So, hab mich jetzt nochmal schlau gemacht...
Meine Hauptquelle ist LANG 1994: Quartäre Vegetationsgeschichte Europas
Folgende schwankenden Parameter beeinflussen maßgeblich das Klima auf der Erde:
1. Strahlungskurven
2. Plattentektonik
3. Relief
4. Zusammensetzung der Atmosphäre
Zu 1. Die Sonneneinstrahlung wird bestimmt von der Lage der Erde auf der Erdumlaufbahn (excentricity), der Neigung der Erdachse und der Präzession der Tag- und Nachtgleiche.
Diese sog. Erdbahnelemente haben jeweils eigene Schwankungsamplituden zwischen 100 000 und 20 000 Jahren. Eine globale Wirkung hat am ehesten die excentricity, sie bewirkt aber selbst nur eine Temperaturänderung von wenigen 10tel Grad.
Bekannt sind diese Zyklen als Milankovic-Zyklen.
Problematisch ist, daß die Erdachsenneigung und die Präzession logischerweise auf beide Halbkugeln zu entgegengesetzten Verläufen führen müßten - wohingegen die Eiszeiten an beiden Polen synchron verliefen.
Neuerdings sind die Erdbahnelemente aber wieder ins Blickfeld gerückt - aus zwei Gründen:
Zum einen hat man gefunden, daß Sauerstoff-Isotope in marinen Sedimenten die Klimafolge nachzeichnen - und synchron mit der excentricity verlaufen.
->Problem: bei alleiniger Betrachtung der Erdbahnelemente erscheinen alle drei gleichrangig, dieser Konflikt ist aber evtl. dadurch zu lösen, daß die Neigung und die Präzession sich eher polwärts auswirken, die excentricity aber global - bei überwiegend tropischen Probenahmeregionen (Sargassosee, Golf von Guinea wäre eine Schwankung von Neigung und Präzession demnach kaum ausgeprägt.
Zum anderen können die Eiszeiten auch synchron auf den Halbkugeln auftreten, wenn die Neigung und die Präzession nur einseitig wirken: Die Landmassenverteilung auf der Erde hat ein Übergewicht auf der Nordhalbkugel, eine Vereisung hier kann durch Rückkopplung auch eine Vereisung im Süden nach sich ziehen.
Die "astronomische Theorie" hat also durchaus etwas für sich, wenn auch vielleicht nur als Taktgeber der groben Zyklen.
Zu 2. Die Verteilung von Wasser und Land hat große Bedeutung für die Wirkung der Strahlung auf das Erdklima, weil Wasser- und Landflächen unterschiedlich auf Erwärmung reagieren. Außerdem werden Meeresströmungen maßgeblich von der Lage der Landmassen bestimmt.
Für eine begrenzten Betrachtungsraum ist es außerdem wichtig, in welcher geographischen Breitenlage sich dieser zu einer Zeit befunden hat.
Hier ergibt sich für mich ein springender Punkt:
Seit dem Auseinanderbrechen des Urkontinets Gondwana vor Jahren ist Europa zunehmend nach Norden gewandert.
Ein Teil der allgemeinen Abkühlung und vielleicht auch der Zunahme der Dynamik könnte damit zu tun haben.
Zu 3. Gebirge führen zur Entwicklung klimatischer Regionen auf den Kontinenten - in diesem Zusammenhang führt das aber etwas zu weit.
Zu 4. Hierbei geht es überwiegend um den CO2-Gehalt der Atmosphäre.
wenn ich auch auch gelesen hatte, dass die letzte Umpolung des Magnetfeldes vor 740.000 Jahren war?
Interessanterweise an dem Punkt, wo die kälteste Phase der Saale-Eiszeit zuende ging...
Nun, ich muß mich gegenüber weiter oben korrigieren, die Umpolungen haben wohl keine wesentliche direkte Auswirkung auf das Klima, aber sie werden zu Datierung von Sedimenten und damit von Klima-Zeitpunkten genutzt.
Aber warum nun ist zum einen die Temperatur konstant gesunken und zum anderen das Klima so instabil? Wir hatten ja sogar eine kleine Eiszeit in den letzten Jahrhunderten (als Grönland plötzlich zufror) und steuern jetzt wieder auf eine wärme Periode zu.
Ich denke, daß für das langfristige Geschehen seit dem Ende des Urkontinents Gondwana die Tektonik eine Rolle spielt, was aber anscheinend eher weniger beachtet wird.
