Wir reden immer gern von der Vergangenheit oder von fernem, wenn wir etwas untermauern wollen, weil es ja praktischerweise nicht mehr überprüfbar ist.
Tatsache ist aber, wenn wir uns in unserer heutigen Welt umsehen, dass wohl in keiner Institution derart für Frieden und Versöhnung eingestanden wird, wie in der Papstkirche. Ich will hier auch gar nicht so sehr auf die grundsätzlichen Unterschiede in der Auffassung des Menschen und Gottesbildes im Islam und im Christentum eingehen, aber wenn es gewünscht ist, kann man das sicher auch mal in einem separaten Thread ausführen. Zumindest steht im Christentum von Anfang an und zwar konsequent durchgehend die Liebe im Zentrum. Nuja.
Nun zu den Zitaten im Einzelnen:
die Religon wird nur benötigt, wenn es dem Menschen schlecht geht, da er eine Stütze braucht, um durchzukommen. In guten Zeiten hat er dies nicht mehr in diesem Umfang nötig. Das ist aber für mich keine Dekadenz, sondern im Gegenteil ein Selbstständigmachen.
Das wird wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei nicht entscheidbar sein. Man kann aber von dem ausgehen, möglichst neutral, was vorhanden ist: Armut- Religion, Reichtum-Religionslosigkeit.
Die Ursachen dafür kannst du natürlich für dich interpretieren, aber es würde mich schon sehr wundern, wenn du der Meinung bist, dass Geld und Wohlstand den Menschen zu einem besseren und und weniger egoistisch handelnden Menschen machen.
Nach meiner Beobachtung ist der Mensch immer gleich egoistisch, hat aber bei Reichtum mehr Möglichkeiten diesen auszuleben.
Religiösität gehört imho eng zum Menschsein dazu. Sich Gedanken über die Welt zu machen, auch eine gewisse Neugierde, etc. Dies scheint mir ein Grundbedürfnis, welches auch mit materiellen Problemen zusammen hängt. Wir fragen, weil wir Antworten suchen, sind wir aber durch Wohlstand betäubt, haben wir weniger unserer konkreten Daseinsängste, bzw. sind diese weniger unvermittelt, kann man sich leichter mit anderem betäuben.
Ich denke, man kann durchaus gut darstellen, warum die religiöse Betrachtung, auch etwas mit Askese zu tun hat, und keine Mangelerscheinung ist...
den Glauben im Mittelalter kann man auch als lebendiger bezeichen als heute
ja, und er war auch nicht so eng, wie wir heute denken. Alle möglichen Schriften und Zeugnisse sprechen auch vom Mittelalter (welche Zeit und welchen Ort meinst du eigentlich konkret?) als Zeiten grosser geistiger Freiheiten.
Das Christentum zeichnete sich mal durch eine ähnliche Militanz aus, von der heute nicht mehr viel zu spüren ist. Wenn sich in der islamischen Welt ähnliche Entwicklungen wie in der europäischen Neuzeit durchsetzen würden, würde die Militanz ähnlich zurückgehen, denke ich.
Das ist sicher anders. Während der Islam selbsständig zu Gewalt auch aufruft, tut dies das Christentum NIRGENDWO! Es hat dies auch nie getan, wie man in allen Konzilsbeschlüssen, Dogmengeschichten, etc. nachlesen kann. Das Land, in dem es sich teilweise verbreitete, tat dies allerdings sehr wohl, und wie ich schonmal geschrieben habe, ich möchte nicht wissen, wie sich die Zeiten der kulturellen Schmelzpunkte von Antike, Germanen, Kelten und Semiten gestaltet hätten, wenn es nicht das liebende Christentum gegeben hätte, welches z.B. mit dem genialen Schachzug des Ehrenkodexes für Ritter, germanische Vorstellungen, nur in der Schlacht zur Seeligkeit zu kommen, kompensiert hätte.
Gruss,
Thod