Gemeinsam-Lesen-Projekt, die Erste: Stefan Zweigs "Schachnovelle"

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
Seeker
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So 22. Dez 2002, 16:02 - Beitrag #41

Fargo hats gut getroffen, wie ich finde. Ich bemerke an mir selbst, dass ich Texte anders lese, nicht so kritisch. Das sollte ich aber ändern. Immer wieder lasse ich gewisse Ungereimtheiten zugunsten des Gefühls des "Wegtauchens" außen vor. Ich habe mich im letzten Jahr kritischer mit Texten befasst, aber dennoch fällt es mir schwer, manche Stilbrüche oder Unstimmigkeiten klar zu definieren. Tja, jetzt hab ich nicht mehr viel zu sagen. Ich finde sie gut und freue mich über die klaren Beiträge aller anderen, die bei diesem Projekt mitgemacht haben.

Gruss,
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Thod
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So 22. Dez 2002, 16:21 - Beitrag #42

Ich finde das Gefühl des Wegtauchens wichtig. Wenn du was daran ändern willst, ist das sicher aus einer positiven Motivation heraus, aber ich würde dennoch zur Vorsicht raten.
So ist gerade mein Kritikpunkt an der Schachnovelle, dass sie mich zu oft am Wegtauchen gehindert hat. (Darum war mein Konstruiert eher negativ gemeint)

Gruss,
Thod

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Mo 23. Dez 2002, 19:08 - Beitrag #43

Hm ... was hat Dich daran gehindert wegzutauchen, wenn ich fragen darf?
Ich will natürlich noch das Lesevergnügen erhalten, dennoch interessiert mich die "Machart" des Textes und mit welchen Kniffen und Tricks der Autor arbeitet ... und wie ich festgestellt habe, je mehr ich mit diesem Thema beschäftige, umso mehr fallen mir Widersprüche auf und Fehler ... was mich ebenfalls am wegtauchen hindert. Tja, ist wohl Übungssache ...

Gruss,
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Thod
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Sa 28. Dez 2002, 01:05 - Beitrag #44

nu, ist jetzt schon wieder was her, dass ich es gelesen hab. Ich bin an einigen stellen halt der Ansicht gewesen, dass das Verhalten der Personen oftmals nicht natürlich ist. Z.B. beim Diebstahl des Buches: dass das überhaupt so einfach funktioniert, dass es nicht entdeckt wurde, etc.

Gruss,
Thod

Seeker
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Mo 30. Dez 2002, 15:06 - Beitrag #45

Hmmm... Glück gehabt?

Gruss,
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Fargo
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Di 7. Jan 2003, 01:45 - Beitrag #46

Wegtauchen und den Überblick bewahren, den Text als alternative Wirklichkeit erleben und seine Raffinessen als Buchstabe um Buchstabe gemachtes Kunstwerk auszukosten - das sind in der Tat die gegensätzlichen Pole des Lesens, die jeder von uns vereinen möchte. Das kann nur leider nicht gelingen.

Aber die Vergeblichkeit unseres Bemühens bedeutet ja auch nicht, dass wir nun auf Dauer an einem der Pole hängen wie ein gestrandetes Schiff am Magnetberg. Das naive, kritiklose Mitgerissenwerden und das literaturwissenschaftlich distanzierte Zergliedern sind Extreme, zwischen denen wir uns - jeder ganz anders, aber beständig und während jeder Lektüre - hin und her bewegen. Diese Beweglichkeit - und nicht nur unser Älterwerden und der Wechsel unserer Erfahrungen, Überzeugnisse, Kenntnisse, Stimmungen und Prioritäten - sorgt dafür, dass wir einen Text bei jedem Lesen anders erleben, also nicht nur anders als der Leser neben uns, sondern anders als unser gestriges Selbst.

Insofern habe ich mittlerweile keine Angst mehr, von einem Text überrumpelt zu werden, noch Sorge, ich könnte ihn vivisezierend um jedes Leben bringen: ein geübter Leser und ein guter Text liefern einander einen guten Kampf, ohne einander fertig zu machen.

Fargo

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Di 7. Jan 2003, 13:18 - Beitrag #47

Aufmunternde Wort, Fargo! ;)
Ich glaube, ich kann Deine Worte nachvollziehen, auch wenn ich sagen muss, dass ich selten ein Buch zum zweiten Male lese - einzige Ausnahme: "Riffe im All".

Das erschwert es mir, den Text nochmals anders zu erleben und ich bin zu neugierig, was in anderen Büchern steht, als dass ich ein "altes, bekanntes" Buch zum zweiten Male lese. Doch das ist allein meine Einstellungsache, die sich vielleicht noch im Laufe der Zeit ändert.

Gruss,
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Padreic
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Di 7. Jan 2003, 14:44 - Beitrag #48

Ich persönlich lese Bücher oft mehrmals, auch da ich oft nicht sehr genau lese. Ein gutes Buch zeichnet sich auch dadurch aus, dass man bei ersten Lesen nicht alles sehen kann (außer man liest extrem aufmerksam). Bei Herrn der Ringe habe ich z. B. beim dritten Lesen noch einige Details gesehen, die ich zuvor nicht sah.
Ich denke, beim ersten Lesen sollte man sich eher von den sprachlichen Mitteln überwältigen lassen als sie zu analysieren, mehr die Wirkung erleben als die Ursachen untersuchen. Beim zweiten Lesen kann man sich dann auch mehr den Ursachen und den Details, dem künstlerischen Aufbau etc. widmen. So kann man beide Seiten gut sehen. Es beides wirklich in einem Durchlauf zu erledigen, dürfte schwer sein. Aber meist plant man sowieso nicht, wie man an einen Text drangeht, sondern es entwickelt sich einfach...

Padreic

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Mi 8. Jan 2003, 13:28 - Beitrag #49

Vielleicht liegts ja auch daran, dass ich mich zur Zeit mit dem Textaufbau extrem beschäftige ...
Kommt Zeit, kommt Rat. ;)

Wie schauts? Gibts noch was zur "Schachnovelle" anzumerken? Zuletzt waren wir etwas "off topic".

Gruss,
Seeker

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