CO2 und Klima

Der Kaktus auf dem Fensterbrett und der bedrohte Regenwald, Haustiere, die uns zu Kühlschrankbutlern erziehen, Wildtiere, die ihre Lebensräume verlieren, Reisen in die Einsamkeit und Erkundungen von Städten.
janw
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Di 26. Jun 2007, 02:07 - Beitrag #1

CO2 und Klima

Nachdem Traitor uns nun aus dem wmig-Paradies gescheucht hat ;), werde die dorten begonnene Diskussion hier fortgesetzt.

Letzter Stand war Spenders Frage nach der Wirkung schon immer existenter natürlicher CO2-Quellen.

Zitat von janw:Welche natürliche CO2-Entstehung meinst Du? Das von Tieren ausgeatmete Co2 wird größenordnungsmäßig von Pflanzen aufgenommen, natürliche Waldbrände stehen ebenfalls einer neuen Biomasseproduktion gegenüber, das nimmt sich praktisch nichts.


Zitat von C.G.B.Spender:Ich meine sowohl das ausgeatmete, als auch z.B. jenes aus Waldbränden, oder Vulkanausbrüchen und ähnlichem. Das Problem bei dieser Argumentation sehe ich in der Größenordnung des aufgenommen CO². Ich gehe davon aus, dass es von der Natur kompensiert werden kann. Allerdings habe ich auch da meine Zweifel, wenn man beispielsweise die Abholzung des Regenwaldes betrachtet. Die Frage ist vielleicht auch, ob es noch andere Möglichkeiten gibt, wie die Natur das CO² aus der Luft nehmen kann. Meeresalgen vielleicht?

Bei vulkanischen Aktivitäten gibt es auch Methangas, oder nicht? Und hat das nicht noch eine größere Wirkung, als das CO²?


Zunächst mal, was bewirkt CO2 eigentlich?
- CO2 führt zum Treibhauseffekt, weil es in der Atmosphäre die Abstrahlung von Wärme in den Weltraum vermindert - die Atmosphäre heizt sich unter der Einstrahlung von Sonnenenergie auf.
- CO2 ist für die Vegetation Mangelfaktor, eine Zunahme des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre wirkt "düngend". Weil aber zum Einbau von CO2 in Biomasse (Traubenzucker, der zu Stärke oder Cellulose verkettet wird) auch Wasser benötigt wird, steigt damit auch der Wasserbedarf der Vegetation bzw. wird diese dürreempfindlicher.
Dies ist für zahlreiche Ökosysteme in den letzten Jahren intensiv beforscht worden, und die Suche nach z.B. dürreresistenteren Sorten ist zu einem wichtigen neuen Zuchtziel in der Pflanzenzüchtung geworden.
- CO2 wird in Wasser als Kohlensäure gelöst, was insbesondere in schwach gepufferten Gewässern (Gewässer mit nur geringen Gehalten an Calcium, Magnesium und Kalium) zu einer Versauerung führt, welche eine starke Verschlechterung der Lebensbedingungen für Fische und ihre Nahrungstiere zur Folge hat. Das beeinträchtigt schon jetzt zahlreiche Seen in Skandinavien, zahlreiche tropische Korallenriffe und wird auch der Küstenfischerei stark zusetzen.

