1. FC Kaiserslautern vor dem Kollaps
Lage "dramatisch": Finanzamt fordert 12,9 Millionen Euro
Der 1. FC Kaiserslautern steht vor dem finanziellen Kollaps. Wie der Verein mitteilte, stellt das Finanzamt gegen den Verein Nachforderungen in Höhe von 12,9 Millionen Euro, von denen 8,3 Millionen Euro mit einer sofortigen Zahlungsaufforderung verbunden sind. "Die Situation hat sich dramatisch verschlechtert", kommentierte FCK-Vorstandschef Rene C. Jäggi die Forderung des Fiskus.
Der Traditionsverein aus der Pfalz ist bereits mit rund 30 Millionen Euro verschuldet und kämpft gegen einen möglichen Lizenzentzug. "Der 1. FCK wird sofort alle möglichen Rechtsmittel einlegen", sagte Jäggi: "Zudem werden die in dieser Höhe nicht erwarteten Summen in das zurzeit in der Entwicklung befindliche Sanierungskonzept eingearbeitet." Dabei wollen die "Roten Teufel" unter anderem nach dem Schalker Vorbild ihre Zuschauer-Einnahmen für die nächsten 24 Jahre verpfänden und kämpfen zudem um Bürgschaften und Garantieerklärungen des Landes Rheinland-Pfalz.
Herber Rückschlag
Die Forderung der Finanzbehörden, die die Leitung des Finanzamtes der Vereinsführung in einem persönlichen Gespräch mitteilte, stellt allerdings einen herben Rückschlag für Jäggis Bemühungen dar. Die Nachforderungen beziehen sich auf den Verdacht, dass der ehemalige FCK-Vorstand Lohnsteuer für Lizenzspieler nicht korrekt abgeführt hat, da Lohnzahlungen möglicherweise verdeckt als Zahlung auf Persönlichkeitsrechte oder über Spielervermittler abgerechnet wurden.
Der zweite Teilbetrag von 4,6 Millionen Euro ist wegen noch ausstehender weiterer Untersuchungen des Finanzamtes noch nicht sofort fällig. Für den Fall derartiger Nachforderungen hatte Jäggi bereits angekündigt, die ehemaligen Vorstände Jürgen Friedrich und Gerhard Herzog in Regress nehmen zu wollen.
Das Thema Kaiserslautern wird am Donnerstag wohl im Mittelpunkt der Sitzung des Vorstandes der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt/Main stehen. Der FCK hatte die DFL am Nachmittag über den Vorgang informiert. Eine Stellungnahme des Ligaverbandes war für Mittwoch nicht geplant.
Ruf nach Steuergeldern
Der 1. FC Kaiserslautern hatte auf Entscheid der Mitgliederversammlung vom 5. November 2002 renommierte Wirtschaftsprüfer mit der Untersuchung der Geschäftsvorgänge seit 1996 beauftragt. Ein erster Teilbericht war den Finanzbehörden am 3. Dezember 2002 vorgelegt worden, kurz vor Weihnachten wurde ein weiterer Bericht fertiggestellt.
Erst am Dienstag hatte der Haushalts- und Finanzausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags getagt, um zu prüfen, ob weitere Bürgschaften oder Garantieerklärungen zugunsten des FCK möglich sind. Jäggi begründet den Ruf nach Steuergeldern mit dem Umbau des Fritz-Walter-Stadions für die Weltmeisterschaft 2006. Dass der Betzenberg unbedingt Austragungsort sein musste, ist seiner Ansicht nicht alleine auf Ansinnen des FCK, sondern insbesondere von Seiten der Politiker in die Wege geleitet worden. "Warum muss das schwächste Glied in der Kette, der Verein, am meisten in Vorleistung gehen? Derzeit leidet der FCK auf Grund der wirtschaftlichen Misere am meisten darunter, dass Kaiserslautern WM-Standort ist", meinte Jäggi.
Zudem entwickelte Jäggi die Idee, einen Investor zu finden, der für Zuschauereinnahmen der nächsten 24 Jahre als Gegenleistung vorab 85 Millionen Euro zahlt. Zwar käme seiner Meinung nach diese Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt zu früh für die Pfälzer, erste Gespräche mit dem Erfinder des Models haben aber bereits stattgefunden: "Wir haben uns deshalb bereits bei Stephen Schechter nach Details, auch im Zusammenhang mit dem FCK, erkundigt."
Quelle: ZDF heute sport