Die von Dir genannten Kleinen Eiszeiten in den letzten Jahrhunderten sind alle geringer ausgefallen als die Kleine Eiszeit mit Gletscherhochstand um 1850 und erheblich geringer als die Dryaszeit am Ende der letzten Eiszeit.
LANG meint, daß solche kurzfristigen Schwankungen die längerdauernden Schwankungen im Holozän überlagern, ob das auf die anderen Warmzeiten gilt, wissen wir nicht sicher.
Und was ich noch nicht recht verstanden habe ist der Einfluss der Erdachsenverschiebung. Oder genauer gesagt, warum die Erdachse sich verschiebt, die Auswirkung dessen ist schon logisch.
Die Erdachse scheint rhythmisch zu trudeln und bewirkt damit einen schwankende Neigung der Erde, eines der Erdbahnelemente.
Zum CO2: Wenn man sich die längerlaufende Dynamik ansieht, ergeben sich sehr wohl Zusammenhänge zwischen CO2-Gehalt und Glazialzyklen:
Während der Eiszeiten lagen die Gehalte etwa bei 180-200 ppm, während der Warmzeiten bei 240-280 ppm.
Um 1900 lagen die Gehalte bei etwa 300 ppm, 1960 bei 320 ppm, heute bei 350 ppm.
Seit 1850 bis heute wurde eine Zunahme der globalen Temperatur von 0,5 Grad festgestellt.
Hierbei natürlich das Problem: 1850 war ein Tiefpunkt, zumindest in Europa, wohl auch global.
Wenn wir jetzt also 100 ppm mehr CO2 haben als das normale Maximum der Warmzeiten und deutlich niedrigere Temperaturen, so widerspricht dies scheinbar der Theorie des Zusammenhangs CO2 - Erwärmung. Man muß dabei aber sehen, daß die Zunahme hier seit 1850 in 150 Jahren erfolgte, während sie in den Warmzeiten sich über mehrere Jahrtausende erstreckte.
Letztlich tritt die Wirkung des CO2-Anstiegs eben zeitverzögert ein, d.h. bei langsamem Anstieg mehr oder weniger synchron, bei schnellem Anstieg hinkt sie hinterher.
Zu den Eisgeschichten aus der Arktis:
Ich hatte es wohl vergessen zu sagen, Klimaverschiebungen haben zwei Seiten: zum einen verändert sich die Temperatur, zum andern die Niederschläge.
Und die verhalten sich in der Arktis teilweise etwas gegenläufig:
Mehr Golfstromeinfluß bedeutet eine Verschiebung der Wassermassengrenze nach Norden, womit dort mehr Nebel auftritt und wohl durch Verlagerung von Luftmassen auch mehr Niederschläge.
Mehr Niederschläge bedeuten letztlich stärkere Vereisung.
Umgekehrt bedeutet eine Abschwächung des Golfstromes eine Kontinentalisierung des Klimas mit geringeren Niederschlägen, wenn auch die Sommer wärmer und die Winter absolut gesehen kälter sind.
Das sieht man auch bei uns: Es schneit bei etwa 0 bis -2 Grad, darunter bleibt es im allgemeinen trocken.
Gerade Kahlfröste ohne Schnee sind schädlich für die Landwirtschaft, wodurch sich einige der Mißernteberichte erklären könnten (Weinbau, Obst, Wintergetreide).
Insofern müssen die Packeisvorstöße nicht unbedingt Kaltphasen darstellen.
Die jetzige Entwicklung in der Arktis würde dann einer Abkühlung mit Kontinentalisierung entsprechen.
Wird es dort nun wirklich kälter oder wärmer - das wäre zu klären.
Meine Meinung zu dem ganzen:
Das Thema ist sehr komplex und sicher noch nicht voll verstanden.
Die Arbeiten von MANN sind natürlich miserabel, aber es gibt für mich einfach zuviele Belege dafür, daß CO2 eine wesentliche Rolle in dem Stellgliedergerüst darstellt.
Klar ist, es wirkt nur mittelbar und wird wieder von anderen Faktoren beeinflußt. Dabei führt eine Erwärmung aber regelmäßig zur weiteren Freisetzung von CO2.
CO2 ist der Faktor, auf den wir Einfluß haben, und wir haben ganz offensichtlich zum Anstieg beigetragen.
Insofern halte ich es für sinnvoll, den CO2-Anstieg zu drosseln -und wenn es am Ende nur als reine Vorsichtsmaßnahme dient.