Kiefer verliert das Match - gewinnt Symphatien
Kiefer konnte - von Krämpfen geschüttelt - nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen
München/New York - Dieses Match wird in die Geschichte der US Open eingehen.
Die Kurz-Zusammenfassung: Ein von Krämpfen am ganzen Körper geschüttelter Nicolas Kiefer verliert nach fünf Sätzen und 4 Stunden 28 Minuten einen Erstrunden-Thriller gegen den Russen Marat Safin.
Nach dem 3:6, 6:4, 6:4, 5:7, 6:7 (4:7) ist der 25-Jährige wie im Vorjahr in der ersten Runde in Flushing Meadow gescheitert.
"Kiwi" wie "Rocky"
Verloren hat der Profi aus Hannover zwar das Match, aber gewonnen hat er viel Sympathien. Das Drama war sein bestes Match in diesem Jahr. Aber auch ein schmerzhaftes...
Vor dem abschließenden Tiebreak nach über vier Stunden Spielzeit nahm Safin eine Verletzungspause, die auch Kiefer zur Behandlung nutzte. Der Schiedsrichter musste noch einen zweiten Physiotherapeuten auf den Platz rufen: Beide Kontrahenten mussten sich an den schmerzenden Oberschenkeln behandeln lassen.
Das Match glich mehr und mehr einem "Rocky"-Film: Wer steht als Letzter?
Schwacher Beginn von Kiefer
Der Reihe nach: Kiefer, der Safin im Mai beim World Team Cup in Düsseldorf noch besiegt hatte, bekam auf dem schnellen Belag des Arthur Ashe Stadiums zunächst seine Grenzen aufgezeigt.
Der Davis-Cup-Spieler verlor im ersten Satz seine Aufschlagspiele zum 1:2 und 3:6 und brachte den US Open-Sieger von 2000 in dieser Phase kaum in Verlegenheit.
Erst Mitte des zweiten Durchganges kam Kiefer besser ins Spiel, wurde dabei allerdings von einer unerklärlichen Schwächeperiode Safins begünstigt, der auf der Rückhand kaum noch einen Ball übers Netz brachte.
Safin zertrümmert zwei Schläger
Der 22-jährige Russe verlor zwischenzeitlich völlig den Faden, wurde zudem für zwei Wutausbrüche mit Verwarnungen belegt. Safin zertrümmerte zwei Schläger.
Kiefer ließ sich auch nicht von einer Prellung am linken Fuss und einer Blase am großen Zeh aus der Bahn werfen und brachte Safin, der in diesem Jahr immer noch auf den ersten Turniersieg wartet, an den Rand einer Niederlage.
Der Deutsche stand sogar am Ende des vierten Satzes kurz vor einem möglichen Matchball, doch wurde ein vom Linienrichter gut gegebener Ball Kiefers vom Schiedsrichter korrigiert. Als Folge verlor Kiefer das schon sicher geglaubte Aufschlagspiel und gab wenige Sekunden später den vierten Satz ab.
Am Ende der Kräfte
Da hatte jemand "die Schnauze voll" - Safin beim Match gegen den giftigen Kiefer
Das Drama fand seinen Höhepunkt beim Stand von 6:3 im Tiebreak des fünften Satzes: Kiefer fällt kraftlos zu Boden und kann - von Krämpfen am gesamten Körper geschüttelt - nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen. Der Physio rannte auf den Platz und auch Safin kam auf die andere Seite des Netzes, um sich um den Deutschen zu kümmern.
Schließlich musste der letzte Ball noch gespielt werden... Noch einmal wehrte Kiefer einen Matchball ab, dann war es vorbei. "Kiwi" hatte verloren. Safin verwandelt seinen vierten Matchball. Nach 4:28 atemberaubenden Stunden. Die Zuschauer im gut gefüllten Arthur-Ashe-Stadion feierten beide Akteure mit stehenden Ovationen.
Vor Kiefer hatten sich bereits Alexander Waske, Lars Burgsmüller, Barbara Rittner, Angelika Roesch und Greta Arn mit Erstrunden-Pleiten aus dem letzten Grand Slam-Turnier des Jahres verabschiedet.
Schüttler gibt auf
Rainer Schüttler gab sein Match gegen den französischen Qualifikanten Jean-Rene Lisnard beim Stand von 6:3, 7:6, 4:6 und 0:4 auf.
Als erste Deutsche zog Martina Müller in die zweite Runde ein. Die 19-Jährige aus Hannover besiegte die Qualifikantin Maret Ani aus Estland mit 6:2, 6:2 und trifft nun auf die Österreicherin Barbara Schett.