Wenn man jetzt die natürlichen CO2-Quellen betrachtet, dann hat es sie immer gegeben und haben sie immer eine gewisse Größenordnung gehabt. Ich habe jetzt keine Mengenangaben zur Hand, aber lass es vielleicht bei 1-5 % der jährlichen Gesamtemissionen liegen, mal so geschätzt. Die Menge wird kompensiert durch die Vegetation und durch die Pufferung im Meerwasser. Algen im Meer spielen wohl auch eine gewisse Rolle dabei, sie sinken dann zu Boden und ziehen das CO2 damit teilweise aus dem Verkehr.
Parallel wird in Mooren jedes Jahr auch eine erkleckliche Menge CO2 ziemlich dauerhaft aus dem Verkehr gezogen - bis wir Menschen die Moore trocken legen und dem Torf beim mineralisieren zugucken.
Die Abholzung der Wälder wird immer wieder als wichtige CO2-Quelle angeführt. Hier muss man wohl etwas vorsichtig sein, denn Grasländer, die an die Stelle der Wälder treten, sind etwa ähnlich produktiv wie die Wälder (Ergebnis des Programms "Man and Biospere" in den 80er Jahren) - hier wird nur ungleich mehr Biomasse im Wurzelraum akkumuliert.
Das wohl größere Klima-Problem bei der Abholzung ist, daß sich eine größere Aufheizung der betroffenen Landflächen ergibt: Wald hat eine sehr "rauhe" Oberfläche und bewirkt dadurch ein Abregnen von Wolken sowie durch die große Verdunstungs-Oberfläche eine Wolkenneubildung, was beides einer Aufheizung entgegen wirkt. Grasländer verdunsten weniger Wasser pro Flächeneinheit und heizen sich demzufolge stärker auf. Mit drastischen Folgen für die regionalen Klimasysteme, Wüstenbildung usw. - dadurch natürlich potentiell mit der Folge verrringerter Produktiin der Grasländer und damit geringerer CO2-Bindung.
Daß mit der Waldvernichtung auch im Holz gespeichertes CO2 freigesetzt wird, ist natürlich so - nur eben eine Frage der Größenordnung.

Die Erwärmung der Atmosphäre bewirkt nun natürlich für das im Meerwasser gebundene CO2, daß dessen Löslichkeit im Wasser abnimmt und es damit wie bei einer warmen Limoflasche ausperlt.
Dadurch wird der Treibhauseffekt verstärkt.

Die Sache mit dem Methan finde ich selbst unheimlich spannend. Diese Emissionen hat es immer gegeben, auch aus Mooren, warum sie aber erst heute so wirksam werden anscheinend, ist mir nicht wirklich klar. Werd das mal weiter erkunden.

C.G.B. Spender
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Di 26. Jun 2007, 04:14 - Beitrag #2

Erstmal danke für diese Info, Jan. 1-5% sind also natürlich und der Rest menschengemacht? Das ist mehr als ich dachte, vorausgesetzt, es stimmt.

Ich mußte ganz schön kramen, um ein paar der Sachen zu finden, die mir ein Freund schickte. Das ist schon einige Monate her. Wieder erinnert an dieses Thema, wurde ich durch diese Sendung auf RTL.

Hier habe ich etwas, welches zur Abwechslung mal aus Russland stammt und nicht aus Großbritannien, wobei ich ähnliches schon durch verschiedene Quellen hörte und las:

Russischer Experte sieht Sonne als Ursache für globale Klimaerwärmung

ST. PETERSBURG, 15. Januar (RIA Novosti). Die globale Klimaerwärmung ist nach Ansicht einiger russischer Wissenschaftler eine Folge der Sonnenaktivität.

"Die Emissionen von Kohlendioxid wirken sich auf die Klimaerwärmung im Grunde genommen nicht aus", behauptet Chabibullo Abdussamatow, Leiter des Laboratoriums für Weltraumforschung des Pulkovo-Observatoriums (bei St. Petersburg). Die globale Klimaerwärmung, die in letzter Zeit beobachtet wird, führte der Experte nicht auf die CO2-Emissionen, sondern auf die extrem hohe Intensität der Sonnenenergie zurück, die im Laufe des 20. Jahrhunderts registriert wurde.

Seine Hypothese untermauerte Abdussamatow mit Analysen von Eisproben, die in einer Tiefe von mehr als 3000 Metern in der Antarktis und auf Grönland genommen wurden. "Es stellte sich heraus, dass es noch vor der Industrieepoche, bei fehlenden Industrieaktivitäten der Menschheit, beachtliche Schwankungen des CO2-Gehalts in der Atmosphäre wie auch Perioden mit einer Klimaerwärmung gab", sagte der Wissenschaftler.

"Dabei wurde festgestellt, dass selbst eine beachtliche Erhöhung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre nie vor einer Klimaerwärmung eintrat, sondern immer einer Erhöhung der Temperatur auf der Erde folgte. Das heißt, dass sich selbst eine starke Anhäufung von Kohlendioxid in der Atmosphäre praktisch nicht auf den Anstieg der Temperatur auf der Erde auswirkt."

