Verkommung der Jugendlichen durch kommerzielle Verlockungen und Gruppenzwang?

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Marc Effendi
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Fr 20. Dez 2002, 09:17 - Beitrag #21

@Krautwiggerl: Dein Post könnte ich geschrieben haben :D Auch wenn das jetzt als Nachgeplappere klingt, aber ich seh das genauso wie Du.

Ich bin jetzt 32, und ich weiß auch nicht, was ein Baggy ist. Aber das macht auch nichts.

Ich bin mit 15 auf ein Internat gekommen und wir hatten Respekt vor den "Großen", den Abiturienten. Als ich Abiturient war, sah ich das anders, nämlich das die "Kurzen" rotzfrech waren und sich um keine Hierarchien mehr gekümmert haben. Obwohl in diesem Internat 95% der Leut geraucht haben, hab ich nie damit angefangen. Ich hab damit in Kauf genommen, das ich einfach kontaktärmer bin als die, die tagtäglich auf der Terasse gestanden sind und geraucht haben (haste ma Feueee?)

Als ich dann in die Berufschule kam, hab ich ziemlich deutlich den Bildungsunterschied zwischen Realschule und Gymi gemerkt, denn die Gymis haben sich deutlich weniger von Äußerlichkeiten wie Replay-Jeans oder Chiemsee-Pullis beeindrucken lassen.

Bitte versteht das nicht falsch: ich will damit nicht sagen, das ein Realschüler doof ist oder weniger gebildet sein muß, aber das sind halt meine Beobachtungen.

Feuerkopf
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Fr 20. Dez 2002, 10:50 - Beitrag #22

Ich bin 44 und weiß, was Baggy-Hosen sind, weil ich sie selbst trage. Sie sind nämlich äußerst gemütlich. ;) Meine Kinder tragen sie auch.

Ich sehe nicht so riesige Unterschiede zwischen den Jugendlichen von - sagen wir mal - 1972 und denen von 2002.
Okay, es gab noch nicht diesen Elektronikkram und vor allem, keine Home-Computer, als ich 14 war. Dafür schraubten die Jungs an den Mopeds und Autos rum. Modefuzzis gab es immer, wir unterlagen auch schon einem Einheitslook, viel schlimmer als heute, denn es gab - wenn eine Moderichtung vorherrschte - nix anderes als Alternative. Okay, vielleicht noch das ganz konservative Zeugs, aber nicht die Vielfalt von heute.
Jeder Junge trug Armee-Parkas, es mussten Levi's Jeans sein, die Cordhosen hatten von Wrangler zu sein.
Auch musikmäßig gab es stets Fraktionszwang. Das äußerte sich z. B. durch die Beatles-Fans und die unversöhnlich gegenüberstehenden Stones-Fans . ;)

Wir fanden die unteren Klassen auch unerträglich frech und respektlos, das ist nichts Neues.

Der einzige Unterschied ist, dass es größere Protestbewegungen gab, die auch gemeinsam auf die Straße gingen. Heute ist der Protest so weit aufgesplittet, dass er nicht mehr greift.
Der Fluch der Individualisierung. Vereinzelung zerstört auch jedes Protestpotenzial.

Meine Eltern waren übrigens sehr liberal, ich brauchte nicht groß gegen sie aufzumucken.

Traitor
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Fr 20. Dez 2002, 13:18 - Beitrag #23

Die meisten wichtigen Punkte wurden "leider" bereits genannt, ich denke ebenfalls, dass diese Dinge nichts neues sind, allenfalls heute durch die Stärke der Medien noch stärker auffallen.
Dieses stärker auffallen führt aber auch dazu, dass die Jugend selber sich dieser Entwicklungen und Einflüsse stärker als früher bewusst ist, würde ich sagen. Zumindest höre ich nur sehr selten Erwachsene sagen, dass sie sich in ihrer Jugend so sehr mit ihrer Jugendkultur auseinandergesetzt haben wie dies heute oft der Fall ist. Das ist eine positive Entwicklung, die hoffen lässt.

Krautwiggerl
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Fr 20. Dez 2002, 14:39 - Beitrag #24

Okay, vielleicht noch das ganz konservative Zeugs, aber nicht die Vielfalt von heute.

