Liebe...

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Neo86
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Sa 18. Jan 2003, 23:33 - Beitrag #1

Liebe...

Hallo erstmal an alle !

Ich bin neu hier, wurde auf das Forum aufmerksam da hier wirklich intreressante Beiträge verfasst werden und nicht nur Schwachsinn. Außerdem bin ich immer noch ein wenig fasziniert wie frei die Leute sich hier über philosophische Themen auslassen....

Ok genug gesagt....jetzt zu meiner Frage oder besser ihr sollt (ich würde euch bitten) einfach mal eure Meinung und Vorstelungen dazu sagen:

Was ist Liebe ?...
Wo kommt sie her ?...
Gibt es unterschiedliche Stufen ?...

Wäre schön wenn jemand antworten täte...

Melianawe
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Sa 18. Jan 2003, 23:41 - Beitrag #2

Das ist eine interessante Frage...
Ich glaube, Liebe ist ein Teil unseres Wesens. Eine unumstößliche Eigenschaft, die jeder versucht, bald zu finden. Sie ist in uns.
Und sicherlich beläuft sich auf "Liebe" mehr als das bloße Verliebtsein. Ich meine, eine Mutter liebt ihr Kind; ein Mann eine Frau; Ein Mensch sein Haustier.
Alles Sätze, in denen Liebe vorkommt, doch nie ist dasselbe gemeint.
Wirklich... eine ziemlich interessante Frage...

Maurice
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So 19. Jan 2003, 00:05 - Beitrag #3

Glaubst du an die Liebe ? Dieses Abfallprodukt des niedersten unserer Triebe . Niemand bräuchte dieses Verlangen um zu leben , doch scheint es als wollten wir nur dafür leben diesem Zwang nachzugehen , um dann glauben wollen zu können Glück gefunden zu haben . Glück , weil man glaubt jemanden zu brauchen der Nähe gibt , ohne einen Gedanken zu tun wie nah man sich selbst ist . Glück , weil man glaubt neben jemanden einschlafen zu wollen , um neben ihr aufwachen zu können und mit einem Kuss zu sagen , dass man sie liebt , ohne sich den Kopf zu zerbrechen , ob man welchen Traum schläft .



Ist ein Ausschnitt eines Textes von mir , hat nicht schelcht gepasst deshalb mal einfach gepostet , schaden kanns wohl nicht . ;) Ist wohl einfach so ohne dem Rest etwas unverständlich , deshalb nochmal meine Meinung dazu ganz knapp :
Die Liebe ist nur ein Nebenprodukt des Fortpflanzungstriebes , die Natur will damit sicher stellen , dass die Nachkommen gut versorgt werden .

Alles klar ? :D
Was die Abstufungen angeht , lässt sich das denk ich nicht klar festlegen , weil Liebe ein Gefühl ist und dafür gibt es keine Maßeinheiten .

Neo86
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So 19. Jan 2003, 00:49 - Beitrag #4

Ist mir schon klar, dass Liebe im Prinzip zur Erhaltung unserer Art dient...trotzdem Danke für die Antwort @@@Maurice.

Aber wie kann man erklären, dass sich Menschen ineinander verlieben, normalerweise wenn sich Vorstellungen, Charakter, und Interessen überschneiden...

Aber wieso gibt es Liebe auf den ersten Blick, wieso verliebt man sich sofort in den Einen, nicht aber in einen Anderen Menschen?

Ich denke schon man muss z.B. zwischen Nächstenliebe, jemanden mögen und die Liebe in einer Beziehung differenzieren.
Es bedeutet doch noch lange nicht, wenn man jemanden mag, dass man ihn auch liebt, aber auf gewisser Weise liebt man ihn ja doch ein wenig, da wenn man ihn gerne hat sich ja auch gerne in seiner Nähe aufhält.

Ich denke mal Liebe ist wenn man alles für einen Menschen tuen würde, auch sein Leben lassen.

Aber insofern hat mein Vorschreiber recht, wenn er sagt, dass Liebe zum Erhalt der Art dient, denn normalerweise wenn ein Mann eine Frau wirklich liebt, würde er alles für sie tun. Dagegen würde er sich zweimal überlegen, was er bei einem Freund, der die gleichen Eigenschaften wie seine Liebe hat und ihn sogar öfters im Leben aus ausweglosen Situation gerettet hat, für Risiken auf sich nehmen täte.

