Mal ein eigenes Gedichtlein

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
Maglor
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Di 25. Dez 2001, 20:40 - Beitrag #1

Mal ein eigenes Gedichtlein

Der Krieg, mein Schöpfer und Geschöpf

Oh, ihr großen Kriege,
seid mir Vater und Sohn,
mein Grab und die Wiege,
seid Strafe und Lohn.
Ihr macht den Knabe zum Mann,
und den Mann zum Kind,
ihr zieht alle in euren Bann,
doch nichts gibt es zu find’
als Witwe und Dirne,
als blutige Tränen,
und kränkliche Hirne
vor großen Migränen.
Viele gingen schon fort
als sie noch waren Bengel,
nun sprechen sie kein Wort,
sie sind gefallne Engel,
doch sind sie nicht mehr
als des Krieges Kinder,
zu glauben fällt es schwer,
dass sie des Kriegs Erfinder,
ihre Rache und ihr Zorn,
erhalten euch am Leben,
steckt in ihnen euer Dorn,
sieht man das Böse weben.
Du bist mir Vater und Sohn,
du hast mich gebeugt,
gabst mir Geld und Thron,
ich hab dich gezeugt,
war voll von Gier,
warb an die Horden,
und gleich einem Tier
begann ich zu morden,
so schuf ich dich,
es ist deine Geburt,
doch ich befrei mich,
und find neue Furt,
ich will dich zerstören,
dich Vater, dich Sohn,
du kommst mich betören,
der Krieg ist dein Lohn.

Na, was meint ihr?
MfG Maglor

Monoceros
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Mi 26. Dez 2001, 00:13 - Beitrag #2

Hm, ein interessanter Text, der die zwiespältige Sicht auf den Krieg ausdrückt, einerseits zerstört er den Menschen, andererseits ist er ihm dienlich, um seine Ziele zu erreichen. Was mir bei diesem Gedicht allerdings unangenehm aufstößt ist die offensichtliche Fixierung auf den Krieg als solchen, damit wird nämlich die Rolle des Unschuldigen an sich außenvorgelassen. Eine weitere Ausdehnung auf Konflikte im Allgemeinen wäre sinnvoller gewesen, außerdem ist der im Gedicht gezogene Schluss als solcher fragwürdig, denn er zielt auf die Anwendung des Verhältnisses von Gewalt und Gegengewalt ab und das kann nicht die Lösung sein. Ohne entsprechende Kontextbetrachtung verliert das Gedicht damit einiges, denn es wirft keine Fragen auf, sondern bestätigt an sich nur bestehendes Unrecht und seine Fortführung.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

Maglor
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Mi 26. Dez 2001, 00:26 - Beitrag #3

Also die Aussage "du kommst mich betören / der Krieg ist dein Lohn" soll nicht das Wechselspiel von Vergeltungen darstellen, sondern soll nur aufzeigen, dass man keinen Krieg gegen den Krieg führen. Also der Schluß ist die verwirrende Aussage, dass man den Krieg nicht bekämpfen kann (bekämpfen bitte wörtlich meinen).
Daraus sollte man den Schluß ziehen, dass man zum Beispiel keinen erfolgreichen Antiterrorkrieg führen kann. Da man die Gewalt nicht durch Gewalt besiegen kann. Es stimmt wohl, das unschuldige Opfer hat in diesem Gedicht keinen Platz gefunden, es beschäftigt sich nur mit dem Täter, der aber auch nur "betört" wurde.
Naja falls es dich beruhigt, lies einfach das hier:
Soldateska

Soldateska stürmt herbei,
und haut den armen Mann entzwei,
das Bajonett,
hinein ins Fett
es spritzt das Blut,
Muskete Glut,
es schreit ein Weib,
spürt Blei im Leib.
Soldateska, nimm das Gut,
doch trinke nicht von unsrem Blut!
Sie holt nun, was sie finden kann,
die Soldateska zündets an.

MfG Maglor

dARk
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Mi 16. Jan 2002, 10:55 - Beitrag #4

Mach ich mal auch eins

Also ich hab auch ein cooles, passt zwar irgentwie nicht zum 1. aber ich werde es trotzdem mal posten!

Die Katze, liegt ... auf der Matratze

Monoceros
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Mi 16. Jan 2002, 15:46 - Beitrag #5

Wenn das ein Witz war, habe ich die Pointe wohl irgendwie verpasst.

Monoceros

Masta Killa
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Fr 18. Jan 2002, 21:28 - Beitrag #6

Ich ging nach St. Eyes im Morgengrauen unt traf ein Mann mit sieben Frauen. Mehr fällt mir nicht ein.:confused:

Padreic
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Fr 18. Jan 2002, 22:07 - Beitrag #7

@Dark und Masta Killa
Ich würde eure Einzeiler nicht als Gedichte bezeichnen, nur als Reime. In einem Gedicht liegt ein Sinn, was ich in euren Einzeilern eigentlich weniger entdecken kann.

