Unnötig wird hier wohl keiner den Deutschunterricht halten, zumal wir ja ein paar echte Rechtschreib- und Satzbaukünstler haben (bitte nicht böse sein, das war nur die allabendliche Polemik

).
Ne, im ernst jetzt:
Literaturkanon = volle Zustimmung zu Monoceros. Das derzeitige Programm ist wohl kaum dazu angetan, Schüler mit verschiedenen (Blick-)Richtungen bekannt zu machen (was meines Erachtens essentiell ist).
Punkt Linguistik: von echter Linguistik ist das in der Schule definitiv himmelweit entfernt, insofern verstehe ich den Bezug nicht... wenn du damit die Behandlung von Grammatik meinst: teilweise reitet man wohl zu viel auf grammatikalisch richtigen, aber ungebräuchlichen Formen rum (bsp. würde statt büke (Konj. Imperfekt) jeder "würde backen" sagen, obwohl Konditional).
Wenn du damit aber auf mein Rhetorik-Postulat anspielst: das hat mit Linguistik eigentlich recht wenig zu tun, eher schon mit Literaturtheorie. Gerade da Rhetorik den Bereich der Literatur betrifft, aber nicht nur ihn, sondern den gesamten Alltag. Linguisten untersuchen ja ganz andere Gebiete, lediglich der Behaviourismus geht in die Richtung.
literarische Erörterungen:
ich hab's mir schon gedacht, dass das Argument mit dem roten Faden und der Einübung kommt, deswegen konnte ich mir hier schon ein paar Gedanken vorab zurechtlegen:
was die literarischen Erörterungen anbelangt, so bleibe ich dabei, es Selbstzweck zu nennen, und zwar aus folgendem Grund. Das Argument des Einübens ist ja richtig, allerdings gibt es für da erst recht keine Veranlassung, dies an Bereichen zu üben, die ich später in der Pfeife rauchen kann! Warum macht man Textkritik nur an literarischen Werken und nicht auch vermehrt an Sachtexten, aktuellen Aufsätzen etc.? Da ist doch viel mehr Realitätsbezug da, zudem bewegt man sich hier auf einem Gebiet, wo man nicht nur die Technik einübt, sondern sich auch mit der Interpretation von Dingen befasst, aus denen wirklich alle einen Profit schöpfen können, sei es, dass man im Studium etc. eh nur an Sachtexten rummäkelt, oder dass es für den Otto-Normalverbraucher sinnvoll ist, mit Texten, die ihm im Alltag (!) begegnen, kritisch und sachlich umgehen zu können. Ich möchte Bildung um die Vorsilbe "Aus" erweitern und Bildung, auch wenn es Idealisten gern widerstrebt, mehr an den Bedürfnissen des Alltags, des Berufs festmachen und es nicht in der "Schöngeisterei" verloren wissen (ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu hart, aber es sollte auch vor dem Hintergrund gelesen werde, dass ich mich selbst für Geisteswissenschaften entschieden habe, also der "Schöngeisterei" keineswegs feindlich gegenüberstehe, nur der Meinung bin, das sollte man sich dann mehr selbst aussuchen können

).
Konkret: ich meine, dass ein halbes Jahr und zwei Klausuren und ein Hausaufsatz der literarischen Erörterung genüge tun würden und Erörterungen am Text dafür auf viele andere Textgattungen ausgeweitet werden sollen. Jetzt schleppt man seinen Goethe 3 Jahre mit sich rum *würg*, das kann's ja nicht sein...
gegenüberstellende Erörterungen:
das Argument mit dem Lernen der gedanklichen Strukturierung und dem "roten Faden" kann und will ich nicht wiederlegen, allerdings ist mir auch hier nicht klar, warum man die Schüler dann mal für Jahre auf eine fixe Linie zwingt. Sicher kann und sollte man viel über den Aufbau von Erörterungen sprechen, sich auch das eine oder andere nach dem Schema in der Praxis ansehen, aber dies bitte als Hilfestellung oder auch als Leitfaden anbieten, an dem man seine eigenen Gedanken ordnen kann, aber keinesfalls als einzig möglicher Aufbau einer Erörterung. In der Praxis (selbst erlebt) sieht das dann so aus, dass man den Eindruck hat, der Lehrer legt eine Schablone drauf, und wenn du die vorgegebene Reihenfolge nicht einhälst, dann gibt's Abzug, mag dein Schluss noch so richtig sein. Und dann, noch übler, will ein anderer Lehrer auch einen anderen Aufbau sehen etc. Die Schüler sollen doch argumentieren lernen und nicht eine vom Lehrer vorgegebene Struktur auswendig runterbeten können! Da kann es IMHO nicht angehen, dass sich so auf ein Verfahren versteift, und andere nicht toleriert, auch wenn dies kein einziger Arbeitgeber, Uni-Dozent, Mensch mit gesundem Menschenverstand mockieren würde...
(das ist jetzt zwar etwas drastisch ausgedrückt, aber sowas ist ja als Mittel der Visualisierung legal

)