Deutschunterricht

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Feuerkopf
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Do 7. Nov 2002, 22:22 - Beitrag #21

Oh nee, ich finde es völlig korrekt, in der Berufsschule Deutsch und Englisch zu machen, denn wenn man es nicht übt, verlernt man es auch ganz schnell wieder.

Ich habe jahrelang Berichtshefte von Lehrlingen in der Hand gehabt. Ihr würdet euch wundern, zu welchen Minderleistungen die Herren fähig waren. (Baunebengewerbe, Handwerk).
Es gibt jede Menge Halb-Analphabeten in Deutschland, nur wegen fehlender Übung.
Lesen und Schreiben kann man tatsächlich verlernen.
Und bei allem Respekt:
Kinfusion, Dir würde etwas Aufpassen im Deutschunterricht auch nicht schaden. Gerade als Informatiker muss man sich fehlerfrei ausdrücken können, sehr präzise sein.

Wie ich schon weiter oben sagte: Mir hätte der Oberstufenunterricht auch fast den Spaß an der deutschen Sprache versaut, aber der Unterricht hat mich auch dazu gebracht, auch dröges Zeugs lesen zu können, das kommt mir heute zu Gute.

SoF
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Do 7. Nov 2002, 22:36 - Beitrag #22

aber ich kann mir sinnvollerere Fächer als Deutsch vorstellen (in der Berufschule). Ich als Azubi Elektroinstallateur, würde mich über eine Stunde eines Arbeitsspezifischen Faches mehr freuen (z.B. Anlagentechnik). Bei uns soll Englisch eh abgeschafft werden. Verständlich, wenn man sich den Lehrer anschaut, der das Unterrichtet. Da kann ich und andere in der Klasse besser Englisch wie der (ungelogen).

Feuerkopf
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Do 7. Nov 2002, 22:50 - Beitrag #23

Okay, mag sein. Doch Englisch wird überall gebraucht. Da wäre es sicherlich nicht falsch, wenn ihr als Elektroinstallateure die wichtigsten Begriffe auch auf Englisch lernen würdet.
Wie gesagt: Wenn man's nicht spricht - verlernt man es. Ohne Scheiß.

Krautwiggerl
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Do 7. Nov 2002, 22:57 - Beitrag #24

Zu Peg's Schrieb fällt mir noch was ein:

da ja jetzt diese Werbung läuft, die konstatiert, es gäbe ca. 4 Millionen Arbeitslose in D, meint ja jeder, diese Zahl sei vollkommen aus der Luft gegriffen. Aber die halte ich durchaus für möglich: wie gesagt, man würde sich wundern, wie schnell man Lesen und Schreiben, wenn man es über Jahre hinweg nie praktiziert (oder höchstens das Logo auf Bierdosen identifiziert, hach bin ich heut zynisch...).
In Italien gibt's dafür den Begriff "analfabetismo di ritorno", da kommt keine deutsche Übersetzung so nahe ran...

Aber Peg, ich muss dich in einem enttäuschen:
Präzise Ausdrucksweise braucht der IT-Mann nicht unbedingt (seinen Fachwortschatz natürlich), er muss vielmehr die unpräzise Ausdrucksweise anderer (die keinen Plan von IT haben) versuchen, in Formalismen zu übertragen. Hat zwar mit Sprache zu tun, der Denkansatz ist aber ein ganz anderer (und mitunter einer, der gerade Geisteswissenschaftlern zu schaffen macht...)

Feuerkopf
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Do 7. Nov 2002, 23:06 - Beitrag #25

Mein lieber AL,
wenn ein IT-Mensch dann uns bedauernswerten DAUs auf die Sprünge helfen will, so wird er sich sehr wohl einer deutlichen, richtigen Sprache bedienen müssen, oder?
Sonst nix verstehn.

Meinst Du vier Mio. Arbeitslose oder Analphabeten?

Ich bin sicher, es gibt eine erschreckend große Zahl von Menschen, die kaum mehr schreiben kann als die eigene Unterschrift.
Besonders gefährdet sind übrigens Männer, die ihre Frauen jeglichen Briefverkehr erledigen lassen. "Mach du mal, Schatz, du hast so ne schöne Handschrift."

Krautwiggerl
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Do 7. Nov 2002, 23:19 - Beitrag #26

Analphabeten meinte ich natürlich, da war die Macht der Gewohnheit am Werke ;)

Die allermeisten Leute, die im IT-Bereich arbeiten, werkeln an Programmen oder der Hardware rum, nur ein Bruchteil erledigt Beratung oder Lehre ;)
Und wenn wir mal ehrlich sind: selbst Akademiker im Bereich Informatik kriegen es meist nicht gebacken, sich allgemeinverständlich auszudrücken, weil, man muss es leider so sagen, der Graben zwischen den beiden Denkweisen derart gross ist, dass er (zumindest auf die Schnelle) kaum überbrückt werden kann.
Wenn man einem DAU beispielsweise erklären will, warum sein Upload gerade nicht geklappt hat, dann kann man ihm was von einem Fehler im Buffer, falschen MIME-Types o.ä. erzählen, er versteht es nicht. Diese Tatsachen allerdings in solchem Wortschatz auszudrücken, dass es wirklich jeder versteht, ist schon fast einen Kunst für sich, v.a. dann, wenn der Alltagswortschatz den Sachverhalt auch korrekt darstellen soll (mir fällt da nur immer der Begriff "possible loss of precision" ein...). Wenn's so einfach wäre, wären Informatiker ja nicht so gut bezahlt ;)

Feuerkopf
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Do 7. Nov 2002, 23:25 - Beitrag #27

Original geschrieben von Krautwiggerl
... Die allermeisten Leute, die im IT-Bereich arbeiten, werkeln an Programmen oder der Hardware rum, nur ein Bruchteil erledigt Beratung oder Lehre ;)...