Ok, Punkt für dich! ;)
Aber ich glaube, dass die Vielfalt nur im landesweiten Schnitt sichtbar wird, innerhalb einer Gruppe wird doch extrem sozial nivelliert.
Halten wir fest: jeder merkt, dass die ein paar Jahre jüngeren zu jeder Zeit an Frechheit zugelegt haben. Machen wir einen Dreisatz draus, dann werden wir in 20 Jahren nur noch einen Haufen brutaler Monster haben. :D

@Marc: diese Beobachtung hab ich auch gemacht, bezügl. der Schulbildung. Das mag zum einen daran liegen, dass höher gebildete sich eher selbst reflektieren, zum anderen daran, dass vielleicht ein Kompensationsbedürfnis vorliegt, weil man sich den besser gebildeten benachteiligt fühlt und so andere Formen des Zusammenhalt sucht. Nicht vergessen werden darf dabei auch, dass es einige hochintelligente Menschen gibt, die nicht gerade durch soziale Intelligenz brillieren...

Interessant scheint mir, weil das Wort "Individualisierung" fällt, ein soziologischer Diskurs darüber, ob es wünschenswert ist. Das kam anfang des Jahrhunderts auch und ist aktueller den je. Die eine Fraktion spricht für die "Gemeinschaft" (Tönnies), weil Individualisierung einen Verlust an Rückhalt bedeutet. Man könnte die modernen Bürokratischen Sicherungssysteme als Kompensation dessen sehen, wobei das Ausgeliefertsein eher noch zugenommen hat und man sich fragen kann, ob man wirklich individuell freier geworden ist. Plessner & Co. sehen allerdings eine Notwendigkeit in einer gewissen Distanz, weil zuviel Intimität ein Terror sein kann. Aktuell ist die Kommunitarismus-Diskussion, wo man überlegt, ob man durch eine Stärkung von Gemeinschaften den Problemen moderner Gesellschaften entgegenwirken kann. Wenn man es so sehen will, so wird aufgrund der hohen Individualisierung versucht, über andere Faktoren Gemeinschaften zu konstruieren, um dem Problem der Haltlosigkeit zu begegnen. Das würde IMO erklären, warum Gruppenzwänge heute stärker denn je sind.

Noriko
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Fr 20. Dez 2002, 15:40 - Beitrag #25

ich hab mir mal net alles heir angetan :D
@tigerbalsam
farg mal diese freundin was unreif daran ist nicht massen konform seien zu wollen, und nicht verstehen zu könen das es jemnd ist, wüde mich mal interessieren ;)
ich bin 17, und wollte nie wie andere sein, ich ahbe noch nie an eienr zigarette gezogen obwohl man mich versucht hat zu überreden, ich targe keinen amrken kalmotten(bis euf meine jeans ;D) weil die mir zu teuer sind, ich ehbe keinen mode geschmckm, ich targe was mir passt und was bequem ist. mein musik gemschmack hat sich selbst gebildet, und ist dem enstprechen chaotisch :D
ich war schon imemr ein ziemlciher einzelgänger, und trotzdem hab ich viele gute freunde gefunden. noch besseR: dadurch das ich mcih nciht einordne und keiner direkten clique angehöre, komm ich mit anhezu jedem kalr, bis auf denen die mich ent mögen weil ich schlauebr bin als sie ;)

Marc Effendi
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Fr 20. Dez 2002, 20:43 - Beitrag #26

Ich frag mich immer ob diejenigen, die so Mainstream sind und jedem Trend hinterher laufen eigentlich wissen, das sie das tun.

Ich meine, wenn man so ist und jedem Trend hinterher rennt, dann lässt man sich ja total leicht steuern und von außen sagen, was man zu tun und zu lassen hat, wie man sich anziehen muß und welche Musik man hören muß.

Oder irr ich mich?

Noriko
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Fr 20. Dez 2002, 20:49 - Beitrag #27

interessante these effendi
und ich muss leider sagen: wie wahr :(
da sieht man wie leicht man zum mitleufer wird weil man nicht ein aussenseiter sein will.
wen wunderts da das das bildungs nivoe, meinen beobachteung nahc, besonders in solchen gruppen drastisch geseunken ist.
wenn man bedenkt wie leicht sich fargliche ideale un politische ansichten sich verbreiten lassen.

