Der AC Mailand hat das Finale der Champions League gegen Juventus Turin gewonnen. 120 Minuten lang fiel in Manchester nicht ein einziges Tor. Doch im Elfmeterschießen hatte Milan die besseren Nerven - und den glücklicheren Torhüter.
Manchester - Dida hat dem AC Mailand den Triumph in der "Königsklasse" gesichert. Mit drei gehaltenen Strafstößen sicherte der brasilianische Keeper seiner Mannschaft am Mittwochabend im "italienischen" Champions-League-Endspiel gegen Juventus Turin das 3:2 im Elfmeterschießen und damit den sechsten Erfolg im Cup der Landesmeister.
"Dida war spitze", sagte Milan-Coach Carlo Ancelotti nach dem Elfmeter-Krimi, "ich denke allerdings auch, dass wir insgesamt etwas besser waren als Juve." Vor 63.215 Zuschauern im ausverkauften Old-Trafford-Stadion von Manchester hatte es nach regulärer Spielzeit und Verlängerung 0:0 gestanden.
Befürchteter italienischer Defensivfußball blieb aus
Der AC Mailand, der im Finale über weite Strecken die bessere Mannschaft war, ist nun als Titelverteidiger direkt für die kommende Champions League qualifiziert. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Andrej Schewtschenko, doch sein Mannschaftskollege Clarence Seedorf schrieb ein Stück Fußball-Geschichte. Als erster Spieler überhaupt gewann der Niederländer mit drei unterschiedlichen Teams die Champions League. 1995 war er mit Ajax Amsterdam, 1998 mit Real Madrid erfolgreich gewesen. "Ich bin so glücklich, es ist unglaublich", sagte Seedorf, "wir haben über die ganze Saison hinweg gut gearbeitet und ich denke, wir haben den Cup verdient gewonnen."
Vom Anpfiff weg entwickelte sich eine temporeiche und gutklassige Partie, in der die Mailänder bei ihrem 250. Auftritt im Europapokal zunächst die Akzente setzten. In der 9. Minute jubelte Milan schon über das vermeintliche Führungstor durch Andrej Schewtschenko, doch beim Schuss des Ukrainers stand dessen Sturmpartner Filippo Inzaghi im Abseits. Der deutsche Schiedsrichter Markus Merk (Kaiserslautern), der seine 90. Europacup-Begegnung tadellos leitete, erkannte den Treffer zu Recht nicht an.
"Juve" nach der Pause etwas druckvoller
Ohne ihren schmerzlich vermissten tschechischen Regisseur Pavel Nedved (Gelb-Sperre) fand die "alte Dame" aus Turin über weite Strecken nicht ins Spiel und agierte aus einer verstärkten Defensive. So dauerte es bis zur 28. Minute, ehe der frisch gebackene Meister der Serie A zu seiner ersten guten Einschussmöglichkeit kam. Der bis dahin nicht aufgefallene Alessandro del Piero zielte aus 18 Metern allerdings über das Tor. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit erwachte Juventus aus seiner Lethargie, ohne allerdings daraus Kapital schlagen zu können.
Nach dem Wechsel reagierte Turins Trainer Marcello Lippi auf das einfallslose Spiel seiner Elf und brachte Antonio Conte für den blass gebliebenen Nedved-Stellvertreter Mauro Camoranesi. Conte führte sich mit einem sehenswerten Latten-Kopfball auch gleich gut ein (47.). Das italienische Duell um die kontinentale Fußball-Krone, das in nahezu 200 Ländern im Fernsehen zu sehen war, wurde nun etwas abwechslungsreicher, aber auch deutlich härter.
Verlängerung nichts für Fußball-Ästheten
Torgefährliche Aktionen wurden in der Folge dafür seltener. Der aufgerückte Paolo Maldini (60.) köpfte am Turiner Kasten vorbei, auf der anderen Seite zielte Conte (72.) zu hoch. Meistercoach Lippi verstärkte noch einmal die Offensive und brachte Stürmer Marcelo Zalayeta für den schwachen Edgar Davids.
Trotz schwindender Kräfte waren beide Teams weiter bemüht, die drohende Verlängerung zu vermeiden. Doch auch Seedorf (89.) konnte bei der letzten Gelegenheit in der regulären Spielzeit den starken "Juve"-Keeper Buffon nicht überwinden. In der unansehnlichen Verlängerung, in der keiner der Widersacher mehr etwas riskierte, musste Milan praktisch zu zehnt auskommen, denn der dritte Einwechsel-Spieler Roque Junior musste trotz einer Oberschenkelverletzung durchhalten.
Juventus Turin - AC Mailand 0:0 n.V., 2:3 i.E.
Tore im Elfmeterschießen:
Dida hält gegen Trezeguet
0:1 Serginho
1:1 Birindelli
Buffon hält gegen Seedorf
Dida hält gegen Zalayeta
Buffon hält gegen Kaladse
Dida hält gegen Montero
1:2 Nesta
2:2 Del Piero
2:3 Schewtschenko
Turin: Buffon - Thuram, Tudor (42. Birindelli), Ferrara, Montero - Camoranesi (46. Conte), Tacchinardi, Davids (65. Zalayeta), Zambrotta - Del Piero, Trezeguet
Mailand: Dida - Costacurta (65. Roque Junior), Nesta, Maldini, Kaladse - Gattuso, Pirlo (71. Serginho), Seedorf, Rui Costa (87. Ambrosini) - Schewtschenko, Inzaghi
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Kaiserslautern)
Zuschauer: 63.215 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Del Piero, Tacchinardi - Costacurta