Padreic

Monoceros
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Fr 18. Jan 2002, 22:13 - Beitrag #8

Reim dich oder ich fress dich... Nach dem Motto sind diese Reime aufgebaut. Aber genau wie Padreic bereits gesagt hat: ihnen fehlt die Intention. Und gerade in einem Einzeiler ist diesbezüglich wenig zu unterbringen... Schreibt doch mal ein bisschen länger.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

Maglor
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So 20. Jan 2002, 17:10 - Beitrag #9

Und jetzt eines meiner Lieblingsgedichte:

Das Galgenlied der Gerechtigkeit

Nun häng ich am Galgen,
denk er sei ein Thron,
seh wie sie sich balgen,
um den Ort, wo ich wohn.
Ich, ich war ein Dieb,
ich stahl vor Hunger Brot,
nun spür ich keinen Hieb,
aus dem der Saft fließt rot.
Jene, die mich hier aufhängen,
ersticken fast vor güldner Pracht,
doch wollen sie sich drängen
um das in meinem Schacht.
Sie streiten um den Haufen Nichts,
den ich mir einst verschaffte,
denn so ist der Wille des Gerichts,
was ich bisher nicht raffte.
Die Herrn in ihrem Edeltuche,
zahlen an die bösen Buben,
und sprechen ihre Fluche,
lassen morden in den Buden
durch der armen Kerle Hand,
die schänden sich für einen Taler,
die geben den eignen Kopf als Pfand.
Doch andre sind die Maler,
die planen ihre Morde,
die kauften meinen Strick,
die hetzten auf die Horde,
die wollt mir ans Genick.
Nun sieht mein kaltes Auge,
wie Gott auf sie herab,
mit meinem Mund ich sauge
die Welt in mich hinab.
Ich bin nicht der, der stirbt,
es ist die Welt die jetzt verdirbt.

MfG Maglor

dARk
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So 20. Jan 2002, 21:04 - Beitrag #10

Ich würde eure Einzeiler nicht als Gedichte bezeichnen, nur als Reime. In einem Gedicht liegt ein Sinn, was ich in euren Einzeilern eigentlich weniger entdecken kann

Also meine Deutschlehrerin hat das anerkannt, mein Problem war nur danach, dass ich zu meinem Gedicht einen 1000 Wörter Aufsatz schreiben sollte, scheiße ;)

Monoceros
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So 20. Jan 2002, 21:36 - Beitrag #11

Das Gedicht spricht die Differenz zwischen Recht und Gerechtigkeit an und hat am Ende die Aussage, dass die Welt mit jeder verborgenen und begangenen Ungerechtigkeit verdirbt... Die Scheinheiligkeit der unbescholtenen Bürger und die Ungerechtigkeit des Systemes von Arm und Reich sind es an sich allerdings bereits, die die Welt schlechter machen, man kann sie nicht verbessern, indem man einen Dieb hängt, der sich sein tägliches Brot zusammenstehlen muss...

Monoceros

Padreic
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So 20. Jan 2002, 22:40 - Beitrag #12

@Dark
Deutschlehrer sind nicht das Maß der Dinge...

Da fällt mir gerade ein, dass wir schon einmal einen Thread mit eigenen Gedichten hatten: http://www.aj4.de/twm/showthread.php?s=&threadid=2575

@Monoceros
Du kannst dir mein Gedicht am Anfang des Threades auch mal angucken. Ich fände es schön, wenn du es kommentieren könntest.

Padreic

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So 20. Jan 2002, 23:02 - Beitrag #13

Dein Gedicht streift ein Themengebiet, das gerade in unserer heutigen Gesellschaft von ganz zentraler Bedeutung ist: Kommunikation und Kommunikationsfähigkeit, aber das Thema wird nur gestreift, hier wird eher auf einen Mangel an Sozialkompetenz bei einer bestimmten Person beschrieben, ein Effekt, der sich in der Form wohl durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht: Ein einzelner Sonderling schafft es aufgrund des Neides seiner Umgebung auf seine Fähigkeiten nicht, sich sozial zu integrieren und er vergräbt sich in seine eigene Welt, Beispiele dafür gibt es in der Geschichte einige... Die These, dass das die totale soziale Isolation auf Dauer zufriedenstellender Zustand ist, halte ich jedoch - gerade in der heutigen Wissenschaft und in einer Zeit, in der die Zusammenarbeit immer wichtiger ist und die Zeit derer, die es sich leisten können, alleine im einsamen Kämmerlein zu forschen im Wesentlichen vorbei ist - gerade in der Quantenphysik - für etwas gewagt. Den Effekt gibt es wohl, der Hintergrund scheint mir hier aber nicht stimmig zu sein.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

Padreic
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Mo 21. Jan 2002, 15:22 - Beitrag #14

@Monoceros
Nein, soziale Isolation kann auf Dauer kein zufriedenstellender Zustand sein. Er ist beim Versuch des Kontakts gescheitert und daran verzweifelt, deswegen versucht er innerlich zu erkalten, keinen freundschaftlichen Kontakt mehr zu suchen, damit die Verzweiflung weicht. Emotional kalte, aber wissenschaftlich fruchtbare Zusammenarbeit ist ihm durchaus möglich. Bei genauerem Überlegen scheinen mir die letzten zwei Zeilen aber fehl am Platz zu sein, denn mittlerweile bin ich der Ansicht, dass auch eine solche Person mit geringen sozialen Fähigkeiten Freundschaften schließen kann und wohl auch wird, vielleicht eine solche Person auch gerade besonders tiefe. Aber da ich Gedichte eigentlich nur in einem Rutsch schreiben kann, wird eine Überarbeitung wohl ausbleiben, aber vielleicht schaffe ich es irgendwann nochmal.

