Tiere in der Hitze

Der Kaktus auf dem Fensterbrett und der bedrohte Regenwald, Haustiere, die uns zu Kühlschrankbutlern erziehen, Wildtiere, die ihre Lebensräume verlieren, Reisen in die Einsamkeit und Erkundungen von Städten.
Traitor
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Fr 26. Jul 2013, 11:15 - Beitrag #1

Tiere in der Hitze

Wmig VI:
Zitat von Kati:Jan: Sommer, von mir aus, aber bitte 8-10 Grad weniger. Mensch und Tier leiden nur bei dem Wetter, und besonders erstere vergisst Mensch gerne bei der "Sommerfreude".
Bei Pferdi zweifel ich im Moment das das so schnell wieder gut wird :(

Zitat von Traitor:@Kati: Dann muss es in Bremen nochmal ein Stück heißer gewesen sein, mit 10°C weniger hätte es hier nicht mehr als Sommer gezählt. Aber wenn Tiere mit solchem Wetter nicht klar kommen, würde ich behaupten, dass sie verzüchtet oder falsch gehalten sein müssen... ]
Zitat von Kati:@Traitor: Mein Thermometer hat mir hier gestern herrliche 34 Grad angezeigt. Bei der Luftfeuchtigkeit die hier herrscht...Und entschuldige... KEIN Hund und KEIN Pferd finden diese Temperaturen toll. Die einzigen die das super finden sind die Insekten. Und die beißen im Moment wie sonst was. Und meine kriegen die beste Haltung und Versorgung die sie kriegen können *schnaub* (und nein... keine Boxenhaltung).

Pferdi hat wohl wie es aussieht ne Huflederhautentzündung :rolleyes: Naja, das heißt nur Geduld und Spucke.

Zitat von Lani:Ist doch normal, dass viele Tiere mit dem heißen Wetter nicht klarkommen...ich meine, ich habe jetzt noch nichtmal Fell und kam mit dem Wetter gestern nicht klar. Und ich bin weder verzüchtet, noch werde ich schlecht gehalten. :D

Zitat von Traitor:@Kati: Ich meine keine schlechte Haltung durch dich persönlich, sondern durch die Menschheit allgemein. Ein Wildtier sollte normalerweise mit Temperaturen innerhalb der üblichen Schwankungsbreite seines natürlichen Lebensraumes weniger Probleme haben. (Auch auf einer besonders großen Weide hat ein Pferd vermutlich weniger gute Möglichkeiten, sich in richtig tiefem Schatten zu verstecken, als wenn es einen halben Kontinent zur freien Verfügung hat.)

@Lani: Oh doch, wir Zivilisationskinder sind alle verzüchtet. Und Schreibtischhaltung ist auch nicht artgerecht. ]
Zitat von Kati:@Traitor: Wenn ich mich nicht arg täusche kommen Pferde aus der doch recht warmen Savanne... nun sie haben hier Schatten wo sie sich unterstellen können und trotzdem isses ihnen zu warm. Und auch der Hund stammt ja nun vom durchaus heimischen Wolf ab. Und ich habe keinen Hund in den letzten Tagen seit die Hitze angefangen hat (vom Mischling bis zum Rassehund) gesehen der das einfach so weg gesteckt hat. Es ist nunmal zu warm mit an die 35 Grad und der hohen Luftfeuchtigkeit. An Überzüchtung liegt das sicherlich nicht (okay bei Huskys z.B stimme ich dir zu).


Eben, Pferde kommen aus einem Lebensraum, aus dem sie Wärme gewohnt sein sollten. "Savanne" sagt man meines Wissens aber nur zu Afrika, in Eurasien "Steppe", und die ist nicht dauerwarm, im Winter sogar verdammt kalt, aber im Sommer schon auch heiß, Kontinentalklima halt. Daher sollten sie hinreichende natürliche Vermeidungsstrategien für Extremwetter haben, z.B. Schatten oder Wasser suchen. Dass sie auch dann noch "etwas" leiden, ist dann halt so - zwischen das Wetter nicht mögen und es nicht aushalten ist ja noch ein Unterschied. Genauso sind die meisten Lebewesen ja in der kalten Jahreszeit nicht gerade glücklich, überlebensgefährlich werden aber nur echte Extrema (...oder bei bereits schwachen Exemplaren).
Auch der Mensch, selbst aus gemäßigten Breiten stammende Vertreter, kommt ja mit hohen Temperaturen halbwegs klar, zumindest, wenn er zu natürlichen Vermeidungsstrategien greifen darf und nicht im Büro angenagelt ist.
Und deine Weide mit Schatten ist für die Pferde sicher schonmal viel besser als reine Stallhaltung oder eine komplett sonnige Wiese. Aber ohne mich mit dem Wanderverhalten wilder Pferdeherden so richtig auszukennen, würde ich doch vermuten, dass die als Langstreckenläufer zu noch großräumigerer Vermeidung neigen, sprich aus Bremen nach Hannover oder Hamburg weglaufen würden. ;)