Die jetzt registrierte höhere Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre sei grundsätzlich eine Folge der höheren Temperatur des Weltmeeres, was seinerseits auf die höhere Aktivität der Sonne zurückgeführt werden könne, fuhr der Experte fort.

Abdussamatow widerlegte auch die Behauptung, dass Kohlendioxid für den so genannten Treibhauseffekt in der Atmosphäre sorge: Die CO2-Schicht lasse die Sonnenstrahlung zur Erde durch und keine Infrarotstrahlen von der Erde in den erdnahen Raum zurück. Die These, dass die Erdatmosphäre Treibhaus-Eigenschaften haben könnte, sei daher wissenschaftlich nicht fundiert.

Der Experte machte darauf aufmerksam, dass die oberen Schichten des Weltmeeres unerwartet für die Klimatologen jetzt eine immer niedrigere Temperatur aufweisen. Das zeuge davon, dass das globale Temperaturmaximum auf der Erde bereits seinen Höhepunkt hinter sich habe.

"Die Menschen sind nicht in der Lage, einen beachtlichen Beitrag zur globalen Klimaerwärmung zu leisten. Nach der Klimaerwärmung kommt unweigerlich eine Periode der Klimaabkühlung." "Die Energiemenge, die die Erde von der Sonne erhält, geht seit Mitte der 1990er Jahre konsequent zurück."

Laut Abdussamatows Prognose wird 2012-2015 statt der vorhergesagten globalen Erwärmung ein schrittweises Absinken der Temperaturen auf der Erde beginnen. Ein Minimum an Sonnenenergie sei gegen 2040 zu erwarten. Darauf trete voraussichtlich 2055-2060 ein Temperaturminimum auf der Erde ein.

Dieser Klimawandel könnte mit dem Temperaturrückgang in den Jahren 1645 bis 1715 in ganz Europa, Nordamerika und auf Grönland verglichen werden. Damals waren alle Kanäle in den Niederlanden zugefroren. Die Menschen hatten sich gezwungen gesehen, mehrere Siedlungen auf Grönland wegen der Vereisung zu verlassen. In London war sogar die Themse und in Paris die Seine zugefroren.

"Dieser Zustand dürfte etwa 50 Jahre dauern. Erst zu Beginn des 22. Jahrhunderts wird sich die Temperatur auf der Erde wieder erhöhen." "Deshalb ist das Kyoto-Klimaschutzabkommen jetzt fehl am Platze. Sein Inkrafttreten hätte um mindestens 100 Jahre verschoben werden müssen, weil die Erdtemperatur auch ohne Einschränkung der Treibhausgas-Emissionen durch die Industrieländer zurückgehen wird", betonte der Wissenschaftler.


Wobei ich sagen muß, dass man die Sonne als Hauptwärmelieferant der Erde sicher nicht aus den Theorien um die Klimaveränderung nehmen kann. Genauso wenig wie man übersehen darf, dass die wechselnde Sonnenfleckenaktivität einen Einfluß auf die Energieabstrahlung der Sonne hat.
Zitat von Wiki:In Jahren mit verminderter Fleckenanzahl verringert sich ebenfalls die Sonnenstrahlung um etwa 0,1 %. Die Jahre zwischen 1645 und 1715, das so genannte Maunderminimum, während dessen keine Sonnenflecken beobachtet wurden, fallen mit der Kleinen Eiszeit zusammen, während welcher lange Winter und kühle Sommer auf der Erde vorherrschten.

Gleichzeitig bin ich vorsichtig, da ich selber nicht genügend von der Materie verstehe, bzw. nicht die Wechselwirkungen des globalen Klimasystems ganz begreife, aber wer tut das schon?

Still und leise *g* frage ich mich auch, ob nicht die verschiedenen, unter Umständen nur scheinbar im Widerspruch zueinander stehenden, Theorien durch eine fehlende Information in Einklang miteinander gebracht werden könnten. Das im Wetter und somit auch im Klima jede Menge Chaos herrscht, ist sicher auch nicht von der Hand zu weisen. Die Vorhersagen wären sonst perfekt.


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