Neue oder alte Töne?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Thod
Harfner des Erhabenen
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Mo 16. Sep 2002, 17:42 - Beitrag #1

Neue oder alte Töne?

Hallo zusammen,
aus aktuellem Anlass hier mal ein Gejammere von mir bzgl. des Wahlkampfes.

[gejammer]Natürlich sehe ich gerne zu, wenn sich das Wahlspektakel Kabaretgleich vor mir zu inszenieren beginnt, und letztlich muss ich auch zugeben, dass mir das ganze im grunde derart egal ist, dass ich mich eigentlich nur ungern einmische: Ich kann dem Sozialismus nichts abgewinnen, aber wenn ich die bayrische CSU-Bierzelt-Politik sehe, wird mir ähnlich übel.

Eines ist mir allerdings in diesem Wahlkampf besonders aufgefallen: Wie sehr gerade diejenigen, die sich die Moral so auf die Stirn schreiben, unter die Gürtellinie schlagen.
Mir geht es hier nicht um Inhalte von Parteien oder von der Art eines polemischen Schlagabtausches (ich bitte dies als Topic zu beachten) sondern mir geht es darum, wie sehr sich Menschen schon im Vorfeld zur Wahl demaskieren, bis zur Peinlichkeit.

Ich weiss nicht, ob es anderen auch so geht: Für Stoiber hab ich nicht viel übrig, für Schröder und die anderen allerdings auch nicht. Dennoch finde ich es unglaublich, wie gerade die Jusos "persönlich" gegen Stoiber "mobil machen"!

http://www.stoiber-poppen.de nehme ich mal als Beispiel. Auch wenn man die URL nach dem Wörterbuch anders erklärt, bleibt doch, dass man hier nicht politisch, sondern mit persönlichen Assoziationen einen Menschen fertig machen, bzw. angreifen will. Wenn ich durch München gehe, sehe ich massig Stoiber-Plakate mit Hitlerbart bemalt, ich höre und lese permanent sog. Witze über Stoiber, in denen er quasi Ausländer tötet, etc. Hier frage ich mich, ob man überhaupt noch gewillt ist, einen Menschen (Stoiber, ja auch er gehört zu unserer Spezies) als Menschen zu behandeln, z.B. ihm die vielgepriesenen Menschenrechte zuzugestehen.

Ich kann mich an keinen Wahlkampf erinnern, der so weit unter die Gürtellinie ging. Weder wird/wurde ein Schröder, noch ein Trittin, ein Gisy o.a. derart persönlich diffamiert. Und was ich besonders entlarvend finde, dies geschieht gerade aus diesen Kreisen, die sich als Sozialisten immer gern als die moralisch überlegenen darstellen.

Mir ist es eigentlich egal, ob sich ein Politiker persönlich bereichert, auch wenn die Leute noch so schreien. Aber ein derartiger Tabubruch lässt mich für die Gesinnung zukünftiger Politiker und deren moralische Grenzen nicht gerade Zuversicht empfinden.[/gejammer]

Gruss,
Orald

Krautwiggerl
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Mo 16. Sep 2002, 20:18 - Beitrag #2

Bin im dem Punkt deiner Meinung, wobei ich das Problem mit der Moral nicht so sehr bei den Spitzenpolitikern sehe, sondern mehr bei der Anhängerschaft. Und gerade da leisten sich die "Sozialisten", angeblich moralisch überlegen, so dicke Hunde, dass es qualmt.
Ein Beispiel, das mich endlos geärgert hat. Da trafen sich ein paar Leute aus Südbayern (Kreis Traunstein, die hatten ja selbst den Keller unter Wasser) im Chat und beschlossen, da Urlaub, nach Sachsen-Anhalt zu fahren, um dort bei der Flutbekämpfung mitzuhelfen. Naja, jedenfalls waren da auch ein paar aus letzerem Bundesland zugegen und meinten nur "aus dem Stoiberland brauchen wir keine Hilfe!" Sie sind dann natürlich nicht mehr raufgefahren...

Thod
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Mo 16. Sep 2002, 20:27 - Beitrag #3

da gebe ich dir recht, ich meinte auch mehr die Anhängerschaft, als die Spitzenpolitiker.

