Eigene Gedichte

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
Padreic
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Fr 7. Feb 2003, 19:54 - Beitrag #21

Erstmal muss ich vorneweg sagen, dass mir das Gedicht recht gut gefällt. Aber ein wenig Detailskritik muss ja auch sein...

In Vers 5 passt wohl das 'paved' nicht ganz. Man spricht das ja normalerweise als eine Silbe und dann passt das Metrum nicht mehr. Übrigens passt der Paarreim hier auch nicht, da man 'quay' eher wie 'key' ausspricht.
Außerdem wechselst du in Vers 7 plötzlich vom Jambus in einen Trochäus. In Vers 9 und 10 auch. In Vers 11 durchschaue ich das Metrum überhaupt nicht. Da scheinst du mittendrin zu wechseln. Das erstmal zur Form

Kann man den Begriff 'so fair' gebrauchen, ohne ein 'that' benutzen?
Die Assoziation 'dragon's lair' ist zwar natürlich inhaltlich korrekt, aber IMHO weckt sie dann doch eher die negativen Assoziationen, was wohl nicht beabsichtigt ist, oder?
Und erst sagst du 'carved of stone and ore' (wo das 'carved' IMHO schon etwas seltsam platziert ist) und nachher schreibst du von einem opal-gepflasterten Kai und elfenbeinernden Türmen. Allgemein passt dieses Stein und Erz von den Assoziationen nicht unbedingt zu den nachher geweckten Assoziationen, finde ich.
Und hast du das Bild des von Zedernholz genährtem Feuer absichtlich gewählt? Zedern hatten ja durchaus früher eine religiöse Bedeutung...
Meinst du mit 'Thus guarded need to fight was least', dass wenig (bzw. das noch gesteigert) Notwendigkeit war, zu kämpfen? Wenn ja, finde ich das ein wenig seltsam ausgedrückt...

Padreic

Traitor
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Fr 7. Feb 2003, 20:25 - Beitrag #22

In Vers 5 passt wohl das 'paved' nicht ganz. Man spricht das ja normalerweise als eine Silbe und dann passt das Metrum nicht mehr. Übrigens passt der Paarreim hier auch nicht, da man 'quay' eher wie 'key' ausspricht.
Hmm, beides typische Fehler, wenn man in einer Fremdsprache dichtet, da war ich jeweils vom Gegenteil ausgegangen, deine Versionen stimmen aber. Ersteres ließe sich, wenn ich kein synonymes zweisilbiges Wort finde, durch den guten alten Trick "pavéd" vermeiden, den ja selbst Tolkien nutzt. Mit quay muss ich mal sehen, was sich da machen lässt...
Außerdem wechselst du in Vers 7 plötzlich vom Jambus in einen Trochäus. In Vers 9 und 10 auch. In Vers 11 durchschaue ich das Metrum überhaupt nicht. Da scheinst du mittendrin zu wechseln.
Du weißt ja, wie ich zu Metren stehe *g* Ehrlich gesagt habe ich bei diesem Gedicht sogar bisher noch gar nicht darauf geachtet, das verdient sicher noch einen Blick.
Kann man den Begriff 'so fair' gebrauchen, ohne ein 'that' benutzen?
Gute Frage... die Stelle schreibe ich im Zusammenhang mit dem Nächsten am besten gleich komplett um.
Die Assoziation 'dragon's lair' ist zwar natürlich inhaltlich korrekt, aber IMHO weckt sie dann doch eher die negativen Assoziationen, was wohl nicht beabsichtigt ist, oder?
Ich hatte in diesem Zusammenhang nur an die positiven Assoziationen (Reichtum, Pracht) gedacht, wo wohl auch ein eher untypisch gutes Drachenbild zu grunde liegt. Aber die negativen Assoziationen haben sicher mehr, das ändere ich wohl.
Und erst sagst du 'carved of stone and ore' (wo das 'carved' IMHO schon etwas seltsam platziert ist) und nachher schreibst du von einem opal-gepflasterten Kai und elfenbeinernden Türmen. Allgemein passt dieses Stein und Erz von den Assoziationen nicht unbedingt zu den nachher geweckten Assoziationen, finde ich.
Das 'carved' soll ausdrücken, dass die Stadt auch in Zusammenhang mit der Natur steht, aus ihr herausgearbeitet wurde. Erz weckt natürlich auch wieder eher dunkle Assoziationen, hm...
Und hast du das Bild des von Zedernholz genährtem Feuer absichtlich gewählt? Zedern hatten ja durchaus früher eine religiöse Bedeutung...
Die Zedern habe ich hauptsächlich gewählt, weil ihr Holz ziemlich wertvoll ist und weil sein Verbrennen wohlriechend ist. An welche religiöse Bedeutung denkst du?
Meinst du mit 'Thus guarded need to fight was least', dass wenig (bzw. das noch gesteigert) Notwendigkeit war, zu kämpfen? Wenn ja, finde ich das ein wenig seltsam ausgedrückt...
Das soll aussagen, dass die Macht der Stadt zu dieser Zeit die größte Friedensperiode ihrer Geschichte bescherte. Bei dem Satz bin ich mir aber auch unsicher, ob er grammatikalisch tragbar ist.
Danke für die Anregungen!

