Indianapolis (dpa) - Gelingt Deutschlands Basketballern im dritten Anlauf der große WM-Wurf? So vermessen es klingen mag, aber die deutschen Korbjäger träumen bei der 14. Basketball-Weltmeisterschaft in Indianapolis von ihrer ersten WM-Medaille.
Die beiden ersten Versuche, im Konzert der weltbesten Nationen eine passable Rolle zu spielen, scheiterten kläglich: 1994 in Kanada landete die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) in der Trostrunde von Hamilton. 1986 im spanischen Malaga flog man bereits in der Vorrunde gegen China raus und frustriert nach Hause.
Die Chinesen könnten in Indianapolis wieder deutsches Schicksal spielen. Denn sie sind am Freitag der Auftaktgegner in der Vorrundengruppe C, in der das deutsche Team noch auf den gastgebenden WM-Favoriten USA und den krassen Außenseiter Algerien trifft. Während ein Sieg über die NBA-Profis aus den USA illusorisch erscheint, wäre ein Erfolg über den Asienmeister um den 2,29-Meter-Riesen Yao Ming für den Turnierverlauf enorm wichtig. Denn die ersten Drei der Gruppe nehmen ihre Siege gegen die Vorrundengegner, die gleichfalls die Zwischenrunde erreichen, mit in diese zweite Phase. Dort könnte ein Direktvergleich über den Einzug ins Viertelfinale entscheidend sein.
Dort wollen sie auch mindestens hin. «Die Vorrunde ist Pflicht, das Viertelfinale drin und dann alles möglich», prognostiziert der deutsche Superstar Dirk Nowitzki, der dem bisher eher darbenden deutschen Basketball frische Luft einhauchte und zu mehr Popularität verhalf. Die Live-Übertragungen in der ARD dürften vorwiegend auf Nowitzki fokussiert sein. Vor allem dank ihrer im medialen Brennpunkt stehenden Lichtgestalt haben sich die aus ihrem Schattendasein heraus getretenen Deutschen eine Siegermentalität angeeignet, die ein Happy End nicht abwegig erscheinen läßt. Auch wenn der durch eine Versichersicherungssumme von 200 000 Euro von seinem NBA-Club Dallas Mavericks losgeeiste Würzburger seine Dominanz unter den Körben permanent herunter spielt («Allein bin ich ein Nichts»), steht und fällt die Erfolgsaussicht mit dem 2,11 Meter langen Leitwolf.
Bundestrainer Henrik Dettmann, der mit dem 4. EM-Platz 2001 in der Türkei (dank Nowitzki) für den größten Erfolg seit dem EM-Triumph 1993 sorgte, weiß um die Extraklasse seines Stars («Er macht den Unterschied»), aber auch, dass Siege nur Produkte von Teamwork sind. «Wir haben mit Patrick Femerling, Marko Pesic und dem erfahrenen Henrik Rödl weitere Führungsspieler», sagt der 44-jährige Finne. Mit seinen Assitenten Rolando Blackman (Dallas) und Ex-Nationalspieler Armin Andres (Bamberg) schickt Dettmann eine verschworene und hoch motivierte Gruppe aus Routiniers und «jungen Wilden» wie die Berliner Mithat Demirel, Stefano Garris oder Misan Nikagbatse auf das Parkett der Spielorte RCA Dome und Conseco Fieldhouse.
Dort führt der Weg zum WM-Gold nur über den Gastgeber und dreifachen Weltmeister. Bei der ersten WM auf dem Boden des Basketball-Mutterlandes wollen die US-Boys dem Rest der Welt beweisen, wo noch immer der beste Basketball gespielt wird. Das Prädikat «Dream Team» trifft 10 Jahre nach dem allein gültigen Original von Barcelona 1992 mit Michael Jordan, Magic Johnson oder Larry Bird nicht mehr den Kern der werbeträchtigen Idee. Denn mit Shaquille O'Neal, Kobe Bryant, Allan Iverson oder Tim Duncan fehlen in dem aus NBA-Spielern gebildeten Team von Cheftrainer George Karl die ganz großen Namen. Zuletzt meldete sich auch noch Jason Kidd verletzt ab.
Doch auch Akteure wie die Lokalmatadoren Reggie Miller und Jermaine O'Neal (Indiana Pacers) oder Nowitzkis Mavericks-Kollege Michael Finley bürgen für ausreichend Qualität, um den vierfachen Weltmeister und mit fünf NBA-Profis antretenden Titelverteidiger Jugoslawien vom Thron zu stoßen. Doch dagegen hat dessen Coach Svetislav Pesic etwas. «Die USA sind zwar Favorit, aber auch nicht unschlagbar», sagt der ehemalige Bundestrainer kampflustig. Der EM-Macher von 1993 liegt damit auf einer Wellenlänge mit dem Kollegen Dettmann, der nach dem letzten WM-Test gegen die USA (79:91) gelassen feststellte: «Die US-Spieler sind auch nur Menschen.»
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