Deutschland wächst - neue Vogelinsel im Wattenmeer

Der Kaktus auf dem Fensterbrett und der bedrohte Regenwald, Haustiere, die uns zu Kühlschrankbutlern erziehen, Wildtiere, die ihre Lebensräume verlieren, Reisen in die Einsamkeit und Erkundungen von Städten.
009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Sa 5. Jan 2013, 15:00 - Beitrag #1

Deutschland wächst - neue Vogelinsel im Wattenmeer

Westlich der Insel Pellworm hat sich in den letzten Jahren, wie erst jetzt, als ihr Bestand etwas gesicherter erscheint vermeldet, aus dem Norderoogsand eine neue (Vogel-)Insel, bestehend aus zunehmend bewachsenen, nicht mehr überfluteten Sanddünen, gebildet. Dank der Lage im Schutzgebiet des Nationalpark Wattenmeer dürfte die erstaunlich schnell und stark gewachsenen Fauna und Flora (nette Liste bei Wikipedia vor schädlichem Tourismus geschützt sein.
Weitere Informationen auf der dort verlinkten Seite des nationalpark Wattenmeer:

Es gibt dort eine große, zusammenhängende Fläche mit Primärdünen in einer Ausdehnung von 700 x 200 Metern, insgesamt etwa 14 Hektar groß. Die höchsten Dünen sind sogar über 4 Meter hoch. Einzelne sind bereits mit Strandhafer und Strandroggen bewachsen und es haben sich Weißdünen gebildet. In den Dünentälern bilden sich Salzwiesen wie an den Ostenden der ostfriesischen Inseln. Viele Salzwiesenpflanzen, wie Queller, Dreizack, Wermut und Keilmelde, haben wir dort gefunden. Im gesamten Dünenbereich waren es 49 Pflanzenarten. Diese hohe Artenzahl hat uns überrascht. Fünf Jahre zuvor wurden dort nur 5 Arten festgestellt, zu 99,9 % bestand die Vegetation aus Dünenquecke.

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Sa 5. Jan 2013, 15:55 - Beitrag #2

Anscheinend ist es bisher ja nur eine bessere Sandbank, die auch jederzeit wieder verschwinden könnte. Oder sich doch etabliert, im Wattenmeer weiß man da nie genaues. Über geologische Zeiträume betrachtet ist eh die ganze Gegend eine einzige Fluktuation, iirc ist Texel die einzige friesische Insel mit Gesteinskern.

Sicher gibt es auch schon Leute, die das als Beweis gegen Meeresspiegelanstieg und globale Erwärmung ausschlachten. ;)

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Sa 5. Jan 2013, 16:14 - Beitrag #3

In den verlinkten Texten (oder doch wo anders) wurde auch von der in den letzten Jahren günstigen Situation ohne Sturmfluten berichtet; aus die Lage der "Insel" ist wohl für/bei Sananlagerungen sehr günstig. Immerhin ist das Ding wohl schon einige Zeit alt und mit etwas Glück wird es wohl auch noch eine Weile bleiben.
Sannend finde ich auch, wei genau so etwas in den normalen und Seekarten verzeichnet wrd. Aber Wattenmeer, Schutzzone, da kommt es wohl eh eher nicht auf hochexakte Kartierung an, um zu vermeiden, dass sich da wer festfährt...

Katinka3
Member
Member

 
Beiträge: 121
Registriert: 27.06.2011
Sa 5. Jan 2013, 19:39 - Beitrag #4

Vogelinsel

Zitat von Katinka3:Hallo 009
das ist ja echt Interessant, das mit der Vogelinsel, warst du da selber vor Ort? Kann das überhaupt sein das sich das alles von selber entwickelt hat, oder ob da Naturfreunde nachgeholfen haben.
Und ich denke wenn das alles selber so wächst, es gibt sicher einige solche fälle. Es wird ja immer nur von den Naturkatastrophen berichtet. Da die Menschen lieber das Negative und schlimme hören wollen. bei mir ist das jedenfalls nicht so, ich finde das immer gut, wenn man wieder was schönes zu melden ist. Lg Lydia

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Sa 5. Jan 2013, 19:42 - Beitrag #5

@Katinka: Vögel sind sehr gut darin, neuentstandene, freigewordene oder renaturisierte Lebensräume sofort zu besiedeln. In diesem Fall wurde ja sogar schön genau beobachtet, wie nach und nach mehr Arten dazu kamen.