Padreic

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Mo 21. Jan 2002, 15:42 - Beitrag #15

deswegen versucht er innerlich zu erkalten, keinen freundschaftlichen Kontakt mehr zu suchen, damit die Verzweiflung weicht.

Ein Versuch, der immer wieder gemacht wird, aber genau da liegt auch der Fehlschluss, es ist praktisch der Versuch, ein Feuer mit einem Flammenwerfer zu löschen und man gerät damit in einen Teufelskreis, an dessen Ende wirklich die soziale Isolation steht, wenn man nicht "gewaltsam" herausgerissen wird, gewaltsam in Anführungszeichen, weil der Versuch, diese Mauer zu durchbrechen, durchaus einiges an Energie und Willen voraussetzt. Vielleicht sollte das bei einer Überarbeitung (in ferner Zukunft ;) ) mit berücksichtig werden.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

Padreic
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Mi 23. Jan 2002, 22:19 - Beitrag #16

@Monoceros
Ich bin nicht der Meinung, dass es nur der Neid der anderen Personen ist, die soziale Kontakte nur wenig ausgeprägt lassen. Andere Leute unterhalten sich aus der Sicht des "Sonderlings" größtenteils über Trivialitäten, während er sich über Dinge über deren Niveau unterhalten will, was die Kommunikation sehr erschwert.

Gerade sind mir noch zwei Zeilen wider Erwarten eingefallen:
(nach 'daran man nicht verzweifeln kann')
Ein Fehler war es, er wusste es,
wodurch er viel Leid erfuhr, sogar noch schlimmeres.

Padreic

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Mi 23. Jan 2002, 23:08 - Beitrag #17

Nicht nur der Neid anderer Personen ist es, der es Außenseitern schwer macht, in eine Gemeinschaft hineinzukommen. Wie so vieles so ist auch das keine Einbahnstraße und man hüte sich, den Grund für Mobbing oder Ausschluss nur bei den anderen zu suchen. In aller Regel macht man auch selbst genügend Fehler, die einen solchen Ausschluss auf Dauer aufrecht erhalten können.
Deinen zweiten Abschnitt habe ich - da Kauderwelsch - leider nicht verstanden.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

Padreic
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Do 24. Jan 2002, 18:58 - Beitrag #18

@Monoceros
Der zweite Abschnitt war eine Ergänzung des Gedichtes (wenn du mit zweitem Teil den Teil hinter dem Absatz meintest).

Padreic

Maglor
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So 27. Jan 2002, 00:36 - Beitrag #19

Es ist einfach nur geil ein Sonderling zu sein.
Es macht richtig Spaß sich zu verkriechen und in Gedichten die zu lesen für andere schon eine geistige Überforderung wäre selbst zu schreiben.
Zum Thema sonderling nun mal ein Gedicht über Tagträume oder so ähnlich.

Der wahre Meister
-----------------------


Ich wünsch so oft ich wär,
ein Sattler, alt,
ich glaub das wär nicht schwer,
nähe und falt
und fett die Häute,
für edle Recken,
und Bauersleute.
Wenn sie auf meinem Sattel sitzen,
langsam stolzieren,
oder auch schwitzen,
jagend nach Tieren,
nach großen Keilern,
die Felder bestellen,
vor kleinen Weilern.
Auch reiten Gesellen,
hinaus in die Ferne,
suchen nach Zünften,
und arbeiten gerne,
hören das Brünften,
der jungen Hirsch,
heimlich des Nachts
gehn sie auf Pirsch.
Doch sind’s nicht nur,
die vielen Leute,
die fühlen meine Spur,
es sind auch Pferde heute,
die meine Werke nutzen,
ob Hafer sie nagen,
ob Gräser sie stutzen,
gewiß Bremsen plagen.
Jeder zieht mit Sätteln daher.
Ich würde kennen Volk und Vieh,
wenn ich doch bloß ein Sattler wär,
doch sein werd ich ein solcher nie.

MfG Maglor

THRASH
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So 17. Feb 2002, 00:20 - Beitrag #20

hmm Maglor das ist ein interessanter Satz

"Es ist einfach nur geil ein Sonderling zu sein.
Es macht richtig Spaß sich zu verkriechen und in Gedichten die zu lesen für andere schon eine geistige Überforderung wäre selbst zu schreiben. "

das kenn ich irgendwoher...
manche Menschen haben das Gefühl das sie was besonderes sind und meistens haben sie auch irgendetwas besonderes oder sonderbares an sich...

leider verurteilen mensch oft was sie nicht verstehen deswegen haben "wir" es nicht leicht

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