schnarch

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
dian
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So 28. Jul 2002, 00:09 - Beitrag #1

schnarch

Ich erinnere mich an seelige Zeiten, als es eine starke Linke in Deutschland gab. Damals wurde noch gegen alles und jeden demonstriert... ganz egal, ob es nun gegen eine Umgehungsstraße in Hinterödlingen oder gegen die Kanzlerkandidatur von Franz-Josef Strauß ging.
Und heute?
Da steht ein Mann kurz davor, Kanzler zu werden, den nicht nur ich als kontraproduktiv für eine menschliche und fortschrittliche Gesellschaft betrachte... und keinen scheint das wirklich zu kümmern.
Ok, im Internet gibt es einige, die die Leute davor warnen wollen, wie die Unity, das Kaktus-Magazin und andere... jedoch bringt das nicht besonders viel, weil Otto-Normal-Wähler nunmal nicht ins Internet kommt. Jedenfalls nicht, um sich politisch zu informieren... höchstens mal, um sich auf der Homepage der Barfuß-Fetischisten einen runterzuholen oder neue Klingeltöne für sein Handy herunterzuladen.
Ich frage mich:
Wo sind die landesweiten Proteste gegen Stoiber... gegen einen Mann, der sich geistig definitiv noch in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts befindet?
Gab es in der Tagesschau auch nur einen einzigen Beitrag, der den Zuschauer mal darauf aufmerksam gemacht hätte, dass viele Menschen den Kandidaten der Union und seine Partei als schädlich für das soziale Klima in Deutschland ansehen?
Demonstriert wird anscheinend erst hinterher.
Selbst den linken Parteien scheint die Luft ausgegangen zu sein. Die PDS übt sich in utopischen pazifistischen Parolen, die eh keinen normalen Menschen interessieren... die Grünen wären ohne Cem Özdemir's Billig-Kredit längst völlig aus den Schlagzeilen verschwunden... und die SPD ist ja schon lange nicht mehr links.
Daher frage ich vor allem mal die Anhänger von linken Organisationen wie der Antifa, den Jusos und ähnlichen, die sich hier herumtreiben:
Was tut ihr dagegen?
Warum schlaft ihr?
Im Schlaf soll schon so mancher erstickt sein...
CU
- DIAN -

Krautwiggerl
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So 28. Jul 2002, 00:59 - Beitrag #2

Momentan hinkt jede auf dem "Markt" vorhandene politische Richtung der Realität hinterher, links wie rechts, und die Ideologie der Linken ist genauso aus den 50ern, da auch sie den geänderten Umständen nicht Rechnung trägt.
Soziale Gerechtigkeit, schön und gut, bin ich auch für, aber dazu muss es erstmal wieder was zum Verteilen geben, und das vergisst irgendwie so ziemlich jeder...

Feuerkopf
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So 28. Jul 2002, 01:00 - Beitrag #3

Naja, dian,
es liegt wohl daran, dass die Leute, die die "Willy wählen"-Buttons am Parka trugen, inzwischen vor lauter Fleißig-im-Job-Sein ihre Wurzeln vergessen haben. (bisschen polemisch, ich weiß)

Es liegt aber auch daran, dass wir wissen: Weder Schröder noch Stoiber machen wirklich was kaputt, wenn sie an der Regierung sind. Die Macht im Staate liegt längst bei ganz anderen Kräften. Die Großbanken und internationalen Multis spielen auf ganz anderen Parties.
Was will Stoiber denn machen, wenn er regiert? Denselben Murks, den die Regierung Kohl gemacht hat, denn er arbeitet mit denselben Leuten.
Es ging uns nicht schlecht genug in dieser Zeit. Die 16 Jahre haben aber ein Klima erzeugt, das noch heute nachwirkt: Die Leute haben sich in ihr Privatleben zurückgezogen, sind vereinzelt. Die Aktivitäten sind zersplittert, nur das persönliche Wohlergehen ist interessant. Ich und mein Magnum.

Voller Bauch demonstriert nicht gern...

Feuerkopf
in dieser Hinsicht desillusioniert

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So 28. Jul 2002, 01:11 - Beitrag #4

@DIAN: BIST DU AM 14.09 IN KÖLN ZUR DEMO GEGEN STOIBER ???
Ich bin sehr warscheinlich da...
@Aesos...dann wär doch ma ne gute Gelegeheit sich zu treffen...:s1:

Die Macht im Staate liegt längst bei ganz anderen Kräften. Die Großbanken und internationalen Multis spielen auf ganz anderen Parties


Das ist echt schlimm, dass es so ist, dagegen muss was getan werden ! Aber ob da nur demonstrieren hilft...?

dian
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So 28. Jul 2002, 11:15 - Beitrag #5

@ Held der Nation:
Bis jetzt habe ich gar nicht gewusst, dass es da in Köln eine Anti-Stoiber-Demo gibt.
Hmm... in Bayern trauen die sich das wohl nicht? *g*
Jedenfalls gut zu wissen, dass doch noch vereinzelt Lebenszeichen der Linken zu erkennen sind. Köln ist zwar nicht gerade in der Nähe, aber ich werd es mir mal durch den Kopf gehen lassen.

@ Feuerkopf:
Klar, einen großen Unterschied zwischen Schröder und Stoiber gibt es nicht mehr. Zumindest wird ihn der Durchschnittsdeutsche kaum wahrnehmen.
Einzig die Randgruppen, seien es nun Asylbewerber, Punks, Kiffer, Gothics etc., werden unter dem zunehmenden Klima der Intolleranz zu leiden haben, wenn Stoiber mal an die Macht kommen sollte.
Setz dich mal als Schwarzer in nen ICE... Durch ganz Deutschland kommst du, ohne dumm angemacht zu werden. Aber gleich hinter Augsburg wirst du von Beamten in Zivil umstellt und dir werden erst mal ordentlich die Taschen durchsucht... ne schwarze Hauptfarbe zu haben ist schließlich immer verdächtig!
Naja, ich hab keinen großen Bock drauf, dass das bundesweit so kommt.