Padreic
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Fr 7. Feb 2003, 20:37 - Beitrag #23

@Traitor
Die Zedern habe ich hauptsächlich gewählt, weil ihr Holz ziemlich wertvoll ist und weil sein Verbrennen wohlriechend ist. An welche religiöse Bedeutung denkst du?

So viel ich weiß, waren im alten Griechenland viele religiös geweihte Haine aus Zedern.

Das soll aussagen, dass die Macht der Stadt zu dieser Zeit die größte Friedensperiode ihrer Geschichte bescherte. Bei dem Satz bin ich mir aber auch unsicher, ob er grammatikalisch tragbar ist.

Ja, da bin ich mir auch etwas unsicher. Aber auf 'east' da einen anderen Reim als 'least' zu finden und den noch sinngemäß einzubauen, dürfte nicht einfach sein. Ich dachte erst an 'Thus guarded peace makes day to feast." oder 'Thus peace makes every day to feast.' etc. aber so toll ist das wohl auch nicht.

Danke für die Anregungen!

Mach ich doch gern! :)

Padreic

Maglor
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So 9. Feb 2003, 15:47 - Beitrag #24

In des Noldos Gruft

Auf goldnem Schatz liegt gelber Knochen,
in stolzer Rüstung kalter Recke.
Vor vielen Altern er gebrochen,
als Orken brachten ihn zur Strecke.
Im morschen Korbe steckt noch jetzt
des Orkenpfeiles giftig Ende.
Doch ist er längst nicht mehr entsetzt,
und spürt nichts mehr in seiner Lende,
denn dunkler Rabe trug die Seele
nach Mandos übers Meer.
Ich wünscht, dass sie nicht fehle,
und diese Hülle wär nicht leer.

So viel möcht ich lernen und wissen,
von dem, was der Noldo nahm ins Grab.
Mittelerd trauert, will nicht missen,
doch von den Noldor bleibt nur eine Narb.
Was könntest du sagen, Elbenahn?
Du kamst von jenseits dieser krummen Welt,
folgtest den Dieben und Feanors Wahn
hierher in diese Gruft, die deine Schätze hält.
Ob du Maglors Lied und Mandos Fluch
schweigend mit Tränen gehört hast?
Nie werd ich es in deines Lebens Buch
lesen, was deinen Geist hat befaßt.

Nie wird man wissen und sagen,
warum du stets gingst den geraden Weg,
warum du kannst nichts wagen,
warum du folgtest zu Olwes Steg.
Wie kann man mit Tränen sähen,
die man selbst geweint hat?
Stets willst du gerade gehen,
niemals den krummen, eignen Pfad.
Als Götter die Welt dellten,
konntest du nicht fahren
zu des Westens Welten,
denn grade Wege waren.

