Hamburg-Köln-Express

Der Kaktus auf dem Fensterbrett und der bedrohte Regenwald, Haustiere, die uns zu Kühlschrankbutlern erziehen, Wildtiere, die ihre Lebensräume verlieren, Reisen in die Einsamkeit und Erkundungen von Städten.
Traitor
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So 9. Jan 2011, 19:04 - Beitrag #1

Hamburg-Köln-Express

Anscheinend traut sich erstmals private Konkurrenz, der Deutschen Bahn Konkurrenz im Fernverkehr zu machen: der Hamburg-Köln-Express soll im September den Betrieb auf IC-artigem Niveau, drei Fahrten je Richtung und Tag und noch unspezifiziert niedrigeren Preisen aufnehmen.

Auf den ersten Blick klang das für mich sehr spannend, leider fährt er aber nicht über Hannover. Noch seltsamer: auch nicht über Bremen. Sondern über Münster und die Weltstadt Sagehorn, anscheinend ein Kaff zumindest in der Nähe von Bremen. Ich vermute mal, diese Schienen bzw., wichtiger, Schienenauslastungen, also Fahrplanfenster, haben sie billiger vermietet bekommen. Ob sich die Sache aber rechnet, wenn man die Bremer und Hannoveraner Kunden abkoppelt und also quasi nur als Direktverbindung Hannover-NRW ohne passagierträchtigen Zwischenstop auftritt? Vielleicht glauben sie ja auch noch, dass Leute aus Bremen mit dem Regionalverkehr nach Sagehorn fahren, aber dann müssten sie schon deutlich billiger als die DB sein. Oder es ist eben so kalkuliert, dass es sich auch nur mit Hamburgern lohnt.

Politisch halte ich die Sache wie alle Privatkonkurrenz auf der Schiene für eigentlich sinnlos, im Schienenverkehr kann es systembedingt keinen wirklichen freien Markt geben, und erst Recht nicht, wenn das Netz in der Hand des Marktführers ist und dieser nur mit künstlichen Regularieren zu dessen Freigabe gedrängt wird. Da wäre es deutlich besser, direkt der Bahn Preisgrenzen, Servicepflichten etc. aufzulegen.
Innerhalb des laufenden Systems ist es als Kunde aber vermutlich zu begrüßen, wenn etwas Bewegung in die Situation kommt und so vielleicht mehr Druck auf das Preissystem ausgeübt wird.

PS: Die Abkürzung hkx würde es doch in Anlehnung an eine in 2 von 3 Buchstaben übereinstimmende Ex-Firma nahelegen, sich die nötige Bekanntheit über Schleichwerbung in Wahlkampfspots anzueignen. :D

Lykurg
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So 9. Jan 2011, 20:43 - Beitrag #2

Eigenartig. Ein Unternehmen, dessen einziges Daseinsziel in dieser etwas obskuren Bahnverbindung bestehen soll? Zumindest deutet der Name es an. Und dann residieren sie in Berlin? Man wird sehen. Jedenfalls bin ich von der Routenführung über Sagehorn auch ein bißchen überrascht.

Das Bahnmonopol ist eine verkorkste Sache, darin gebe ich dir recht; aber eine Aufteilung des Schienennetzes ist wohl auch keine Option. Fraglich, ob hier Staatsbesitz des Netzes mit Nutzungsgebühren für die (ausschließlich privaten) Züge das bessere Modell wäre - aber die würden sich ewig um Zeitfenster streiten.

Padreic
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So 9. Jan 2011, 20:48 - Beitrag #3

In der Tat interessant bis obskur. Es scheint ja auch jetzt schon quasi stündlich Direktverbindungen von Hamburg nach Köln zu geben. Was ihr Alleinstellungsmerkmal, außer, dass sie über Sagehorn statt über Bremen fahren, bleibt erstmal fraglich... Höchstens für Reisende nach Altona oder Dammtor sparen sie den Umstieg in den hamburger Nahverkehr....

009
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So 9. Jan 2011, 20:53 - Beitrag #4

Es gab siwas ähnliches doch schonmal, Stichwort InterConnex, auch privater Fernverkehr, von Köln nach Ichweisgradnichtmehr.

Traitor
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So 9. Jan 2011, 21:04 - Beitrag #5

@Lykurg: Es ist doch längst Standard, für jedes kleine Projekt eine Extra-Gesellschaft zu gründen. Beispielsweise werden Filme und Spiele meist offiziell gar nicht mehr von den großen Studios dahinter produziert, sondern von einer Firma namens "Filmtitel inc." oder ähnlichem. Bei Gas und Strom ist auch oft jedes Tarifangebot eines Metaversorgers ein juristisch selbstständiges Etwas. Gründe für die Beliebtheit sind vermutlich Verschleierung der eigentlichen Geldgeber, Abschieben von Insolvenzrisiken und wahrscheinlich irgendwelche Steuervorteile, die ich nicht verstehe.

@Padreic: Der stündliche DB-IC fährt doch nach Dammtor.

