Hallo zusammen,
ich möchte mir hier einmal etwas zeit nehmen, um meinen Senf zur augenblicklichen Weltpolitik loszuwerden.
Amerika. Wer kennt es nicht. Natürlich dreht sich alles um diese Nation von (wie haben es die Griechen doch so schön formuliert) Barbaren.
Was macht einen solchen Barbaren aus? Warum überhaupt zähle ich Amerika (d.h. die USA) dazu?
Ein Barbar war ein Nichtgrieche. Allgemein gingen die Griechen davon aus, dass Nichtgriechen naturgemäss weniger Kultur besässen als sie, und darum wurde dieser Begriff auch eher geringschätzend benutzt. Geringschätzend meine ich ihn wohl im Grunde auch, wenn ich in auf die USA anwende, doch das allein charakterisiert wohl noch nicht eindeutig. So gibt es vor allem zwei Aspekte, die ich kurz konkretisieren mag.
- Zum einen etwas der Mentalität entsprechendes, wobei sich ja von selber versteht, dass die Mentalität einer Bevölkerung nicht in jedem ihrer Bewohner so zu finden ist, sondern ein von aussen zu beobachtender Allgemeinbegriff ist. Diese hängt im Falle der USA sicher von der Geschichte der Eroberung und Abnabelung von Europa, sowie auch von der puren Grösse des Landes ab.
Ich denke, ich gehe nicht zu weit, wenn ich den Amerikanern eine direktere Art als vergleichsweise den Europäern zuspreche: Emotionaler, leichter begeisterbar oder auch auf der anderen Seite schreckhafter (Bowling vor Columbine lässt grüssen...). Eine direkte Art könnte man vielleicht auch mit rustikal im Sinne von ländlich umschreiben, was dem oben genannten Barbaren sicher schon näher kommt.
- Zum anderen, und das ist von der Mentalität nicht ganz getrennt, schlägt sich das Barbarentum wohl auch schon seit Ewigkeiten durch die amerikanische Aussenpolitik. Hier kann man wohl ein gewisses Platzhirschgehabe nicht abstreiten.
Nun (weil ich die Geschlechterproblematik wohl nicht lassen kann) war es meist Zeichen barbarischer Kulturen, dass sie in ihrer Art eher maskulin auftraten. Mit brachialer Gewalt stürmten sie des öfteren gegen die Hochkulturen, welche wie man z.B. schon bei betrachtung der minoischen Kultur sehen kann, doch immer weiter ihre femininen Qualitäten entfaltet hatten.
Amerika schickt sich nun also an, quasi als letzte verbleibende Weltmacht, nachdem man erfolgreich und in kürzester Zeit den Wegfall des bösen Kommunismusses durch das aufzeigen des neuen Bösen kompensiert hatte, die Weltherrschaft gänzlich nach eigenem Gusto neu zu ordnen.
Damit hält man auch gar nicht hinter dem Berg, sondern fürht konsequent aus, warum man gewisse Teile Europas für antiquiert hält: Dort werde immer noch von Frieden durch Friedlichkeit gesprochen, wärend man hier, in den USA, schon deutlich weiter denke. Die Frage, ob es einen Irakkrieg geben werde, stelle sich schon gar nicht mehr, sondern nur, wie man anschliessend verfahre.
So erfährt der staunende Europäer, dass Amerika ihm ja nur zu Hilfe kommen möchte, indem es endlich und eigentlich ja auf bitten der Europäer "das Böse an der Wurzel ausrotte". Hier wird schon gar nicht mehr von Irakkrieg gesprochen, sondern von einer völligen Neuordnung des Nahen Osten, beginnend mit Afgahnistan, über den Irak, Iran, Saudi Arabien bis hin zu Ägypten.
Ganz nebenbei: Die Frage, warum dies in Bezug auf Israel bis heute noch nicht funktioniert hat, übersieht man bei derart barbarischer Brachialgewalt und im vollen Wissen, nur das Beste zu tun, gerne...
Ich denke, letzlich haben wir es hier wieder mal mit einem Problem, welches wir Deutschen verursacht haben, zu tun: dem zweiten Weltkrieg.
Der Luftkrieg gegen Deutschland muss den Amerikanern schon nachhaltig viel (wie sagt man doch bei entsprechenden Computerspielen) Fun gebracht haben. Man fliegt sauber irgendwo hin, wirft massig bomben ab, sieht es rauchen und fliegt zurück. Eine saubere Sache, von der die Amerikaner bis heute noch nicht viel abstand genommen haben.
Gar ketzerisch wäre in diesem Zusammenhang wohl die Frage, ob man das Leid der Familien die ihre Verwandten z.B. bei einem Spaceshuttleabsturz verloren haben, mit dem Leid derjenigen vergleichen kann, die ihre Verwandten durch amerikanische Bombenangriffe verlieren oder verloren haben, ohne bewusst irgend ein Risiko für sich eigegangen zu sein.
Was für mich an Frage allerdings noch völlig offen ist, ist der nächste Schritt, den Amerika unternehmen wird, wenn er den Nahen Osten umgestaltet hat.
Zwei Prognosen liegen wohl auf der Hand:
- Wenn der Krieg nicht so gut verläuft, und evtl. auch amerikanische Soldaten in Holzkisten nach hause geschickt werden (wenn überhaupt), dann braucht es sicherlich einen Schuldigen. Mir klingt da noch irgendwie der Name "Dolchstosslegende" in den Ohren. Könnte es sein, dass wenn Amerika im Irak ein Waterloo erlebt, es die mangelnde Unterstützung seitens der Verbündeten, allen voran Deutschlands sein mag, die Schuld ist?
- Wenn der Krieg allerdings nach amerikanischem Plan verläuft: Wer werd nach Ausrottung des Bösen im Nahen Osten als nächster böser dran sein? Viellecht ist man dann ja gerüstet, um das verweichlichte Europa endlich auf Einheitskurs einer straffen Weltführung unter den USA zu trimmen?
Wie auch immer. Mein schöner Traum von 6 grossen Kulturkreisen (Nordamerika, Südamerika, Afrika, Europa, Naher Osten, Ferner Osten), die in sich autark miteinander aussenpolitisch und wirtschaftlich zusammenarbeiten, aber innenpolitisch separat agieren, wird wohl noch lange ein Traum bleiben: aber auch daran sind wohl wir deutschen Schuld.
Vielleicht wäre der Nahe Osten friedvoller in der Welt, hätte es als Folge des zweiten Weltkrieges keinen Staat Israel gegeben. Aber wie auch immer die neue Weltrangliste sein mag: Amerika führt Krieg, und wir sind es letzlich, die es ausbaden, wenn wir nicht gar schuld sind.
Und dies wird so lange währen, bis auch dieser Welteroberer an seinen Plänen, die Welt nach seinem Mass zu ordnen in einer grossen Traditionellen Reihe von Alexander über Cäsar, Napoleon und Hitler, untergehen wird.
Gruss,
Thod