....was sagt ihr dazu ???????

Erdwolf
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So 19. Jan 2003, 07:21 - Beitrag #5

Liebe ist Transzendenz.

Es ist egal, warum wir lieben (@Maurice), wir tuen es.
Sie ist unsere größte Gefahr und größte Erhabenheit zugleich.

Liebe ist Macht, Liebe ist Kraft. Liebe ist das Schwert, das nicht teilt, sondern vereint.

Traitor
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So 19. Jan 2003, 12:28 - Beitrag #6

Liebe als Nächstenliebe, Freundesliebe, Familienliebe sehe ich im Endeffekt wie Ethik und Moral als ein Produkt des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Menschen: diejenigen können besser und sicherer leben, die in einer Gemeinschaft sind, und diese braucht Grundlagen, die die Bindungen aufrechterhalten, und eine sehr starke dafür ist diese Art der Liebe.
@Maurice: Liebe im sexuellen Sinn halte ich nicht für ein Nebenprodukt des Fortpflanzungstriebes. Sie ist ihm oft genug ja sogar gegenläufig, wenn zb Dinge wie Eifersucht eine fortpflanzungstechnisch ja vorteilhafte Polygamie verhindern. Sie hat etwas damit zu tun, natürlich, aber speist sich auch stark aus anderen Quellen, einmal aus genanntem Vorteil für die Gemeinschaft, und aus der Suche nach Geborgenheit, die damit zusammenhängt.

Maurice
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So 19. Jan 2003, 13:29 - Beitrag #7

@Erdwolf : Ich sehe schon wir werden zu keiner EInigung kommen . :s15: ;)
Fehlt nur noch , dass du mit Seele und som Kram anfängst . :s4:

Padreic
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So 19. Jan 2003, 15:35 - Beitrag #8

Liebe ist kein Abfallprodukt unseres niedersten Triebes, sondern das höchste wozu der Mensch fähig ist.
Unser Fortplanzungstrieb hat unseren Sexualtrieb zu verantworten, nur darauf kann man die Liebe nicht reduzieren, nicht einmal die geschlechtliche. Und dass man sich auch geistig lieben muss (nicht bei allen, aber bei vielen Menschen...), bevor man Sex hat, ist nochmal ein Argument dagegen, dass Liebe nur auf dem Fortpflazungstrieb beruht.

Was wären wir ohne die Liebe? Auf Liebe beruht die (geschlechtliche) Partnerschaft, die Freundschaft, die verwandtschaftlichen Beziehungen, der Glaube an Gott, etc. Ohne sie würden wir allein dastehen, höchstens Zweckgemeinschaften kennend. Und wenn wir nicht einmal die Selbstliebe kennen würden, wären wir wohl schon tot.
Liebe im weiteren Sinne ist auch die Motivation all unseres Handelns. Was wir nicht in einer gewissen Weise lieben, streben wir nicht an, und wenn wir nichts anstreben, handeln wir auch nicht.
Wenn man eine andere Person liebt, kann man sich vom Gefängnis des Egoismus lösen und auch wohl erst wirklich leben.
Auch die Schönheit oder die Erkenntnis zu lieben (damit meine ich nicht nur begehren) ist eine gute Sache, denn damit kann man sich auch von sich selbst lösen und seinen Blick auf höheres richten.
Ich denke, die Liebe macht den Menschen erst wirklich zu dem, was er ist. Den, der nicht liebt, kann man wohl höchstens einen verkrüppelten Mensch heißen, denn eine wesentliche Eigenschaft (oder vielleicht die wesentliche Eigenschaft) des Menschen ist die Fähigkeit, sich von sich selbst zu lösen und seinen Blick auf höheres richten zu können und das geht erst mit der Liebe.