Cherie,
findest Du nicht, dass gerade diese bedauernswerten Menschen - meist Männer - es bitter nötig haben, noch etwas anderes im Kopf zu haben als kryptische Insiderbotschaften? Die werden ja sonst völlig lebensuntüchtig und können eines Tages nicht mal mehr die Sonderangebotsseite von ALDI lesen...:)

Monoceros
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Do 7. Nov 2002, 23:29 - Beitrag #28

Der allgemeinverständliche Ausdruck ist allgemein ein großes Problem bei Fachleuten. Mittlerweile gibt es auch einen Preis für Wissenschaftler, die sich auch der breiteren Masse gegenüber verständlich ausdrücken können. Das ist aber an sich kein Problem des Deutschunterrichts an sich, sondern ein Problem der Ausdrucksfähigkeit, die man dort zwar gut trainieren kann, die aber ohne entsprechende private Praxis mehr und mehr verloren geht. Bei Sprachen allgemein kann man sagen, dass ohne Praxis einfach nichts läuft, beim Deutschen genauso wie bei jeder anderen Sprache.

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Fr 8. Nov 2002, 00:24 - Beitrag #29

Peggy, warum bedauernswert? ;)
Ich denke, dass Programmierung für Männern einen ähnlichen Reiz hat wie ein Grillfeuer oder eine Harley: man beherrscht etwas gewaltiges, hat Macht darüber. Gerade PCs sind eine Macht, der 99% der Anwender mehr oder weniger hilflos gegenüberstehen... so eine Höllenmaschine zu bändigen hat schon was! ;)
Tja, dass diese Spezies mal nicht mehr die Angebote vom ALDI lesen kann, wolle mer nich hoffen! Allerdings sehe ich da zahlreiche Berufsgruppen, die weit gefährdeter sind ;)

Monoceros, du gestehst jetzt praktisch selbst ein, dass der Deutschunterricht an sich kaum was bringt, wenn derjenige selbst nicht will und später jegliche Praxis ablegt. Dazu kannst du ihn nicht zwingen.
Dass den Leuten immer mehr der Spass an der Sprache vergeht, das liegt meiner Meinung nach am nicht mehr zeitgemässen Deutschunterricht allgemein - meine These. Das führt dazu, dass man dann später jegliche Praxis verweigert, weil man so froh ist, den Mist mal "weiter" zu haben.

Monoceros
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Fr 8. Nov 2002, 15:05 - Beitrag #30

Ich sehe nicht, was an der Erkenntnis, dass ein Unterricht nur dann seinen Zweck erfüllen kann, wenn er von dem Schüler auch angenommen wird, so neu sien soll. Das ist das Grundprinzip des Unterrichts und wenn ich mich an den Schulen so umsehe, wird es mir stellenweise selbst an Gymnasien Angst und Bang. Das liegt zum einen am allgemeinen System der Schule, das dringender Reformen bedarf, aber auch zum Teil an so manchen Schüler selbst. Meine Kritik zum derzeitigen Deutschunterricht habe ich bereits abgegeben, auch, dass sich dort etwas ändern muss. Aber keine dieser Maßnahmen kann bei einem Schüler Erfolg haben, der sich verweigert.

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Fr 8. Nov 2002, 16:24 - Beitrag #31

Na, wie ich sehe, sind wir eh einer Meinung! :)
Aber diese Binsenweisheit scheint sich noch nicht bis zu den jeweiligen Verantwortlichen durchgesprochen zu haben... oder besser, ich glaube, dass sie das auch wissen, aber die Lehrer-Beamten-Lobby ist recht stark, und - so mein Eindruck - hapert's da daran, dass es an Bereitschaft fehlt, etwas, "das man schon immer so gemacht hat", zu reformieren.

Feuerkopf
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Fr 8. Nov 2002, 23:14 - Beitrag #32

Gar nicht mal so sehr. Ich habe einen Deutschlehrer zum Manne, der von Klasse 5 bis Klasse 13 unterrichtet.
Was völlig nervt, sind die bescheuerten Klassengrößen (LK Deutsch mit 31 !!! Leuten, z. B.), die unteren Klassen liegen auch immer um die 30 Schüler.
Außerdem müsstet ihr euch mal den Spaß machen und ein Curriculum lesen (die Unterrichtsvorschriften "von oben", sozusagen). Das ist so eine gequirlte Kacke, das glaubt ihr nicht!

Die Schüler lesen zu wenig, sie sind kaum in der Lage, einen Text gescheit vorzutragen, selbst die in der Oberstufe nicht.
Wenn man Lesen und Schreiben nicht trainiert, so verlernt man es. Ist nun mal so.
Wer schreibt denn noch Briefe? Wer liest viel?
Und wer gibt sich Mühe, fehlerfrei und gut formuliert zu schreiben? Die Prioritäten der Jugendlichen liegen deutlich woanders.

Krautwiggerl
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Fr 8. Nov 2002, 23:49 - Beitrag #33

Peg, natürlich glaube ich, dass sich einige Lehrer Mühe geben, aber "die da oben", die die lachhaften Curricula verbrechen, sind auch welche (gewesen)...

Briefe schreiben tu ich heute auch nicht weniger als vor 10 Jahren, nämlich fast keine (muss auch sonst genug krakeln ;))
Am Ausdruck fehlt es, das stimmt, aber in dem sind wir uns ja eh einig. Nur was kann man dagegen tun, um es zu ändern?

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