Lieber von ner ruhigen Hand regiert werden, als von einer Starken unterdrückt!!

Krautwiggerl
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So 28. Jul 2002, 11:49 - Beitrag #6

Wenn ihr Leute da genauso viel Energie darauf verschwenden würdet, um eure direkte Lebenssituation zu verbessern, wie um Stoiber als den Antichristen hinzustellen, dann ging's euch gar nicht schlecht... Ich mag den Mann auch nicht, aber so ist das echt nur noch lachhaft...

Feuerpeg hat aber die wichtigste Macht im Staat vergessen: die Medien. Die sind zum guten Teil mitverantwortlich, dass die grossen Parteien und zunehmend auch die kleinen ihre Programme verwässern müssen (als Kausalität davon könnte man auch den gesunkenen Bildungsstand ausmachen, denn es werden scheinbar nur noch platte Lösungsvorschläge verstanden und akzeptiert, die eigentlich auf höchst komplexen Problemen basieren).
Lobbyisten spielen immer eine Rolle, aber Lobbyisten sind nicht nur Großkonzerne. Auch Gewerkschaften oder der Bauernverband. Vor allem letzterer hat in seinem Bereich soviel Macht, dass er immer noch bei der EU, obwohl es schon internationale Abmahnungen wegen unlauteren Preisdumpings gab, die hohen Subventionen hochhalten kann. Um nur ein Beispiel zu nennen.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen grundlegend reformiert werden, weil sich die Umweltbedingungen geändert haben. Und alle Kräfte, die Reformen verhindern, machen nur noch mehr kaputt. In meinen Augen sind die Gewerkschaften die konservativsten Kräfte, denn sie trachten nur danach, den Status Quo zu erhalten (conservare = dt. bewahren).

Jeder, der mit irgendeiner Ideologie an die Sache rangeht, ist zum Scheitern verurteilt. Da bedarf es eines neuen Pragmatismusses, und den sehe ich eigentlich bei den Linken noch weniger als bei den Rechten. Der keynesianische Unsinn, denn Lafontaine noch treiben wollte, ist ja gottseidank endgültig gegessen, aber jetzt dreht sich die Diskussion darüber, dass man nur zwischen Effizienz (die Grösse des Kuchens) und der Gerechtigkeit (Verteilung desselben) wählen kann, also die Diskussion, wieviel Effizienzverlust ich für wieviel Gerechtigkeit in Kauf nehme. Wenn du an dem jetzigen System nichts ändern würdest, dann würde das stimmen. Und bei besonderem Gerechtigkeitsstreben, wär nicht mehr viel da zum Verteilen, und den Bedürftigen würde es auch nicht viel besser gehen...
Ziel muss es sein, durch strukturelle Reformen diese Kurve der Wahlmöglichkeiten nach aussen zu schieben, so dass sich Gerechtigkeit und Effizienz besser vereinbaren lassen. Die soziale Marktwirtschaft zielt darauf ab, aber sie muss den Bedingungen der Globalisierung angepasst werden (den Globalisierungsgegnern und Befürwortern einer hermetisch abgeriegelten Volkswirtschaft möchte ich sagen, dass sie dann auf folgende Produkte ganz verzichten müssten oder nur zu horrenden Preisen bekommen würden: Computer, Kinofilme, Videos/DVDs, Videospiele, Motorräder, Stereoanlagen, Südfrüchte, Kaffee, Kakao, bestimmte Textilien und vieles mehr!).
Was ich aber von Aktivisten immer so lesen muss, hängt mir langsam sonstwo raus, weil deren Argumente total substanzlos sind. Und was mich noch mehr aufregt, ist, dass sie das Allgemeinwohl vorschbieben, obwohl sie auch nur eigene Interessen bedienen, verlogen ist das!
Die Reformen, die helfen würden, werden viele Gewinner, aber auch einige Verlierer haben. Das geht leider nicht anders. Aber sollen wir weiter dahinsiechen, indem wir alles so lassen oder gar einen Schritt zurückgehen?
Von Großkonzernen bin ich auch nicht begeistert, obwohl das wirtschaftlich nicht begründbar ist, da schwingt bei mir wohl auch etwas gut-deutscher Geist mit. Aber wenn ich dann so unqualifizierte Aussagen höre... ich möchte echt mal wissen, ob euer Ziel eine Verstaatlichung der Betriebe ist. Und wie die Wirtschaft dann bei uns funktionieren soll. Auf die Theorie gehe ich gar nicht ein, sondern liefere ein Faktum: alle Ostblockstaaten wären bereits Anfang der 80er Bankrott gewesen, hätte der Westen nicht Milliardenkredite gewährt (über das polit. Kalkül dieser Kredite möchte ich jetzt nicht diskutieren, ist OT). Sinniger wäre es meiner Meinung nach, dem Mittelstand zu helfen, denn Großkonzerne hinterlassen immer eine Menge ungedeckter Marktsegmente. Das Steuersystem muss hier entrümpelt werden, die Geldbeschaffung erleichtert und die Bürokratie abgebaut werden (treffender Witz: Ein Amerikaner und ein Deutscher wetten, wer als erster ein Hochhaus baut. Nach vier Wochen prahlt der Ami: "Noch 14 Tage, und wir sind fertig". Der Deutsche: "Noch 14 Formulare, und wir fangen an"). Zum Problem, dass sich Mittelständler schwer immer die neueste Technologie leisten können, müsste man die Gesetze über Mittelstandskooperationen reformieren und liberalisieren.
Ich sehe in keinster Weise, dass die polit. Linke irgendeine dieser Massnahmen ergreift.
Und alle vergessen immer, dass wir unseren Wohlstand und unsere (im Vgl. zu anderen Ländern unglaublich hohe) soziale Sicherheit weder einer libertären Marktwirtschaft, noch einer Planwirtschaft verdanken, sondern einer sozialen Marktwirtschaft, die pikanterweise von Leuten, die damals rechts der Mitte standen, auf den Weg gebracht wurden.