Soulhunter
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Fr 20. Dez 2002, 21:59 - Beitrag #28

Hi,

WAS ZUM GEIER IST EINE BAGGY-HOSE ???:s10: :confused: :D

Also in der Tat, es wurden tatsächlich schon sehr viele Punkte genannt. Und eigendlich kann ich die meisten nur bestätigen. Bei mir war ganz früher auch eine Mitläuferzeit. Kam aber daher, daß meine Eltern umgezogen sind und ich niemanden hatte in der neuen Schule (Grundschulzeiten). Da ist das meiner Meinung nach ziemlich klar, daß man versuch irgendwo dazuzugehören. Und, naja, mitgehangen, mitgefangen. (Aber geraucht hb ich damals noch nicht :D )

Dann kam ne Zeit, wo ich ziemlich versuchte meinen eigenen Kopf durchzusetzen. Sprich, ich versuchte meinen Individualismus zu entfalten. Versuchte halt einer Rudelbildung aus dem Wegzugehen. War ungefähr die Zeit am Ende der Schule.

Dann kam ne kurze Scheißegalphase, bei der mir alles am A*** vorbeiging. (Zivi und anfang Studium)

Und jetzt bin ich, schätze ich, in einer Art freien Gruppe. Mit anderen Worten, es gibt kein Gruppenzwang mehr. Denn jetzt bin ich so stabil, daß ich auch mal getrost zu irgendetwas Nein sagen kann, ohne angst zu haben, daß ich jetzt an Ansehen verliere. Und andererseits ist der Freundeskreis auch so gewählt, daß ich weiß, daß die meine Entscheidungen respektieren, sowie akzeptieren. Und damit hat's sich.

Fazit: Man braucht eine gute Kombination aus beidem. Ein Freundeskreis, der einem in der Not oder sonstwas beisteht. Und andererseits auch einem die freie Entscheidung läßt. (OK, ab und zu, muß man halt doch wieder Grenzen aufzeigen, wenn man von Freunden zu stark bedrängt wird, irgendetwas zu tun. Aber dann läßt man halt einen kurzen Brüller los und das wars. :D )

Noriko
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Fr 20. Dez 2002, 22:06 - Beitrag #29

hmmm das mit dem freuden kris ist sone sahce...
ich habe keinen so direkten, ich bin allgemein auch ziemlich instabil was meine persönlichkeit angeht und die elute mit denen ich üerb meine probleme reden könte sehe iche rst wieder im sommer...
ich habe mich ma versucht dazu durch zuringen in einen jugendreis unesers gelibten civ zu gehn,a ber habs, wie so vieles in meinem leben verpeilt.

wie gesgat ich bin ein einsamer wolf.

Soulhunter
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Fr 20. Dez 2002, 23:21 - Beitrag #30

@Noriko:
Das ist natürlich schade. ABer ich denke, das gibt sichmit der Zeit.

Dav!d
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Sa 21. Dez 2002, 01:23 - Beitrag #31

Ich hab früher auch so gedacht wie du Tigerbalsam und tue es auch weiterhin. Ich hab viele Freunde verloren und bin auch nen bisschen traurig drüber, aber ich kann mich mit ihnen einfach nicht amüsieren, wenn es um das Thema Konsum geht.
Ich sehe es selber in der Klasse wie viele Leute ausgegrenzt oder verdrängt werden , nur weil sie anders und eine andere Weltansicht haben. Meisstens mangelt es auch an der Intelligenz, denn diese Leute die in dieses Schema reinpassen, scheren sich nen Dreck darum wie es in der Schule läuft, sondern denken nur daran , wie sie ihr Klassenkameraden zum lachen bringen können....

Krautwiggerl
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Sa 21. Dez 2002, 01:31 - Beitrag #32

Ne, Marc, hast vollkommen Recht!

Feuerkopf
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Sa 21. Dez 2002, 17:58 - Beitrag #33

Die Modeberaterin spricht:

Eine Baggy-Hose ist - bitte aufpassen, die Herrn! - eine recht weit geschnittene Hose mit seitlich aufgesetzten Taschen. In der extremen Form wird sie mit runtergerutschtem Hosenboden etwa in Kniehöhe getragen. Man bzw. Frau kann sie aber auch ganz normal tragen. Eine gemütliche Hose, wie gesagt. Und schon etwas aus der Mode. Außer bei den Skatern, vielleicht. ;)

Ich finde das Wort "Verkommung" wunderschön. ;)

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