Da liegst du, Noldorsohn,
tot und kalt und bleich.
Wo ist gerader Wege Lohn?
Du hast weder Haus noch Reich.
Doch von einem Lohne ich weiß,
aus Mandos dein Geist sprang,
aus dem Stamm wächst neuer Reis
in Valinor am Túnahang.
Du gingst stets den geraden Pfad,
doch Feanor einst den krummen ging,
er folgte nicht der Götter Rat,
und Mandos ihn für immer fing.

Krieg ich auch ne Detailkritik??
MfG Maglor

Adrolas
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Di 25. Feb 2003, 19:07 - Beitrag #25

weiss zwar nicht ob es dazu passt aber ich schreibs einfach mal!

Und willst du wissen, warum
So sinnend ich manche Zeit,
Mitunter so töricht und dumm,
So unverzeihlich zerstreut,
Willst wissen auch ohne Gnade,
Was denn so Liebes enthält
Die heimlich verschlossene Lade,
An die ich mich öfters gestellt?

Zwei Augen hab ich gesehn,
Wie der Strahl im Gewässer sich bricht,
Und wo zwei Augen nur stehn,
Da denke ich an ihr Licht.
Ja, als du neulich entwandtest
Die Blume vom blühenden Rain
Und "Oculus Christi" sie nanntest,
Da fielen die Augen mir ein.

Auch gibts einer Stimme Ton,
Tief, zitternd, wie Hornes Hall,
Die tuts mir völlig zum Hohn,
Sie folget mir überall.
Als jüngst im flimmernden Saale
Mich quälte der Geigen Gegell,
Da hörte ich mit einem Male
Die Stimme im Violoncell.

Auch ich weiss eine Gestalt,
So leicht und kräftig zugleich,
Die schreitet vor mir im Wald
Und gleitet über den Teich;
Ja, als ich eben in Sinnen
Sah über des Mondes Aug
Einen Wolkenstreifen zerrinnen,
Das war ihre Form, wie ein Rauch.

Und höre, höre zuletzt,
Dort liegt, da drinnen im Schrein,
Ein Tuch im Blute genetzt,
Das legte ich heimlich hinein.
Er ritzte sich nur an der Schneide,
Als Beeren vom Strauch er mir hieb,
Nun hab ich sie alle beide,
Sein Blut und meine brennende Lieb.

Ist mein erstes was ich gemacht habe deshalb um beurteilung bzw Kritik ! ) danke

Padreic
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Di 27. Mai 2003, 17:03 - Beitrag #26

@Adrolas
Das Gedicht ist sicher nicht perfekt (man bedenke z. B. den mitunter "falschen" Satzbau, der ein wenig stört), aber es gefällt mir recht gut, besonders für ein Erstlingswerk. Es hat etwas sehr poetisches und tiefes, die Wortwahl ist auch sehr passend. Es würde mich freuen, wenn du noch mehr Gedichte hierein stellst, sobald/falls du sie hast.

@Maglor
Ich finde es sehr schön, wenn von der Sichtweise vielleicht auch etwas eigenwillig, aber dagegen spricht ja nichts. Sowohl klanglich als auch inhaltlich gefällt es mir.

Nur eine Passage hat mich ein wenig irritiert:
Als Götter die Welt dellten,
konntest du nicht fahren
zu des Westens Welten,
denn grade Wege waren.
Erstmal passt 'dellten' IMHO nicht so gut. Und ist 'grade' ein Tippfehler für 'gerade'? Und was meinst du überhaupt mit 'denn grade Wege waren'?

Und in eigener Sache:
Ich hab neulich mal wieder angefangen, ein wenig zu dichten und ein paar Gedichte/Balladen sind dabei rausgekommen. Ich will hier erstmal eins posten. Es ist teilweise etwas experimentell, aber das dürfte ja nichts machen.

Sonne und Mond

Mahnend kommt der Inquisitor
durch die Pforte in den Hof.
Seine Worte schallen weiter
bis an jenen düstren Ort.

Hat er in seiner dunklen Kammer die Klänge vernommen?
Ist seine Seele aus dunklem Schlafe schon erwacht?
Sie ist's.

