Fahrrad-Ausstellung in Hamburg

Der Kaktus auf dem Fensterbrett und der bedrohte Regenwald, Haustiere, die uns zu Kühlschrankbutlern erziehen, Wildtiere, die ihre Lebensräume verlieren, Reisen in die Einsamkeit und Erkundungen von Städten.
Traitor
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So 11. Mai 2014, 17:52 - Beitrag #1

Fahrrad-Ausstellung in Hamburg

SpOn-Bericht, Museumsseite
Ermittlungsauftrag an Lykurg, falls er nicht dieses Wochenende schon drin gewesen sein sollte: lohnt sie sich? Besonders das bisonntägliche Altfahrräder-Ausprobieren klingt einladend.

Lykurg
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So 11. Mai 2014, 20:55 - Beitrag #2

Habe gestern davon gelesen, werde selbstverständlich hingehen und ausprobieren; die Ausstellung läuft ja immerhin bis nächstes Jahr, ich werde also sehen, ob ich eine Empfehlung aussprechen kann.

Übrigens finde ich den dritten Kommentar unter dem Spiegel-Artikel bemerkenswert, wenn auch qualitativ ziemlich SpOn-forumstypisch:
Mein Fahrrad (Cube 2013) hat bereits eine Tour von Rheinland -Pfalz bis in die Alpen problemlos bestanden und wird wohl noch weitere tausend Kilometer bestehen. Obgleich ich behaupten muss, dass jenes, welches ich aktuell fahre, preislich durchaus sehr teuer war und man daher evt. behaupten könnte, es müsse solche touren aufgrund des Preises aushalten.
Ich kann die Sorgen des Schreibers verstehen, schließlich ist das Mindesthaltbarkeitsdatum seines Rades offensichtlich schon abgelaufen. :crazy:

blobbfish
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Mi 21. Mai 2014, 14:09 - Beitrag #3

Prinzipiell bin ich auch an der Ausstellung interessiert, schade finde ich, dass sie den Schwerpunkt auf Stadträder gelegt haben (lt. Spiegelartikel), die wirklich schönen Räder und viele Innovationen, die sich nie richtig durchsetzten, bleiben damit ja außen vor.

Der sehr geliebte Schnellspanner wurde von Campagnolo erfunden, damit er schneller den Gang wechseln konnte. Hintergrund: Für einen Gangwechsel wurde das Hinterrad andersherum eingebaut, es hatte auf beiden Seiten der Nabe nämlich einfach unterschiedlich große Ritzel, quasi eines für Steigungen und eines für die Ebene/Abfahrt. Die inzwischen als Innovation gepriesenen, elektronischen Schaltungen stammen aus den 90ern, waren aber einfach nicht im Wettbewerb erlaubt. Stammt übrigens auch aus Italien. Das einzige, was die Japaner richtig machen, ist Nabenkonstruktion: Gemeinhin finden Industrielager Verwendung, diese werden aber entgegen ihrer natürlichen Nutzungsrichtung genutzt - das ist möglich, da Industrielager einfach entsprechend robust sind. Die DuraAce-Naben sind im Grunde die einzigen, die korrekt gebaut wurden. Wie so oft entscheidet aber im Grunde der Markt: Industrielager sind spottbillig.

Interessant finde ich auf den Bildern das Adler-Hochrad, genauer: Dessen Speichung. Aufgrund der Größe wirkt die Dreifachspeichung wie eine Radialspeichung.

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Cube-Räder sind doch gar keine Baumarkträder, insofern erwarte ich von ihnen tatsächlich, dass die nach einer Tour von Rheinland-Pfalz (immer dem Rhein entlang? Das böte auch kaum Belastung) in die Alpen einen nur irrelevanten Abnutzungsgrad aufweisen. Eventuell betrachtet er das Rad in seiner Gesamtheit als defekt, wenn schon ein Bauteil defekt ist. Da die Lebenszeit einer Kette vergleichsweise gering ist, ist es nicht so abwegig, wenn er doch nur noch tausend schafft, bis das Rad kaputt ist.

Lykurg
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Do 22. Mai 2014, 15:56 - Beitrag #4

Stimmt, ich denke aber auch, daß dein Vorwissen das der meisten Standardbesucher ein wenig übersteigen dürfte, entsprechend diese an allerlei exotischen Spezialthemen zwar möglicherweise ebenfalls Freude hätten, diese aber nicht erwarten oder gar einfordern werden. Die Schaltungsgeschichten zum Beispiel waren mir völlig neu, nun habe ich natürlich auch einen dahingehenden Anspruch.

Eben darauf bezog ich mich ja, ich meine, ein Cube 2013 dürfe ruhig auch bis 2015 halten, und mir ist auch bei 1000 km noch nie eine Kette gerissen (ich weiß auch nicht, wieviele 1000 km ich bis jetzt drauf habe). - Die Frau eines Kollegen hat übrigens gerade auf ebay Kleinanzeigen ein praktisch ungebrauchtes Kevlar-Rennrad für 500€ geschossen, offenbar von einem eher großbürgerlichen Schüler, der grad ein neues bekommen hatte. Sie waren recht erfreut darüber, auch ihre vierjährige Tochter kann es problemlos hochheben, praktisch sowas.

blobbfish
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Do 22. Mai 2014, 18:42 - Beitrag #5

