Das Wesen von Pflanzengesellschaften

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dormouse
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Mo 13. Dez 2004, 22:10 - Beitrag #1

Das Wesen von Pflanzengesellschaften

Wenn ich schon eine so anspruchsvolle Anregung bekomme, werde ich das gleich mal in die Tat umsetzen. Ich kann mir zwar nicht recht vorstellen, wie eine Diskussion über das Wesen von Pflanzengesellschaften ins Philosophische abdriften könnte... aber ich lasse mich gern überraschen.
Pflanzengesellschaften sind ein "Set" verschiedener Pflanzenarten, die gemeinsam an einem bestimmten Standort vorkommen. An trockenen, sonnigen Hängen müssen alle Pflanzen Hitze und Trockenheit ertragen können, in der Nähe von Flüssen sind Pflanzengesellschaften an hohen Grundwasserstand und regelmäßige Überschwemmung angepasst. Alle Pflanzen in einer bestimmten Pflanzengesellschaft kommen also mit der Situation an ihrem gemeinsamen Standort ungefähr gleich gut klar. Stellt sich die Frage- warum überhaupt eine Gesellschaft? Wenn eine Pflanze gut angepasst ist, könnte sie doch den gesamten Standort erobern, ohne ihn mit anderen Arten teilen zu müssen. Warum verdrängen sich die Arten nicht gegenseitig?

W@bster
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Mo 13. Dez 2004, 22:21 - Beitrag #2

Entschuldige aber ich versteh die Frage und somit dein Problem nicht. Was hat die Geselschaft mit Pflanzen am Hut und wer verdrängt wen ????

Traitor
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Mo 13. Dez 2004, 22:23 - Beitrag #3

Ich schiebe es mal in die Natur-Sektion.

Ich denke, dafür sind zwei Hauptfaktoren verantwortlich:

1) Bei noch so guter Anpassung an einen Lebensraum wird keine Pflanze zum totalen Universalisten werden, sprich, ihren Lebensraum komplett ausschöpfen. Unter Bäumen etwa bleibt immer Platz für Moos, so effizient die Bäume auch Licht, Bodenstoffe und Wasser aufnehmen.

2) Monokulturen zerstören einen Lebensraum langfristig, indem sie z.B. den Boden auslaugen.

janw
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Di 14. Dez 2004, 02:04 - Beitrag #4

Nun, gleich zu Anfang verschiedene Fragen, sehr spannend...

Vielleicht kurz für die nicht-Biologen vorausgeschickt: Der Begriff Standort bezeichnet die Gesamtheit der an dem Wuchsort der Pflanzengesellschaft herrschenden Umweltbedingungen, also Feuchtegrad, Basengehalt usw. Der Wuchsort ist die geographische Lokalität, z.b. die Meierweise oberhalb von A-Dorf.

Ein Grund dafür, daß selten eine Art alleine einen Wuchsort besiedelt, ist daß diese ihn letztlich nur unvollkommen ausnutzen kann. Wie Traitor schon sagt, sind immer verschiedene Kompartimente vorhanden, die von anderen Arten ausgenutzt werden können.
Auf einer Wiese zeigt sich dies in unterschiedlichen Durchwurzelungstiefen, Blütezeiten und Blühhorizonten der beteiligten Arten.

Wobei die Arten in einer Gesellschaft durchaus nicht nur kooperativ sein müssen, oft wird die Konkurrenz durch bestimmte Einzelfaktoren gebremst und schlägt voll durch, wenn dieser Faktor sich ändert.
Zwei Beispiele: Auf flachgründigen Kalkstandorten wachsen Kalkhalbtrockenrasen, die sehr artenreich sein können. In ihnen kommt oft das Gras Fiederzwenke vor, welches Ausläufer bildet und relativ hohe blattreiche Triebe.
Werden diese Trockenrasen genutzt durch Mahd oder Beweidung, wird die Fiederzwenke immer wieder zurückgestutzt und bleibt ein Teil der Gesellschaft, fällt die Nutzung weg, breitet sie sich oft stark aus, indem sie mit ihren Trieben im Herbst alles andere überdeckt und glechzeitig mit ihren Ausläufern den Bestand unterwandert. Das Ergebnis sind artenarme Dominanzbestände der Fiederzwenke.

Unsere Buchenwälder sind im Frühjahr meist recht reich an blühenden Pflanzen (Buschwindröschen usw.). Diese sind von ihrer Wachstumsphase so eingepasst, daß sie der Belaubung der Bäume zuvor kommen und sich dann bald zurück ziehen wenn es dunkel wird durch das Blätterdach.
Im kontinentalen Raum an der Arealgrenze der Buchenwälder fehlen vielfach diese krautigen Arten, weil sie hier in Wasserkonkurrenz zur Buche geraten.

Die Arten sind also eher wegen gegenseitiger Duldung und gemeinsamer Toleranz gegenüber den Standortbedingungen zusammen.


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