Die geschriebenen Storys bitte hierhinein

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
THRASH
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Fr 22. Feb 2002, 18:20 - Beitrag #1

Die geschriebenen Storys bitte hierhinein

Hier bitte NUR die Storys selbst posten damit man diese in Ruhe und im Vergleich lesen kann.

Kritk, Anregung oder sonstiges (auch die "Rahmenbedingungen" für die Storys) bitte unter dem Thread "Storys" posten (lesen).

Würde mich freuen wenn möglichst viele mitmachen. Zu verlieren gibt es ja nichts. :-)
Ich werde mich auch bemühen tips zu geben wo man was besser machen kann (soweit ich das natürlich kann). :-)


Dann bin ich mal gespannt was gepostet wird... :s11:

Seeker
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Di 10. Sep 2002, 19:02 - Beitrag #2

Trübsinnig ging Thomas durch den Wald. Das braune trockene Laub, das den gesamten Boden bedeckte, raschelte unnatürlich laut. Seine Hände hatte er trotzig in die Hosentaschen vergraben. Mit eingezogenem Kopf trat er absichtlich tiefer ins Laub und deckte die halb verfaulten, vom letzten Regen noch nassen Blätter auf, die einen modrigen Geruch verströmten. Der Moder drang tief in seine Nase, weckte Erinnerungen. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er dachte an seinen besten Freund.
Mit ihm "Räuber und Gendarm" zu spielen war toll gewesen. Er erinnerte sich an die kleine Felswand, die sie gemeinsam bestiegen hatten; an das Drahtseil, mit dem man über den Abgrund schwingen konnte; an das Zelten im dunklen Wald.
Aber das war heute nicht mehr so. Sein Freund war weggezogen und Thomas ging allein durch den Wald. Er hörte plötzlich eine Amsel singen. Je genauer er zuhörte, umso mehr verschiedene Vögel fielen ihm auf. Ein Zwitschern, Tschilpen und Gurren erfüllte den Wald, der nur aus riesigen Buchenstämmen, kahl und ohne Äste im unteren Bereich, zu bestehen schien. Er starrte nach oben, sah die Sonne durch das grüne Dach schimmern und erinnerte sich. Es war jetzt schon drei Wochen her, dass sein Freund fortgezogen war. Ihm schien es, als hätte sich selbst der Wald verändert. Er schloß die Augen, hörte auf das Rascheln seiner Schritte, fühlte die Sonne auf der Haut. Plötzlich traf ihn ein dicker Regentropfen auf die linke Wange. Überrascht zuckte er zusammen und stolperte über etwas am Boden. Der Länge nach schlug er ins Laub. Er fiel weich und konnte selbst nicht erklären, warum er liegenblieb. Im modrig riechenden Grund des Waldes vergraben spürte er Regentropfen auf seinen Rücken prasseln. Er drehte sich um, sah hinauf und ließ den Regen sein Gesicht waschen. Er suchte die Ursache für seinen Sturz. Wie ein Leuchtturm auf gischtumspülten Klippen ragte ein Stein aus dem aufgewirbelten Laub, dessen Spitze mit Moos bewachsen war. Der Stein war alt, denn er zeigte Spuren der Verwitterung. Der Reegen wollte nicht nachlassen, und Thomas wurde es langsam kalt. Er stand auf, trat leicht gegen den Stein und rannte nach Hause.

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The_Secret
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Di 8. Jan 2008, 18:46 - Beitrag #3

Kalt

Wenn man sie fragt, was sie suchte, so war die Antwort immer die gleiche.
„Ich suche nicht, ich warte.“
Auf was wartet sie, nun, ich denke sie weiß es nicht mal selbst, aber immer, wenn sie etwas von dem begegnet ist, auf das sie gewartet hat, so spürte sie es tief in ihrem Inneren. Dieses tiefe, alles verzehrende Verlangen, welches sie zu verdrängen versuchte brach dann immer hervor. Ja, sie war kaltherzig, zumindest augenscheinlich. Sie besaß diese seltsame Fähigkeit alles an Gefühlen aus ihren Gedanken und ihrem Leben zu verbannen, wenn sie nur lang genug und ohne jegliche Leidenschaft über sie nachdachte und sie dachte viel. Leute wie sie hatten viel Zeit. Sie beobachteten alles und jeden und nur, wenn die Angst, die unkontrollierbare, unbezwingbare Angst über sie kam, sprach sie mit jemandem und dann hielt man sie für stark, selbstbewusst und kaltherzig. Doch eigentlich war sie leer. Eine Leere, die sie zu verschlingen drohte, doch dann gab es diese Momente. Diese Leidenschaft erfasste sie, ließ ihr Innerstes erbeben. Wenn es kribbelte, sie lächeln musste oder einfach nur fasziniert war, wenn ihre Hände unruhig wurden und sie sich bewegen mussten, ihre Gedanken unkontrolliert und frei waren, dann, dann lebte sie und war nicht leer.
„Wo ist das Glitzern in deinen Augen, wo ist dieses geheime Lächeln geblieben, welches dich so bezaubernd gemacht hat? Dieses Etwas, dass dich zu Licht machte?“
Sie sah ihr Gegenüber an, aus kalten, leeren Augen.
„Magst du mich nicht mehr? Ich dachte du liebst mich? Zumindest hatte ich das gehofft.“
Ihr Blick blieb eisig und sie schloss für einen Moment die Augen um ihn nicht noch mehr zum Zittern zu bringen. Noch einmal rief sie sich die letzten Tage in Erinnerung. Was geschehen war, was sie bewegt hatte. Dann musterte sie ihn noch einmal.
//es ist besser so… Ihr würdet beide nur unglücklich werden.//
„Ich habe nachgedacht…“