Ich bin kein Fürsprecher der Rechten oder Linken, dass das klar ist, aber ich bin Pragmatiker, der die Realitäten kennt und sich selbst als polit. wirklich mittig bezeichnet.

Die hohe Arbeitslosigkeit ist, das ist bitter genug, keine konjunkturelle, sondern eine strukturelle. Das heisst, mit Tagespolitik lässt sich da nichts mehr richten.
Flexible Arbeitszeitmodelle sind da nur ein Teil. Ich weiss nicht, wie's anderen geht, aber ich arbeite lieber zeitweise als gar nicht... Die Unternehmen mit Zwang Arbeitsplätze schaffen zu lassen, geht deshalb nicht, weil du den Markt abschotten müsstest (dass dies auch massive Nachteile hat, hab ich oben schon gesagt) und du auch die Unternehmen im Land festhalten müsstest, sprich Diktatur!
Über das Gewinnmaximierungsbestreben der Unternehmen kann man sich ethisch streiten, aber wer ihnen das vorwirft, sollte mal in sich gehen und überlegen, ob er nicht genauso handelt und handeln würde. Und dann darf er urteilen.

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So 28. Jul 2002, 12:58 - Beitrag #7

alle Ostblockstaaten wären bereits Anfang der 80er Bankrott gewesen, hätte der Westen nicht Milliardenkredite gewährt


Ich kann mich nicht errinnern, das sie die Marschall-Plan Hilfe bekommen hätten.(EDIT: Damit meine ich jetzt nicht die Kredite, die du angesprochen hast, davon weis ich nichts...) UND die DDR durfte 98% der deutschen Reparationszahlungen zahlen(724 Mrd. DM.) und sie wurden im Aufbau NICHT von den Amis unterstützt...unter solchen Bedingung ist ein scheitern ja wohl nur Möglich...die damalige Bundesregierung hat der DDR 1 Jahr gegeben, aber wir haben uns bis 1989 gehalten...
Was jetzt nicht heisst, dass in der DDR alles schön war, aber vieles war hier schon geil...ick sag nur kostenlose Krippen und Kindergärten, kostenloses Schulessen...
Da konnte man noch ne Familie gründen, aber heutzutage muss man neureich sein....:o

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So 28. Jul 2002, 13:43 - Beitrag #8

Ich rede aber nicht nur von der DDR, sondern von den Ostblockstaaten allgemein. Da sah's net anders aus. Ausserdem war die DDR schon Ende der 70er blank, die BRD hat Milliardenkredite gewährt, in der Hoffnung, Reiseerleichterungen herauszuhandeln. Von wegen 89! Da sieht man wieder, was für eine Desinformationspolitik betrieben wird. Das Problem der Kostenineffizienz staatlicher Betriebe habe ich schon lang und breit dargestellt, genauso das Abschieben von Verantwortung in Kollektiven, was den Trend noch verstärkt. Da belasse ich es jetzt mit den Hinweisen auf andere von mir erstellte Beiträge.
Die Kinderbetreuung der DDR war gut, das stimmt, aber die muss auch bezahlt werden. Die DDR finanzierte ihr Sozialsystem über Staatsverschuldung, mit den bekannten Folgen. Wir müssten die Steuern erhöhen, da ist das Geschrei dann genauso gross. Jeder ist sich doch selbst der nächste!
Das Problem mit den Familien sehe ich auch, aber mit altbackenen Methoden ist das nicht in den Griff zu bekommen.
Wie ich vermute, willst du wieder ein System wie in der DDR haben? Geh mal bitte auf die anderen Punkte ein und wiederleg die!

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So 28. Jul 2002, 13:57 - Beitrag #9

Wie ich schon sagte war nicht alles gut und ich kann mich errinern, das man erst 89 verreisen durfte. Ich meine, es muss nict das System sein, wie du wohl meinst, das sich nicht rentiert. Wenn man mit sovielen Belastungen startet kann es doch gar nicht gut sein. Hier war doch NICHTS ! Eher andersrum, was hier noch war wurde von den Russen als Reparationen abmontiert. Und da ist es doch wohl klar, dass sich der Westen, mit sehr großer Unterstützung der Amis, sich ganz anders entwickelt und das auch nicht besser ! Es wurden auch Schulden gemacht. Vielleicht nicht gleich in den 50er aber jetzt haben wir sie und irgendwo kommen die her...Sicherlich auch durch den Anschluss der DDR. Mich würde mal interessieren, wenn man ein System wie in der DDR, nur ohne ihre schlimme Seite durchsetzt...d.h. Reisefreiheit, Meinungsfreiheit usw...
Wenn ALLES staatlich ist, warum sollt sich das dann nicht rentieren ??? Zum Beispiel staatliche Bahn Gesellschaft: Es muss ne neue Strecke gebaut werden...die Steine bekommen sie ohne Bezahlung des Preises bei dem staatlichen Bergwerk(oder woher die Steine kommen...:D).
Da das Bergwerk ja auch dem Staat gehört, brauchen diese gar nicht erst bezahlt zu werden, denn sie gehören dem Staat ja schon...Genauso mit Schienen und Strom usw...
So gibts viele sichere Arbeitsplätze und es wird was erwirtschaftet. So ist auch eine VERNÜNFTIGE Familienpolitik möglich, die heute meiner Meinung nach gar nicht vorhanden ist....
DIE ABER FRÜHER VON DER BRD SCHARF KRITISIERT WORDEN IST !!! Aber unsere Familien hatten Kinder...heutzutage ist das Luxus und da frage ich mich was wichtiger für einen Staat ist ? Kinder und Familienpolitik oder das fehlende Geld in Rüstung und Auslandseinsätze unsere BundesWEHR stecken !
Achja, ist ja wichtig, die Politik sollte Transparent sein...