Gruss,
Orald

Fritz
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Mo 16. Sep 2002, 20:57 - Beitrag #4

Ich denke gerade dieser Wahlkampf hat gezeigt das ein diffamierender Wahlkampf nicht viel Erfolg hat.
Oder denkt ihr das Rote-Socken Kampagnen wirklich Erfolg haben? (Das gleiche gilt auch für das SPD-Plakat "Leider nicht im Bild da zu weit rechts")
Diese Plakate schrecken doch eher ab als das sie die Menschen überzeugen.

Thod
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Mo 16. Sep 2002, 21:08 - Beitrag #5

ich denke, rote socken sind im vergleich zu dem, was ich gegen stoiber so glesen habe, doch äusserst harmlos.

gruss,
orald

Fritz
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Mo 16. Sep 2002, 21:10 - Beitrag #6

Wenn man sich aber ansieht was Kohl da losgelassen hat wird mir echt schlecht!
Vor allen Dingen wird die Kernaussage auch noch von Friedrich Merz gestützt, auch wenn die größte Geschmackslosigkeit weggenommen worden ist.

Thod
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Mo 16. Sep 2002, 21:13 - Beitrag #7

Machs doch mal konkret. Ich hab z.B. heute folgendes Mail geschickt bekommen:
Minipräsi Stoiber steht auf der Donaubrücke und sieht einen Mann, der gerade kniend vom Fluss trinkt.
Stoiber ruft hinunter: "Nicht trinken,dass Wassser ist giftig!"
Dreht sich der Mann um und sagt: "Ich nix verstehen, ich nix von hier".
Stoiber: "Langsam trinken, grosse Schlucke,...."


Sowas kenn ich von Kohl nicht.

Gruss,
Orald

Noriko
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Mo 16. Sep 2002, 21:16 - Beitrag #8

die bayern sind nunmal unbeliebt, und nicht die cdu allgemein, wäre die emrkel kanidatin, wäre es warschinlcuh nciht so ins extreme gerutscht. ich kann über soetwas wirklcih nicht lachen auch wenn ich stiober net abkann, und zwar als politiker, das er bayer is is mir (fast egal)

Fritz
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Mo 16. Sep 2002, 21:16 - Beitrag #9

Den gleichen Witz hab ich schonmal mit fast dem gleichen Wortlaut gehört. Aber da gings um Haider.
Kohl hat gesagt das Thierse der schlimmste Parlamentspräsident seit Göring ist.
Und die Intentionen von Göring mit denen von Thierse zu vergleichen ist nun wirklich kein Sachthema.

Thod
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Mo 16. Sep 2002, 21:21 - Beitrag #10

was mir halt auffällt, ist, dass man stoiber in einem persönlichen ton angreift, ihm aktuell handlungen unterstellt, und die vergleiche mit dem 3. Reich bei ihm schon fast zur Normalität zu gehören scheinen. Über die von mir zitierten Hitlerbärte regt sich keiner auf: der ist ja ein rechter. Die Verhältnismässigkeit, und auch die Konkretheit der Unterstellungen und verläumdungen gegen Stoiber habe ich in diesem Sinne halt noch nie gehört.

Vor allem aber finde ich schockierend, dass diese Entgleisungen zu fast 100 % aus dem ach so moralisch überlegenen linken Lager kommen...

Gruss,
Orald

Fritz
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Mo 16. Sep 2002, 21:25 - Beitrag #11

Aber wenn man sich die Ebene ansieht aus der diese Beschimpfungen und Verleumdungen kommen dann ist da ein wesentlicher Unterschied. Ich denke man muss zwischen JuSos und Altkanzlern die 16 Jahre lang die politische Richtung vorgegeben haben unterscheiden.
Es hat einfach für mich einen ganz anderen Charakter ob ein Vorbild so etwas äußert oder ein JuSo seinen neuen Edding ausprobiert.

Noriko
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Mo 16. Sep 2002, 21:25 - Beitrag #12

das mit den Hitlerbärten kommt ja jedes jahr wiedeeeer, also rege ich mcih darüber nichtn auf, es ist zwar schon auffällig das es nur bei cdu politiker vorkommt, aber bei uns in der gegend lässt es mittlerweile nach.