Das Posting wäre unvollständig ohne das Hohelied der Liebe zu zitieren:
"Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die LIebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,
sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber über die Wahrheit;
sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Die Liebe hört niemals auf, wo prophetisches Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.
Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwert.
...
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen." (1. Korinther 13)

Padreic

Maurice
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So 19. Jan 2003, 18:32 - Beitrag #9

Ich bin der Meinung das höchste an dem Menschen ist sein Verstand . Kein Tier ist zu höheren geistigen Fähigkeiten in der Lage , doch wir sind nicht die einzige Rasse die das Gefühl der Liebe kennt . Von daher ist wohl klar was den Menschen wirklich ausmacht .
Ein Wese nbraucht außerdem nicht zu lieben , um zu leben ... oder wie erklärst du dir sonst die Existenz des Pantoffeltierchens ..... oder hegt es etwas für dich im geheimen auch eine Liebe zu Gott . ^-^

Padreic
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So 19. Jan 2003, 19:11 - Beitrag #10

Im weiteren Sinne liebt es sicherlich auch seine eigene Existenz, im engeren aber wohl nicht, da seine Tätigkeiten wohl instiktgesteuert sind. Über Pantoffeltierchen hab ich aber auch nicht gesprochen. Ich meinte Menschen in so weit sie nicht instinktgesteuert sind.

Wir sind auch nicht die einzige Art, die so etwas wie Verstand kennt.
Wenn wir nur Verstand hätten, wären wir nicht mehr wert als ein Computer. Prinzipiell kann wohl ein Computer die gleichen logischen Schlüsse ziehen wie wir. Lieben kann er allerdings nicht.
Ich halte persönlich übrigens auch mehr von einem geistig unterentwickelten Menschen, der sich liebevoll um seine Mitmenschen kümmert, als von einem Genie, das keine Skrupel hat über Leichen zu gehen und keinen Sinn darin sieht über das für sich selbst zweckmäßige sich um andere Leute zu kümmern. Den ersteren würde man wohl auch den menschlicheren nennen.

Auch allein vom Glück her kann ich den Verstand nicht als höher einstufen als die Liebe. Die Liebe kann unermessliche Freude bieten (auch unermessliches Leid, aber sie bringt mehr Glück als Leid), der Verstand allein dagegen keine. Wir können das großartigste Theorem beweisen, wenn wir keine Liebe zur Mathematik oder zu den Folgen dieses Beweises haben, werden wir keine große Freude daran haben.

Und ich kann auch auf den Nachbarthread verweisen: Wer die Liebe wirklich gefunden hat, wird wohl nicht daran zweifeln, dass darin der Sinn liegt. Wer Verstand hat, muss aber nicht unbedingt meinen, dass in ihm der Sinn liegt...

Padreic

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So 19. Jan 2003, 19:45 - Beitrag #11

Original geschrieben von Maurice
Glaubst du an die Liebe ? Dieses Abfallprodukt des niedersten unserer Triebe . Niemand bräuchte dieses Verlangen um zu leben , doch scheint es als wollten wir nur dafür leben diesem Zwang nachzugehen , um dann glauben wollen zu können Glück gefunden zu haben . Glück , weil man glaubt jemanden zu brauchen der Nähe gibt , ohne einen Gedanken zu tun wie nah man sich selbst ist . Glück , weil man glaubt neben jemanden einschlafen zu wollen , um neben ihr aufwachen zu können und mit einem Kuss zu sagen , dass man sie liebt , ohne sich den Kopf zu zerbrechen , ob man welchen Traum schläft .


Glaubst du nicht an die Liebe ? Liebst du denn keinen Menschen ? Du bist also nur auf der Welt, um dich fortzupflanzen ?

Also ich denke, erst wenn man jemand wirklich liebt, mach Sex nur Spaß. Das andere ist nur rumgerammel, um seine Triebe auszuleben.:s4:
Jedenfalls habe ich bisher nur solche Erfahrungen gemacht. Aber ich finde es schön das es die Liebe gibt und ich strebe auch danach ! Ob man sie von anderen erwidert bekommt, ist eine andere Frage ! ;)

Maurice
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So 19. Jan 2003, 20:12 - Beitrag #12

Zu dem Text muss ich sagen , dass er zwischen 12 und 1 Uhr morgens ursprünglich entstanden ist , wenn ich Nachts im Bett liege kommt mir so mancher etwas wirre Kram in den Sinn den ich diesmal einfach aufgeschrieben habe . ;)
Aber will mich nicht drumreden doch ein kleines Statement abzugeben . ^^
Also jemanden lieben tue ich leider nicht und die Frage ob man an die Liebe glaubt kann ich nicht so einfach für mich beantworten . Würde jetzt im Moment jein sagen , weil ich zwar dran glaube , dass Liebe sehr erfüllend sein kann , aber auch weiß dass sie das genaue Gegenteil in sich bergen kann . :s4:

Neo86
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So 19. Jan 2003, 20:59 - Beitrag #13

@@@Maurice:

Also jemanden lieben tue ich leider nicht

Somit würdst du aber doch gerne jemanden lieben!

