Verehrte Melatonin-Junkies, Jet-Set-Raver und Freunde von Karl Baedecker, wo ist sie geblieben, die Leichtigkeit des Reisens, die Freude des Globetrottens? Allein das Einchecken ins Flugzeug bereitet in etwa die Wonnen, die Spreizfuß-Wu als Schlusslicht von Maos langem Marsch 1934 empfand.
Gewöhnlich steht man dann im Mittelgang hinter einem Typen, den man erst kürzlich auf dem Titelblatt des Kataloges von "Wir führen Übergrößen von denen sie nicht einmal gehört haben" sah und der seine Jacke mit der gleichen Geschwindigkeit zusammenfaltet wie Rudolf Scharping eine Flagge auf dem Heldenfriedhof von Arlington.
Und dann beobachtet man fasziniert den Joker, der es geschafft hat, einen Schrankkoffer mit den Ausmaßen einer Gefriertruhe als Handgepäck zu deklarieren und nun versucht diesen mit denselben Erfolgsaussichten im Gepäckfach unterzubringen mit denen Christoph Schlingensief anlässlich der Inszenierung von "Fat Man und die Wunder der Tiefsee" Luciano Pavarotti in den Taucheranzug eintütet.
Beim Aussteigen stehen dann alle Stewardessen aufgereiht da und grinsen einen an wie Yul Brunner in "Westworld". Und wenn sie mir dann zuraunen "Wir hoffen Sie bald wieder bei uns begrüßen zu dürfen", warum erinnert mich das dann an einen Börsenmakler auf Thorazin, der einem gerade 10.000 Stück EM-TV zu 100 Euro je Aktie angedreht hat?
Im Folgenden brettert man mit der gleichen Lässigkeit zur Gepäckausgabe wie Norbert Nugget und seine 20.000 Mitbewerber anlässlich des großen Goldrausches im Yukon, nur um dann mitgeteilt zu bekommen, dass das eigenen Gepäck versehentlich den Charter nach Vladivostok genommen hat.
Zu guter Letzt ein Tipp für unsere Dauergäste der Route Bogota-Frankfurt: Wenn Ihnen beim nächsten mal wieder eines der verschluckten Kokskondome platzt während Sie gerade durch die Leibesvisitation müssen, verwirren Sie den Zöllner einfach durch rhythmisches Wiederholen des Satzes "Yeah, Daddy, genau da", aharharhar.