@009: Interconnex scheint eine Linie zwischen Sachsen und Ostsee zu betreiben, also im Wesentlichen Leipzig-Berlin mit Anhängsel. (Mit Halt in Güstrow, aber nicht in Bützow.) Damit ist HKX in der Tat nicht Vorreiter, aber mit Sicherheit relevanter für das breite Publikum.

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Mo 10. Jan 2011, 00:48 - Beitrag #6

Mit Wikis Hilfe erinnere ich nun wieder, dass Neuss-Köln-Rostock deren längere Linie war.

Hamburg-Köln gab es auch, nicht privat, aber von der DB anders als übliche DB-Züge. Leider eingestellt, Wiki weiss auch noch was zu diesem m.E. schönen und bequemen Zug. Ich erinnere mich gern an die Nutzung.

Lykurg
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Mo 10. Jan 2011, 01:10 - Beitrag #7

Ich habe den Metropolitan leider nie benutzt, erinnere mich aber auch noch an den Namen. Das ist aber ein ziemlich miserables Vorzeichen für den HKX: der Metropolitan war eine Stunde schneller (da er auf weitgehend derselben Strecke wesentlich seltener hielt), allenfalls der Preis könnte ein Faktor sein, aber ich sehe noch nicht so recht, warum die Auslastung jetzt viel höher sein sollte als damals.

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Mo 10. Jan 2011, 01:24 - Beitrag #8

Bei den Fahrtzeiten wäre ggf. zu prüfen, ob es unterwegs auchgrößere Baustellen mit Langsamfahrstellen hat. Wenn die sehr lange dauern, werden die direkt in den Fahrplan eingebaut.

Warum der Metropolitan nicht den erhofften oder nur nötigen Erfolg hatte, ist wohl die Frage. Ich hoffe noch immer, das manches davon in zukünftige Fernzüge Einzug erhält. Auch wenn der ICE3 mir gerade im Vergleich zum Thalys schon gefällt, war Metropolitan echt ein Zug, für den ich glatt gerne gezahlt hätte, wenn ich ihn hätte sinnvoll nutzen können. Bin leider nur einmal mitgefahren.

Hmmh, neuer Zug, wie der wird, ggf. günstig - sollten wir sinnieren, ob ein (Teil des) Matrix-Treffens im HKX stattfinden könnte?

Traitor
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Mo 10. Jan 2011, 01:25 - Beitrag #9

Der Kölner Interconnex scheint immerhin ganze 5 Monate gefahren zu sein. Mal sehen, ob HKX da mehr hinkriegt. Interessant war aber die Streckenführung von Gießen nach Köln ohne Frankfurt. Wenn sich Privatanbieter auf solche von der DB gar nicht bediente Direktstrecken konzentrieren, müsste sich das doch eigentlich lohnen.

Der Metropolitan war doch eine ganz andere Kategorie, ein Luxusschnellzug angesiedelt noch oberhalb des ICE, vergleichbar mit den Sprintern auf anderen Strecken. Also anderer Preisbereich und anderes Publikum, somit keinerlei Voraussagekraft für die Auslastung.

janw
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Mo 10. Jan 2011, 04:07 - Beitrag #10

Ich könnte mir vorstellen, daß die Verbindung heute lukrativer ist als beim ersten Versuch, denn damals gab es die Luftverkehrsabgabe noch nicht.
So lange es nicht dazu führt, daß durch Konkurrenz die Grundversorgung durch die Bahn ausgeschaltet wird, finde ich solche Angebote nicht schlecht, letztlich muss wirklich eine Alternative zum Flugzeug und zum Auto dargestellt werden.

Padreic
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Mo 10. Jan 2011, 13:43 - Beitrag #11

@Traitor: Die, die ich auf der Bahnseite entdecke, halten nur in Harburg und Hbf - wird zumindest so angezeigt.

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Mo 10. Jan 2011, 14:10 - Beitrag #12

Aber wenn ich mir die Billigflieger und ihre Preise so anschaue, dann müßte der neue die DB-Preise schon sehr unterbieten, um wirklich das günstigste Verkehrsmittel zu sein.

Nebenbei: DB steht anders als von vielen Mitbürgern und auch Medien gemint seit längerem nicht merh für Deutsche Bundesbahn. Leiuder ohne Quellen (gerade kein Such-Lust-Zeit), nur auf meine Erinnerung basierend, nannte sich die DB in einer frühen Phase der Bahnreform DB - Die Bahn. Nun, wo das "Deutsche" wieder in der Firmierung enthalten ist, frage ich, wie die DB die wohl typischer Weise mit "deutsch" verbundenen Werte pünktlich, ordentlich, sauber, (wieder stärker) umsetzen will...

Traitor
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Di 11. Jan 2011, 01:05 - Beitrag #13

@Padreic: Wenn man Köln-Dammtor oder Köln-Altona als Verbindung eingibt, bekommt man tagsüber stündlich um 10 nach ab Köln einen IC mit 0 Umstiegen. Nachts irgendwann auch mal einen ICE.

@009: "Deutsche Bahn" ohne Bund sollte es derzeit doch heißen, oder? Und mich wundert schon länger, dass sie über das "DB" keinen größeren Krieg mit der Deutschen Bank führt.

