Die Art und Weise der Bewertung halte ich für reichlich dämlich.
Eine Verurteilung der Taube zum Schädling bedurfte es nicht, um die Tauben im Sinne des Tierschutzgesetzes für zweckmäßig zu erachten. Ein Zweck im Sinne des Tierschutzgesetzes ist bereits gegeben, wenn der Falke sie frisst.
Dass über diese unnatürliche Nahrungskette noch ein Gericht urteilen musste: In Gefangenschaft lebender Wildvogel darf verwilderte Haustauben vom Himmel holen.
Der Tierschutzgesetz ließe sich auch anders erfüllen. Tauben sind essbar. Einst spielte Taubenfleisch eine wichtige Rolle in der Küche. Das eigentlich Problem ist, dass die Taube heute kein Rolle mehr in der Küche spielt, dafür aber die Sachen, die in die Küche gehören, auf der Straße landen.
Die Dekadenz des Menschen macht die Stadt zum Schlaraffenland. Überall liegt reichlich weggeworfenes Essen. Wenn wundert es da, dass Spatzen, Tauben, Ratten, Füchse und Wildschweine in die Städte abwandern.
Wichtig ist folgendes: Die sogenannten Stadttauben sind verwilderte Haustauben. Ihr Ursprung ist die Taubenzucht des Menschen. Regelmäßig verschwinden Brieftauben beim Taubensport oder Rassetauben, die im Freiflug gehalten werden, fliegen davon. Beobachtet man die Stadttauben etwas genauer, erkannt man, dass etliche Ringe tragen oder ein auffälliges Farbmustr etc. haben, welches von der gemeinen Taube abweicht.
Haustauben werden in der Regel von Hobbyzüchtern im Freiflug gehalten. Dies erscheint auf die artgerechteste Form der Haltung. Eine Verwechslung von gemeinen verwilderten Stadttauben mit zu Sportzwecke herumfliegenden Brief und anderen Tauben, die noch jemandem gehören, ist vorprogrammiert.
Demnächst dürfte der Bleigehalt von Tauben wohl steigen und Brieftauben müssen sich an angeschossene Tiere gewöhnen.
Bei Wildtieren ist es das gleiche.
Mal abgesehen davon, ist die Sache natürlich geradezu absurd: In geschlossenen Ortschaften herrscht Jagdverbot. Dort wird nie auf die Tauben geschossen werden. Allenfalls die Falkenjagd ist erlaubt oder der Einsatz von Gift etc.
Auf dem Lande hingegen wird ein Freibrief hingegen zur massiven Dezimierung der echten wilden Tauben und der echten Haustauben führen. (Populationen verwildeter Haustauben können sich auf dem Lande, wo sich Sperber und Marder Gute Nacht sagen, nur selten halten.) Vielleicht geht es den Tauben bald wie den Wildgänsen. Jede zente Gans hat irgendwo ein Stückchen Munition im Körper.
Vielleicht noch ein Bilder echter in Deutschland vorkommender Wildtauben:
Hohltaube
Türkentaube
Ringeltaube
Turteltaube
Unterschiedliche Haustauben
Ich halte über 90 % der Menschen für unfähig die Taubenarten zu unterscheiden und zwar für so unfähig, dass sie es nicht einmal erlernen können.
Zur Taubengefahr und Bestandsgröße:
Alle Tiere in freier Wildbahn haben Ungeziefer. Das ist nichts neues. Wenn Tiere nicht im Glaskasten unter medizinischer Aufsicht sitzen, werden sie krank. Ich kann mir auf nicht vorstellen, dass die Lebensbedingungen von Stadttauben so schlimm sein, also schlimmer als in der Rauchschwalbenkolonie im Schweinestall oder bei den Trottellummen von Helgoland.
Dass es unter Stadttauben mehr Krüppel gibt, kan ich mir durchaus vorstellen. Das liegt aber nicht an der Bestandsdichte, sondern am Lebensraum. Unfälle im Straßen- und Schienenverkehr sind sich häufiger als im Wald und auf der Heide. Auch strangulieren sich viele Stadttauben mit Müll, der überall herumliegt, hängen sich irgendwelchen Netzverpackungen, Drähten, Plastik etc. auf und die Fasern schneiden sich ins Fleisch, nach Tage langem Leiden gehen sie dann zugrunde oder verlieren eine Gliedmaße.