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So 28. Jul 2002, 14:18 - Beitrag #10

Mich würde mal interessieren, wenn man ein System wie in der DDR, nur ohne ihre schlimme Seite durchsetzt...d.h. Reisefreiheit, Meinungsfreiheit usw...

Idealismus ist ja schön, aber wie willst du die Leute dazu bringen, nicht für die eigene Tasche zu arbeiten, wenn nicht durch Zwang? Das scheitert schon an der menschlichen Natur! Marx ging davon aus, dass der Mensch von sich aus gut ist und er in einer egalitären Gesellschaft keinen Anreiz mehr hätte, sich über andere zu erheben. Und was war wirklich?

Eher andersrum, was hier noch war wurde von den Russen als Reparationen abmontiert

Und die SU ist als reiches Land untergegangen?

Und da ist es doch wohl klar, dass sich der Westen, mit sehr großer Unterstützung der Amis, sich ganz anders entwickelt und das auch nicht besser

Nicht besser? auf so eine Antwort kann ich nichtmehr ernsthaft antworten, sondern nur noch lachen...

Wenn ALLES staatlich ist, warum sollt sich das dann nicht rentieren ??? Zum Beispiel staatliche Bahn Gesellschaft: Es muss ne neue Strecke gebaut werden...die Steine bekommen sie ohne Bezahlung des Preises bei dem staatlichen Bergwerk(oder woher die Steine kommen...).
Da das Bergwerk ja auch dem Staat gehört, brauchen diese gar nicht erst bezahlt zu werden, denn sie gehören dem Staat ja schon...Genauso mit Schienen und Strom usw...

Au weia, du sitzt da einem der grössten geschichtlichen irrtümern auf. Das sei alles kostenlos? Glaubst du denn, dass Arbeiter für Null arbeiten? Das sich Maschinen, Technologie etc. von selbst herstellt? Die Kosten dafür trägt genauso die Gesellschaft, nur wird da nicht so direkt und sichtbar abgeschöpft wie bei uns. Geld ist nur eine Masseinheit, wie reich eine Gesellschaft ist, hängt allein davon ab, was sie an Gütern und Dienstleistungen herstellen kann. Und warum staatl. Betriebe kostenineffizienter sind: wenn du am freien Markt nicht kostengünstig produzierst, dann darfst du als Vorstand in Rente gehen. Wer kontrolliert einen staatlichen Betrieb, wo der ja sich darum nicht kümmern braucht, kriegt er ja alles aus dem Staatssäckle? Du weisst ja selbst, wie effizient es ist, sich via polit. System zu beschweren... Und auch ganz menschlich: wenn's nicht das eigene Geld ist, geht man immer etwas laxer damit um!

So gibts viele sichere Arbeitsplätze und es wird was erwirtschaftet.

siehe oben: sicher sind diese Arbeitsplätze vielleicht, aber sie werden auch indirekt von der Gesellschaft bezahlt, mit erhöhten Kosten und niedrigerem Output = niedrigerer Lebensstandard

Achja, ist ja wichtig, die Politik sollte Transparent sein...

Wenn sie das nicht wäre, dann könnten Politiker gleich treiben, was sie wollen, dann fällt das Volk als Kontrollinstanz ganz weg.

So ist auch eine VERNÜNFTIGE Familienpolitik möglich, die heute meiner Meinung nach gar nicht vorhanden ist....
DIE ABER FRÜHER VON DER BRD SCHARF KRITISIERT WORDEN IST !!! Aber unsere Familien hatten Kinder...heutzutage ist das Luxus und da frage ich mich was wichtiger für einen Staat ist ?

Jetzt erzähl mir nochmal, wer die bezahlen soll! Man muss hier über neue Ansätze in der Verteilungspolitik diskutieren, das ist kein Problem des Systems, sondern der Ausgestaltung desselben. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Das System trug nämlich auch früher die Familien besser als heute. Und Familienpolitik bedeutet in der DDR immer auch ideologische Indoktrination, das darf man nicht vergessern!

Kinder und Familienpolitik oder das fehlende Geld in Rüstung und Auslandseinsätze unsere BundesWEHR stecken !

In dem Punkt gebe ich dir mal recht, auch wenn der Rest deiner Ausführungen faktisch völlig falsch sind.
Was aber noch vernachlässigt ist: die Bildungspolitik. Muss ja auch bezahlt werden... wie gesagt, es arbeitet ja keiner für null...

Ich dachte immer, die PDS hätte sich durchaus moderinisert, ich habe einen Gisy reden gehört und schätze den Mann als absolut kompetent ein, aber mir scheint, als wenn die Merhheit der Linken immer noch unwirklichen Träumereinen hinterherlaufen.

Edit:
1) Pikant, dass Familienpolitik als tradintionell konservatives Anliegen jetzt so von den Linken aufgegriffen wird.
2) ich vermisse immer noch Stellungnahmen zu dem Problem Effizienz vs. Gerechtigkeit, Bewältigung struktureller Arbeitslosigkeit, Grosskonzerne und Mittelstandsförderung, Lobbyisten, Gewerkschaften, Globalisierung!

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So 28. Jul 2002, 14:47 - Beitrag #11

Nicht besser? auf so eine Antwort kann ich nichtmehr ernsthaft antworten, sondern nur noch lachen...


Mit "nicht besser" meinte ich, dass sie auch Schulden gemacht haben.