@009: Kartographisch noch deutlich spannender als auftauchende neue Inseln sind verschwindende nie existente Inseln, so wie letztens irgendwo im Pazifik.

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Sa 5. Jan 2013, 21:59 - Beitrag #6

Vor Ort war ich nur an meinem PC und bei SZ online... Ichhalte es unzweifelhaft für möglich, dass sich durch Einfluß von Wind und Wetter nach und nach soviel Sand sammelt, der dann teilweise trocken bleibt und auf dem sich erste Pflanzen, beipielsweise durch Sameneintrag durch die Vögel, ansiedeln. Dadurch stabilisiert sich der Sand/die Düne/die Insel dann schon ein wenig.

Weniger von der Nordsee als von bayerischen Binnenseen und Gewässern kenne ich den Effekt, das sich (bewachsene) Sandbereiche durchaus von Jahr zu Jahr verändern und entwickeln können. Gab als ich kleiner war verlegentlich Probleme, weil ich am Urlaubsende was am Vegetationsrand verbuddelte und ein Jahr später war der Rand dann schon woanders...

Ob das nun eine gute oder eher normale, zum Wattenmeer typische Geschichte ist, weiss ich nicht.

Wie in mehreren Medienund von einem Veterinär letztes, äh nein nun vorletztes, Jahr selber erfahren gibt es aber bei den Seehunden gute Nachrichten, denn die sind wohl in der Population hinreichend stark gewachsen, um nicht mehr vom Aussterben bedroht zu sein.

Will hier einer die Geschichte hören, die mit der Sichtung eines scheinbar hilflosen Seehundes am Ufer und einem Notruf mit "Wir haben hier eine Robbe zuviel" begann?

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Sa 5. Jan 2013, 22:14 - Beitrag #7

Will hier einer die Geschichte hören, die mit der Sichtung eines scheinbar hilflosen Seehundes am Ufer und einem Notruf mit "Wir haben hier eine Robbe zuviel" begann?
Klar doch. Ansonsten, schöne Sache, das mit Norderoogsand. Von der Benennung her sehr praktisch, wenn man das einfach so anhängen kann. Sollte sich die Insel allerdings dauerhaft etablieren und irgendwann eigene Vorinseln bilden, hat man dann einen -sandsand?

Katinka3
Member
Member

 
Beiträge: 121
Registriert: 27.06.2011
So 6. Jan 2013, 16:31 - Beitrag #8

Hallo 009
Ja ich würde die Geschichte auch gerne hören.
Es sind doch öfter als man glaubt positive Veränderung in der Natur zu beobachten. Die Natur bahnt sich schon ihren weg, ohne wenn und aber.

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
So 6. Jan 2013, 17:48 - Beitrag #9

Wer die ersten Möweneier raubt wird Vogelmann und König des Eilands.
Die Landnahme wird sicher ein Spaß. :crazy:

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
So 6. Jan 2013, 21:55 - Beitrag #10

Es empfiehlt sich ein hinreichend flachwassertaugliches Schiff.
Die Geschichte wird kommen, kann noch ein paar Tage dauern, bis ich die Muße finde sie sortiert in Worte zu kleiden.

Edit: damit ihr schonmal wisst, worum es geht, hier das (leider nur Handy-)Bild von dem Tierchen:

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Do 10. Jan 2013, 00:13 - Beitrag #11

Und nun der Text, dann doch mehr aus Erinnerung und den alten Notizen umformuliert heruntergeschrieben, erreicht gewiss nicht die prosaische Reizhaftigkeit, die dem Miterleben der Geschichte innewohnte, istz aber dafür eine subjektiv-authentische Schilderung...