The_Secret
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Di 8. Jan 2008, 18:49 - Beitrag #4

Abschied

Irgendwie ist es mir zu laut, der kleine Wasserfall an unserem Teich. Sonst ist er mir nie zu laut. Ich sitze gerne auf der roten Brücke und sehe zu, wie das Wasser über die Steine in die Tiefe jagt, doch heute erscheint mir das Rauschen wie ein Dröhnen. Ich werde unruhig und fühle mich nicht so besonders, doch das ist auch verständlich, oder? Ich lasse meinen Blick zur Seite wandern, nicht das erste Mal an diesem Abend.
Wie schon so oft in den letzten drei Jahren sitzt er neben mir, die Füße im kalten Wasser, doch diesmal lächelt er mich nicht aufmunternd an, wuschelt mir durchs Haar und zwinkert. Diesmal rege ich mich nicht über seine Scherze auf und zwicke ihm in die Seite. Heute sind wir nicht glücklich. Er sieht mich nicht mal an. Sein Blick geht starr gerade aus zum Wasserfall. Er hat ein schlechtes Gewissen, man sieht es ihm deutlich an und er sollte auch eines haben. Warum jetzt? Und warum hat er mir das nicht früher gesagt. Die Stille zwischen uns ist erdrückend. Auch wenn das Dröhnen des Wassers bis tief in mein Innerstes hallt, so fühle ich mich doch so leer und in einer beklemmenden Stille gefangen.
„Und morgen fliegst du also, ja?“
Endlich sieht er mich an. In seinen grauen Augen spiegelt sich Trauer und Schuldgefühl. Er schweigt, natürlich schweigt er, was soll er mir schon sagen? Er nickt nach einer Weile langsam und streicht sich eine Strähne seines braunen Haares zurück.
Ich wende mich ab. Ich merke schon, wie meine Wangen zu glühen und meine Hände zu zittern beginnen.
Ich weiß, dass er etwas sagen will, doch er kann nicht, was sollte er mir schon sagen. Seit drei Monaten weiß er, dass er morgen ins Ausland ziehen wird, doch er hat mir nichts gesagt. Gerstern waren wir noch zusammen unterwegs, und er hat nichts gesagt. Ich habe es von meiner Mutter erfahren, als sie heute Morgen mit unseren Nachbarn geredet hat und diese wissen wollten wo es hingeht, wir wussten davon nichts. Als ich das gehört habe bin ich sofort aufs Fahrrad und hin zu seinem Haus. Ich habe die Möbelpacker gesehen, seine Mutter im Stress und ihn, wie er sich von seinen Freunden verabschiedet hat, dann hat er mich gesehen und sein Lächeln war verschwunden. Ich habe sofort wieder kehrt gemacht und bin nach Hause. Es dauerte eine Weile, doch am Nachmittag kam er dann und wollte mich sehen und seitdem sitzen wir hier und schweigen… Seid zwei Stunden…
„Ich… ich muss jetzt wieder los“, flüsterte er, „ morgen geht der Flug sehr früh….“
Ich nicke nur und spüre sein Zögern, als er aufsteht, spüre seine Hand, wie sie sich mir nähert und mich doch nicht berührt. Trotz des Wasserfalls höre ich wie sich seine Schritte entfernen. Ich springe auf und sehe ihn mit Tränen in den Augen an.
„HAST DU MIR DENN GAR NICHTS ZU SAGEN?“
Er dreht sich zu mir um, in seinen Augen glitzern Tränen, Tränen, die schon längst in kleinen Bächen über meine Wange rinnen, Tränen der Trauer.
„Doch, aber das, was ich dir aus tiefsten Herzen sagen will, würde alles nur noch schlimmer machen.“
„Wieso? Wieso hast du mir nichts gesagt? Wieso?“
„Ich wollte nicht, dass du weinst.“
„LÜGE!“
„… ich… ich wollte nicht, dass du dich mir gegenüber anders verhältst... ich hatte Angst, das deine Fröhlichkeit unecht werden würde und du dich distanzierst… ich… ich wollte dich nicht früher verlieren, als ich gehen muss, bitte glaube mir...“
Meine Knie geben nach und ich breche zusammen. Der Wasserfall hat aufgehört und die Pumpe sich abgeschaltet.
„Wir können uns ja schreiben und… ich komme dich in den Ferien besuchen und du mich auch mal…“
Ein letzter Strohhalm an den wir uns klammern können, obwohl wir genau wissen, dass wir uns nie wieder sehen. Etwas, mit dem wir versuchen können unseren Schmerz zu verdrängen, etwas, an das wir uns klammern können, jetzt, wo wir wieder alleine sind.


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