Es ist fast tragisch: Sechs Mal stand Juan Pablo Montoya in diesem Jahr auf der Pole Position, kein einziges Mal sprang ein Sieg für den kolumbianischen BMW-Williams-Piloten heraus. Ihren größten Erfolg landeten die Weiß-Blauen in Malaysia, wo Ralf Schumacher vor Montoya triumphierte. Ansonsten hatte BMW-Williams nicht den Hauch einer Chance gegen Michael Schumacher und sein überlegenes Ferrari-Team.
BMW ist meilenweit von den eigenen Zielen entfernt. "Wir sind in der Formel 1, um Weltmeister zu werden“, sagt BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen. Und das spätestens in zwei Jahren – im Notfall auch ohne Williams. Dazu Theissen: "Wir haben jetzt Halbzeit in unserer Partnerschaft. Ende des Jahres werden wir über unsere Zukunft reden, und Williams wird unser erster Gesprächspartner sein.“ Alle Optionen seien theoretisch denkbar, so der Ingenieur weiter, von der Verlängerung des Kontrakts bis zur Trennung von Williams.
Seit 2000 liefern die Bayern für Williams die Motoren. Auch in diesem Jahr haben sie ein bärenstarkes Triebwerk produziert. Das Qualifying-Aggregat ist sogar noch besser als das Vorjahresmodell, dafür sprechen Montoyas sechs Poles. "Priorität 1 hat, bis 2004 den Titel zu gewinnen. Dafür bauen wir auch für nächstes Jahr einen komplett neuen Motor“, kündigt Theissen an. Wo es bislang hapert, ist klar.
Schon bei den Wintertest wurde deutlich, dass das Chassis des FW24 starke aerodynamische Mängel aufweist – vor allem im Bereich des Downforce. Nicht umsonst schwärmt Montoya von Schumachers Ferrari in den höchsten Tönen: "Sein Auto hat soviel Downforce, sogar in den schnellen Kurven. Es fährt immer wie auf Schienen.“
Um das Problem des FW24 in den Griff zu kriegen, arbeiten schon in dieser Saison Aerodynamik-Spezialisten von BMW für Williams. Dieser Transfer von Knowhow soll im nächsten Jahr noch verstärkt werden. Williams wird alles daran setzen, die aerodynamischen Defizite zu beseitigen. Teamchef Frank Williams ist gewarnt: "Ich weiß von den Plänen, dass sie ein eigenes Auto bauen wollen und dann wie Ferrari ein eigenes Team wären.“ Der Engländer will die Zusammenarbeit mit dem bayerischen Konzern aber auf jeden Fall fortsetzen, denn er weiß: „Es wäre schwierig für uns, einen so starken Motorenpartner zu finden.“
Falls es Williams nicht gelingen sollte, ein besseres Chassis zu konstruieren, würden die BMW-Pläne wohl Gestalt annehmen. Eine weitere Option wäre der Kauf des Williams-Rennstalls. Wie die ’Sportbild’ berichtet, sollen Frank Williams und Patrick Head Verhandlungsbereitschaft signalisiert haben, wenn das Angebot stimmt. So oder so lässt sich BMW den Erfolg in der Formel 1 und das damit verbundene Prestige für den Konzern einiges kosten. Schon bei ihrem Einstieg im Jahr 2000 ließen die Bayern mehrere Millionen Euro dafür springen, im Teamnamen BMW-Williams an erster Stelle genannt zu werden.