Ich radelte begleitet am Nordseeufer lang, als ich, weil erst im vorbeifahren in einer der Vertiefungen der Uferbefestigungen erkennbar, plötzlich den Seehund bemerkte. Wir stellten die Räder ab und betrachteten ihn. Erst schien er sich gar nicht zu bewegen, dann minimal. Er hatte die Augen mehr zu als auf, regierte offensichtlich weder wirklich auf die Radfahrer oder Fußgänger (die meisten schienen ihn nicht zu entdecken). Was nun tun? Weder der Vermieter der Ferienwohnung noch die Touri-Info (als Ortskundige) waren zu erreichen, nach dem alten Merksatz „wenns brennt, medizinisch ist oder in Kategorie Katze im Baum fällt, isses Feuerweh, nicht Polizei“ fiel der Entscheid für die Blauröcke (die mit den roten, nicht den silbernen Autosm, ist ja heutzutage nimmer eindeutig). Mit leichtem Zweifel, ob es wirklich ein Notfall ist, wurde die 112 gewählt, nach drern Meldung gesagt hier ein villeicht nicht Notfall, ob er die normale Nummer sagen kann. Die meinetn das kriegt ihre Anlage so gehandelt, gut, dann hieß es sinngemäß „Mein Name ist, ich stehe hier (Beschreibung Uferstelle) und wir haben einen Seehund zuviel.“ - „Aha?!?!?“ - Ja, der liegt in dieser Vertiefung der Befestigung, wirkt schlafend, auch wenn Augen auf keine Reaktion trotz auf nur einen Meter rangegangen“. „Ah, OK, da muß ich mal telefonieren, ich melde mich wieder, ihre Nummer wurde übermittelt“ (gut, das ist bei der 112 ja immer so).

Daraufhin ergab sich die Gelegenheit zu soziologischen Studien. Bewusst um ihm Ruhe zu lasen standen wir an einer Bank, gut 15m von der Stelle weg. Von den vorneikommenden Radlern und Fußgängern haben <50% das Tier überhaupt bemerkt, davon sprach uns nur ein älteres Paar an, was nachdem wir warten auf Rückruf Feuerwehr sich wieder trollte.

Schon meldete sich die Feuerwehr, dankte für den Anruf und sagte das wäre schon sinnvoll, sie würden den Hern Wieauchimmer vorbeischicken, der sei zustöndiger Tierarzt und auch mit der Seehund-Aufzuchstation vertraut. Es könne so nei Viertelstunde dauern, er käme mit dem Privatwagen.

Also wurde der Halt dort verlängert, statt radelnd sich viel der Gegend anzuschauen wurde wartend wenig genau betrachtet, es hatte auch schon was komisches, weil eigentlich am nächsten Tag ein Besuch in einem Meereszoo geplant war, um ua diese Spezies zu betrachten.

Schnell verging die Zeit, es dämmerte schon ein klein wenig, da meinte ich beidseits in großer Entfernung UFOs kommen zu sehen. Das eine muß ein deutsches, weil warnblinkend neben dem Abblendlicht, gewesen sein, das andere hatte das Licht aus, man sah nur teils Refelexionsflächen. Nach kurzen Durchatmen mit der frischen Meerluft erkannte ich dann links einen privaten Kombi und rechts einen Streifenwagen. Letzterer kam zuerst an, wurde von uns wedelnd und mit „Moin, sind sie auch wegen dem überzähligen Seehund hier?“ begrüßt. Das wurde verneint, nach kurzer Info entschieden sich die beiden, das Tier auch ma zu begucken. Kaum getan, traf auch der Veterinär ein.

Ein sehr sympathischer wie urig norddeutsch wirkender und mir auch sehr kompetent erscheinender Herr mit auffallend löchrigem Stiefeln stieg aus. Nach kurzer Rundumbegrüßung erfolgte die gemeinschaftliche Laien-, Fachmanns-, und BOS-Vertreter-Inaugenscheinnahme des Tieres.

Es wurde als junger, untergewichtiger Seehund aus dem Frühjahr des Jahres identifiziert, bei dem unsicher ist, ob er den Winter überstehen oder doch in den Nahrungskreislauf anderer Tiere gelangen wird. Die scheinbare Regungslosigkeit sei nicht ungewöhnlich, er schlafe sehr sicher nur. Auf einen Meter ran sei nicht ungefährlich gewesen, Seehunde seien manchmal dann doch ganz flinke Raubtiere mit gutem Biss, ein Exemplar was eher noch kleiner war sei ursächlich für die Schäden am Gummistiefel. Direkten Anlaß zu Aktionen sehe er nicht, der theoretische Entschluß ihn in die Aufzuchtstation bringen zu lassen würde für ihn einen hohes Maß an Streß bedeuten, was mitunter auch zum ableben führen kann. Zudem dürften solche Transporte nur im Zivilwagen erfolgen, was für die Fahrer auch sehr riskant sei, weil bzw. wenn sie die Transportzeit minimieren wollten. Zudem hänge es daran, wie die nächste Zeit werde, wieviel er noch zulegen und wie das Wetter werden würde, es sei jetzt weder sicher zu prognostizieren, dass er es schafft noch das er es nicht schafft.Und anders als noch viele dächten sei die Population insgesamt groß und nicht nur stabil, sondern wachsend, ein aussterben sei nicht zu befürchten.

