Immer wieder schön etwas von Seniora zu lesen.
Gute Themen mit guten Beiträgen sind eine meiner Drogen.
Na gut, ich denke damit habe ich das Wort "Droge" bereits auf jene Art mißbraucht, mit der auch der Begriff der Sucht oft mißbraucht wird. Sucht hat meiner Ansicht nach viel mit dem Glauben an die Sucht zu tun oder mit einem Glauben an die Leere, die man meint ausfüllen zu müssen. Je besser man einen natürlichen Weg findet, diese Leere auszufüllen, oder den Schmerz zu kompensieren, desto weniger süchtig wird man.
Das ist natürlich alles guter Rat und man muß sich darüber im Klaren sein, dass auf jeden Fall ein starker Wille und viel Disziplin dazu gehört, Drogen kontrolliert nutzen zu können.
Würde mich ein Halbwüchsiger fragen, ob es o.k sei, Hasch zu rauchen, magische Pilze oder LSD einzunehmen, dann würde ich ihm dringend davon abraten. Hasch ist bekannt dafür, vor allem beim Konsum im Teenageralter Schizophrenie und Paranoia auszulösen, weil zu der Zeit das Gehirn wohl anfälliger ist, bzw. noch bestimmte Wachstumsprozesse durchläuft. Die Symptome für diese Krankheiten können auch erst mit großer Zeitverzögerung auftreten, also ist die Gefahr groß, dass die Jugend meint, alles wäre unter Kontrolle. Ist es aber nicht...
Das Paradoxe an manchen Drogenkonsumenten ist, dass sie durch bereits vorhandene latente psychische Probleme überhaupt erst den Drang verspüren, Drogen zu nehmen, bzw. in einen Suchtkreislauf hineinschlittern. Mit dem Resultat, dass ihre vorher latenten und eindämmbaren psychologischen Probleme in den Vordergrund rücken. Bestimmte Drogen, wie Haschisch oder stärkere psychoaktive, halluzinogene Substanzen, wirken als Verstärker für die bereits vorhandenen inneren Zustände. Sie erweiteren das Bewußtsein, d.h. auch unterbewußte verdrängte Probleme gelangen in den Vordergrund, ins Bewußtsein, bei hoher Dosis werden sie möglicherweise zur übermächtigen Bedrohung. Im letzteren Fall spricht man dann von einem Horrortrip.
Daher ist es sehr wichtig, sich seiner selbst bewußt zu sein, bevor man auf einen "Trip" geht und besser die Pfoten davon zu lassen, wenn man mies drauf ist. Das schreibe ich in dem Bewußtsein, dass man die Leute vom Konsum illegaler Drogen eh nicht abhalten kann. Nur wenn man es macht, sollte man sich einen sehr guten Tag dafür aussuchen. Im Grunde gilt das Gleiche für Alkohol. Wer Alkohol nur bei gelegentlichen Feiern trinkt, der ist nicht süchtig.
Gefährlich ist zudem die Tatsache, dass für den einen Menschen eine bestimmte Dosis ungefährlich ist, während für eine andere Person dieselbe Dosis fatale Folgen haben kann. Deswegen sind dosierbare Drogen in jedem Fall ungefährlicher, wenn man vernünftig genug ist.
Halluzinogene machen mit Sicherheit kreativer, vorausgesetzt in einem Menschen ist der Ansatz dafür bereits vorhanden. Sie wirken also auch hier wieder als eine Art Verstärker. Das Ganze kann eine wunderbare Wirkung auf die Kunst haben und auch lange nachdem die Drogen eingenommen wurden, bestimmte Einstellungen zur Kreativität und den Weltblick unterstreichen. Magische Pilze können in geringer Dosis sogar die Seele reinigen, weil sie verborgene Probleme bewußt machen, wie in einer Art Luzidtraum.
Leider kann zuviel Konsum auch dazu führen, dass die daraus entstandene Kunst nur noch für jene verständlich ist, die bereits Drogenerfahrungen hatten. Das kann man kritisieren, andererseits gibt es auch dafür einen Markt, der groß genug ist.
David Bowie gehört für mich ein wenig dazu, obwohl er auch etliche Songs geschrieben hat, die nicht in diese Sparte fallen. Sein Bruder, beging eines Tages Selbstmord, soweit ich weiß, und für David war die Musik, bzw. die Kunst die Therapie, die ihn am Leben erhielt. Beide litten wohl unter ihren schizophrenen Episoden, mit dem Unterschied, das David ein Ventil fand und daraus unter Anderem eine Kunstfigur erschuf: "We know Major Tom's a junkie"...
Bei Depeche Modes "Songs of Faith and Devotion" kann man aber schon einen gewissen Einfluss von Drogen heraushören, Seniora, denkt man einmal an "Rush". Geiles Lied, finde ich...
Natürlich hatte Gahan Probleme, keine Frage, und glücklicherweise hat er es überlebt.
Das Kuriose, das Tragische, das Ironische ist, wie die persönlichen Probleme bei vielen Künstlern, auch im Zusammenhang mit Drogen, zu vielen großartigen Werken führen, während der Kommerz nach Normen und Gleichmachung schreit. Die Sehnsucht vieler Menschen aus dem Mahlstrom herauszutreten, ist so stark wie ihre eigenen Probleme, ihre Macken, ihre Ecken und Kanten, ihr Charakter. Diese Sehnsucht der Menschen findet in den Werken der Lieblingskünstler ihre Erfüllung.
Habt ihr einen Charakter? Lebt ihr noch?
Everyone's a freak.