprachraum stammten, kamen mir irgendwie spanisch vor.) Ein paar Lieder von Bob Dylan werden die meisten schon gehört haben.

BeitragVerfasst: Mo 24. Okt 2016, 10:02
von Lykurg
Ja, Drehbuchautoren sind in gewissem Maße natürlich Dramatiker - aber ihrer Leistung fehlt die Eigenständigkeit. Wenige Drehbuchautoren sind bekannt genug, daß man mehrere Filme 'von ihnen' aufzählen könnte - das trifft vielmehr auf die Regisseure zu. Anders als erfolgreiche Dramentexte und Songs werden Drehbücher nur einmal inszeniert, insofern nicht im selben Maße auf ihre Vielschichtkeit hin untersucht, das ist dann eine Leistung des gesamten Films.

Ich freue mich über den Preis für Dylan - ja, Cohen wäre sicher auch dran, aber jedenfalls zeigt das Komitee damit zeitgemäße Flexibilität und zeichnet jemanden aus, der wirklich etwas zu sagen hat und viele Menschen bewegt.

BeitragVerfasst: Mo 24. Okt 2016, 12:36
von Ipsissimus
Zitat von Lykurg:Ja, Drehbuchautoren sind in gewissem Maße natürlich Dramatiker - aber ihrer Leistung fehlt die Eigenständigkeit.


Das sehe ich anders^^ im Drehbuch liegt ein großer Teil der künstlerischen Leistung^^

BeitragVerfasst: Di 25. Okt 2016, 10:21
von Maglor
Zitat von Lykurg:Ja, Drehbuchautoren sind in gewissem Maße natürlich Dramatiker - aber ihrer Leistung fehlt die Eigenständigkeit.

Das ließe sich natürlich auch auf singer und songwriter übertragen - besser gleich noch auf Autoren und Leser. :crazy:

BeitragVerfasst: Do 27. Okt 2016, 22:36
von Lykurg
Zitat von Ipsissimus:Das sehe ich anders^^ im Drehbuch liegt ein großer Teil der künstlerischen Leistung^^
Da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Die Leistung des Drehbuchautors ist eigenständig, und ja, schon ein sehr relevanter Teil des Films als Gesamtresultat, aber selbst dann immer noch geringer als der Anteil eines Dramatikers an einer Schauspielaufführung. Dazu kommt die häufige Zusammenarbeit der Autoren - wobei das Problem ja bei Medizin-, Physik- und anderen Nobelpreisen bereits hinreichend bekannt ist.

Maglor, stellt sich aber dann doch die Frage, inwieweit die Qualität eines Autors (/Musikers) unter dessen Rezipienten leidet...?

BeitragVerfasst: Sa 18. Nov 2017, 12:32
von Traitor
Ein Jahr und einen Preis für den traditionellen, wenn auch massentauglichen, Literaten Kazuo Ishiguro später: "Oh, da wollte ich ja auch mal was zu geschrieben haben!"

Die Chance, Cohen auszuzeichnen, ist ja leider für immer vergangen. Kurz nach Dylans Auszeichnung hatte ich darauf noch so inständig gehofft wie Ipsi. Die Grundidee, Songwriter auszuzeichnen, wenn auch Dichter im Rahmen sind, erschien mir eigentlich schon immer als völliger Selbstläufer, zumindest die Etymologie von "Lyrik" sollte man ja als in Stockholm bekannt voraussetzen können. Nun besteht aber leider eine gewisse Gefahr, dass Dylan für ewig als einmalig stehen bleibt - und so sehr ich ihn auch schätze und ihm den Preis (trotz allem damit verbundenen Getue seinerseits) an sich gönne, das ist dann doch mehr, als er verdient. Paul Simon wäre noch der letzte verbliebene Kandidat richtig großen Kalibers. Moustaki ist leider auch schon tot. Bitte keinen Käfer oder Stein, so sehr ich deren Musik auch mag (Käfer>Steine), zur literarischen Klasse reicht es nicht.

Zitat von Lykurg:Die Leistung des Drehbuchautors ist eigenständig, und ja, schon ein sehr relevanter Teil des Films als Gesamtresultat, aber selbst dann immer noch geringer als der Anteil eines Dramatikers an einer Schauspielaufführung.
Naja, mit modernem Regietheater ist das "künstlerische" Endergebnis ja auch nur noch sehr lose mit dem "Drehbuch" verbunden. Der Hauptunterschied liegt für mich noch mehr darin, dass Dramen auch im großen Stil als "stille" Literatur gelesen werden, Filmdrehbücher nur seltenst.

Zitat von Lykurg:Dazu kommt die häufige Zusammenarbeit der Autoren - wobei das Problem ja bei Medizin-, Physik- und anderen Nobelpreisen bereits hinreichend bekannt ist.
Wäre bei Filmen ein deutlich kleineres, da (zumindest im dominanten US-System) komische Gildenregeln sowieso die legale Koexistenz von mehr als 3 Autoren verhindern.

Zitat von Lykurg:Maglor, stellt sich aber dann doch die Frage, inwieweit die Qualität eines Autors (/Musikers) unter dessen Rezipienten leidet...?

Das würde erklären, warum manche Hits von einst mittlerweile als unerträglich peinlich gelten.

BeitragVerfasst: Sa 18. Nov 2017, 19:34
von Lykurg
Als erklärten Ishiguro-Fan freut mich der Nobelpreis für ihn natürlich sehr, obwohl ich hoffe, daß man noch ein (bzw. nach Möglichkeit noch viele) Jahre damit hätte warten können - und für Cohen noch Platz gewesen wäre. Ich weiß nicht, wie tröstlich die Aussage ist, daß so einige der Ausgezeichneten vergessen sind und viele zentrale Autoren nie ausgezeichnet wurden.
Das würde erklären, warum manche Hits von einst mittlerweile als unerträglich peinlich gelten.
Auf jeden Fall! Derselbe äußerliche Einfluß dürfte auch für die individuelle Wertschätzung einzelnder Stücke innerhalb eines Gesamtwerks die allergrößten Auswirkungen haben.