Hast du vielleicht schlechte Erfahrungen mit der Liebe gemacht?
Aber waren da auch nicht viele schönen Momente dabei?
Klar ist das Ende schmerzlich, aber ist es nicht der Wechsel der Gefühle (z.B. Hass und Liebe) die das Leben erst lebenswert machen? Ausserdem kann man doch auch aus "falscher" Liebe Erkenntnisse ziehen....um vielleicht das Wesen zu finden was man wirklich mag.
:s61:

Maurice
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So 19. Jan 2003, 21:09 - Beitrag #14

Somit würdst du aber doch gerne jemanden lieben!
Habe ja nie das Gegenteil behauptet . ;)

Hast du vielleicht schlechte Erfahrungen mit der Liebe gemacht?
Aber waren da auch nicht viele schönen Momente dabei?

Leider wars bisher genau umgekehrt (also wesentlich mehr schlechte als gute Erfahrungen) :( .....

ist es nicht der Wechsel der Gefühle die das Leben erst lebenswert machen?Bild

Feuerkopf
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So 19. Jan 2003, 22:19 - Beitrag #15

Liebe wird doch nicht abgewertet, wenn sie behütend ist - als Art erhaltende Emotion sozusagen! Es ist gut, dass Zuneigung auch in unseren Genen verwurzelt ist, dass Empathie offenbar angeboren ist.
Die romantisierende Form von Liebe ist sicherlich kulturhistorisches Erbe, ich weiß nicht, wie einfachere Völker dies sehen.
Die erotische Liebe hat sicherlich eine gehörige Portion Fortpflanzungswille in sich, aber auch das ist normal, also braucht man sie deshalb nicht abzuwerten.
Ich finde es falsch, die unterschiedlichen Formen der Liebe zu gewichten. Jede hat ihren Sinn und jede bringt uns weiter.

Was uns vom Tier unterscheidet, ist die Fähigkeit, abstrakt über Liebe nachzusinnen. Behütende Zuneigung und Partnerzuneigung findet sich auch im Tierreich.

Thod
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Mo 20. Jan 2003, 16:31 - Beitrag #16

Also, da dies ein philosophischer Thread ist, möchte ich das Phänomen hier einmal von verschiedenen Seiten betrachten, ohne auf persönliche Erfahrung, auch der hier diskutierenden einzugehen. Dabei nehme ich mir drei Gesichtspunkte vor:
- Sprache (deutsch)
- biologische Aspekte
- personale Entwicklung