Eine Ausstellung sollte aber auch das Ziel haben, nicht nur das Vorwissen der Standardbesucher aufzugreifen, sondern den Horizont vermittels des Hintergrundes erweitern - das ist ein Punkt, warum ich Führungen oftmals nicht abgeneigt bin (insbesondere da in den meisten Museen, die mich anlocken, ich nicht das Vorwissen mitbringe, die Objekte selbst zu analysieren bzw. zu verstehen [und weswegen ich mich sehr über deine Anwesenheit in der Antikensammlung im Schloss Wilhelmshöhe freute]). Ganz davon abgesehen: Die Ausstellung will ja auch schöne Fahrräder ausstellen. Schönheit liegt natürlich auch im Auge des Betrachters, die wirklichen Perlen findet man aber unter den italienischen Rennradrädern, Form, Farbe, Muffen und so fort. Ich schätze mal, dass Hohlkammerfelgen den "normalen" Felgen ebenfalls nicht gegenüber gestellt werden, ein Punkt, der für Stadtfahrer eigentlich auch ganz interessant ist: Hohlkammerfelgen sind stabiler und steifer, das liegt einfach in der Struktur, allerdings schwerer und weniger wendig (und bedeutend häßlicher).

Da habe ich noch zwei nette Hintergründe für dich: Als Vertreter des Stahlrahmens, ist dir das Konzept des (leider in seiner Reinform aussterbenden) Diamantrahmens bekannt. Die Bezeichnung hat nichts mit Diamanten zu, auch nicht mit Diamant in Sachsen (die sehr wohl Diamantrahmen herstell(t)en, das ausgestellte in Hamburg ausgestellte ist dafür ein Beispiel), sondern ist einfach eine Falschübersetzung, korrekt müsste es nämlich Karo- oder Rauterahmen heißen. Das zweite betrifft den Karbonrahmen (im Rennradbereich), während Karbonrahmen mittlerweile zum Standard werden, wurden sie früher explizit verboten. Ein Rennradfahrer baute sich einen Karbonrahmen, wodurch er im langfristigen Mittel mehrere Sekunden pro 100km gegenüber Stahlrädern herausfahrenkonnte. Ich habe leider den Namen des Fahrers vergessen, das müsste aber in den 80ern gewesen sein. Im Grunde sind Alu- und Karbonrahmen für den Stadtverkehr eigentlich ziemlich blöd, besonders da sie ja mit Federgabeln ausgestattet werden (die kaputt gehen, das reiche Ökobürgertum kann man prima ausnehmen), ein Stahlrahmen braucht keine Federgabeln. Nebenbei, für alle Ökos: Stahlrahmen haben eine bedeutend längere Lebenszeit, dafür muss man allerdings im Physikkurs aufgepasst haben und in der Lage sein, zu begreifen, was Wendungssteifigkeit ist.

Der Punkt mit der Kette ist nicht der Riss, in Bezug darauf sind Ketten sehr durchaus sehr tolerant und langlebig. Der eigentliche Verschleiß der Kette liegt in der Dehnung, da kannst du gerne nach suchen, ich habe die Zahlen nicht im Kopf, ab einer gewissen Länge passen aber die Kettenglieder nicht mehr konkret auf die Zacken der Ritzel (und der Kettenblätter) und schleifen diese ab (ist mir an einem meiner Räder anno 2005, damals noch so'n Mountainbikeding, passiert), irgendwann kann die Kette nicht mehr greifen und rutscht einfach weiter. Besonders ärgerlich bei z.B. deinem Rad, da du einen Zahnkranz fährst, also den gesamten Krans wegschmeißen müsstest (und eine neue Kette). Bei meinen Rädern ist das nicht anders, obwohl ich inzwischen keinen Schraubkranz sondern Steckkranz fahre, der Vorteil des Kranzes gegenüber Einzelritzeln liegt nämlich darin, dass die Nabe geschont wird (und eben darin, dass man mehr Geld mit machen kann). Marchisio klingt italienisch, ist aber deutsch und kombiniert übrigens Einzelritzel mit einem Krankzkonzept, wenn man es so will.

Traitor
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Sa 24. Mai 2014, 12:10 - Beitrag #6

Naja, wenn die Ausstellung den ganzen Bogen vom 19. Jahrhundert bis heute spannen will, dann sind italienische Hightech-Rennräder doch eher nur eine kurze Episode - oder denkst du auch an deutlich frühere Vertreter als die erwähnten 80er-Beispiele?

"Hohlkammerfelgen sind schwerer als normale" klingt wunderbar widersinnig. Weil sie einen größeren Querschnitt und dadurch letztlich doch mehr Material haben...?

Dass ein Cube-Fahrrad sich besonders stark abnutzt, finde ich nur logisch. Die Räder holpern halt ganz schön, da schleifen sich die Ecken dann halt ab. ;)

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So 25. Mai 2014, 13:20 - Beitrag #7

Das geht natürlich auch über die 80er hinaus. Es muss ja auch nicht der Fokus auf diese gelegt werden, für den Hintergrund ist der Rennradbereich aber eben auch wichtig. Ganz abgesehen davon findet man unter den Rennrädern natürlich auch die schönsten Ausstellungsobjekte.

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Moderne Hohlkammerfelgen haben inzwischen deutlich größere Kammern und teilweise auch mehr als einen Hohlraum.

Bild

Hier eine (tiefe) Kastenfelge.


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