Au weia, du sitzt da einem der grössten geschichtlichen irrtümern auf. Das sei alles kostenlos? Glaubst du denn, dass Arbeiter für Null arbeiten? Das sich Maschinen, Technologie etc. von selbst herstellt? Die Kosten dafür trägt genauso die Gesellschaft, nur wird da nicht so direkt und sichtbar abgeschöpft wie bei uns. Geld ist nur eine Masseinheit, wie reich eine Gesellschaft ist, hängt allein davon ab, was sie an Gütern und Dienstleistungen herstellen kann. Und warum staatl. Betriebe kostenineffizienter sind: wenn du am freien Markt nicht kostengünstig produzierst, dann darfst du als Vorstand in Rente gehen. Wer kontrolliert einen staatlichen Betrieb, wo der ja sich darum nicht kümmern braucht, kriegt er ja alles aus dem Staatssäckle? Du weisst ja selbst, wie effizient es ist, sich via polit. System zu beschweren... Und auch ganz menschlich: wenn's nicht das eigene Geld ist, geht man immer etwas laxer damit um!


Damit meinte ich, dass sie nicht für sehr viel Geld teure private Firmen beauftragen müssen, denn sie haben ja sozusagen selber ihr Firma...

Wenn sie das nicht wäre, dann könnten Politiker gleich treiben, was sie wollen, dann fällt das Volk als Kontrollinstanz ganz weg.
In der DDR war die Politik nicht wirklich transparent, oder ?

Jetzt erzähl mir nochmal, wer die bezahlen soll! Man muss hier über neue Ansätze in der Verteilungspolitik diskutieren, das ist kein Problem des Systems, sondern der Ausgestaltung desselben. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Das System trug nämlich auch früher die Familien besser als heute. Und Familienpolitik bedeutet in der DDR immer auch ideologische Indoktrination, das darf man nicht vergessern!


Na dann diskutiert man halt über neue Ansätze...dann muss man halt versuchen ein gerechten Weg zu finden. Aber als normalverdiener kann man sich leider heutzutage keine Kinder mehr leisten. :(

In dem Punkt gebe ich dir mal recht, auch wenn der Rest deiner Ausführungen faktisch völlig falsch sind.
Was aber noch vernachlässigt ist: die Bildungspolitik. Muss ja auch bezahlt werden... wie gesagt, es arbeitet ja keiner für null..


Hmm...auch das ist der Sozialismus nicht schlechter. In Kuba ist der Bildungstandart so hoch, da arbeiten Professoren als Hotelpersonal...das sagt alles :s1:

Ich dachte immer, die PDS hätte sich durchaus moderinisert, ich habe einen Gisy reden gehört und schätze den Mann als absolut kompetent ein, aber mir scheint, als wenn die Merhheit der Linken immer noch unwirklichen Träumereinen hinterherlaufen.

Ich bin nicht Mitglied der PDS...
1) Pikant, dass Familienpolitik als tradintionell konservatives Anliegen jetzt so von den Linken aufgegriffen wird.

Ich muss sagen, dass es von mir so aufgegriffen wird...ob andere das auch tun weis ich nicht...aber ich denke Familienpolitik geht allen was an...wär doch noch schöner, wenn es einer Partei am Arsch vorbei gehen würde

Bewältigung struktureller Arbeitslosigkeit: Keine Ahnung, bin kein Politiker...Ich weis doch nicht wie man 4 Mio. Arbeitsplätze schafft. Backen kann man keine...;) Aber ich denke in 10-20 Jahren gibt es soviele Rentner und dann kommen die Kinderschwachen Generationen...dann gibt es bestimmt wieder Arbeitsplätze...Und wenn man jetzt keine Kinder macht, dann müssen wir bald wieder Hilfsarbeiter aus dem Ausland reinholen...
Gewerkschaften: Was soll ich dazu sagen ? Vertreten den Arbeiter gegeüber der Arbeitgeber...
Globalisierung: k.A. was ich dazu schreiben sollte..
Achja, da du das System so verteidigst....Die Amis machen auch Schulden...wieviel haben die nochmal ? 5 Billionen US DOLLAR ? Ich weis es nicht genau, aber wenn das so ist, dann kann das System so toll nicht sein...


boah:boah: dat wird mir langsam zulang, eingendlich meide ich solche Marathon Beiträge,wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt. :)

Krautwiggerl
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So 28. Jul 2002, 15:20 - Beitrag #12

Mit "nicht besser" meinte ich, dass sie auch Schulden gemacht haben.

Ja. Ich habe aber auch nie behauptet, dass ich das System der USA (um das unten aufzugreifen) insgesamt als seligmachend betrachte. Siehe dazu auch meine amerikakritischen Beiträge. Aber die machen auch nicht alles schlecht. Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpchen.

Damit meinte ich, dass sie nicht für sehr viel Geld teure private Firmen beauftragen müssen, denn sie haben ja sozusagen selber ihr Firma...

Ja, aber genau das habe ich doch widerlegt, dass das nicht funktioniert! Die Gesellschaft trägt dann zwar keine Kosten zu Marktpreisen, aber sie muss ja doch finanziert werden, und das läuft dann eben nicht über das Marktgeschehen, sondern über implizite Kosten und indirekte und direkte Steuern. Dazu kommt eben die Kostenineffizienz, die die Produkte noch teurer macht.
Sorry, besser kann ich es nicht erklären.
Noch ein Kuriosum: selbst Privatfirmen produzieren EDV, Beratung etc. nicht mehr selbst, sondern verlagern die nach aussen und vergeben dies an externe Firmen. Das scheint sogar für private günstiger zu sein (und für findige Leute ein Markt!).

Na dann diskutiert man halt über neue Ansätze...dann muss man halt versuchen ein gerechten Weg zu finden.

...welcher nicht leicht zu finden ist. das Problem ist, dass du Leistungen nicht herzaubern kannst, d.h. irgendjemand musst du nehmen, und dann regt sich natürlich Widerstand. Ich hätte da auch Ideen in petto, aber die hier darzustellen, das ist fast zu komplex, da braucht man Grundwissen in Makroökonomie, um das zu verstehen.

Hmm...auch das ist der Sozialismus nicht schlechter. In Kuba ist der Bildungstandart so hoch, da arbeiten Professoren als Hotelpersonal...das sagt alles

*loooooooooool* dafür, dass die angeblich so tolles Personal haben, geht's denen aber dreckig...
und in der DDR wie in anderen soz. Ländern kriegst du deinen Platz an der Uni nicht wegen Fähigkeiten, sondern wegen Linietreue, somit ist dieses Argument hinfällig.