zur Sprache
Wir haben im deutschen einige Bezeichnungen für das, was man landläufig auch unter Liebe zusammenfassen kann: danach könnte man sagen, die wohl schwächste Form ist das "Ich habe dich gern".
Hier kommt in gewisser Weise ein Mangel zum Ausdruck, das empfinden eigener Einsamkeit. Sicher ist dies eines der Grundempfinden, und viele Aspekte sozialen Handelns finden hier ihre Wurzeln. Nebenbei ist diese schwache Form der Zuneigung (sich jemandem Zu-neigen wäre da schon eine Lösung, die einen Schritt weiter geht) schon als in gewisser Weise defizitär zu erkennen. Jemanden gern haben, ist nämlich besitzergreifend. Man geht von sich aus, und will zur Lösung des Problems Einsamkeit einen Platzhalter einsetzen, von dem man ausgeht, dass dieser die eigene innere Leere füllt. Um den anderen geht es dabei letzlich nicht direkt, sondern indirekt als Objekt eigener Befriedigung. Hierbei versteht es sich von selber dass man nicht nur Menschen, sondern auch Tiere, Gegenstände oder Ideen gerne *haben* will, und der Begriff von vorn herein recht breit anwendbar ist.
Eine weitere Ausdrucksform, die wir gern benutzen ist das "mögen". Dieses Wort hat ein ebenso breites Bedeutungsfeld, geht aber schon mehr auf das gemochte ein, bzw. ist im Umgang etwas vorsichtiger. Etwas vermögen heisst z.B. etwas können. Hier klingt sicher durch, dass man einerseits mit etwas zurecht kommt, es bevorzugt behandelt oder auswählt (ich mag Pflaumenkuchen), aber dass es hier auch schon Erfahrungen gibt, die über das haben wollen hinaus gehen, sozusagen schon ein Kontakt vorhanden ist, der erkennen lässt, dass auch mit einer positiven Antwort zu rechnen ist. Faktisch ist gerade das einer der Verwundbarsten Punkte, wenn man sich preisgiebt, und etwas von sich hergibt, sich öffnet, aber man nicht weiss, wie dies aufgenommen wird. In diesem Spannungsfeld ist sicher auch der Konjunktiv mitschwingend, wenn es z.B. heisst, hier "mögen" noch einige Unklarheiten bestehen...
Alles in allem, gibt es sicher schon mehr Wärme in der Bezeichnung *mögen* als gern haben*, dennoch: zur Liebe scheint noch ein Weg zu beschreiten zu sein.
Für das Wort liebe selber bietet das Deutsche eine sehr schöne Möglichkeit, ein Adjektiv zu bilden: lieb sein. Hier wird schon deutlich, dass dies nicht nur etwas passives ist, was man an jemanden oder etwas heranträgt, sondern dass hier die Person im ganzen gefordert ist. Ein lieber Mensch, ist jemand, den man liebt. Etwas an sich Gutes, welches das Zentrum nicht mehr in meiner Betrachtung hat, weil ich liebe, sondern was aus *sich* geliebt wird. Hier ist der Bezugspunkt eindeutig im Geliebten, und somit eine für uns Menschen völlig abstrakte Situation: handeln wir doch eigentlich immer um unserer Motivation nachzukommen, sind wir uns und unserem Handeln und Denken doch i.d.R. am ehesten Nahe, so sprechen wir von Liebe eigentlich nur dann, wenn der/die/das Geliebte an sich Zentrum der Liebe ist, und nicht mehr der Liebende.
Als kleine Randbemerkung: Verlieben ist nicht lieben. Die Vorsilbe zeigt hier einen Fehler an, wir glauben nur zu lieben, was aber nicht heisst, dass diese Liebe nicht noch entstehen kann. Häufig ist das Verlieben reine Selbstliebe: man lernt wen kennen, interpretiert alles was man sucht hinein, und liebt diese Interpretation. Dies ist nebenbei imho auch der Grund für die 14-tägigen Beziehungen...

zum biologischen Aspekt
Dies ist wohl der am häufigsten diskutierte Aspekt im gesamten Umfeld. Dabei wage ich einmal die These, dass nicht nur die offensichtlich und direkte Unmittelbarkeit von Hormonen und Trieben dafür Ursache ist, sindern gerade in der heutigen Zeit auch ein gewisser Komerzgedanke.
Wie auch schon bei den Begriffen festzustellen war, ist auch in diesem Bereich nicht alles Liebe, was danach aussieht: im Gegenteil, hier zeigt sich die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit typischerweise am direktesten.
Ich möchte zur Vereinfachung trotz fliessender Übergänge zwei Aspekte herausstellen: den pornographischen, und den erotischen; beides allerdings hier rein unter körperlichem Aspekt.
Die Ambivalenz des pornographischen ist sicher am ehesten sichtbar. Hier zeigen uns z.B. die Medien permanent gewisses Fetischverhalten, welches sich sicher nicht auf der Stufe der Liebe, sondern wenn man es positiv ausdrücken will, maximal auf der des "gern haben" bewegt. Hier geht es offensichtlich um das Ausleben von Egoismen, auf die ich im dritten Aspekt noch näher eingen will, gerade z.B. Dominanzverhalten, ob aktiv oder passiv, zeigt deutlich, dass hier eine Triebbefriedigung stattfindet, in der der andere zum Objekt eingener Befriedigung eingesetzt wird. Dies ist auch unabhängig davon, ob dies beide wollen.
Eine Wertung will ich da gar nicht vornehmen, eizig der Hinweis, dass dieses Verhalten zwar auch Liebesakt genannt, nicht immer ein Akt der Liebe sein muss, ist meiner Ansicht nach von grosser Bedeutung, vieles kommt nämlich im Gewand von Liebe daher, was unter genauer Betrachtung doch eigentlich völlig anders genannt werden müsste.
Um einiges weiter, dennoch aber auch nicht ganz bar der Möglichkeit, zur Täuschung zu führen, ist das Feld der Erotik.
Einen Erotikbegriff kann man imho durchaus recht weit wählen, z.B. kann ein gutes Gespräch, ein Gebet, eine Naturerfahrung oder auch eine Traumerfüllung nach der Art sich etwas zu Leisten, etwas zu bauen, oder kaufen, durchaus erotisch sein, in dem Sinne, dass einem das Herz dabei aufgeht, oder man für etwas Herzblut investiert.
Natürlich findet dies auch und besonders im Zwischenmenschlichen statt, von einer einfachen Begegnung bis hin zur Sexualität. Diesen weiten Begriff, so finde ich, sollte man sich einal auf der Zunge zergehen lassen, ist er doch der Schlüssel dafür, der Welt und den Menschen mit all ihren Problemen und einschränkungen, als ganzes auch liebend gegenüber zu stehen. Hier wird auch deutlich, dass selbst der biologische Erotikbegriff deutlich über die reine Sexualität, und damit über pornographisches weit erhaben ist.
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich halte die Sexualität als Teil des Liebesvollzuges durchaus für wichtig, allerdings birgt sie die Gefahr, unter falschem Vorzeichen in Richtungen zu prägen, die dann nicht mehr Liebe genannt werden können, und in personalem Weg in eine Sackgasse führen, d.h. den Menschen daran hindern emotional zu reifen.
Sexualität als Suchtverhalten ist sicher keine seltene Art heutiger Problembewältigung, allein: sie fürht als Sucht wie andere Suchten auch, nicht weiter, sondern vergrössert die ursächlichen Probleme.
Hierbei möchte ich ausdrücklich betonen, dass Sexualität, Erotik, vom gern haben bis zur Liebe nicht nur auf Nachwuchs hin ausgelegt sein kann, wie man es kirchlichen Menschen gern unterstellt zu glauben. In gewissen Akten grösster Intimität und Geborgenheit, dann wenn Liebe mit allen Ihren Komponenten incl. dem Sexualakt auf den Partner bezogen ist, da denke ich allerdings durchaus, dass dies der optimale Grund bzw. Zeitpunkt ist, um neues Leben zu schenken, welches in Liebe gezeugt werden kann. Wenn man in diesem Augenblick funktional denkt, und z.B. bewusst verhütet, so verstehe ich das durchaus, allerdings muss man Zugeben, dass dieser funktionale Gedanke die Unmittelbarkeit des Aktes trübt, und man sich somit der Liebe auch körperlich durchaus noch eine Steigerung vorstellen kann, welche dem optimalen sicher noch näher kommt.
Also, als knappes Fazit zur körperlichen Liebe: Ich bin der Meinung, dass diese vor allem in Form von Erotik unser Leben prägen soll, dass jedoch der Kontakt, je inniger er in seiner Hingabe ist, immer persönlicher, möglicherweise verletzender und somit auch gefährlicher werden kann, und gerade im Hinblick auf Suchtverhalten nicht ohne Gefahr ist. Es ist imho immer wichtig zu unterscheiden, ob ich mit meinen Bedürfnissen im Zentrum stehe, oder ich mich in Liebe verschenke. All unser Handeln prägt uns zu tiefst, und ist sicher auch Ursache für unser Probleme und Nöte. Nicht alles, was gleich heisst, ist es letztlich auch.

zur personalen Entwicklung
Wie ich schon festgestellt habe, genügt sich der Mensch nicht selber. Letztlich fühlt er sich einsam, allein gelassen und je nach persönlichkeitsstruktur leidet er auch mehr oder weniger darunter. Natürlich gibt es hier die eine oder andere Abhilfe: Sexulität als Kompensationsmittel hatte ich ja auch schon angesprochen.
Was halt nun Liebe mit personalen Entwicklung zu tun? Anders ausgedrückt würde ich sagen, man kann die Reife eines Menschen an seiner Fähigkeit zur Liebe ablesen. Dies hört sich zuerst mal etwas befremdlich an, da wir ja über unseren Sexualitätsgedanken der Meinung sind, jeder der einen Sexualtrieb hat, kann auch lieben. Hier haben wir es sicher mit dem zu tun, was nur nach Liebe aussieht, wo wir uns im Zentrum sehen. Liebe heisst, sich zu verschenken. Nicht sich selber, sondern den/die/das geliebte ins Zentrum zu rücken. Dies ist schon deutlich schwerer, als einfach einen Trieb zu befriedigen. Dennoch kann man die Erfahrung machen, dass dies, was ja wie eine Einschränkung anmutet erst richtig befreit.
In diesem Sinne hört sich Liebe wie ein Paradox an. Von sich selber weggehen, heisst, selber zu wachsen.
Dabei findet sich auch hier die schon zuvor beschriebene Ambivalenz: Liebe und Egoismus scheinen sich nur in Nuancen zu unterscheiden.
Im Egoismus möchten wir z.B. die Platz eines anderen einnehmen, ihn von seiner Position verdrängen und dort Platz nehmen. In Liebe, möchte man im anderen aufgehen, d.h. mit ihm verschmelzen. Körperlich symbolisiert auch im Sexualakt, ist dies eine viel tiefere und innige personale Vereinigung, die den anderen nicht wie im Egoismus vernichtet oder verdrängt, sonder beschützt und emporhebt, und damit auch selber getragen wird. Letztlich denke ich, diese Liebe ist die einzige Möglichkeit für uns menschen, dem determinierenden Egoismus zu entrinnen, und im anderen das Ziel zu sehen, und somit ist auch dies die Keimzelle für Freiheit: nicht sich folgen, sondern in Liebe von sich loslassen können.