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Di 11. Jan 2011, 01:33 - Beitrag #14

Ja, derzeitige Firmierung Deutsche Bahn - und wohl nichtnur ich vermisse da ein paar der deutschen Werte...

Warum die Deutsche Bank sich nicht daran stört, ist wohl eine gute Frage. Ggf. war die DB zuerst da mit ihrem Nameskürzel?

Traitor
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Do 22. Dez 2011, 23:38 - Beitrag #15

Inzwischen ist vom Starttermin im vergangenen September nur noch folgendes übriggeblieben:
Über den genauen Termin des Betriebsstarts werden wir Sie mit Buchungsbeginn auf dieser Website informieren.

Dafür ist Sagehorn aus der Fahrplanplanung verschwunden, zwischen Hamburg und Osnabrück soll es gar keinen Halt mehr geben.
Ob da noch jemals was draus wird?

Lykurg
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Fr 23. Dez 2011, 00:08 - Beitrag #16

Ich hab im Laufes des Jahres des Öfteren die Seite aufgerufen, man ist ja prinzipiell neugierig, und meine Einschätzung vom 9.1.2011 hat sich in der Zwischenzeit ein wenig gewandelt. - Entsprechend wurden meine Zweifel auch immer größer. Inzwischen wurden ja einerseits die Gehälter der Lokführer und weiteren Bahnangestellten der Nichtbahnen erhöht, dann gab es, glaube ich, Neuverhandlungen über die Netznutzung, in absehbarer Zeit werden die Energiekosten steigen (Atomausstieg) und darüber hinaus dürfte die wirtschaftliche Entwicklung den Perspektiven eines solchen Unternehmens nicht unbedingt zuträglich sein.

Traitor
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Sa 24. Dez 2011, 00:02 - Beitrag #17

Wirtschaftliche Entwicklung (stagnant bis negativ) dürfte doch eher positiv für sie sein, wenn sie wirklich wie versprochen Niedrigpreise bieten. Ob sie die tatsächlich anzubieten schaffen, wird durch die von dir genannten Preistreibeffekte jedoch natürlich immer fraglicher.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass, wie heute im WDR berichtet, die Nordwestbahn wohl über Weihnachten ihren kompletten Betrieb einstellt, weil ihnen die Lokführer fehlen, auch andere Privatbahnen seit längerem unter akutem Personalmangel leiden und es selbst für die DieBahn eng wird.

Traitor
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Fr 2. Mär 2012, 10:21 - Beitrag #18

hkx schweigt weiter vor sich hin, dafür will jetzt jemand anderes namens MSM die deutlich spannendere Doppelstrecke Köln-Hannover-Hamburg/Köln-Hannover-Berlin befahren. Anscheinend wurde das schonmal im letzten August für "Ende 2012" angekündigt (u.a. Focus), war mir aber entgangen, heute berichtet dann u.a. der Spiegel über "Frühherbst". Im Gegensatz zu hkx gibt es auch semikonkrete Preisangaben ("ab 19,90") und mehr Details zu den Zügen, dafür weniger zum Fahrplan.
Mal sehen, ob da was draus wird...

Traitor
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Di 24. Jul 2012, 21:54 - Beitrag #19

Lustig, unbemerkt von mir hat hkx plötzlich doch Ernst gemacht und gestern den Verkehr aufgenommen. Wann genau zwischen März und jetzt ihre Webseite auf sinnvoll umgestellt wurde, kann ich leider spontan nicht recherchieren, die Wayback Machine hat unter http://www.hkx.de zuletzt "Helmers Web Site" vom 01. 04. 2010 gespeichert. ;) Und das ursprüngliche http://www.hkx-online.de ist jetzt nur noch eine unprofessionelle Weiterleitung.

Laut WDR sollen es alte Abteilzüge sein, die ich hasse, aber ansonsten sei alles in Ordnung. Mal sehen, wie die langfristige Praxis aussieht.

Von MSM ist leider bis auf Sekundärquellen noch nichts zu finden.

Lykurg
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Fr 27. Jul 2012, 09:59 - Beitrag #20

...und ich hatte deine Meldung hier übersehen, so daß erst blobbfish mich per Mail darauf brachte. Inzwischen sah ich dann aber auch Zeitungsschlagzeilen. Die Züge sind offenbar bisher noch alte Rheingolds, sollen aber nächstes Jahr ersetzt werden. Preislich ist es durchaus interessant und hat ein paar sympathische Features, die der Deutschen Bahn egal sind (Rückfahrkartenkaufrabatt, günstigerer Tausch, Kindermitnahme). Nur keinen Grund, nach Köln zu fahren.

Reportagen gab es mehrere, auch in n-tv und NDR. In einem Bahnforum hieß es, der Kaffee sei von der DB übernommen und schon zweimal über den Äquator^^ - aber die alten Abteile finde ich gut, jedenfalls wenn gegenüber ein Platz frei ist, passen meine Beine in den Gang Bild - Nachteil nur, daß sie oft miefen. Traitor, was stört dich dran?

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