Ich bin nicht Mitglied der PDS...

Aber glühender Unterstützer, oder nicht? ;)

Und zu den Ausführungen unten... naja, ich verlange ja nicht, dass man sich damit so befasst, aber man sollte es schon, wenn man sich intensiv ins Geschehen miteinmischt. Meine Meinung.

Schade finde ich es, dass sich niemand sonst miteinschaltet.

Seraphim
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So 28. Jul 2002, 15:26 - Beitrag #13

Ich les nur mit :) eure Unterhaltung finde ich hoch Interessant :s1:

Krautwiggerl
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So 28. Jul 2002, 15:48 - Beitrag #14

Naja, sei dir verziehen, du bist ja "geisteskrank" :D

Feuerkopf
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So 28. Jul 2002, 18:35 - Beitrag #15

Wiggerl, wenn wir hier schon mit Klischees arbeiten, dann doch bitte auch mit Folgenden:
Hier in der Bundesrepublik die "richtigen" Schulen und "richtigen" Unis besuchen zu können, ist doch auch Beziehungs- und Geldfrage. Und in die richtigen Jobs kommst Du auch nur mit Vitamin B.

In der DDR war Kinderkriegen einfach selbstverständlich, weil gefahrlos möglich. Keine Frau musste Angst haben, ihren Job zu verlieren, weil Kinder gesellschaftlich gewünscht waren.
Ich erinnere mich gut, wie uns hier das DDR-Kinder-Betreuungssystem als unpädagogisch, indoktrinierend und unmenschlich dargestellt wurde.
Heute wären wir froh, wenn wir wenigstens flächendeckend Hortplätze hätten.
Das ist natürlich auch nicht gewollt, weil es viele Frauen daran hindert, zusätzlich in Berufe zu streben und die Arbeitslosenstatistik zu versauen.

Nein, unsere Gesellschaft ist auf einem gefährlichen Weg. Wir setzen das Wohl des Einzelnen über das aller. Und das geht auf Dauer nicht gut.
Wir werden uns wohl oder übel langfristig einschränken müssen, was unsere Ansprüche angeht. Und die Dinge, die Du genannt hast...wenn wir ehrlich sind, auf einiges könnten wir ohne Probleme verzichten.
Du sagst, Ideologien würden nicht helfen. Wir haben aber gar keine gescheiten Ideale mehr. Der Einzelne fühlt sich nicht mehr verantwortlich für das Ganze, von dem er ein Teil ist.
Es gibt und gab Unternehmer, denen es nicht wurscht ist, ob sie Leute entlassen müssen.
Solche sollten Unterstützung erfahren.
Gewinnmaximierung kann ein Ziel sein, muss aber nicht.
Vielleicht will jemand ein normales Auskommen haben, andererseits aber auch umweltschonend produzieren, oder in besonders guter Qualität, oder er legt Wert auf ein gutes Arbeitsklima und gute Arbeitsbedingungen. Auch solche Unternehmer gibt es.
Dass die Gewerkschaften z.Z. mehr als skeptisch sind, ist nachvollziehbar.
George Bush hat gestern noch sinngemäß gesagt, dass er sich von Gewerkschaften bei der Durchsetzung der Sicherheit nicht reinreden lassen wird. Die mühsam errungenen Arbeitnehmerrechte sollen noch mehr ausgehebelt werden.

Ich verplaudere mich...später mehr.

Krautwiggerl
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So 28. Jul 2002, 20:03 - Beitrag #16

Ich habe doch nie behauptet, dass dieses System perfekt sei, ganz im Gegenteil! Ich krame da ja immer meinen Churchill hervor. Dennoch meine ich, bietet die soziale Marktwirtschaft die beste Basis einer Weiterentwicklung, die sowohl dem Wirtschaftlichen als auch der Gerechtigkeit Rechnung trägt.
Was Hortplätze angeht, so habe ich ja selbst gesagt, dass dies nicht schlecht war in der DDR, aber du musst ja auch alles finanzieren, und dann fängt's ja schon an... wie machst du das? Ich bin da ganz offen, aber ich habe noch von niemandem da einen konstruktiven Vorschlag gehört, wie man die am besten bereitstellt!

Nein, unsere Gesellschaft ist auf einem gefährlichen Weg. Wir setzen das Wohl des Einzelnen über das aller. Und das geht auf Dauer nicht gut.

Mir ist das schon klar, aber wenn ich in die Geschichte schaue, so waren gerade die Staaten, die nach aussen hin das Gemeinwohl am stärksten hervorhoben, diejenigen, die wirklich nur wenige fett bedienten und die Gesellschaft verarschten. Was du hier brauchst, ist ein neues Bewusstsein, und so kläglich wie die jetzt-Geldgeilen-68er hier versagt haben, möchte man im Boden versinken... Da seh ich aber auch eine starke Bringschuld jedes Einzelnen, bei der Erziehung, auch bei den Medien usw. Das hat jetzt nicht unmittelbar was mit der sozialen Marktwirtschaft an sich zu tun, welche ja das soziale Element extra betont.

Wir werden uns wohl oder übel langfristig einschränken müssen, was unsere Ansprüche angeht

Der Politiker, der das offen zugibt, kann sich auf 0% + X einstellen! Daran sieht man, dass jeder bereit ist, einzusparen, solange er selbst nicht betroffen ist. Und das sehe ich auch bei den Linken, die sich in dem Punkt moralisch höher einschätzen.