So. hab ich nun alle verwirrt?

Gruss,
Thod

Feuerkopf
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Mo 20. Jan 2003, 20:18 - Beitrag #17

Liebesstile

Wenn wir schon bei den Definitionen sind, so kann ich hier was aus der sozialpsychologischen Sicht beisteuern (nach H. W. Bierhoff). Es geht in diesem Falle um die interpersonelle Liebe.

Bierhoff unterscheidet sechs verschiedene Liebesstile, wobei die Begriffe nicht auf seinem Mist gewachsen, sondern historisch sind.

1. Eros - der romantische Liebesstil

Merkmale: sexuelles Interesse, physiologische Erregung, Leidenschaft, Liebe auf den ersten Blick, die geliebte Person brauchen.

2. Mania - der besitzergreifende Liebesstil

Merkmale: Faszination, Exklusivität, Idealisierung, Eifersucht

3. Storge - der freundschaftliche Liebesstil

Merkmale: Vertrauen, Toleranz

4. Agape - der altruistische Liebesstil

Merkmale: Opferbereitschaft, Hilfsbereitschaft

5. Ludus - der spielerische Liebesstil

Merkmale: sexuelle Abenteuer, keine Bindung

6. Pragma - der pragmatische Liebesstil

Merkmale: Passung der Ziele, Nutzenmaximierung

Die Einstellungen zur Liebe sind in gewissem Umfang von der Kultur abhängig; die Erbkomponente der Liebesstile ist minimal.
Außerdem ändert sich die Gewichtung der Stile im Laufe des Lebens und auch im Verlauf einer Beziehung.

Thod
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Mo 20. Jan 2003, 20:24 - Beitrag #18

Hallo *liebe* Feuerkopf,
hab mir doch gedacht, dass du die erste sein wirst, die nun antwortet ;)

ich habe dieses Schema glaubich so oder so ähnlich auch schon mal gelesen.
Es gibt interessanter Weise für viele Begriffe, ob Freundschaft oder ähnliches, oft tradierte Begriffsdefinitionen, teils noch aus der Antike.

Ich mische sowas immer gern mit meinem persönlichen Kontext, allein schon aus Gründen die du angeführt hast:
Die Einstellungen zur Liebe sind in gewissem Umfang von der Kultur abhängig; die Erbkomponente der Liebesstile ist minimal.
Außerdem ändert sich die Gewichtung der Stile im Laufe des Lebens und auch im Verlauf einer Beziehung.


Gruss,
Thod

Feuerkopf
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Mo 20. Jan 2003, 21:17 - Beitrag #19

Klar, Thod, ist doch Ehrensache, bei einem solch schönen Thema! :s17:

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Fr 24. Jan 2003, 18:05 - Beitrag #20

@Thod: Verwirrt nicht, aber schon ein bisschen erschlagen, da es ausnahmsweise mal eine Sache ist, wo ich dir weitgehend zustimmen kann und es sehr gut aufgestellt ist :s1:
@Feuerkopf: Nach deiner Liste wären mir wohl "freundschaftlicher" und "altruistischer" Liebesstil am wichtigsten, wobei man das "die geliebte Person brauchen" auch statt zum romantischen auch zu diesem zählen könnte.

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