Ja, ich meinte die netten kleinen Lügen vor der Wahl. So oder so, entweder wurde bewusst verheimlicht, oder sie wussten es wirklich nicht, dann muss man sich aber auch fragen, wie inkompetent die sind.
Wirtschaftsfreundlichkeit ist kein Allheilmittel, schon gar nicht für alle Probleme. Eine lebenswerte Umwelt und ein Stützen der sozial Schwachen ist genauso wichtig. Allerdings droht die Substanz derart zu schrumpfen, dass bald nichts mehr da ist, was man verteilen könnte, womit Überlegungen über Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit Makulatur werden! Wenn der Kuchen klein wird, muss man zuerst darüber nachdenken, ihn zu vergrössern, denn nur dann kann jeder ein ausreichend grosses Stück bekommen, dass er satt wird.
Auch wenn man es nicht gern hört: konsumiert werden kann später nur das, was man jetzt produziert, und wenn die Leute nicht mehr produzieren wollen, weil es ihnen nur zum Nachteil gereicht, dann gibt's auch hinterher nichts mehr zu knabbern! Das ist jetzt ganz einfach ausgedrück, aber auch in anderer Hinsicht scheine ich hier überhaupt der einzige zu sein, der seine Ansicht sowohl begründen als auch wissenschaftlich und ethisch fundieren kann. Da würde ich mir mehr Input von euch wünschen. Glauben sollte man offiziellen parteilichen Stellen nicht mehr...
Ich sag's ganz offen: wenn sich nicht viel ändert in diesem Land, dann bin ich nach meinem Studienabschluss auch weg. Weil ich es nicht einsehe, dass ich mir den Arsch aufreisse, extrem viel arbeite und lerne, später vielleicht sogar mal selbständig werden will (mit 15-Stunden-Arbeitstagen), auch Arbeitsplätze (!!) schaffen würde, und dafür finanziell und moralisch bestraft werde! Es ist definitiv so, dass keine Leistungsanreize mehr bestehen. Wenn aber keine solchen Anreize mehr bestehen, wer schafft dann die Substanz, von der wir leben? Güter und Dienstleistungen produzieren sich (leider) noch nicht selbst...
Edit:
Kündigungsschutz lockern (in begrenztem Maße!) finde ich gar nicht mal so falsch. Stell dir mal vor, du wärst Unternehmer und hättest die Wahl entweder deine bisherigen, gut arbeitetenden Leute, viel Überstunden machen zu lassen, oder neue Leute einzustellen, die du, auch wenn sie schlecht arbeiten, nicht wieder loswirst. Wie würdest du wählen? Und was bringt mehr Arbeitsplätze?
Dieses Verhalten der Unternehmer mag man als unsozial bewerten, aber es sind menschliche Verhaltensweisen, und jeder sollte sich mal an die Nase fassen, ob er in der Situation nicht genauso abgebrüht handeln würde... Fakt ist aber, dass man entweder die Unternehmer hart zwingt (dann wären wir fast wieder in der DDR) oder man versucht, diesem Verhalten Rechnung zu tragen, es sich vielleicht zunutze zu machen, um ein Ergebnis zu produzieren, von dem alle was haben.
Es sind ja einige Fälle vorgekommen, wo Arbeitslose untertariflich hätten arbeiten können und dies auch unbedingt wollten, aber nicht durften. Diese gehen jetzt noch stempeln, mit alle den Folgen für die Gemeinschaft und für sie selbst. Ich frage: ist das sozial? Oder warum wird das immer ausgeblendet?
Was viele immer noch nicht begriffen haben: warum glaubt ihr, laufen den Gewerkschaften immer mehr Mitglieder weg? Gewerkschaften sind umso schwächer, je höher die Arbeitslosigkeit ist! Ergo könnten kleine Einschnitte in dieses System mittlefristig eher wieder den Arbeitern zugute kommen, den Arbeitslosen, die jetzt gar nicht vertreten werden, noch dazu!