Heraus tritt er,
um zu richten,
den Richter,
der richtet,
wo nichts zu richten ist.

Dunkel seine Augen,
wirr sein Haar.
Dunkel seine Gedanken,
wirr sie auch.

Wird er den Inquisitor ohne Verfahren richten?
Ist seine Absicht das Sein des Scheines des Seines zu fühlen?
Sie ist's.

Die Wolken verzogen, die Wolken herbei,
ein Sturm von Norden bläst sie wieder entzwei.
Im Lichte des Schattens stehen beide nun
und beide kennen in ihrem Tun kein Ruh'n.

"Das Licht der Vernunft!"
"Dunkel ist das Sein."
"Ohne Verfahren kein Urteil!"
"Nur der Schein ist hell genug."

Der Mond geht auf,
die Sonn' scheint hell.
"Die Philosophie des Weisen Weg!"
"Das Genie treibt's in die Poesie."
"Aber nur hier ist das Licht!"
"Im Dunkeln ist's begraben,
was es zu wissen gibt."

Kain erschlug Abel schon im alten Testamente.
Was kann die beiden noch nichtmal Verwandten jetzt noch retten?
Es kommt.

Des Sturmes Wallen ist vorbei.
Ein Greis kommt auf den Hof.
"Streitet, ihr Jungen, euch nich entzwei!
Viele der Wege gibt's in dieser Welt.
Und beide eurer führen in die Höh'"

Padreic

Maurice
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Di 27. Mai 2003, 17:21 - Beitrag #27

Hoffe ist nicht schlimm, wenn sich die Texte nicht reimen...



DENKE AN DICH ....

Ich liege im Bett. Sehe an die Decke , sehe durch den Raum
Denke an dich
Wärst du bei mir wäre ich nicht alleine
Würdest du neben mir liegen wäre mir nicht mehr kalt
Dich in den Arm nehmen
Dein Haar und dein Gesicht streicheln
Berührungen wie ein Balsam auf eine Wunde
Vieleicht nur eine Wunde die ich mir einbilde
Vieleicht nur ein Wunsch den ich mir einbilde
Eine Sehnsucht die ich fühle, aber nicht akzeptieren will
Ein schlechtes Gewissen, ein Ekel vor den eigenen Gedanken
Soll ich das denken?
Darf ich das denken?
Es ist vieleicht nicht mal Sie die ich bei mir haben will,
sondern wohl nur die Nähe an sich
Vergessen wollen , das ich dies gedacht habe,
aber genau das wird mir in Erinnerung bleiben
Wird die Wunde größer umso länger man wartet,
oder heilt sie von alleine nach der Zeit?
Einfach nur warten und diese Gedanken ignorieren?
Und immer noch will ich dich bei mir haben .....




NÄHE

Wie sie mich anlächelt
Für mich ists ein Engel auf Erden
Die liebevolle Berührung lässt mich alles vergessen
Ihr Blick erfüllt mich mit Wärme
Glaube ihren zarten Atem zu spüren
Ich schließe meine Augen
Doch nichts passiert
Ich öffne sie langsam wieder
Eine Träne fließt über mein Gesicht
Es war alles nur ein Traum

ScubbX
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Di 27. Mai 2003, 20:23 - Beitrag #28

@Maurice: *schniff* schööööön - traurig.

Aber ich finde, ein Gedicht muss sich überhaupt nicht reimen:

hat keinen Titel......

Leere, Gewissheit....
Ein Unbestimmter Zustand - scheint es zu sein
Verfallen, verloren
Welche Macht auch immer darüber wirkt
Mit Hoffnung und Sorgen
Ein Sein ohne Sinn

Nicht solange Kraft da ist
Kraft die gibt statt nimmt
Und doch am Leben zährt
Sich von ihm ernährt

Doch ohne diese Plage selbst
Wär das Leben wenig wert
Ohne Sicht auf bess're Tage
Möcht' wohl niemand, dass diese Last ich trage.