Und die Dinge, die Du genannt hast...wenn wir ehrlich sind, auf einiges könnten wir ohne Probleme verzichten

Welche Dinge? Die ich im Zusammenhang mit der Globalisierung genannt habe? Ich bezweifle, dass die Mehrheit darauf verzichten kann, wenn sie sich daran gewohnt hat (Psychologie!). Auch vom praktischen Nutzen her, würden wir keine Computer mehr haben, dann müsstest du nicht nur wieder alles von Hand schreiben, sondern müsstest auch in vielen anderen Bereichen, die auch den sozialen Bereich betreffen, gravierende Verschlechterungen in Kauf nehmen. Ob man der Menschheit insgesamt mit dem Fortschritt einen gefallen getan hat, ist da schon diskussionswürdig, aber 1) OT und 2) sollten wir uns mit der Jetzt-Situation befassen und nicht mit was wäre wenn.

Du sagst, Ideologien würden nicht helfen. Wir haben aber gar keine gescheiten Ideale mehr. Der Einzelne fühlt sich nicht mehr verantwortlich für das Ganze, von dem er ein Teil ist

Du weisst doch ganz genau, dass zwischen Ideologien und Idealen ein grosser Unterschied besteht. Bei Ideologien bin ich auf eine Handlungsweise festgelegt, bei Idealen auf ein Handlungsziel oder -maxime, welches ich durch verschienden Handlungsweisen erreichen könnte. Alte Ideologien wie Arbeit-Kapital oder libertäre Systeme sind nicht der Realität angepasst. Die Wahrheit liegt fast immer irgendwo dazwischen, aber nur ganz selten im Extrem. Ideologien bieten die Gefahr, dass man aus seiner Sandbox nicht mehr rausschauen kann, Ideale sind allerdings ein höchst erstrebenswertes Ziel.
Was die Verantwortlichkeit für das Ganze angeht, so stimme ich dir zu, aber das ist wieder nicht das Problem der sozialen Marktwirtschaft, sondern das des Zeitgeistes. Da dem so ist, sind wohl die Leute heute nicht auf Gemeinschaftssinn hin erzogen worden. Und wieder ausgerechnet die 68er, von denen ich immer mehr enttäuscht bin, weil sie ihre guten Ideale so lausig transportiert haben... (da fehlt's an Idealen!)

Es gibt und gab Unternehmer, denen es nicht wurscht ist, ob sie Leute entlassen müssen.
Solche sollten Unterstützung erfahren.
Gewinnmaximierung kann ein Ziel sein, muss aber nicht.
Vielleicht will jemand ein normales Auskommen haben, andererseits aber auch umweltschonend produzieren, oder in besonders guter Qualität, oder er legt Wert auf ein gutes Arbeitsklima und gute Arbeitsbedingungen. Auch solche Unternehmer gibt es

Ja, solche sollten gefördert werden. Das kannst du auch gut durch Anreizsysteme regeln. Zertifikate z.B. belohnen umweltfreundliches Verhalten von Unternehmen hochgradig, wurde aber lange aus einer Ideologie heraus verhindert (da spanne ich den Bogen zu oben). Sich das Ideal Umweltschutz auf die Kappe zu schreiben (oder Qualität etc.), kann dagegen nur befürwortet werden.
Du würdest dich auch wundern, wie sehr die wirtschaftliche Ausbildung heutzutage positive Mitarbeiterführung, Umweltproblematik etc. behandelt. Von daher muss ich auch vielen der Chefs heute vorwerfen, dass sie nicht nur unsozial handeln, sondern auch wirtschaftlich oft genug keinen Plan haben und auch hier der Zeit hinterherrennen. Betriebsentscheidungen wie soziales Gewissen, Umweltschutz, etc. werden immer eine Rolle spielen, das ist auch gut so. Wie Peg auch schon richtig meinte, solches Verhalten muss belohnt werden.
BTW: Ich reiss mir derzeit ziemlich den Arsch auf, mir Möglichkeiten zu überlegen, wie man das machen könnte, kritisiert ist ja schnell. Auch möchte ich mit meinen ellenlangen Ausführungen eine Sensibilisierung für die Komplexität der Sache erreichen, und das es keine beste Lösung gibt für viele Probleme, da, je nachdem welcher Wert in der persönlichen Wertehierarchie welche Stellung einnimmt, jeder eine andere Lösung vorschlagen wird. Soziale Gerechtigkeit kann man nicht messen, man kann sie nur empfinden, und der eine ist bereit, soviel aufzugeben dafür, der andere soviel. Ich sehe stark die Gefahr, dass man nur BILD o.ä. glaubt und nachplappert, aber so verschleppt man die wahren Probleme nur noch mehr, und wir sollten uns denen besser gestern als heute stellen! Das ist mein Anliegen.

Dass die Gewerkschaften z.Z. mehr als skeptisch sind, ist nachvollziehbar.
George Bush hat gestern noch sinngemäß gesagt, dass er sich von Gewerkschaften bei der Durchsetzung der Sicherheit nicht reinreden lassen wird. Die mühsam errungenen Arbeitnehmerrechte sollen noch mehr ausgehebelt werden