Ungefähr zu diesen Worten regte sich der kleine, wohl über die generell guten Aussichten seiner Art erfreut. Die Polizisten, alles irgendwie notierend, fragten dann ob er also ohne Maßnahme wieder fahren würde und sie den Einsatz, der ja eh keiner war, weil nur auf Streifenfahrt angehalten, wieder beenden könnten. Der Tierarzt meinte von ihm aus schon, wenn der Seehund wolle käme er leicht wieder ins Wasser, bei Bedenken das er da zu nach an den Touristen ist gäbe es dan nur zwei Möglichkeiten: Mit Besen oä. den er dabeihabe, ihn auf- und wieder ins Meer scheuchen oder im anderen Extrem ihn töten und zur Obduktion für die Forschung bringen lassen. Auf ein „ginge das? Könnten Sie das?“ der Beamten folgte ein trockenes „Ich hab die Genehmigung, geeignete Waffe und Transportmöglichkeit im Wagen“ Aaaaber gleichzeitig erwachte dann doch wieder der Lebensgeist im Seehund, er drehte sich, verschwand im Wasser, guckte nochmal zurück so als meinte er „Gehts' noch“ und ward nimmer gesehen.

Schnell war die Streife weg und nach nettem Plausch mit dem Arzt übver Seehunde und Tierarzt zu sein direkt am Wattenmeer wollte auch der wieder nach Hause.

Nach dem Urlaub habe ich für diesen „Privatunterrricht im Einsatzfall“ dann der Einfachheit halber, weil ich den Namen vom Arzt nimmer hatte, einer der Auffangstationen eine Spende überwiesen.

Tja, auch so kann Urlaub im bzw. am Wattenmeer verlaufen...

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Do 10. Jan 2013, 15:45 - Beitrag #12

Niedliches Bild, und danke für den ausführlichen Bericht! Ja, als er so locker vom Erschießen sprach, dachte ich mir auch ein "Geht's noch?" - gut, daß der Seehund sich davongemacht hat. 'Gefahr für die Touristen'... wer sich beißen läßt, ist selbst schuld, für das Restrisiko das Tier zu töten erscheint mir arg unverhältnismäßig.

Katinka3
Member
Member

 
Beiträge: 121
Registriert: 27.06.2011
Do 10. Jan 2013, 19:28 - Beitrag #13

Seehund

Eine schöne Geschichte, gut das der Seehund wieder lebendiger wurde und abhaute. Erschießen finde ich nur Sinnvoll, wenn er zu krank zu schlapp gewesen wäre. Zu schnelle entscheidungen sind in so einem Fall meistens nicht so gut. Tiere stellen sich auch öfter aus Angst tot.
Danke für die geschichte. Ich schätze auch, da du das alles ja auch noch erlebt hast , hat die Geschichte noch einen anderen Wert.

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Do 10. Jan 2013, 21:35 - Beitrag #14

Es wart zweifellos eine der (vielen) Höhepunkte dieses Urlaubs. Ich hatte auch ganz stark den Eindruck, der verbal vielleicht nicht so ganz gut schilderbar war, dass derTierarzt für die Anwesenden mehr die theoretischen Möglichkeiten schilderte und wohl nicht die Absicht hatte, aus eigenem Antrieb das Tier zu töten. Und wenn ich mich dunkel an die blonde Polizistin erinnere, hätte die da auch bestimmt was dagegen gehabt.
Wer weiss, was mir dieses Jahr im Urlaub (aber fernab von Seehundregionen) blüht...


Zurück zu Natur & Reisen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste