Hamburg (dpa) - Es ist ein 24-stündiger Kampf gegen Übermüdung, körperliche Erschöpfung, Schweiß und Blasen: Der «Jordan Desert Cup» - eines der härtesten Laufrennen der Welt. Nur die besten Ausdauersportler wagen es, an dem jährlichen Marathonlauf durch die karge, menschenfeindliche Landschaft Jordaniens teilzunehmen.
Nach dem Start des Rennens in der Hauptstadt der Nabatäer Petra ist jeder Teilnehmer auf sich selbst gestellt. Vor ihm liegen 168 Kilometer durch roten Sand, zerklüftete Felsen und Berge; über ihm eine sengende Sonne, die bei 40 Grad erbarmungslos vom Himmel brennt.
Doch sobald die Sonne am Horizont verschwindet, sinken auch die Temperaturen. Eisige Stille legt sich nachts über die Weiten der Dünenlandschaft. Jeder Läufer bestimmt selbst, wann und wie lange er Pausen einlegt. Doch wer sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eine kurze Rast gönnt, kühlt schnell aus.
104 Kilometer der Strecke führen durch feinen Wüstensand - der schwierigste Teil für die Läufer. Bei jedem Schritt bricht die zarte Kruste des Sandes ein und der Fuß versinkt im weichen Untergrund - ein zähes, erschöpfendes Vorwärtskommen.
Die Regeln legen genau fest, wie viel Nahrung und Wasser die Teilnehmer während des Rennens zu sich nehmen dürfen. Eine Überlebensration von 2000 Kalorien und eine Flasche Mineralwasser hat jeder Läufer für den äußersten Notfall dabei. Doch wer sie öffnet, disqualifiziert sich.
Von den 231 Teilnehmern schafften es 209 bis zum Ziel, die anderen gaben vorher auf - vollkommen erschöpft oder am Rande eines körperlichen Zusammenbruchs. Nur ein eiserner Wille vermag die Kräfte zu mobilisieren, die man für die kräftezehrenden Abschnitte des Rennens braucht. Doch wer nicht aufgibt, kann sich am Ende zurecht als Sieger fühlen. Organisator Patrick Bauer kennt die Euphorie, die die Teilnehmer nach der Tortur empfinden: «Es gibt nichts Besseres als das Gefühl, die Grenzen, die man zu haben glaubte, zu überschreiten; denn die besten Schlachten sind die, in denen man sich selbst besiegt.»
Nach nur 18 Stunden und 35 Minuten erreichte der Italiener Marco Olmo im November 2002 als Erster das Ziel in Wadi Rum und verbesserte damit seinen eigenen Rekord um zwei Stunden. Bereits in den vergangenen beiden Jahren war er als Sieger des «Jordan Desert Cups» durchs Ziel gegangen. Schnellste Teilnehmerin wurde die Französin Katell Corne, die die Strecke in 30 Stunden und 35 Minuten zurücklegte.