Ich habe auch schon oft gesagt, dass ich Gewerkschaften nicht abschaffen will, aber sie brauchen endlich mal kompetente Leute in der Führung, die wirklich das Wohl der Arbeiter bedienen. Ich nenne ein Beispiel der Problematik, wie man ein Problem löst und ein anderes schafft. Als in Passau bei Vogt Electronic gestreikt wurde, wurden nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeiter (75%) daran gehindert, zu arbeiten. Einerseits verschafft man sich so eine stärkere Position und kann immo die Rechte der Arbeiter sichern oder verstärken, andererseits werden Leute am arbeiten gehindert, die nicht aus der Streikkasse bezahlt werden, und sozial nenn ich dass dann auch wieder nicht. Ich habe dafür z.B. noch keine Lösung parat, denn das Problem ist viel komplexer, als in den Medien gezeigt wird, siehe mein Anliegen oben. Man sollte sich die Frage stellen, warum die Gewerkschaften bei den Arbeitern immer unbeliebter werden. Dazu tragen auch solche Sperenzchen bei. Die Gewerkschaften vertreten keine Arbeitslosen. Die Gewerkschaften sollten mehr auf Lösungsansätze der strukturellen Arbeitslosigkeit eingehen, denn dies würde ihr auch selbst wieder mehr Gewicht verleihen, da, je höher die Arbeitslosigkeit, desto schwächer die Gewerkschaften, da bei hoher Atrbeitslosigkeit die Angst der Arbeiter vor solcher umgeht und ein Preisdumping auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten ist. Man müsste dies den Gewerkschaftlern in den Blickwinkel rücken, dass gewisse Zugeständnisse in manchen Bereichen mittelfristig ihre Position massiv stärken. Derzeit erleben wir nur, dass sich verschiedene Gesellschaftssegmente immer stärker in ihren ideologischen Schützengräben verschanzen, und das bereitet schon der Weimarer Republik Probleme. Dabei lässt sich bei rationaler Betrachtung so mancher Zielkonflikt auflösen, der alle (!!) Beteiligten besserstellt (ich führe da gern später nochmal das Gefangenendilemmaspielchen an), wenn du die Leute dazu bringst, miteinander zu reden und zusammenzuarbeiten. Das ist ein Problem der fehlenden Ideale, wo jeder einzelne wiederum gefragt ist, hatten wir oben auch schon mal...

Was Bush und seine Lachnummern-Politik angeht, dürfte meine Meinung klar sein...

Aesos
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Di 30. Jul 2002, 09:12 - Beitrag #17

Starte grade einen Aufruf auf dem FC-Board,
bin mal gespannt ob ich zerissen werde...

@Held
14.09. müßte ich können.
Wo ist die Demo den Genau ???
Und wer Organisiert Sie ???

Krautwiggerl
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Di 30. Jul 2002, 12:04 - Beitrag #18

Ergänzung:
mein letzter Absatz betrifft natürlich auch die Arbeitgeber, die oft genug aus Blödheit oder Informationsmangel eigentlich gegen ihre Interessen handeln. Die sollten eigentlich auch ein Interesse an geringer Arbeitslosigkeit haben, denn Arbeitslose kaufen nunmal nicht so viel...
Das Problem auf beiden Seiten sehe ich darin, dass jeder einzelne Akteur den Effekt auf die Gesamtsituation vernachlässigt. Wieso sollte sich auch die Gewerkschaft einer Branche zurückhalten bzw. ein Arbeitgeber seine Arbeiter auf Biegen und Brechen halten, wenn alle anderen das nicht tun, wären sie ja selber blöd! So ergibt sich eine Spirale. Die muss durchbrochen werden!

Thod
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Di 30. Jul 2002, 22:49 - Beitrag #19

Hallo dian,
wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du wissen, warum ich nichts gegen Stoiber unternehme?
Nun. Ich mag ihn nicht. ok. Ich mag die anderen Typen, die sich in Politik rumtreiben, und von denen ich was gehört hab, im grunde auch nicht. Die nehmen sich meiner Meinung nach alle nichts.

Auch denke ich, dass, die Leute selber kaum was ausrichten. Das einzige, was mir wirklich aufgefallen ist, was der Schröder mit seinen Leuten durchgeboxt hat, war die Abschaffung der 630 Mark-Jobs, und das ist sicher grund genug für mich, ihn aus persönlichen Gründen nicht zu wählen.

Und zur Wirtschaft, die mich da noch ein klein wenig mehr interessiert, als die Politik:
dort wird nicht so sehr auf die Frontmänner geschaut, sondern eher, welche Lobby mit welchen Parteien verbunden ist. Und da hat der Stoiber sicher eine Mannschaft, bei der mir wohler ist. Wer nämlich bei Schröder mitregieren wird, ist sowieso fraglich: Neun Leute, die mit ihm angetreten sind, sind schon weg...

Gruss,
Orald

Persisteus
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Mi 31. Jul 2002, 01:06 - Beitrag #20

Hmmm... die Diskussion gleitet langsam von Thema ab, aber ich find das ok! :)

Nun, wir könnten gegen Stoiber demonstrieren, aber was würde das bringen? Wählt ihn einfach nicht... ich finde es etwas ungerecht, die Meinungen anderer Leute derartig zu denunzieren. Stoiber wird doch in den Medien total lächerlich gemacht... aber wenn Gegenargumente kommen sollen, herrscht Stille. Ich mein, ich bin auch oft nicht der gleichen Meinung wie Stoiber, aber ich lass ihn reden und höre lieber den anderen Parteien zu.

Gegen etwas demonstrieren ist einfach... aber für etwas zu demonstrieren ist schon schwieriger. Man sieht doch z.B. an Italien, dass diese Demonstrationen/Streiks und ständigen Regierungswechsel gar nix bringen.

Bezüglich der Familienpolitik möchte ich folgendes anmerken: Man muss sich entscheiden... entweder Kind oder Job, beides geht nicht, ausser man geht halbtags arbeiten wenn das Kind der Schule ist. Aber viele Leute (meist Frau, aber es kann ja auch der Mann sich um den Haushalt und Kind kümmern) gehen an dieser Doppelbelastung kaputt.

Mal ehrlich, der grösste Unterschied zu den "goldenen Zeiten von früher" liegen doch daran, dass viele ziemlich "vergnügungssüchtig" geworden sind. Heute muss ja jeder mehrmals pro Jahr in den Urlaub fahren, mehrere Autos haben, jedes Kind hat einen eigenen Fernseher usw...
Anstatt sich zu Hause etwas schönes aufzubauen und sich in der Firma zu engagieren, sitzen viele nur unmotiviert ihre Zeit in der Firma ab und meinen, dem Alltag in regelmäßigen Abständen entfliehen zu müssen... auch wenn die Frau extra dafür arbeiten muss. Und solange sich dies nicht ändert, wird es auch nicht mit unserer Wirtschaft bergauf gehen... von nix kommt nix.

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