Bei Hunden hängt es sehr von der Rasse ab, ja. Wie da das "natürliche" Verhalten aussähe, ist schwer abzuschätzen. Relevant könnte sein, dass er vermutlich weniger von arktischen als von orientalischen Wölfen abstammen dürfte, also eine gewisse Ausgangshitzetoleranz haben sollte; aber wie sehr sich da die Genpools vermischt und neu sortiert haben, ist schwer abzuschätzen. Letztlich würde ich das gleiche wie bei Pferden vermuten: sie leiden, überleben aber offensichtlich. Gute Haltung macht es ihnen viel einfacher, in der Natur (so sie da denn überlebensfähig wären...) hätten sie aber vermutlich noch etwas bessere Optionen.

(Und noch Nebenbemerkung zum Wetter an sich: der Unterschied zwischen Bremen und Hannover schien vor allem die Luftfeuchtigkeit zu sein, die war hier bis vorgestern noch völlig unproblematisch.)

Lykurg
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Fr 26. Jul 2013, 12:25 - Beitrag #2

Das hab ich mich auch gefragt, als ich Katis Kommentar sah - danke für die Threaderöffnung! Sicher ist zu große Hitze für unangepaßte Tiere eine Belastung, entsprechend verhalten sie sich dann ja auch, suchen Schatten auf, hecheln mehr, trinken mehr, baden etc. - je nachdem, wozu sie die Möglichkeit haben. Vogelbecken sind eine gute Möglichkeit, einen Ausgleich dafür zu bieten, daß in Städten weniger sichere Schattenplätze und Kleingewässer zu finden sein dürften als in freier Natur.

Aber wenn etwa ein Pferd oder Rind unter der Hitze sichtbar leidet, liegt das mE wirklich eher daran, daß es in einem zu heißen Stall eingesperrt ist, auf der Weide nicht genügend Schatten und der nächste Weiher oder Flußlauf zwar nur ein paar Pferdeminuten entfernt, aber jenseits des blöden Zauns ist - anders gesagt also an seiner Haltung, nicht an seiner Natur. Für exotische Tiere gilt das erst recht - wenn ein Zoo z.B. nicht in der Lage ist, seinen arktischen Tieren im Sommer erträgliche Lebensbedingungen zu schaffen, darf er sie nicht halten.

Maglor
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Fr 26. Jul 2013, 17:18 - Beitrag #3

Draußen sind die meisten Tiere in der Regel besser aufgehoben. Das liegt vor allem daran, dass die Ställe häufig ausgesprochen schlechte Bausubstanz habe. Das gilt besonders für Altbauten und improvierte Verschläge. Die Fenster sind meist nicht zu öffnen, Isolierung fehlt weitestgehend und obendrüber ist irgendein Wellblech.

Die einzigen Tiere, die im freien wirklich leiden dürften, sind die heute üblichen Hausschweine. Mit ihrer rosa Haut neigen sie zum Sonnenbrand und ihr nur spärlich behaarter Körper neigt zum Überhitzen, vor allem in Kombination mit dem mehr mit dem Kreislaufsystem zusammenpassenden Fleischmenge.
Bei Fell gilt ja meistens die bekannte Binsenweisheit: Was vor der Kälte schützt, schützt auch vor Wärme. (Das gilt jedoch nicht bei speziellen, unnatürlichen Langhaarzüchtungen, Schafen etc.)

Nach der aktuell - glaube ich - gültigen Lehrmeinung stammt der wilde Vorfahr des Hauspferdes aus der ukrainischen Steppe. Das ist ein Gebiet mit sehr großen Temperaturschwankungen, so zwischen - 40°C im Winter und + 40°C im Sommer.

So lange wenigstens einmal täglich Zugang zu einer Tränke besteht und keine vegan inspirierten Stadtkinder in der Nähe sind, ist eigentlich alles in Ordnung. ;)

Lykurg
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Fr 26. Jul 2013, 17:35 - Beitrag #4

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janw
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Fr 26. Jul 2013, 20:55 - Beitrag #5

Naja nun, Katis Vierbeiner leidet anscheinend weniger an den Temperaturen, als an den gerade wirklich heftig aktiven Sechsbeinern. Die Bremsen sind gerade wirklich nicht auszuhalten.