Fritz
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Mo 16. Sep 2002, 21:29 - Beitrag #13

Es gibt einfach unsinnige Klischees die konservative Einstellungen mit Fremdenfeindlichkeit gleichstellen.
Das ist ein großer Irrtum, auch wenn sich das natürlich anbietet.

Thod
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Mo 16. Sep 2002, 21:30 - Beitrag #14

@ f r e a k,
darf ich festhalten, dass du geschrieben hast, Kohl sein ein Vorbild für dich?

Ich denke die Masse macht in einer Demokratie schon einiges. Und die genannten Websites sind ja mehr oder weniger originale Parteiseiten.

Auch denke ich wie gesagt, dass man zumindest an diesem Wahlkampf sehen kann, dass links zumindest moralisch keine vorreiterrolle einnimmt, was ja grundsätzlich als erkenntnisgewinn schon nicht schlecht ist ;-) ...


Gruss,
Orald

Fritz
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Mo 16. Sep 2002, 21:33 - Beitrag #15

Für mich ist Kohl in gewissem Sinne schon ein Vorbild.
Wenn ich es schaffen würde 16 Jahre lang mich politisch nicht weiterzubewegen, dabei 3 Millionen Arbeitslose dazuzugewinnen und am Ende mein Ehrenwort übers Gesetz zu stellen wäre das für mich eine Leistung!! ;)
Aber ernsthaft, Kohl hatte auch große Verdienste für unser Land, und daher trifft er meine Einstellung zwar nicht komplett aber man muss seine Leistungen anerkennen.

Thod
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Mo 16. Sep 2002, 21:36 - Beitrag #16

da wären wir uns ja einig... ich hab das im "bester politiker thread" ja schon erwähnt...

dennoch scheint mir die art, sich als moralischen masstab hinstellen, gerade bei linken deutlich stärker vertreten zu sein, als bei rechten...

Gruss,
Orald

Fritz
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Wenn du dir die "Rechtfertigung" von Kohl mal ansiehst:
"Meine Politik war nie die Beschimpfung politisch Andersdenkender"
Er sieht sich doch auch als Moralapostel, oder interpretier ich das falsch?

Thod
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Mo 16. Sep 2002, 21:43 - Beitrag #18

ich denke, dass das, was ich hier im Wahlkampf sehe, und das, was kohl von sich gibt, allein im Ton schon völlig unterschiedliche Welten sind. Kohl wird allerdings dennoch sein starkes Selbstwertgefühl permanent vorgeworfen, während die anderen ihre Verläumdungskampanien oft auch noch als moralisch richtig hinstellen.
Wie gesagt, inhaltllich, quantitativ und vom Ton her, hab ich sowas, wie von den Jusos dieses Jahr (auch von hiesigen Boradmitgliedern übrigends) noch nicht gehört. Und bei Kohl schon gar nicht.

Gruss,
Orald

Fritz
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Mo 16. Sep 2002, 21:48 - Beitrag #19

Habe ich diesen Wahlkampf begrüßt?
Aber wie gesagt:
Die Ebenen sind vollkommen unterschiedlich.
Kohl hat einfach eine massive Medienwirksamkeit.
Ein paar Jusos die an Plakaten herumschmieren reichen da bei weitem nicht heran.
Außerdem sollte man zwischen konzertierten Aktionen wie Plakate kleben und Einzal-Aktionen wie Plakate beschmieren unterscheiden.
Die Leute die das machen müssen sich vor ihrem Gewissen verantworten.
Die Wahlkampfkoordinatoren in Berlin können da nichts für und auch nichts dagegen machen.
Wieso sollten sie sich dann für außerparteiliche Aktivitäten ihrer "Basis" verantworten?

Thod
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Mo 16. Sep 2002, 21:53 - Beitrag #20

Ich habe nicht gesagt, dass du den Wahlkampf begrüsst, ich habe mich lediglich darüber aufgeregt, dass diejenigen, die sich für ach so moralisch halten, und kaum eine gelegenheit auslassen, auf andere mit dem moralischen zeigefinger zu zeigen, einen verbalen angriff auf *personen* führen, in einer schmutzigen art und weise, wie ich ihn noch nicht erlebt habe. kohl ist dagegen lammfromm, finde ich...

gruss,
Orald

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