Möschten nicht und wollen nicht
Keiner mir jedoch verspricht
Mich zu lösen aus dem Nichts

Kein Gefühl.


Das hab ich geschriebe, am 31.1.02. Aber nicht, dass ihr glaubt,dass ich sowas wie Versmaß nicht kenne*g* :

Der Augenblick

Er war nicht lang'
Und doch kam er
Mir endlos vor...
Der Augenblick.

Ganz plötzlich
Standst du da
Und siehst mich an...
In diesem Augenblick.

Es ist nicht dein Mund,
Der lacht und spricht
Und erwartungsvoll
Zu mir herblickt

Ganz klar seh' ich
Ihn noch vor mir,
Als ob es jetzt gerade wär'...
Deinen Augenblick.

(30.1.02)

der nagual
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Mi 28. Mai 2003, 17:07 - Beitrag #29

das leben

wenn du denkst du lebest jetzt und hier dann verzeihe ich das ohne mühe dir glaubst du jedoch ohne zweifel an das reale leben hier dann weiß ich nicht welche mühe ich noch scheuen soll dir zu sagen es ist so traurig hier. gefangen zwischen weg und tür verzeihen alle engel dir.

Traitor
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Do 29. Mai 2003, 14:00 - Beitrag #30

@Padreic: Gefällt mir sehr gut. So ein "experimenteller" Aufbau eignet sich vielleicht am besten, um nicht über die Probleme der deutschen Sprache - Abgehacktheit, seltsamer Satzbau etc - zu stolpern. Und das Einbringen von Dialogen passt auch sehr gut. Inhaltlich muss man etwas überlegen, um drauf zu kommen, aber steckt einiges dahinter.
Detail: An der Stelle
Der Mond geht auf,
die Sonn' scheint hell.
wählst du die genau entgegengesetzte Reihenfolge zu davor und danach. Wenn das nicht aus Kontrast-Gründen beabsichtigt ist, sorgt es für einige Verwirrung, solltest du umkehren.

Padreic
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Do 29. Mai 2003, 15:36 - Beitrag #31

@Traitor
Schön, dass es dir gefällt. Und auch gut, dass du etwas überlegen musstest. Ich hatte schon Angst mit dem Schlussteil zu explizit geworden zu sein ;).

Und zu dem Details:
Ich hatte das eigentlich eher unbeabsichtigt gemacht. Es liegt rein sprachlich näher, "Die Sonn' scheint hell, der Mond geht auf." klingt an sich eigentlich schlechter als andersherum. Aber du hast natürlich recht, dass es ein wenig verwirrend wirken kann. Und "Die Sonn' scheint hell" kann sich natürlich dann noch besser direkt auf "Nur der Schein ist hell genug beziehen." beziehen. Mal überlegen, ob mir noch etwas besseres als direktes Umstellen einfällt.

Und hast du mal die Verse gezählt? Die Anzahl hat nämlich auch inhaltliche Bedeutung...

Padreic

Erdwolf
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Do 29. Mai 2003, 15:56 - Beitrag #32

Ich beteilige mich mal:

Tanz

Der Mond scheint hell,
das Feuer loht.
Die Sonne schweigt,
der Schatten droht.

Ich tanze ums Feuer,
ich tanze im Licht.
Ich tanze im Schatten,
der Schatten tanzt mich.
Ich tanze dem Mond
und ich tanze der Glut,
ich tanze dem Leben,
ich tanze dem Tod.

Der Reigen währt ewig,
ich bin nicht allein,
tanz‘ ich dem Teufel,
wird Gott mit mir sein.
Willst du mich fassen
gelingt es dir nicht,
greifst in den Schatten
und fängst doch nur Licht.

---
Das Gedicht habe ich auch auf meiner Homepage. (s. Sig) (Ein bißchen Werbung muss sein.. :D)

Traitor
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Do 29. Mai 2003, 17:25 - Beitrag #33

Was genau willst du mit den Konstruktionen "jemanden tanzen" und "jemandem tanzen" aussagen? Ich verbinde spontan mit ersterem, dass der Schatten deinen Tanz kontrolliert, deine Bewegungen führt; und mit dem Dativ, dass du zur Ehre dieser Dinge tanzt. Stimmt das so?

LordNycon
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Sa 31. Mai 2003, 09:02 - Beitrag #34

Also das noch keiner etwas zu Maurice's Gedicht begetragen hatt finde ich schade...

Auch ich finde Gedichte müssen sich nicht reimen. Bei Gedichten geht es meiner Meinung nach darum, einen Schverhalt (mir ist grad kein besseres Wort dafür eingefallen ;-) möglichst durch sprachliche schönheit asuzudrücken. Reimen kann dazu beitragen, aber machmal sind Gedichte ohne Reime viel schöner. Dies Trifft auf Maurice's Gedichte meiner Meinung nach voll und ganz zu. Ich find sie beide wunderschön, das mag daran liegen, dass der Inhalt so ziemlich meinen eigenen Gedanken entspricht, von denen ich leider selber nicht in der Lage war sie in Worte zu fassen. Also nochmal: Klasse.. Auf mehr würd ich mich freuen :s1:

Erdwolf
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Sa 31. Mai 2003, 16:27 - Beitrag #35

Also das noch keiner etwas zu Maurice's Gedicht begetragen hatt finde ich schade...

Ich hol das mal nach.

DENKE AN DICH ....
Sehr emotional. Die äußere Form passt gut zum Inhalt. Bei dem bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, worum es geht. Was sind das für Gedanken, von denen du sprichst?

NÄHE
Schon wieder sowas trauriges. Ein Reimschema wäre hier gut gewesen. Der Inhalt verliert sich sonst etwas. Es ist zu kurz und pregnant, um formlos zu sein (mMn).

Reimen kann dazu beitragen, aber machmal sind Gedichte ohne Reime viel schöner.

Das kann man generell nicht sagen. Ein Gedicht ist ein Kunstwerk, etwas, das man nicht so eben runterschreibt, sondern konstruiert. Und da gehört die Wahl eines Reimschemas auch dazu. die Wahl kann natürlich auch auf ein freies fallen, in den meisten Fällen wirkt es aber besser, wenn Metrum und Reim den Leser durch den Text leiten.
Mal als Beispiel mein Gedicht. Da halte ich das für absolut notwendig.

@Traitor:
Wie dir bereits richtig aufgefallen ist, spiele ich mit dem Begriff des Tanzens.
Bei den Zeilen "Ich tanze im Schatten, der Schatten tanzt mich" geht es um eine Umkehrung der Subjektivität, Der Schatten ist ja in diesem Fall das, worin ich tanze und zugleich ursächlich.

Ebenso machst du es dir zu einfach bei der Interpretation des Dativs. Diese Formulierung ist bewusst so gewählt, das sie eine Fülle von Möglichkeiten hat.

Padreic
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Sa 31. Mai 2003, 22:44 - Beitrag #36

@Maurice
Ich kann Erdwolf in seiner Meinung bezüglich deinen Gedichten weitesgehend zustimmen. Ich finde beide recht schön, aber besonders das erste, das letztere hätte vielleicht noch etwas Formung vertragen können.

@Erdwolf
Ich denke, die Doppeldeutigkeit des Wortes Kunst ist hier wichtig. Kunst wird nur gute Kunst, wenn eine Kunst dahinter steckt. Die muss aber nicht in Reimschemata und dem Metrum liegen, sie kann auch anders arbeiten.
Die Römer und Griechen benutzten in ihren Hexametern normalerweise keine Reime, die Germanen benutzten Stabreime auf Alliterationsbasis, Shakespeare und Milton benutzten in ihren längeren Werken auch längst nicht immer Reime. Auch in modernen Gedichten werden vielerlei sprachliche und formale Mittel verwandt, um den Inhalt hervorzubringen und den Leser zu leiten. Das müssen nicht die von dir genannten klassischen Mittel sein und sie passen auch längst nicht immer. Bei deinem geposteten Gedicht, da kann ich dir zustimmen, sind sie aber sehr passend.
Gerade die Kunst, den Inhalt durch sprachliche und formale Mittel besonders hervorzuheben und schöne Sprache zu schaffen, sehe ich bei mir persönlich als größtes Problem beim Dichten. Ich kann durchaus in Dichterlaune drei oder so einfach so runterschreiben, nur sind werden natürlich nichts wirklich vernünftiges, weil die Mittel fehlen oder nur unzureichend angewandt sind. Aber auch bei längerem Nachdenken fällt es mir schwer, den künstlerischen Einfall mit dem formalen Apparat zu vereinigen. Der große Künstler presst nicht in die Form den Inhalt hinein, sondern schafft in Verbindung mit der Form, aber das gelingt mir nicht oder nur sehr beschränkt...

Padreic

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So 1. Jun 2003, 06:46 - Beitrag #37

@Padreic:
Es gibt sicherlich verschiedenste Möglcihkeiten, etwas zu Kunst zu machen. Aber es wird eben nur solche dadurch, daß man diese anwendet. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich unterschiedliche Verfahren, Richtlinien und Mittel entwickelt, die hierzu dienen können.

In moderner "Kunst" wird das in meinen Augen aber zunehmend vergessen und es ist nicht zum Vorteil!

Traitor
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So 1. Jun 2003, 18:50 - Beitrag #38

Ich bin auch der Meinung, dass freie Metren und der Verzicht auf Reimschemata in Ausnahmefällen sinnvoll sein können. Trotzdem ziehe ich bei zwei thematisch ähnlichen Gedichten fast immer das mit "richtiger" Form vor oder denke mir bei freien Gedichten, dass es mit ausgearbeiteter Form eine weit bessere Wirkung hätte. Die besondere Wirkung der Lyrik liegt zu einem großen Teil darin, dass sie sich durch Reime & co weit mehr von der Alltagssprache entfernt als Epik oder Dramatik.
Zu denen von Maurice kann ich mich Erdwolf in allen Punkten anschließen.
@ScubbX: Werde dazu auch nochmal was schreiben.

Nando
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Di 3. Jun 2003, 13:19 - Beitrag #39

Form

@ Traitor:

Ich ziehe mal das Gedicht von meiner HP-Titelseite hierher und wenn du dann urteilst, es habe keine richtige Form, dann bin ich aber so was von böse mit dir!... :s4:

AUCH DIE GEDANKEN BRAUCHEN RAST
auf ihrer Wanderschaft,
die nicht an lichte Orte sie
alleine führt.
Manches Mal verklingen sie
wie Glockenton,
allmählich leiser werdend
und lassen nieder sich wie dieser
im weit entfernten Hügelland,
das dann halt "Seele" heißt.
Oder sie verfangen sich
im Machtgefüge eines Felsendoms
und kehren wieder,
dem Echo gleich,
das über stille Bergseen hallt.

Ich liebe die Gedanken,
die aus mir sind
und Formen schaffen können,
wie sie des Meisters Hand
einst setzte.
Und was man liebt,
das soll Behutsamkeit erfahren,
sich Ruhe gönnen dürfen
in noch so lauter Zeit...

Auch die Gedanken brauchen Rast.
Doch selbst
wenn sie sich niederlassen,
den Tauben gleich,
in weit entfernten Tälern.
Sie sind bei dir,
bis du mit ihnen für immer
diese Welt verlässt.

Traitor
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Di 3. Jun 2003, 14:51 - Beitrag #40

@Nando: Also da sehe ich schon eine Form. Stell mir bitte nicht die Aufgabe, sie an irgendetwas feszumachen, aber die, wenn auch sehr ungleichmäßigen, Zeilen schaffen es trotzdem, einen regelmäßigen Fluss zu bilden. Gut gemacht sind die "unnatürlichen" Absätze, also die mitten in einem Satz - anders als bei vielen Gedichten unterbrechen sie nicht, sondern sind an den betonungsmäßig richtigen Stellen eingefügt.

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