Und dann noch etwas an den Hufen...armer Tinker!

janw
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Sa 27. Jul 2013, 19:54 - Beitrag #6

Traitor, Du hattest irgendwo angemerkt, daß ja die Zebras Streifen haben, weil fliegende Stecher dann weniger angreifen.
Das wird mW vor allem hinsichtlich der Tsetse-Fliege gesagt. Ob es auch für Bremsen gilt?
Kati könnte ja mal einen Versuch wagen^^ Tinkbra^^

Kati
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Sa 27. Jul 2013, 20:06 - Beitrag #7

Jan:^^ der Tinker gehört meiner Mutter. Ich hab ein Fjordpferd und einen öhm... Weideunfall xD

Fakt ist nunmal das die Optimaltemperatur für Pferde bei ungefär 10 Grad liegt. Das ist hier natürlich selten gegeben, bis 25 Grad würde ich das auch als problemlos einschätzen. Die Hitze die wir im Moment hier haben ist kaum zum aushalten, die meisten reiten im Moment nicht einmal. Wegen Pferd und eigener Hitzevorsorge :D Und dabei haben meine Pferde hier eigentlich optimale Bedingungen: Offenstall mit freier Bewegungsmöglichkeit, mehreren Unterstell und Schattenmöglichkeiten, dauerhafte Wasserversorgung (okay sollte selbstverständlich sein), Futter soviel sie möchten und Sand um sich zu wälzen was ebenso ein natürlicher Insektenschutz ist. Und trotzdem: Man merkt besonders meiner Stute die Hitze an. Sie sind müder, lustloser und irgendwie leicht abgenervt hab ich den Eindruck. Sobald es regnet und dadurch kühler wird blühen die Hoppas richtig auf. Und was zusätzlich quält sind insbesondere die Bremsen. Und gegen die ist auch noch kein wirkliches Kraut gewachsen. Wobei es im Moment erfolgreiche Experimente damit gibt Pferdi Zebrastreifen auf zu malen :D

Gleiches gilt für meinen Hund. Normalerweise liebt sie nix mehr als im Stall rum zu hüpfen, mit Pfotenfreunden über die Weiden zu preschen oder ähnliches. Jetzt: Hecheln, Grube buddeln und reinlegen und bloooooooooß nicht bewegen.
Mich würd mal interessieren wie es um die schnurrenden Vierbeiner bestellt ist?

Ich nehme aber mal an das es nichtmal die Wärme an sich ist, sondern viel mehr die hohe Luftfeuchtigkeit. Bei Spitzenwerten von 75% geht nicht nur uns schnell die Puste aus. Wir wissen es ja selbst: In Ländern wo wir nicht so eine Luftfeuchtigkeit haben lässt es sich einfach viel besser aushalten.

Was auch immer es ist: Wir sind als Menschen verpflichtet unseren Tieren die Hitze so erträglich zu machen. Wenn ich an die armen Pferde denke die stundenlang in ihrer Box stehen müssen wird mir schlecht. Oder die verantwortungslosen Menschen die ihre Hunde im Auto lassen weil sie "nur mal eben 10 Minuten einkaufen gehen".


Traitor
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Di 30. Jul 2013, 21:51 - Beitrag #9

@Jan: Weder, dass ich mich daran erinnern könnte, noch, dass die Suchfunktion dazu etwas hergäbe... meinst du Kati, und offline?

Zitat von Kati: Was auch immer es ist: Wir sind als Menschen verpflichtet unseren Tieren die Hitze so erträglich zu machen.
Oder zumindest genauso erträglich, wie sie es unter natürlichen Bedingungen hätten.

Haben Ställe von Renn- und sonstigen Bonzenpferden eigentlich Klimaanlagen? Und in Katar gleich ganze Weiden...?

Gegen die Bremsen könnte man dem Pferd ja auch Selbstschuss-Laser auf den Kopf und an den Schwanz schnallen. ;)

Maglor
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Di 30. Jul 2013, 22:01 - Beitrag #10

Ställe für Massentierhaltung haben Klimaanlagen.
Das hat aber auch den Nachteil, dass die Tiere verrecken, wenn der Strom ausfällt und keiner das Notstromaggregat anschaltet.


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